Beiträge von Spurius Flavius Nugivendus

    Als ich den Weinkrug absetzte, war Fausta verschwunden. "Hmm?", brummte ich und blickte in den Kelch. Dann blickte ich wieder auf und fuhr mit den Augen durch den Saal. "Kräftiges Zeug", flüsterte ich.


    Das Geschehen um die junge, verunglückte Dame schockierte mich, hätte ich doch zu gerne mehr über sie erfahren und auch andere Mitglieder der Familie kennen gelernt. Doch irgendwie hatten Sie es zu einer Kunst werden lassen, mich zu ignorieren. Aber was wollte man erwarten, schließlich musste hier Jemand den Weg allen Irdischen gehen. Da war es wohl nicht weiter verwunderlich, wenn man keine Zeit hatte, sich mit einem dennoch Fremden zu beschäftigen. Seufzend saß ich also da auf der Liege.

    Nugivendus bemerkte das rege treiben, das im Haus herrschte. Ungewiss, was dort unten vor sich ging, schritt er noch frohgemütig zu der Stelle, die der Hort der Aufruhr zu sein schien. Was sich ihm doch darbot, trieb ihm den Schrecken ins Gesicht. "Bei den Göttern! Was ist denn bloß passiert?"
    Er eilte zu der jungen Frau, die da über dem leblos erscheinenden Körper hockte. "Gnädigste! Kann man helfen?"


    In diesem ungewohnten Streß, der sich dem schwachherzigen Nugivendus da darbot, vergaß dieser den Anstand sich vorzustellen. Er legte die Hand auf sein rasendes Herz und betrachtete die Situation, äusserst angespannt.

    Nachdem sich Nugivendus in sein Schlafzimmer geleiten ließ, wünschte er seiner reizenden Cousine eine Gute Nacht und blickte sich in seinem neuen Zimmer um: Es war herrlich eingerichtet, besser noch, als das Schlafzimmer in seinem Anwesen a.D.


    Er ging einige Schritte und warf einen Blick aus dem Fenster - Hach, eine herrliche Aussicht, dachte er sich. Wunderbar, ganz wunderbar!
    Etwas gehetzt kleidete sich Nugivendus in Nachtgewänder und legte sich schlafen. Er war neugierig auf die Tage, die da kommen würden.

    Nugivendus nickte Fausta zu. "Das klingt gut, Ja, das klingt wirklich gut."
    Wieder nahm er einen großen Schluck vom Wein.
    "Ich scheine die rechte Wahl mit meiner Übersiedelung getroffen zu haben. Hier in Hispania scheinen mehr Möglichkeiten gegeben zu sein, als im vielbevölkerten Rom. Irgendeine Stelle wird sich schon finden lassen, in der ich arbeiten kann."

    "O, Ja, das ist wohl aufregend!" sagte Nugivendus und aß noch einen Bissen.
    "Wenn du erlaubst, dann würde ich Dich zu gerne morgen begleiten. Es könnte sicherlich nicht schaden, einen Blick durch die neue Heimat zu werfen."


    Nugivendus lächelte.


    "Ich freue mich auch schon, die übrigen Verwandten kennenzulernen!"

    Nugivendus lachte. "Ja, ja das stimmt! Habe schon viel erlebt, auf meine Tage."
    Er nahm einen Happen von den aufgedeckten Speisen und setzte dann an, ausgiebig wie ein altes Waschweib zu erzählen:


    "Meine Beste, in Rom hatte ich ein wirklich schönes Haus. Mehretagig, unten die Taverne beheimatet. Daneben ein feiner Garten. Viele Menschen kamen tagaus, tagein zu mir. Ich liebte diese Arbeit. Das Essen bereiten, einen Plausch mit den Gästen halten.."


    Nugivendus unterbrach sich selber.


    "Wenn Du wüsstest, was man da alles so hört. In meiner Nachbarschaft alleine, da gab es mehr Betrügereien in den eigenen Familien als man es für möglich gehalten hätte! Und Verschwörungen..."


    Wieder unterbrach er sich, in seiner hektischen Redeweise, selber.


    "Manchmal glaubt man wirklich, wir Römer sind uns selber der größte Feind. Mit unseren Verschwörungen schaden wir uns mehr, als die Germanen uns!"


    Er stoppte, um einen Happen vom Braten zu nehmen.

    "Danke!"


    "Als Jungspund einst", sagte Nugivendus, "da war ich Händler. Habe allerlei Sachen verkauft, vornehmlich an das gehobene Volk, doch aber auch an andere Händler und Soldaten. Alles, was es so gibt. Stoffe, Gewürze, Weine..."


    Dann machte er eine Pause und trank einen Schluck. "Schlussendlich dann, habe ich mich als Wirt zur Ruhe gesetzt. Bis man dann meine Taverne in Flammen aufgehen ließ, und mit ihr mein Besitz."


    Er blickte traurig drein.

    "Nach dieser Reise, beste Fausta, lieber ohne Wasser!" sagte Nugivendus scherzend, ehe er von den Erlebnissen der Reise berichtete: "Ihr glaubt garnicht, wie das ist, auf solch Schiffen zu fahren. Dort und an den Häfen ist alles voller Ratten... und damit meine ich nicht nur die Tiere! Um ein Haar hätte mich das Diebesgesindel erwischt, dass da seine Untaten treibt. Zum Glück war die Stadtwache zur Stelle."


    Nugivendus schüttelte sich kurz. "Bei den Göttern, es ist mir noch immer ein Rätsel, wie ich hier lebend eingetroffen bin!"

    Nachdem Nugivendus platz genommen hatte, entwich ihm ein herzhaftes Seufzen, als er die Bequemlichkeit der Liege erlag. "Ihr wisst garnicht, wie gut das nach der Reise tut", sagte er und legte den Umhang zurecht. Mit freundlichem Blick sah er sich in diesem pompösen Anwesen um, ehe er die Speisen bemerkte, die aufgetragen wurden. "Ihr seid zu gütig, junge Dame."

    Mehr erschreckt wandte sich der abwesend erscheinende Nugivendus der ankommenden Frau zu. "Oh, verzeiht!" sagte er, "Meine Gedanken waren gerade bei dem ganzen Diebesvolk.. das mich bis hierher verfolgte!"


    Hektisch blickte er sich um und wischte sich Staub von der Tunika. "Verzeiht bitte meine Unhöflichkeit. Ich bin Spurius Flavius Nugivendus", sagte Nugivendus und verneigte sich knapp gen der Frau, dann fuhr er fort: "Ich bin gerade eben in Tarraco eingetroffen, habe mich dann auf ein Geheis direkt zu diesem Anwesen aufgemacht."


    Er pausierte kurz künstlerisch und fuchtelte mit den Händen an seinen Haaren herum, die vom Wind ein wenig zerzaust wurden.


    "Ich weiss nicht, ob ihr je von mir gehört habt, aber anscheinend bin ich ein entfernter Cousin von Euch. Als ich durch einen Zufall erfuhr, wo der Rest meiner Verwandtschaft den Stammsitz hat, nahm ich mein restliches Hab und Gut zusammen, verließ Italia und machte mich auf, hierher."


    Wieder blickte Nugivendus zu den in einiger Entfernung stehenden Männern und schaute dann etwas ängstlich drein, als er die Frau, anscheinend ein Glied seiner wiedergefundenen Familie, fragend anblickte.

    Hektisch schritt Nugivendus Richtung Villa Flavia Catus, den weissen Umhang mit der linken Hand in die Höhe haltend, um diesen nicht dem Staub aussetzen zu müssen. Der Weg vom Hafen durch das Wohngebiet hatte ihn sichtlich mitgenommen - war der ältere Mann mit seinem schwachen Herz doch solch eine Aufregung nie gewohnt. Überall diese fremden Blicke, die auf ihn herabfielen, viele am Hafen waren bestimmt Mörder oder Diebesgesindel, dass nur darauf wartete, ihn hinterrücks aufzuschlitzen und zu überfallen.


    Immer wieder sah er sich um. Als er dann endlich das Tor der Villa Flavia Catus erreichte, entwich ihm ein glückliches Seufzen. "Endlich, bei den Göttern!", sagte er und klopfte an die Pforte, um Einlass bittend.