Nach einer kurzen Zeit war die Centurie wieder vor ihren Vorgesetzten angetreten, und der Centurio schikcte sich an, mit strengem Blick die Reihen der Milites abzuschreiten. Decius stand ein wenig abseits am Ende der Reihen und harrte dort aus.
Plötzlich hörrte man das Klappern genagelter Caligalae auf dem gepflasterten Boden der Räumlichkeiten, und ein weiterer Miles kam herbeigehetzt, stellte sich an das Ende der angetretenen Soldaten und hoffte möglicherweise, nicht gesehen worden zu sein. Da allerdings hatte er sich getäuscht, der Centurio hatte ihn selbsztverständlich sowohl kommen hören als auch gesehen, und so eilte er mit stampfenden Schritten zu dem Verspäteten. Er warf diesem einen vernichtenden Blick zu und rief Decius herbei.
"Optio, veni ad me" erscholl die kräftige Stimme, Decius beeilte sich, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Wenige Atemzüge später kam Decius bei dem Centurio zum Stehen und schaute diesen fragend an. Der Centurio nickte lediglich und machte eine lässige Handbewegung, und Decius verstand. Er trat einige Schritte beiseite, so dass er schräg neben dem Miles stand.
"Miles, tres passus progredde"
Der Angesprochene ahnte nun ebenfalls was kommen würde, kannte er dies doch aus der Legion. Er trat drei Schritte vor und blieb dann stehen.
"In terram! Genua flecte!"
Der Miles kniete sich auf den Boden und nahm die Position für Liegestütze ein. Dann begann der Optio zu zählen:
"Unus! Duo! Tres! Quatuor! Quinque! Sex! Septem! Octo! Novem! Decem! Undecim! Duodecim! Tredecim! Quattuordecim! Quindecim!"
Während Decius zählte, machte der Miles die Liegestütze. Der Centurio jedoch nahm seine Vitis und hieb jedesmal, wenn der Miles unten war, mit voller Wucht auf den Rücken des Delinquenten, so dass dieser Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten und wieder hoch zu kommen um die nächste Liegestütze zu absolvieren.
Schließlich war Decius zum Ende gekommen, und der Miles erhob sich keuchend, aber standhaft. Die Schande, vor den Augen seiner Kameraden zusammenzubrechen hätte er nicht ausgehalten, und er konnte von Glück sprechen, wenn er nicht mit sofortiger Wirkung aus der Palastwache verstoßen würde.
Decius ließ den Miles wieder seinen Platz in der Reihe einnehmen, und der Centurio wandte sich an die Truppe:
"Lasst euch das eine Warnung sein, niemals Nachlässigkeit und Disziplinlosigkeit zuzulassen. Diesmal war ich nachsichtig, aber beim nächsten Mal gibt es keine Gnade."
Er wandte sich an den Miles.
"Du wirst nach der Diensteinweisung unverzüglich in die Unterkünfte gehen und die Latrinen der gesamten Palastwache säubern! Und das wirst du nicht nur heute, sondern die nächsten zehn Tage tun!"
Dann wandte er sich Decius zu und gabe diesem ein Zeichen, dass er mit der Eiwneisung beginnen sollte. Und dies tat er dann auch:
"Ihr seid nun für die Palastwache eingeteilt. Für die Neuen sei hier noch einmal das Prozedere erwähnt: Grundsätzlich ist Peregrini und Bürgern der Zutritt zum Palast zu verwehren. Audienzen gibt der Kaiser nur einem bestimmten Personenkreis. Amtierende Magistrate, Senatoren, Kommandeure der Armee sowie der Marine und hochrangige Priester dürfe eingelassen werden. Sie haben an den Magister Officiorum weitergeleitet zu werden. Hat ein Bürger oder Peregrini einen triftigen Grund, eingelassen zu werden, so kann das geschehen. Er sollte dann zum Magister Domus Augusti gesandt werden. Ihr als Wachen könnt ebenfalls entscheiden, ob Jemand vorgelassen wird oder nicht. In Zweifelsfällen jedoch schickt ihr die Besucher zum wieder zum Magister Domus Augusti. Fragen bis hierher?"