Achaea

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Die Provinz Achaea (griech. Achaia) umfasste hauptsächlich die Halbinsel Peloponnes im heutigen Griechenland. Im Norden grenzte Achaea an die Provinzen Epirus und Macedonia.

Vorrömische Geschichte

Zur griechischen Kultur siehe auch: Griechen

Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand der Aechaeische Bund aus bis zu 60 einzelnen griechischen Städten bzw. Stadtstaaten, der bis zum 2. Jahrhundert den gesamten Peloponnes umfasste. Da er sich außenpolitisch auf die Seite Roms stellte, war er ein wichtiger Verbündeter Roms im ersten Makedonischen Krieg. Die Unabhängigkeit und Freiheit der griechischen Städte wurde daher nach Ende der Kämpfe auch von consul Titus Quinctius Flamininus im Jahr 196 v. Chr. offiziell bestätigt.

Im zweiten Makedonischen Krieg verhielten sich die Achäer daher auch neutral, mussten aber trotzdem 168 v. Chr. tausend Geiseln stellen, die nach Rom deportiert wurden, unter ihnen auch der Historiker Polybios. Im dritten Makedonischen Krieg verhielten sich die Städte daher erneut neutral. Wenig später kam es jedoch zu einem Übergriff auf eine römische Gesandtschaft in Corinthus (heute Korinth), was Rom als Vorwand reichte, um die Stadt 146 v. Chr. durch Lucius Mummius nahezu vollständig zerstören zu lassen. Im Anschluss erklärte man den Bund für aufgelöst und unterstellte die Städte romtreuen Politikern. Das Gebiet des Bundes wurde in der Folgezeit in die Provinz Achaea umgewandelt und zunächst vom Statthalter von Macedonia mitverwaltet.

Römische Geschichte

Wie überall litten auch die griechischen Unterworfenen unter der Herrschaft der römischen Statthalter und Steuerpächter, die das Land systematisch ausplünderten. Zusätzlich tobten die Mithridatischen Kriege und später die römischen Bürgerkriege auch in Achaea und setzten dem Land zusätzlich zu. Trotzdem wurde bereits unter Gaius Iulius Caesar mit dem Wiederaufbau von Corinthus begonnen. Unter Augustus wurde diese Stadt dann auch unter dem Namen Colonia Laus Iulia Corinthus zur Hauptstadt der nun eigenständigen Provinz Achaea. Der vom Senat gestellte proconsul hatte den Rang eines Prätoriers.

Aufgrund ihrer weiteren schlechten wirtschaftlichen Lage wurde die Provinz von 15 bis 44 n. Chr. vom kaiserlichen Statthalter von Macedonia mitverwaltet. Nero verkündete bei einer Reise durch Archaea 66/67 n. Chr. sogar die völlige Steuerfreiheit für alle Griechen, was jedoch von Vespasian umgehend wieder revidiert wurde. Ebenfalls in der Regierungszeit Neros, spätestens jedoch unter Antoninus Pius wurde die Region Thessalia aus der Provinz Achaea gelöst und dem benachbarten Macedonia zugeschlagen.

Politisch gewann neben der Provinzhauptstadt unter Hadrian auch Athenae (heute Athen) als Führungsstadt des neu geschaffenen "Panhellenischen Bundes" zusätzliches Gewicht. Als ehemalige Versammlungsstätte des Achäischen Bundes war zudem Aigion weiterhin zumindest sakraler Mittelpunkt des Landes und Sitz des koinon ton Agaion.

Bei der Provinzreform des Diokletian war Achaea eine der wenigen Provinzen, die nicht neu aufgeteilt wurden, sondern ihre ursprüngliche Größe behielten. Die alte griechisches Kultur fand jedoch ihr Ende, als 391 unter Theodosius I. die griechischen Tempel geschlossen wurden, heidnischer Götterkult 392 komplett verboten wurde und schließlich 393 auch die Olympischen Spiele abgeschafft wurden.

Nach der Reichsteilung war Achaea Teil des oströmischen Reiches und wurde im Laufe des 4. bis 6. Jh. n. Chr. nacheinander von den Westgoten, den Hunnen, den Vandalen und den Ostgoten heimgesucht.

Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung

In Achaea wurden Kupfer, Blei und Eisen abgebaut, doch die Fördermenge war nicht so groß wie in anderen Provinzen wie z. B. Noricum, Britannia oder den hispanischen Provinzen. Griechischer Marmor war sehr begehrt, ebenso Luxusgüter wie Möbel, Töpferarbeiten, Kosmetika und Leinen. Als landwirtschaftliche Erträge zahlreicher villae rusticae wurden Wein, Honig, Oliven und Olivenöl wurden in alle Provinzen des Reiches exportiert. Das Siedlungsbild verschob sich von den zahlreichen Städten mit vergleichweise kleinen Territorien aus hellenistischer Zeit hin zu weniger größeren Städten mit größeren Territorien.

Überragende Bedeutung hatte jedoch vor allem die hellenistische Kultur der Provinz, die von den Römern trotz aller von ihnen selbst angerichteten Verwüstungen und Plünderungen hoch geschätzt und geachtet wurde. Reisende aus der gesamten Mittelmeerwelt kamen nach Achaea, um die großen Stätten der griechischen Kultur mit eigenen Augen zu sehen. Insbesondere Athenae genoss eine besondere Stellung als kulturelle Hauptstadt der römischen Welt, indem sich zahlreiche Studenten und Gelehrte (darunter Prominente wie Marcus Tullius Cicero) an der Akademie der Stadt in Philosophie, Jura und Literatur ausbilden ließen.

Einen besonderen finanziellen Aufschwung erlebten auch die alten Heiligtümer Delphi, Olympia, Eleusis und Epidauros, die von zahlreichen Pilgern besucht wurden und eine rege Bautätigkeit entfalteten.

Literatur:
Lexikon
MeineBibliothek.de
Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999