Limes
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Allgemein
Limes (lat. eigentlich Grenzweg, Grenze, Grenzwall, Pl. limites) ist die Bezeichnung für die in der Kaiserzeit seit dem 1. Jh. n. Chr. errichteten, militärisch gesicherten Grenzanlagen des römischen Imperiums. Erstmals wurde der Begriff limes im Sinne von Grenzbefestigung vermutlich von dem römischen Historiker Publius Cornelius Tacitus (* um 55 n. Chr., † nach 116 n. Chr.) verwendet. Diese Anlagen dienten in den meisten Fällen nicht in erster Linie der Abwehr massiver militärischer Angriffe, sondern der Überwachung und Kontrolle des Grenzverkehrs, sowie der Informationsübermittlung entlang der Grenze. Die limites konnten unterschiedliche Ausprägungen haben, abhängig von den naturräumlichen Gegebenheiten, der Siedlungsdichte der Region und der (vermuteten) Bedrohungslage. In Nordafrika und im Nahen Osten bildeten mehr oder weniger lockere Ketten von Kastellen und Wachtürmen den Limes Arabicus, Limes Mauretaniae oder Limes Tripolitanus. An der Donau und am Niederrhein stellten die breiten Flüsse die eigentliche Grenze dar. Diese Form des limes wird heute gerne als "Flusslimes" bezeichnet, obwohl die Römer selbst in diesen Fällen niemals von limes, sondern von ripa (lat. Ufer) sprachen. Dann gab es aber auch die limites, die der heutigen, landläufigen Vorstellung einer durchgehend befestigter Grenzanlage mit Gräben, Wällen, Palisaden und Wachtürmen entsprach, so etwa der Obergermanische Limes oder der westliche Hadrianswall. Der Raetische Limes in seiner finalen Ausbaustufe oder der östliche Hadrianswall hatten sogar druchgehend steinerne Mauern statt hölzerne Palisaden.
Obergermanisch-Raetischer Limes
Unter dem Kurznamen limes ist heute insbesondere der 548 Kilometer lange Obergermanisch-Raetische Limes bekannt, der sich zwischen Rheinbrohl (Landkreis Neuwied, Rheinland-Pfalz) bis Kelheim an der Donau erstreckte.
Während der Herrschaft Kaiser Domitians (81-96 n. Chr.) kam es 83 und 85 n. Chr. zu kriegerischen Auseinandersetzungen der Römer mit dem germanischen Volksstamm der Chatten (1. Chattenkrieg). Dabei gelang den Römern die Unterwerfung des rechtsrheinischen Gebietes der Wetterau. In der Folge entstanden die Grenzbefestigungen des Taunus- und Wetteraulimes, zunächst lediglich in Form von Schneisen in den dichten Wäldern der Region und ersten Kastellen. Auch südlich des Mains (lat. Moenus) drangen die Römer weiter nach Osten vor, etwa auf eine Linie Wörth am Main (Landkreis Miltenberg, Bayern)-Elztal (Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Württemberg)-Walheim (Landkreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg). Auch hier fanden derartige Bau- und Erschließungsmaßnahmen statt, die wohl anfänglich vor allem militärisch-operativen Charakter hatten und dazu dienten, den Römern die Rückzugsgebiete der Chatten zu öffnen.
Unter Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) wurden dieses System aus Sichtschneisen und dahinter liegenden Kastellen, die durch hölzerne Wachtürme und Postwege miteinander verbunden waren, weiter ausgebaut. In der Regierungszeit seines Nachfolgers Hadrian (117-138 n. Chr.) wurde an der äußeren Linie erstmals eine durchgehende Palisade errichtet. Unter Kaiser Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) wurde der limes in der Odenwald-Neckar-Region noch einmal rund 30 Kilometer nach Osten verlegt, wo er dann als so genannter "Vorderer obergermanisch-raetischer Limes" eine annähernd gerade Linie vom heutigen Miltenberg (Landkreis Miltenberg, Bayern) bis Lorch (Ostalbkreis, Baden-Württemberg) im oberen Remstal bildete. Dort stieß er auf den zeitgleich nach Norden vorgeschobenen Raetischen Limes. In dieser Zeit ersetzte man auch die bisherigen Holztürme durch solche aus Stein. Anfang des 3. Jh. n. Chr. erfolgte dann die letzte Ausbaustufe, mit unterschiedlichen Ausprägungen im nördlichen und südlichen Abschnitt des limes. Im obergermanischen Teil wurde hinter der Palisade ein 6-8 Meter breiter und ca. 2 Meter tiefer Graben ausgehoben und mit dem Aushub hinter dem Graben ein Wall aufgeschüttet. Im raetischen Teil ersetzte man die bisher hölzerne Palisade hingegen durch eine Steinmauer, die im Durchschnitte ca. 1,2 Meter dick und 2-3 Meter hoch war. Die bereits vorhandenen steinernen Wachtürme integrierte man in diese Mauer. Möglicherweise deutet diese unterschiedliche (Aus-)Bauweise darauf hin, dass jeder Provinzstatthalter eigenständig über die konkrete Ausführung der Grenzsicherungsmaßnahmen entscheiden konnte.
Das gesamte Limessystem umfasste in seiner letzten Ausbaustufe auf einer Strecke von 548 Kilometern wenigstens 900 Wachtürme, zahlreiche kleinere Militäranlagen und etwa 60 größere Kastelle. Die Wachtürme standen zwischen 200 und 1.000 Metern voneinander entfernt, je nach Beschaffenheit des Geländes. Jeder dieser Wachtürme hatte eine vier bis fünf Mann starke Besatzung, die durch optische und akustische Signale mit den benachbarten Türmen und den nächstgelegenen Kastellen Kontakt hielten und Nachrichten entlang des limes weitergaben.
Trotz dieses, im Vergleich zu anderen limites vergleichsweise hohen Ausbaugrades, darf man sich den Obergermanisch-Raetischen Limes nicht als eine, einer Festung gleiche Verteidigungsanlage vorstellen, die geeignet gewesen wäre, konzentrierte Angriffe abzuhalten. Dafür waren die Anlagen mit Wall, Graben und Palisade nicht stark genug befestigt, die Wachtürme zu schwach besetzt und zu weit auseinander gezogen.
Die finalen Ausbaumaßnahmen waren vermutlich eine Reaktion auf den zunehmenden Druck, dem sich die Römer an dieser Grenze ausgesetzt sahen. Jenseits der von ihnen befriedeten Grenzstämme, im Inneren Germanien, entstanden neue Großstämme, wie etwa die Alemannen, Goten und Franken. Diese Entwicklung führte zu neuen Wanderungsbewegungen auch in Richtung der römischen Provinzen. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen führten bereits im Jahr 213 n. Chr. zu einem ersten Feldzug der Römer, die bestrebt waren, die Verhältnisse im Vorfeld ihrer Grenze in ihrem Sinne zu ordnen. Neue Herausforderungen im Osten des Reiches, zum Beispiel durch das 224 n. Chr. gegründete Sassanidenreich, zwangen sie dann aber dazu, Truppen von der germanischen Grenze dorthin zu verlegen. Verstärkt geschah das unter dem jungen Kaiser Severus Alexander (* 208 n. Chr., † 235 n. Chr.), der in den Jahren 232 und 233 n. Chr. gegen den Sassanidenkönig Ardaschir I. (Regierungszeit: 224-239 oder 240 n. Chr.) in den Krieg zog. Postwendend drängten ab 233 n. Chr. vor allem Alemannen über den geschwächten Grenzwall und unternahmen Plünderungszügen im Rhein- und im Voralpenland. 259/260 n. Chr. wurde der limes dann auf breiter Front überrannt und die Alemannen drangen weit bis nach Gallien und sogar Italien vor. Daraufhin erfolgte die Aufgabe des Obergermanischen Limes und der Rückzug auf den Rhein, als künftiger Grenze, der in der Nachbetrachtung heute gerne von diesem Zeitpunkt an als "Nasser Limes" bezeichnet wird. Ähnlich wie am Niederrhein oder an der Donau sicherten die Römer fortan auch am Oberrhein das auf ihrer Seite liegende Ufer mit Kastellen und Wachtürmen und überwachten den Fluss durch Patrouillenfahren. Ob der Einfall von 259/260 n. Chr. aber schon das endgültige Ende des Obergermanischen Limes bedeutete, erscheint nach neueren Forschungsergebnissen nicht mehr als sicher. Denn auch nach diesem Zeitpunkt wurden die Abwehrkämpfe von den Römern fortgesetzt und sie feierten sogar noch im 4. Jh. n. Chr. Erfolge in diesem Grenzabschnitt. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass die alte Grenze auch später noch teilweise Instand gesetzt wurde. Auch war es wohl nicht so, dass die romanische Bevölkerung rechts des Rheins von den Alemannen getötet, versklavt oder vollständig vertrieben wurde. Es kam vielmehr zu einer Vermischung der alten Bevölkerung mit den alemannischen Neusiedlern. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass dieser Zeitpunkt zwar ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte des Obergermanischen Limes war, aber das er nicht sein vollständiges Ende markiert. Das dürfte für diesen Abschnitt erst in der Mitte des 4. Jh. n. Chr. gekommen sein, als das Alemannenreich seine größte Ausdehnung erreichte.
Die Reste des Obergermanisch-Raetischen Limes verlaufen vom Neuwieder Becken rechts des Rheins in südöstlicher Richtung bis Zugmantel (bei Taunusstein, Landkreis Rheingau-Taunus, Hessen), von dort nordöstlich bis Arnsburg (bei Lich, Landkreis Gießen, Hessen) weiter östlich bis nach Seligenstadt (Landkreis Offenbach, Hessen) und von dort aus über 80 Kilometer lang schnurgerade über Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Württemberg) und Welzheim (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg). Bei Lorch (Ostalbkreis, Baden-Württemberg) schwenkt der Limes bis Gunzenhausen (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Bayern) abermals nach Nordosten ab und verläuft bis zur Donau wieder in seiner südöstlichen Hauptrichtung. Das Grenzsystem ist vor allem im Taunus noch gut zu erkennen. Aus zahlreichen Kastellen, die durch ein Straßennetz hinter den Grenzbefestigungen miteinander verbunden waren, haben sich Ortschaften entwickelt, die bis heute bestehen. Ortsnamen wie z. B. Pfahldorf erinnern an das römische "Pfahlwerk" (im Mittelalter wurden die Überreste des limes oft als "Pohl-" oder "Pfahlgraben" bezeichnet). Besonders sehenswert ist die ab 1898 restaurierte Saalburg bei Bad Homburg. Bereits sechs Jahre zuvor, im Jahr 1892, war auf Initiative des Nobelpreisträgers Theodor Mommsen die "Reichslimeskommission" entstanden, die sich für den Erhalt und die Erforschung der Grenzanlage einsetzte. Ihre Nachfolgeeinrichtung ist seit 2003 die "Deutsche Limeskommission". Für den östlichen Abschnitt wurde in Anlehnung an die deutschen Aktivitäten 1897 die österreichische "Kommission zur Erforschung des römischen Limes in Ober- und Niederösterreich" gegründet. Im Sommer 2005 nahm die UNESCO den Obergermanisch-Raetischen Limes dann in die Liste des Weltkulturerbes auf.
Niedergermanischer Limes
Im nördlichen Anschluss an den Obergermanischen Limes schloss sich der Niedergermanische Limes, oder Limes ad Germaniam inferiorem an. Er führte linksrheinisch vom heutigen Bad Breisig (Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz) bis zum Mündungsbereich des heutigen Oude Rijns, der in römischer Zeit noch der Hauptarm des Rheins war. Der Niedergermanische Limes sicherte die linksrheinische, römische Provinz Germania Inferior gegenüber dem rechtsrheinischen, nicht unter römischer Kontrolle stehenden, so genannten "Germania Magna". Es handelte sich dabei um eine Flussgrenze (lat. ripa). Anders als beim Obergermanisch-Raetischem Limes oder beim Hadrianswall gab es hier keine durchgehende Palisade oder Mauer, ebenso wenig einen Graben oder Wall. Stattdessen sicherte eine Kette von Auxiliarkastellen das linke Rheinufer. Zum Teil wurden sie bereits in Augustus' Regierungszeit (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) errichtet, als dessen Stiefsohn Nero Claudius Drusus (* 38 v. Chr., † 9 v. Chr.) in den Jahren 12 bis 9 v. Chr. von hier aus mehrere Feldzüge in das rechtsrheinische Gebiet unternahm. Nach dem Wandel in der Germanienpolitik unter Augustus' Nachfolger Tiberius wurde der Mittel- und Niederrhein ständige Außengrenze des römischen Imperiums. Trotz der in diesem Raum danach eher defensiv geprägten Militärpräsenz der Römer blieb die Stärke der hier ständig stationierten Truppenkontingente insgesamt groß. Die Römer verstanden es aber, die Truppenpräsenz dem jeweiligen Charakter der Landschaft anzupassen. Im südlichsten, rund 20 Kilometer langen Abschnitt, zwischen den Legionslagern Rigomagus (heute Remagen) und Bonna (heute Bonn) gab es keine weiteren Kastelle. Diese vergleichsweise schwach ausgeprägte militärische Sicherung war vertretbar, weil das Rheintal mit seinen schroffen Hängen in diesem Bereich den Zugang zu Fluss erschwerte und das Vorland rechts des Rheins nur schwach besiedelt war. Im mittleren Abschnitt zwischen Bonna und Ulpia Noviomagus Batavorum (heute Nimwegen, niederl. Nijmegen) war die Konzentration militärischer Anlagen sehr viel größer. Hier befanden sich alle weiteren Legionslager und – bis auf eine Ausnahme – alle Alenkastelle des Niedergermanischen Limes. Dieser Bereich war nicht nur das bevorzugte Einfallstor für germanische Stämme, die in das römische Territorium vordringen wollten, es war auch der wichtigste Aufmarschraum für römische Verbände. Die in diesem Abschnitt in den Rhein mündenden Flüsse Ruhr, Sieg, Wupper und vor allem die Lippe waren bevorzugte Routen für den Vormarsch nach Osten.
Der dritte Abschnitt zwischen Ulpia Noviomagus Batavorum und dem Mare Germanicum (Nordsee) war durch zahlreiche kleine Wasserläufe und feuchtes Marschland geprägt. Das war kein ideales Gelände für den Einsatz berittener Einheiten und deshalb gab es in diesem Bereich auch nur ein einziges Reiterkastell, nämlich Praetorium Aggripinae bei der heutigen Orschaft Valkenburg (Provinz Südholland, niederl. Zuid-Holland). Die Grenzsicherung bestand hier aus recht dicht gestaffelten aber nur kleinen Kohortenkastellen.
Der gesamte limes wurde durch eine gut ausgebaute, linksrheinisch verlaufende Militärstraße (lat. via militaris) erschlossen. Sie führte von Rigomagnus nach Bonna und von dort aus weiter über Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heute Köln), Novaesium (heute Neuss), Gelduba (im Südosten des heutigen Krefeld), Asciburgium (heute Moers), Colonia Ulpia Traiana (nahe des heutigen Xanten) nach Ulpia Noviomagus Batavorum. Außerdem verfügte jedes größere Kastell über einen eigenen Flusshafen und jede kleinere Garnison zumindest über eine Anlegestelle und einen Stapelplatz, denn der Rhein war nicht nur Grenze, sondern auch die wichtigste Verkehrsader der Region. Die Bedeutung der Binnenschifffahrt für die Römer wird auch dadurch deutlich, dass sie bereits in der frühen Phase ihrer Okkupation damit begannen, die natürlichen Wasserwege durch künstliche zu ergänzen. Vermutlich bereits ab dem Jahr 12 v. Chr. entstand die Fossa Drusiana, ein Kanal der den Rhein mit dem Oberlauf der Ijssel verband. Der Feldherr Gnaeus Domitius Corbulo gab wiederum der Fossa Corbulonis ihren Namen. Dieser Kanal entstand ab dem Jahr 47 n. Chr. und verband den Rhein mit der Maas.
Norischer und Pannonischer Limes
Der Norische Limes bildete die militärisch gesicherte Grenze entlang der Donau (lat. ’’Danubius’’) durch das heutige Ober- und Niederösterreich. Im heutigen Ungarn schloss sich daran der Pannonische Limes an. Gemeinsam bildeten sie den so genannten "Donau-Limes", bei dem der Fluss Donau die eigentliche Grenze bildete. Das südliche Donauufer wurde ab der Mitte des 1. Jh. n. Chr. mithilfe von Kastellen, kleineren Unterstützungslagern und Wachtürmen gesichert. Die ursprünglich nur von Erdwällen hölzernen Palisadenzäunen umgebenen Lager wurden später, während der Regierungszeit Kaiser Trajans (98-117 n. Chr.), weiter ausgebaut und mit Mauern aus Stein befestigt.
Stellenweise beschränkten sich die Römer nicht nur auf eine Präsenz am Südlichen Ufer der Donau, sondern errichteten auch Brückenköpfe auf der Nordseite, so etwa in der Nähe des heutigen Stillfried (Gem. Angern an der March in Niederösterreich) und in den Leiser Bergen (ebenfalls Niederösterreich). Spätestens unter Kaiser Commodus (Regierungszeit: 180-192 n. Chr.) räumten sie diese Vorposten jedoch wieder und sorgten stattdessen für einen etwa 7 Kilometer breiten, vorgelagerten Grenzstreifen, in dem sie jegliche Landnahme verhinderten.
Nach dem Ende der Markomannenkriege und der damit einhergehenden Beseitigung einer unmittelbaren Bedrohung der römischen Außengrenze, gab es nur noch geringe Bau- und Ausbesserungstätigkeiten am "Donaulimes". Das änderte sich erst wieder unter Kaiser Valentinian I. (364-375 n. Chr.), der das römische Territorium gegen eindringende Quaden und Sarmaten verteidigen musste. In dieser Zeit wurden etliche Verteidigungsanlagen und Wachtürme erneuert und verstärkt. Der zunehmende Verfall des Weströmischen Reiches führte rund einhundert Jahre später, im Jahr 488 n. Chr., zur Aufgabe der Donauprovinzen und zur Räumung des westlichen Teils des Norisch-Pannonischen Limes. Im Osten, im Bereich des Oströmischen Reiches, wurde er aber auch noch danach instand gesetzt, vor allem unter den Kaisern Anastasios I. (oström. Kaiser von 491 bis 518 n. Chr.) und Justinian I. (527-565 n. Chr.). Während der Balkanfeldzüge von Maurikios (582-602 n. Chr.) und Phokas (602-610 n. Chr.) diente er nochmals als militärische Operationsbasis. Danach wurde auch der östliche Abschnitt zunächst stellenweise aufgegeben und in seiner Gesamtheit dann endgültig im Jahr 679 n. Chr., als Protobulgaren in das Oströmische Reich einfielen.
Trajanswall
Der Trajanswall war eine Grenzbefestigung nördlich der Donaumündung, im Bereich der historischen Region Bessarabien, auf dem Territorium der heutigen Staaten Moldawien und Ukraine. Er verlief in west-östlicher Richtung über rund 120 Kilometer vom Fluss Pyretus (heute Pruth) bis zur Küste des Pontus Euxinus (heute Schwarzes Meer). Zwar ist Kaiser Trajan der Namenspatron dieses limes, neuere archäologischen Untersuchungen legen jedoch den Schluss nahe, dass er nicht in dessen Regierungszeit (98-117 n. Chr.) entstand, sondern erst im 3. Jh. n. Chr.
Hadrians- und Antoninuswall
Der Hadrianswall (lat. Vallum Hadriani) war eine Grenzbefestigung im Norden der römischen Provinz Britannia. Er verlief in west-östlicher Richtung über rund 120 Kilometer von der Stadt Maia (heute Bowness-on-Solway am Solway Firth), über Concavata (heute Drumburgh), Luguvalium (heute Stanwix bei Carlisle), Aesica (heute Great Chesters), Vercovicum (heute Housesteads), Brocolitia (heute Carrawburgh), Onnum (heute Halton), Vindobala (heute Rudchesters) und Pons Aelius (heute Aelian Bridge bei Newcastle) bis nach Segedunum (heute Wallsend). Ab dort bildete der Mündungstrichter des Flussses Tyne eine natürliche Grenze. Der Hadrianswall trennte das römische Reichsgebiet im Süden vom Siedlungsgebiet der nicht unterworfenen schottischen Stämme im Norden, die von den Römern Pikten (lat. Picti, "die Bemalten") genannt wurden.
Die Anlage wurde ab dem Jahr 122 n. Chr. errichtet, in der Regierungszeit des Kaisers Hadrian (117-138 n. Chr.), der zuvor die Grenzregion besucht hatte. Sein Verlauf folgte einem bereits existierenden, älteren limes. Alle drei in Britannia stationierten Legionen beteiligten sich an seinem Bau. Der eigentliche Wall war zwischen 4 und 5 Meter hoch und zwischen 2,5 bis 3 Meter breit, im westlichen Abschnitt als Erdwall ausgeführt, im östlichen als Steinmauer. Er besaß 80 Tore, jeweils im Abstand von etwa einer römischen Meile (≅ 1482 m). Mittig zwischen zwei Toren stand zusätzlich immer ein steinerner Turm. Die Anlage wurde durch Gräben, teilweise mit angespitzten Holzpfählen bewehrt. 14 Unterstützungslager gruppierten sich entlang des Walls, die durch eine Militärstraße verbunden waren. Die Garnison bestand ausschließlich aus Hilfstruppen (lat. auxilia), wozu nicht nur Infanterie-, sondern auch Kavallerieeinheiten gehörten. Ihre Stärke schwankte natürlich im Laufe der Zeit und kann zudem nur geschätzt werden, die Größenordnung dürfte aber bei etwa 9.000 Mann gelegen haben. Der Hadrianswall war verglichen mit dem sehr viel längeren Obergermanisch-Raetischem Limes deutlich stärker befestigt und damit wohl auch eher dazu geeignet, zumindest begrenzte militärische Angriffe abzuwehren.
Die Grenzanlagen des Antoninuswalls wurden in nur zwei Jahren, von 142 bis 144 n. Chr., in den schottischen Lowlands angelegt. Der Wall war rund 60 Kilometer lang und verlief vom heutigen Old Kilpatrick (am Firth of Clyde) an der Westküste bis nach Carriden (am Firth of Forth) an der Ostküste. Damit nutzten die Römer die engste Stelle Schottlands zur Errichtung einer möglichst kurzen und damit gut zu überwachenden und zu verteidigenden Grenze. Der Antoninuswall sollte den rund 160 Kilometer weiter südlich gelegenen, längeren Hadrianswall ersetzen, nachdem unter dem römischen Statthalter Quintus Lollius Urbicus das Gebiet nördlich des Hadrianswalls besetzt worden war. Namensgeber war der Kaiser dieser Jahre; Antoninus Pius (Regierungszeit: 138-161 n. Chr.).
Der Antoninuswall war verglichen mit dem Hadrianswall sehr viel niedriger und weniger stark befestigt, stellt aber dennoch eine beeindruckende Ingenieursleistung dar, bedenkt man die extrem kurze Bauzeit von nur zwei Jahren. Er bestand aus einem vier Meter hohen Erdwall, der auf einem Steinfundament ruhte. Vor dem Wall wurde die Anlage durch einen zusätzlichen Graben geschützt, dessen Aushub auch für die Aufschüttung des Walls genutzt wurde. Auf der Südseite verlief eine Militärstraße, die insgesamt 19 Kastelle miteinander verband.
Der Antoninuswall wurde bereits nach 20 Jahren wieder aufgegeben und die Grenze an den Hadrianswall zurück verlegt, nachdem es den Römern nicht gelungen war, dass neu gewonnene Territorium endgültig zu befrieden.
Limes Arabicus
Als limes Arabicus oder limes Orientalis, bzw. in seinem südlichen Abschnitt auch limes Palaestiniae, bezeichnete man die Grenzsicherungsanlagen an der Ostgrenze der römischen Provinzen Syria und Arabia (ab 106 n. Chr.). Er verlief über rund 1.500 Kilometer quer durch das Staatsgebiet des heutigen Syrien. Mit seinem Bau wurde im Jahr 64 v. Chr. begonnen, als das bis dahin seleukidische Syrien an die Römer fiel. Wegen der enormen Länge der Grenze und dem Mangel an Holz aus Baumaterial, kam eine Befestigungsanlage nach dem Muster des Obergermanisch-Raetischem Limes oder des Hadrianswalls nicht in Frage. Der limes Arabicus stellte sich vielmehr als Kette von einigen wenigen großen Kastellen, zahlreichen kleineren Anlagen und Wach-, bzw. Wehrtürmen dar. Wenn es vor Ort abbaubare Steinvorkommen gab, wurden sie in Steinbauweise errichtet, andernfalls baute man mit getrockneten, ungebrannten Lehmziegeln. Weil in dieser Region natürlichen Grenzen wie Flüssen weitestgehend fehlten, orientierte sich sein Verlauf vornehmlich an den klimatischen Bedingungen. Seine Lage zeigt, wo die Niederschläge gerade noch ergiebig genug waren um eine für die Versorgung der Soldaten ausreichende Landwirtschaft zu unterhalten und genügend Trinkwasser in Zisternen aufzufangen. Zugleich endete an dieser Grenze auch Roms wirtschaftliches Interesse an einer Beherrschung des Territoriums.
Die Militäranlagen waren gegen östlich lebende Nomadenstämme gerichtet, insbesondere aber gegen das Reich der Parther. In den Jahren 163 bis 165 n. Chr. unternahm Lucius Aurelius Verus – von 161 bis zu seinem Tod 169 n. Chr. Mit-Kaiser von Marcus Aurelius – einen erfolgreichen Feldzug gegen das zu jener Zeit von König Vologaeses IV. (* 115 n. Chr., † 192 n. Chr.) regierte Partherreich. Als Folge dieses Krieges wurde die Grenze weiter nach Osten, bis zum Fluss Chaboras (heute Chabur, bzw. Habur) verlegt und zwischen den Städten Nisibis (heute Nusaybin) und Circesium (wo der Chaboras in den Euphrat mündete) entstanden etliche neue Grenzkastelle. Seine letzte Ausbaustufe erreichte der limes Arabicus in der Regierungszeit Diokletians (284-305 n. Chr.), als die Grenzanlagen zur Abwehr des aufstrebenden Sassanidenreiches durch den Bau weiterer Kastelle verstärkt wurden.
Limes Mauretaniae
Der Limes Mauretaniae war eine Grenzsicherungslinie in der römischen Provinz Mauretania Caesariensis. Dieser limes erstreckte sich in west-östlicher Richtung von der Stadt Numerus Syrorum (heute Lalla Marnia, Marokko) über rund 550 Kilometer bis Anzia (heute Anmale, Algerien).
Limes Tripolitanus
Eine weitere römische Grenzsicherung im nördlichen Afrika war der Limes Tripolitanus. Ebenfalls in West-Ost-Richtung erstreckte er sich auf einer Länge von etwa 540 Kilometern vom See Tritonis Lacus (heute Chott el Jerid, Tunesien) bis Leptis Magna (im heutigen Libyen).
Literatur:
Reinhard Wolters, Die Römer in Germanien, 5. durchgesehene und aktualisierte Auflage 2006
Stefan Rebenich, Die 101 wichtigsten Fragen – Antike, 2006
H.-E. Stier, E. Kirsten, H. Quirin, W. Trillmich, G. Czybulka, Großer Atlas zur Weltgeschichte, Sonderausgabe 1990
Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie
Antikfan – Römische Militärbauten und -anlagen
Wikipedia
Deutsche Limeskommission
Limesprojekt
Taunus-Wetterau-Limes
Der Limes in Hessen
TU Darmstadt
Limesseiten
Archäologie Online
die-roemer-online
Impressionen einer Grenze – Der Limes in Deutschland
Römerkastell Saalburg
Feldbergkastell
The limes of Germania – inferior and its hinterland (engl.)
de Limes (niederl.)
Hadrian's Wall Country (engl.)
The Antonine Wall in Scotland (engl.)
Roman-Britain – The Antonine Wall (engl.)
Falkirk – Falkirk's Roman Connections (engl.)