Iudaea

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Der Begriff Iudaea bezeichnete traditionell das Gebiet des Stammes Judah um die Stadt Jerusalem mit einer Ausdehnung von ca. 700-800 km².

Die Provinz hatte eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 300 km, eine West-Ost-Ausdehnung von 150-200 km und umfasste das Gebiet des heutigen Israel von der Höhe des Sees Genezareth bis auf die Höhe des Toten Meers, im Südwesten etwas weiter südlich.

Vorrömische Geschichte

Im 2. Jahrtausend v. Chr. steht das Gebiet unter ägyptischer Vorherrschaft und weist bereits eine Stadtkultur auf. Diese zerfällt um 1200 v. Chr. und das Gebiet bleibt von vielen verschiedenen Stämmen besiedelt. 1025 - 953 v. Chr. sind diese im Königreich des David und Salomon (vom Umfang her in etwa in den Grenzen der späteren römischen Provinz) zusammengefasst.

Bis 722 v. Chr. erfolgt eine Aufteilung in mehrere Königreiche, gefolgt von babylonischer (ab 586 v. Chr.) und persischer (ab 539 v. Chr.) Verwaltung. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. liegt das Gebiet unter ptolemaischer Kontrolle und zerfällt in Kleinkönigreiche.

Seit der Mitte des 2. Jh. v. Chr. sind diese wieder unter Herrschaft des Hasmonäischen Königshauses zusammengefasst.

Römische Geschichte

Die Unterwerfung unter römische Oberhoheit erfolgt im Jahre 63 v. Chr. durch Pompeius, der dort ein tributpflichtiges Protektorat einrichtet, das durch römische Klientelkönige regiert wird. Er unterstellt das Königreich dem Prinzen und Hohepriester Hyrcanus aus dem Haus der Hasmonäer. Als Pompeius von Caesar besiegt wird, folgt auf Hyrcanus sein Höfling Antipatros, der 43 v. Chr. vergiftet wird.

Die Besetzung des Gebietes durch die Parther im Jahr 40 v. Chr. beenden die Römer bereits drei Jahre später und setzten Herodes (ein Sohn Antipaters) auf Beschluß des Senates wieder als König ein. Dieser erweist sich als geschickter Politiker, als er sich nach der Schlacht von Actium von Antonius abwendet und dafür von Octavian mit zusätzlicher Macht ausgestattet wird. Sein Herrschaftsgebiet umfasst nun die Kerngebiete Galiläa, Samaria, Judäa, Idumäa und Peräa sowie die Städte Caesarea, Samaria-Sebaste, Apollonia, Jaffa, Jabne, Asdod, Gaza, Hippos und Gadara. Später werden durch den Kaiser noch die Gebiete Gaulanitis, Trachonitis, Auranitis und Batanäa hinzugefügt. Herodes betreibt eine intensive Baupolitik sowohl im öffentlichen Bereich der Städte als auch bei seinen privaten Palastanlagen. Unter anderem erfolgt in seiner Regierungszeit die Errichtung der Festung Antonia im Zentrum Jerusalems.

Nach seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. wird sein Herrschaftsgebiet unter seinen Söhnen Archelaus, Antipas und Philippus aufgeteilt. 6 n. Chr. wird Archelaus auf Druck der Bevölkerung verbannt und sein Herrschaftsgebiet Samaria, Judäa und Idumäa als der Provinz Syria zugeordnetes Protektorat Judaea annektiert. Der ritterliche Praefectus Augusti erhält seinen Sitz in Caesarea, Auxiliarkohorten werden u.a. dort und in Jerusalem stationiert.

Die zunehmende Stärke von Messianisierungsbewegungen um 30 n. Chr. sorgt für religiöse Unruhe, in denen auch die römische Besatzungsmacht zum Eingreifen aufgefordert wird. Es kommt zur Hinrichtung mehrerer Anführer, z.B. der Kreuzigung von Jesus von Nazareth unter Pontius Pilatus.

37. n. Chr. übernimmt Agrippa I. (ein Enkel Herodes) die Herrschaft über das Gebiet des Philippus, zwei Jahre später auch das Gebiet des Antipas, als dieser ebenfalls verbannt wird. 41 n. Chr. wird der Protektoratsstatus des südlichen Gebietes wieder aufgelöst und an das Herrschaftsgebiet Agrippas angegliedert. Im Jahr 44 n. Chr. stirbt Agrippa I. und das gesamte Gebiet wird vermutlich in eine procuratorische Provinz umgewandelt und einem ritterlichen Procurator mit Sitz in Caesarea unterstellt. Es bleibt ein politisch unruhiges Gebiet, insbesondere die radikale jüdische Gruppe der Zeloten heizt die Stimmung durch Terrormorde an der romfreundlichen Oberschicht an. Zwischen 48 und 54 n. Chr. wird das Gebiet dem Sohn Agrippas Marcus Iulius Agrippa teilweise wieder unterstellt.

Als der Procurator Gessius Florus im Jahr 66 n. Chr. die leere Staatskasse mit Geldern des Tempels aufbessern will, bricht ein jüdischer Aufstand los, bei dem die Garnisonstruppen sowie die herbeigeeilte Legio XII Fulminata geschlagen werden. Die Rebellion breitet sich bis nach Galiläa aus, bevor dort im Jahr 67. n. Chr. die römische Gegenoffensive unter dem syrischen Statthalter Titus Flavius Vespasianus beginnt. Nachdem dieser 69 n. Chr. zum Kaiser ausgerufen wurde, übernimmt sein Sohn Titus die weitere militärische Führung. 70 n. Chr. erobert er Jerusalem und stationiert dort die Legio X Fretensis. Iudaea wird zur kaiserlichen Provinz und die Stadt Jerusalem zum Sitz des prätorischen Statthalters. Aus diesem Anlass wird eine Münze mit der Aufschrift "IVDAEA CAPTA" geprägt. Die vollständige Beendigung des jüdischen Aufstandes erfolgt erst mit der Belagerung und Eroberung der Bergfestung Masada am Toten Meer im Jahr 74 n. Chr.

Die folgende relative Ruhe nutzt Kaiser Trajan zwischen 106 und 114 n. Chr., um die Provinz als Ausgangsort für weitere Eroberungen im Südosten zur Einrichtung der Provinz Arabia zu nutzen. Um 120 n. Chr. wird die Legio VI Ferrata Victrix nach Caparcotna im Norden der Provinz Iudaea verlegt.

Von 132 bis 135 n. Chr. kommt es zum erfolgloser Bar Kochba-Aufstand gegen die Neugründung Jerusalems als Kolonie Aelia Capitolina. Seitdem ist die Stadt für Juden verboten. Zeitgleich erfolgt eine Umbenennung der Provinz in Syria Palaestina und der Statthalterposten bekommt consularen Rang.

Gegen Ende des 3. Jahrhunderts werden der Provinz einige Teile der Provinz Arabia zugeordnet und die Legio X von Jerusalem nach Aila am Rotes Meer verlegt. Durch eine massive Hellinisierungspolitik werden die Städte stark griechisch-römisch geprägt, die jüdische Bevölkerung lebt nur noch in ländlichen Gegenden oder wandert in andere Teile des römischen Reiches aus. Daran ändert auch ein Aufstand an den Küstenstädten im Jahr 351 n. Chr. sowie die kurzzeitige Genehmigung des Tempelkultes zwischen 361 und 363 n. Chr. nichts. Um 400 n. Chr. erfolgt eine Dreiteilung des Gebietes in Palaestina Prima, Secunda und Tertia. In dieser Form existiert die Provinz bis zur Eroberung durch die Araber zwischen 630 und 640 n. Chr. weiter.

Wirtschaftliche und strategische Rolle

Hauptexportgüter waren Purpurstoffen, Oliven und Wein. Ferner bestanden Anschlüsse an die Handelsrouten nach Asien sowie über eine Küstenstraße und den Zugang zum roten Meer zwei wichtige Verbindungen nach Ägypten.


Literatur:

T. Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches (1999)
Kuhnen, Palästina in griechisch-römischer Zeit (1990)
Y. Yadin, Masada (1966)
J.P. Lémanan, Pilare e le gouvernment de la Judäa (1981)
S. Japp, Die Baupolitik Herodes’ des Großen (2000)

Als antike Quelle:

Flavius Josephus, Der jüdische Krieg