Ptolemaios VIII. Euergetes II.

Aus Theoria Romana
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Ptolemaios VIII. Euergetes II. (* um 180 v. Chr., † 116 v. Chr.), war ein König von Ägypten aus der griechisch-makedonischen Dynastie der Ptolemaier. Er regierte von 170 bis zu seinem Tod, also 54 Jahre lang, teilweise als Alleinherrscher, teilweise als Mitregent. Sein Beiname "Euergetes" bedeutet im Griechischen "der Wohltäter", er war jedoch auch als "Ptolemaios Physkon", also "Ptolemaios der Dicke" bekannt, was auf eine gewisse Leibesfülle schließen lässt.

Herkunft, Jugend und frühe Jahre als König und Mitregent

Ptolemaios’ VIII. Vater war Ptolemaios V. Epiphanes, Kleopatra I. seine Mutter und Ptolemaios VI. Philometor sein älterer Bruder. Dieser wurde beim Tode des Vaters (180 v. Chr.) zum König erhoben. 171 v. Chr. brach der 6. Syrische Krieg zwischen Ägypten und dem Reich der Seleukiden aus (bis 168 v. Chr.). Der Seleukidenkönig Antiochos IV. Epiphanes fiel 170 v. Chr. in Ägypten ein und installierte den etwa 10jährigen Physkon anstelle des älteren Bruders als König von Ägypten. 169 v. Chr. zogen sich die Seleukiden wieder zurück und Ptolemaios VI. drängte auf seine Wiedereinsetzung als König. Die Brüder trafen eine Übereinkunft, die eine gemeinsame Regentschaft von Ptolemaios VIII., Ptolemaios VI. und dessen Frau (und beider Schwester) Kleopatra II. vorsah.

Dieses Arrangement war anschließend die Quelle für ständige Intrigen und Machtrangeleien am alexandrinischen Hof. Im Oktober 164 v. Chr. reiste Philometor nach Rom und ersuchte den Senat um Unterstützung. Es war das erste Mal, dass die aufstrebende Römische Republik so direkt in die innerägyptischen Angelegenheiten involviert wurde. Der Senat lehnte es jedoch ab, zugunsten Philometors zu intervenieren.

Streit um Zypern und die Rolle Roms

163 v. Chr. kam es dann zur territorialen Teilung der Machtbefugnisse: Philometor sollte über den Großteil des Ptolemäerreiches herrschen, Physkon hingegen nur über die Kyrenaika (lat. Cyrenaica), einer Region im heutigen östlichen Libyen. Damit wollte sich Physkon nicht bescheiden und erhob Anspruch auf das zu Ägypten gehörende Zypern.

Anders als sein Bruder fand er dabei Roms Unterstützung. 161 v. Chr. unternahm er den Versuch, seinen Herrschaftsanspruch auf die Insel militärisch durchzusetzen. Diese Invasion misslang, aber als Folge wurden die Gesandten Philometors aus Rom verwiesen. 156 oder 155 v. Chr. wurde Physkon bei einem Attentatsversuch verwundet. Der misslungene Mordanschlag war von seinem Bruder in Auftrag gegeben worden. Physkon reiste daraufhin persönlich nach Rom und stellte öffentlichkeitswirksam seine davongetragenen Narben zur Schau. Er konnte den Senat überzeugen, ihn bei einem weiteren Eroberungsversuch Zyperns zu unterstützen, obwohl sich prominente Stimmen dagegen aussprachen, so zum Beispiel Marcus Porcius Cato Censorius. Der Preis war jedoch hoch. Angeblich sollte Zypern an Rom fallen, wenn Physkon kinderlos bliebe. Dieses wird in einer Inschrift so erwähnt, jedoch durch keine weitere schriftliche Quelle bestätigt.

Die Vereinbarung blieb aber letztlich insofern folgenlos, als dass auch der zweite Versuch einer militärischen Übernahme der Insel scheiterte. Physkon wurde gefangen genommen. Sein Bruder verschonte aber sein Leben und bot ihm sogar die Hand seiner Tochter Kleopatra Thea an (die dann jedoch 150 v. Chr. in erster Ehe mit dem seleukidischen Usurpator Alexander I. Balas verheiratet wurde). Physkon musste in die von ihm regierte Kyrenaika zurückkehren und die Herrschaft seines älteren Bruders anerkennen.

Staatsstreich und Gewaltherrschaft in Alexandria

145 v. Chr. fiel Ptolemaios VI. Philometor in einer Schlacht in Syrien, als er in den seleukidischen Thronfolgestreit zwischen Alexander I. Balas und Demetrios II. Nikator einzugreifen versuchte. Seine Witwe Kleopatra II. proklamierte den gemeinsamen Sohn Ptolemaios VII. Neos Philopater zum neuen König. Physkon nutzte die Gunst der Stunde um nach Alexandria zurückzukehren. Er setzte eine gemeinsame Regentschaft durch und heiratete seine Schwester Kleopatra, die damit also auch den zweiten ihrer Brüder ehelichte. Während der Hochzeitfeier ließ er seinen Neffen – immerhin den Sohn seiner Braut und damit sein Stiefsohn – ermorden. Anschließend bestieg er den ägyptischen Thron als alleiniger König und nahm dabei den Namen Ptolemaios VIII. Euergetes II. an, womit er sich auf seinen Vorfahren Ptolemaios III. Euergetes berief.

Sein Beiname Euergetes ("der Wohltäter") muss für große Teile der Hauptstadtbevölkerung wie Hohn geklungen haben, denn mit Physkons, jetzt Ptolemaios VIII., Machtübernahme begann eine Zeit der Terrorherrschaft. Mit derselben Rücksichtslosigkeit, mit der er seinen Vorgänger, Neffen und Stiefsohn hatte beseitigen lassen, ließ er nun tatsächliche oder vermeintliche Gegner seiner Herrschaft verfolgen. Insbesondere die Juden, aber auch große Teile der griechischen Bevölkerung Alexandrias hatten unter Verfolgung und Vertreibung zu leiden. Zu den Vertriebenen gehörten der Philologe Aristarchos von Samothrake und sein Schüler, der Grammatiker Apollodoros von Athen. Diese Massenvertreibungen änderten nachhaltig den Charakter Alexandrias.

Ein König – Zwei Ehefrauen

Ptolemaios VIII. und Kleopatra II. hatten einen gemeinsamen Sohn, der nach seiner Geburtsstadt Memphis Ptolemaios Memphites genannt wurde und 142 v. Chr. zur Welt kam. Kurz nach der Geburt des gemeinsamen Kindes begann Ptolemaios jedoch eine intime Beziehung mit Kleopatra III., der Tochter seiner Ehefrau (und Schwester) und seines Bruders Ptolemaios VI. Philometor. 140 v. Chr. heiratete er sie und machte sie zu seiner Mitregentin, ohne sich jedoch von seiner ersten Ehefrau scheiden zu lassen. Kleopatra III. gebar Ptolemaios im Laufe der Zeit fünf Kinder: Ptolemaios IX. Philometor Sotêr II., Ptolemaios X. Alexander I., Tryphaina, Kleopatra IV. und Kleopatra V. Selene.

In Ägypten gab es nun also einen König, der zeitgleich mit seiner Schwester und mit deren Tochter, seiner Nichte, verheiratet war, die ihm beide erbberechtigte Nachkommen schenkten und die zudem beide seine Mitregentinnen waren. Diese Konstellation barg enormes Konfliktpotential, das sich dann schließlich auch Bahn brach und zu Auseinandersetzungen führte, die bis nach Ptolemaios’ VIII. Tod reichen sollten.

Das königliche Dreigestirn war in zwei Lager gespalten: Auf der einen Seite Ptolemaios und Kleopatra III., auf der anderen Seite Kleopatra II. Diese Kluft spiegelte sich auch im Land selbst: Die Hauptstadt Alexandria galt trotz Ptolemaios’ Vertreibungspolitik als Hochburg Kleopatras II. Das Land hielt hingegen dem König und seiner zweiten Königin die Treue.

Bürgerkrieg

Der Konflikt wurde rund zehn Jahre lang verborgen ausgetragen, bevor er 130 v. Chr. in einem offenen Bürgerkrieg und einer Revolte der alexandrinischen Bevölkerung mündete. Bei diesem Aufstand wurde der königliche Palast durch ein Feuer verwüstet. Ptolemaios VIII., Kleopatra III. und die gemeinsamen Kinder mussten nach Zypern fliehen. Kleopatra II. proklamierte ihren 12jährigen Sohn Ptolemaios Memphites zum neuen König. Es gelang Ptolemaios VIII. jedoch, des Jungen habhaft zu werden. Er ließ seinen eigenen Sohn töten, die Leiche anschließend verstümmeln und der Mutter zurücksenden.

Nach dieser Gräueltat war eine Versöhnung zwischen den Bürgerkriegsparteien nicht mehr denkbar. Allerdings mangelte es Kleopatra II. nun an einem geeigneten männlichen Thronanwärter. Vielleicht bot sie deshalb dem Seleukidenkönig Demetrios II. Nikator die ägyptischen KÖnigswürde an. Mit diesem Schritt machte sie sich und ihre Position angreifbar, denn die Seleukiden waren über lange Zeit die Erzfeinde der Ptolemaier gewesen. Demetrios II. zog ein Heer zusammen und beabsichtigte nach Alexandria zu ziehen. Sein Vormarsch endete jedoch bereits in Pelusium, an der seleukidisch-ägyptischen Grenze.

Kleopatra II. musste 127 v. Chr. Alexandria verlassen und begab sich nach Syrien. Die Stadt selbst leistete noch bis in das folgende Jahr hinein Widerstand, bevor der Bürgerkrieg endgültig endete und Ptolemaios VIII. sich durchgesetzt hatte.

Tod und Nachfolge

Die letzten zehn Jahre seiner Herrschaft regierte Ptolemaios VIII. gemeinsam mit Kleopatra III. relativ unangefochten. 116 v. Chr., kurz vor seinem Tod, verheiratete er seine Tochter Tryphaina mit Antiochos VIII. Epiphanes, dem Sohn und Nachfolger von Demetrios II. als König des Seleukidenreiches.

Kurz darauf starb Ptolemaios VIII. und nach seinem Tod begann zwischen seinen Ehefrauen die Auseinandersetzung um seine Nachfolge. In seinem Testament hatte er seine beiden Söhne übergangen und Kleopatra III. zur alleinigen Erbin erklärt. Sie versuchte, den von ihr bevorzugten, aber jüngeren Sohn Ptolemaios X. zum Mitregenten zu machen. Das wurde jedoch von ihrer Dauerrivalin Kleopatra II. vereitelt. Mit Unterstützung des Militärs und unter Ausnutzung der öffentlichen Meinung konnte diese Ptolemaios IX. (den älteren Sohn Kleopatras III. und ihr Enkel) durchzusetzen. Ptolemaios X. erhielt das Amt eines Statthalters, bzw. Königs von Zypern.


Literatur: Wikipedia

Nicht die gesuchte Person? Für weitere Personen mit demselben Namen siehe: Ptolemaios.