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− | + | So wie die Küstenlinie durch zahlreiche kleine vorgelagerte Inseln rauh wirkt, ist auch das Binnenland durch zahlreiche Hügel und Flusstäler unübersichtlich. | |
− | + | ===Vorrömische Geschichte=== | |
+ | Vor dem ersten Kontakt mit dem römischen Reich war das Gebiet von zahlreichen illyrischen Stämmen besiedelt, zu denen neben den später namensgebenden Dalmaten auch die Japoden, Mäzäer, Dästitaten, Pirusten und Liburner gehörten. Zeitweise bildeten sie ein illyrisches Königreich, das jedoch wieder in mehrere Einzelstaaten zerfiel. Das Reich der Dalmaten mit der Hauptstadt ''Delminium'' (heute Tomislavgrad) lag im Süden der späteren Provinz und erstreckte sich nordwärts vom Fluss Neretva bis zum Cetina und später bis zur Krka, wo es die Grenzen von Liburnien traf. | ||
− | + | Seit dem Beginn des 2. Jh. v. Chr. kamen die Stämme Dalmatiens wiederholt mit Rom in Kontakt, das zumindest die Küstenlinie unter seine Kontrolle bringen wollte, um die Schifffahrt auf der Adria zu sichern. Trotz einzelner Erfolge in den Jahren 165-155 v. Chr. sowie 119/118 v. Chr. und zum Ende des [[Bürgerkrieg]]s konnte jedoch kein nachhaltiger Erfolg erzielt werden und die zahlreichen Stämme behielten ihre Unabhängigkeit. Zwischen 49 und 47 v. Chr. nutze zwar [[Gnaeus Pompeius Magnus (1)|Gnaeus Pompeius Magnus]] die dalmatischen Häfen als Operationsbasis gegen [[Gaius_Iulius_Caesar_(2)|Gaius Iulius Caesar]], gleichzeitg war jedoch der Feldherr Gabinius im Binnenland in schwere Kämpfe verwickelt, bei denen er nur mühsam den Verlust seines gesamten Heeres verhindern konnte. Auch die Unterwerfung der dalmatischen Stämme unter Caesar 45 v. Chr. hielt nur ein Jahr bis zu dessen Tod. | |
− | + | Zwischen 35 und 33 v. Chr. operierte [[Octavian]] von der Save aus im Nordwesten des Gebietes, konnte aber auch noch keine durchschlagenden Erfolge erzielen, obwohl mit ''Salona'' (heute Solin) die bedeutendste Stadt des Gebietes schon unter Caesar in den Rang einer ''[[colonia]]'' erhoben worden war und unter Octavian ein weiterer, größerer Stadtteil hinzugefügt wurde. 11/10 v. Chr. schlug [[Tiberius]]einen dalmatischen Aufstand nieder, ebenfalls ohne danach eine Provinz einrichten zu können. Erst mit der Niederschlagung eines weiteren Aufstandes in denen Jahren 6-9 n. Chr. konnte Tiberius das Gebiet endgültig unter römische Kontrolle bringen und die Provinz ''Dalmatia'' sowie die Nachbarprovinz ''[[Pannonia]]'' einrichten. | |
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+ | Erster Statthalter der neuen Provinz wurde [[Caius Vibius Postumus]], der als ''[[legatus augusti pro praetore]]'' von konsularem Rang seinen Sitz in ''Salona'' bezog. Zwei [[Legion]]ene hatten ihre Stützpunkte in ''Burnum'' (heute Suplja Crkva) und ''Tilurium'' (heute Gardun), bis sie spätestens 69 n. Chr. die Provinz verließen. Die in ''Burnum'' stationierte ''[[legio XI Claudia]]'' wurde dabei nach ''[[Germania Superior]]'' verlegt. Neben dem Statthalter residierten in ''Salona'' auch ein Finanzprocurator und ein ''praepositus'' für die Erzbergwerke. Ferner war die Stadt Hauptort von einem der drei Gerichtsbezirke der Provinz. Die anderen beiden Hauptorte waren ''Scardona'' (heute Skradin) und ''Narona'' (heute Vid Metkovic). | ||
− | + | Die weitere Geschichte der Provinz verläuft völlig unspektakulär, nachdem sich die Bewohner nach Aufgabe des Widerstandes rasch romanisieren lassen. Selbst bei der Provinzreform des [[Diocletian]], der aus ''Dalmatia'' stammte, blieb die Provinz nahezu unberührt und verlor nur einen kleinen Teil im Südosten an die neugeschaffene Provinz ''Praevalitana''. Erst zum Ende des 4. Jh. n. Chr. setzten Einfälle der [[Goten]] der Provinz zu, die im folgenden Jahrhundert komplett in gotische Hand geriet. Auch eine Rückeroberung durch das oströmische Reich war nur von kurzer Dauer, bevor schließlich spätestens ab dem 7. Jh. die Slawen die Herrschaft übernahmen. | |
+ | ===Wirtschaftliche und strategische Bedeutung=== | ||
+ | In republikanischer Zeit war ''Dalmatia'' vor allem für die Kontrolle der Adriaküste von Bedeutung, weshalb sich römische Vorstöße und Koloniegründungen auf die Küstenregion begrenzten. Auch nach der Einrichtung der Provinz und der römischen Übernahme der Kontrolle über das komplette Mittelmeer blieb die städtebauliche Aktivität weitgehend auf die Küstenregionen beschränkt. Dort jedoch gehörte ''Dalmatia'' nach ''[[Africa proconsularis]]'' und ''[[Baetica]]'' zu jenen Provinzen, die am stärksten urbanisiert waren. | ||
− | + | Von der langen friedlichen Phase in den ersten drei Jahrhunderten nach Einrichtung der Provinz profitierten die Wirtschaft und der Handel. Neben dem italischen ''[[Aquileia (Stadt)|Aquileia]]'' war ''Salona'' der wichtigste Hafen der Adria. In den Küstenregionen der Provinz dominierten Land- und Weidewirtschaft mit dem Export von Käse, Getreide, Wein, Olivenöl und Bier, während im Landesinneren vor allem Eisen aber auch Kupfer, Blei und Silber abgebaut wurden. Ferner war der Holzhandel und der Schiffbau an der Küste von Bedeutung, der vor allem den schnellen und wendigen Schiffstyp der ''[[liburna]]'' hervorbrachte. | |
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+ | '''Literatur:''' Tilmann Bechert, ''Die Provinzen des römischen Reiches'', Mainz, 1999 |
Aktuelle Version vom 2. Dezember 2012, 13:46 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Lage und Geografie
Die Provinz Dalmatia an der östlichen Adriaküste umfasste in etwa das heutige südliche Kroatien, das gesamte Gebiet von Bosnien-Herzegovina und Montenegro, sowie den Westteil Serbiens und ein Stück im Norden von Albanien. Im Nordwesten bildete der Fluss Arsia (heute Rasa) die Grenze zu Italia, die dann dem Nordrand des bosnischen Berglandes nach osten folgte und ca. 30 km südlich der Save stetig in südöstliche RIchtung verlief. Südwestlich von Singidunum (heute Belgrad) knickte die Grenze dann nach Süden ab und erreichte bei Lissus die Adriaküste.
So wie die Küstenlinie durch zahlreiche kleine vorgelagerte Inseln rauh wirkt, ist auch das Binnenland durch zahlreiche Hügel und Flusstäler unübersichtlich.
Vorrömische Geschichte
Vor dem ersten Kontakt mit dem römischen Reich war das Gebiet von zahlreichen illyrischen Stämmen besiedelt, zu denen neben den später namensgebenden Dalmaten auch die Japoden, Mäzäer, Dästitaten, Pirusten und Liburner gehörten. Zeitweise bildeten sie ein illyrisches Königreich, das jedoch wieder in mehrere Einzelstaaten zerfiel. Das Reich der Dalmaten mit der Hauptstadt Delminium (heute Tomislavgrad) lag im Süden der späteren Provinz und erstreckte sich nordwärts vom Fluss Neretva bis zum Cetina und später bis zur Krka, wo es die Grenzen von Liburnien traf.
Seit dem Beginn des 2. Jh. v. Chr. kamen die Stämme Dalmatiens wiederholt mit Rom in Kontakt, das zumindest die Küstenlinie unter seine Kontrolle bringen wollte, um die Schifffahrt auf der Adria zu sichern. Trotz einzelner Erfolge in den Jahren 165-155 v. Chr. sowie 119/118 v. Chr. und zum Ende des Bürgerkriegs konnte jedoch kein nachhaltiger Erfolg erzielt werden und die zahlreichen Stämme behielten ihre Unabhängigkeit. Zwischen 49 und 47 v. Chr. nutze zwar Gnaeus Pompeius Magnus die dalmatischen Häfen als Operationsbasis gegen Gaius Iulius Caesar, gleichzeitg war jedoch der Feldherr Gabinius im Binnenland in schwere Kämpfe verwickelt, bei denen er nur mühsam den Verlust seines gesamten Heeres verhindern konnte. Auch die Unterwerfung der dalmatischen Stämme unter Caesar 45 v. Chr. hielt nur ein Jahr bis zu dessen Tod.
Zwischen 35 und 33 v. Chr. operierte Octavian von der Save aus im Nordwesten des Gebietes, konnte aber auch noch keine durchschlagenden Erfolge erzielen, obwohl mit Salona (heute Solin) die bedeutendste Stadt des Gebietes schon unter Caesar in den Rang einer colonia erhoben worden war und unter Octavian ein weiterer, größerer Stadtteil hinzugefügt wurde. 11/10 v. Chr. schlug Tiberiuseinen dalmatischen Aufstand nieder, ebenfalls ohne danach eine Provinz einrichten zu können. Erst mit der Niederschlagung eines weiteren Aufstandes in denen Jahren 6-9 n. Chr. konnte Tiberius das Gebiet endgültig unter römische Kontrolle bringen und die Provinz Dalmatia sowie die Nachbarprovinz Pannonia einrichten.
Römische Geschichte
Erster Statthalter der neuen Provinz wurde Caius Vibius Postumus, der als legatus augusti pro praetore von konsularem Rang seinen Sitz in Salona bezog. Zwei Legionene hatten ihre Stützpunkte in Burnum (heute Suplja Crkva) und Tilurium (heute Gardun), bis sie spätestens 69 n. Chr. die Provinz verließen. Die in Burnum stationierte legio XI Claudia wurde dabei nach Germania Superior verlegt. Neben dem Statthalter residierten in Salona auch ein Finanzprocurator und ein praepositus für die Erzbergwerke. Ferner war die Stadt Hauptort von einem der drei Gerichtsbezirke der Provinz. Die anderen beiden Hauptorte waren Scardona (heute Skradin) und Narona (heute Vid Metkovic).
Die weitere Geschichte der Provinz verläuft völlig unspektakulär, nachdem sich die Bewohner nach Aufgabe des Widerstandes rasch romanisieren lassen. Selbst bei der Provinzreform des Diocletian, der aus Dalmatia stammte, blieb die Provinz nahezu unberührt und verlor nur einen kleinen Teil im Südosten an die neugeschaffene Provinz Praevalitana. Erst zum Ende des 4. Jh. n. Chr. setzten Einfälle der Goten der Provinz zu, die im folgenden Jahrhundert komplett in gotische Hand geriet. Auch eine Rückeroberung durch das oströmische Reich war nur von kurzer Dauer, bevor schließlich spätestens ab dem 7. Jh. die Slawen die Herrschaft übernahmen.
Wirtschaftliche und strategische Bedeutung
In republikanischer Zeit war Dalmatia vor allem für die Kontrolle der Adriaküste von Bedeutung, weshalb sich römische Vorstöße und Koloniegründungen auf die Küstenregion begrenzten. Auch nach der Einrichtung der Provinz und der römischen Übernahme der Kontrolle über das komplette Mittelmeer blieb die städtebauliche Aktivität weitgehend auf die Küstenregionen beschränkt. Dort jedoch gehörte Dalmatia nach Africa proconsularis und Baetica zu jenen Provinzen, die am stärksten urbanisiert waren.
Von der langen friedlichen Phase in den ersten drei Jahrhunderten nach Einrichtung der Provinz profitierten die Wirtschaft und der Handel. Neben dem italischen Aquileia war Salona der wichtigste Hafen der Adria. In den Küstenregionen der Provinz dominierten Land- und Weidewirtschaft mit dem Export von Käse, Getreide, Wein, Olivenöl und Bier, während im Landesinneren vor allem Eisen aber auch Kupfer, Blei und Silber abgebaut wurden. Ferner war der Holzhandel und der Schiffbau an der Küste von Bedeutung, der vor allem den schnellen und wendigen Schiffstyp der liburna hervorbrachte.
Literatur: Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999