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Hinter dem Theater befand sich ein Garten mit einem [[Nyphaeum]], das auch als Höhenausgleich einer Terrassenmauer diente. Das Wasser sammelte sich darunter in einem Teich von fast vier Metern Tiefe, aus dem es sich über weitere Abflüsse weiter verteilte. Im 3. Jh. n. Chr. wurde der Teich zugeschüttet und als Baugrund für andere Gebäude genutzt. | Hinter dem Theater befand sich ein Garten mit einem [[Nyphaeum]], das auch als Höhenausgleich einer Terrassenmauer diente. Das Wasser sammelte sich darunter in einem Teich von fast vier Metern Tiefe, aus dem es sich über weitere Abflüsse weiter verteilte. Im 3. Jh. n. Chr. wurde der Teich zugeschüttet und als Baugrund für andere Gebäude genutzt. | ||
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Genauere Aussagen über Wohnbebauung, Handel und Handwerk in der Stadt können aus archäologischer Sicht praktisch nicht gewonnen werden. Die Terassenbauweise des Stadtgebietes erlaubt allerdings einige Rückschlüsse. So ist die nördliche Mauer der Basilika zugleich eine Terassenmauer und grenzt die untere, öffentlich genutzte Terasse von einer oberen ab, die für Wohnbebauung genutzt wurde. Eine einheitliche Bauweise für alle Häuser der Stadt ist nicht anzunehmen. Im Stadtgebiet wurden einige Marmorfußböden mit Mosaiken gefunden, die gehobener Bebauung zuzuordnen sind. Unmittelbar östlich der Forumsbasilika wurde einfache Bebauung mit kleinen Läden und Werkstätten gefunden. Größere Werkstätten und Betriebe können außerhalb des ungefähr 60 Hektar großen Stadtareals vermutet werden. | Genauere Aussagen über Wohnbebauung, Handel und Handwerk in der Stadt können aus archäologischer Sicht praktisch nicht gewonnen werden. Die Terassenbauweise des Stadtgebietes erlaubt allerdings einige Rückschlüsse. So ist die nördliche Mauer der Basilika zugleich eine Terassenmauer und grenzt die untere, öffentlich genutzte Terasse von einer oberen ab, die für Wohnbebauung genutzt wurde. Eine einheitliche Bauweise für alle Häuser der Stadt ist nicht anzunehmen. Im Stadtgebiet wurden einige Marmorfußböden mit Mosaiken gefunden, die gehobener Bebauung zuzuordnen sind. Unmittelbar östlich der Forumsbasilika wurde einfache Bebauung mit kleinen Läden und Werkstätten gefunden. Größere Werkstätten und Betriebe können außerhalb des ungefähr 60 Hektar großen Stadtareals vermutet werden. | ||
− | Dank erhaltener Straßenreste kann für einzelne ''[[insula|insulae]]'' eine Breite von 35 Metern bei unbekannter Länge angenommen werden, was dem römischen Standardmaß von einem ''[[Maße und Gewichte#Längenmaße|actus]]'' entspricht. Eine erhaltene Längsstraße (''decumana'') weist eine Breite von drei Metern plus Bürgersteige zu je einem Meter Breite auf. Die Straße war mit großen Steinplatten gepflastert und unter ihr verlief eine Kloake. Das erhaltene Straßenstück ist stark geneigt, so dass anzunehmen ist, dass die Straße die Höhenunterschiede zwischen den Terassen ohne Stufen überbrückten. | + | Dank erhaltener Straßenreste kann für einzelne ''[[insula|insulae]]'' eine Breite von 35 Metern bei unbekannter Länge angenommen werden, was dem römischen Standardmaß von einem ''[[Maße und Gewichte#Längenmaße|actus]]'' entspricht. Eine erhaltene Längsstraße (''decumana'') weist eine Breite von etwa drei Metern plus Bürgersteige zu je einem Meter Breite auf. Die Straße war mit großen Steinplatten gepflastert und unter ihr verlief eine Kloake. Das erhaltene Straßenstück ist stark geneigt, so dass anzunehmen ist, dass die Straße die Höhenunterschiede zwischen den Terassen ohne Stufen überbrückten. |
===Amphitheater=== | ===Amphitheater=== |
Version vom 5. August 2007, 16:00 Uhr
Daten der Stadt | |
Name: | Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraconensis |
Gründung: | 5. Jh. v. Chr. |
Rechtsform: | Colonia |
Provinz: | Hispania Tarraconensis |
Heutige Stadt: | {{{5}}} |
Tarraco ist eine Hafenstadt am westlichen Mittelmeer auf der iberischen Halbinsel und Hauptstadt der nach ihr benannten Provinz Hispania Tarraconensis.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Stadt
Das heutige Tarragona geht auf eine iberisch Siedlung zurück, deren Ursprünge bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden können. In diesem Gebiet der Nordostküste der iberischen Halbinsel trafen in dieser Zeit die lokale iberische Kultur, die griechischen Kolonialisten im Norden (Ampurias, Massilia) und die phönikischen Kolonialisten im Süden (Gades, Ebusos) aufeinander und profitierten voneinander. Der genaue Grad des städtischen Ausbaus Tarracos für diese Zeit lässt sich jedoch nicht mehr feststellen, zumal schriftliche Quellen aus dieser Zeit für dieses Gebiet weitgehend fehlen.
Aus der kleinen Handelsstadt wird 218 v. Chr. jedoch eine bedeutsame militärische Basis, als im Zuge der punischen Kriege Gaius Cornelius Scipio mit seinem römischen Heer in Ampurias an Land ging und die hispanische Küste bis zum Ebro unter seine Kontrolle brachte. Dabei zerstörte er auch ein punisches Nachschublager bei der Ortschaft mit Namen Cissis, welches der punische Name Tarragonas gewesen sein dürfte. Dort ließ er zunächst nur eine Garnison zurück, bevor der Ort ein Jahr später seine Rolle als militärische Operationsbasis in Hispania übernahm, als Publius Cornelius Scipio hier mit einem weiteren Heer an Land ging.
Die Funktion als militärisches Hauptquartier Hispanias behielt Tarraco auch nach der Einrichtung der Provinzen Hispania citerior und Hispania ulterior im Jahr 197 v. Chr., bleib in der folgezeit jedoch ansonsten zunächst für antike Geschichtsschreiber uninteressant. Welchen rechtlichen Status die Stadt zu diesem Zeitpunkt hatte, ist ungewiss. Es liegt nahe, dass es sich um eine freie oder verbündete Stadt gehandelt hat, die jedoch nicht über das römische Bürgerrecht verfügte. Caesar hielt in ihr nach dem Bürgerkrieg gegen Pompeius eine Versammlung der ganzen Provinz Hispania citerior ab.
Im Jahr 27 v. Chr. residiert Augustus in Tarraco, um von dort aus persönlich die Kämpfe gegen die letzten Widerstände gegen das römisch Reich auf der iberischen Halbinsel zu überwachen. Der Aufenthalt trägt deutlich zur Veränderung des Charakters der Stadt bei. Vom militärischen Hauptquartier wird sie zum Sitz eines Gerichtsbezirks, Hauptstadt der Provinz und schließlich Koloniestadt mit Namen Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraconensis.
Der Bürgerkrieg von 69 n. Chr., an dem Hispania mit der Ausrufung Galbas zum Kaier nicht unbeteiligt war, brachte nur eine kurze Unterbrechung der vollen wirtschftlichen und politischen Blüte der Stadt. Mit der Verleihung des latinischen Bürgerrechts an alle hispanischen Städte durch Vespasian änderte sich die politische Konzeption der Provinz und Tarraco für den jährlich abgehaltenen Provinzlandtag, der hauptsächlich der Ausrichtung des Kaiserkultes und der Wahl eines Flamen diente. Auch unter den folgenden Kaisern blieb Tarracos Wirtschaftskraft und politische Bedeutung erhalten und zeigte sich vor allem in einer regen Bautätigkeit, in der die wichtigsten Personen des öffentlichen Lebens der Stadt zahlreiche Statuen und Bauwerke stifteten oder vorhandene Renovierten und sich dafür mit Inschriften verewigten.
Im Jahr 260 n. Chr. wurde Tarraco erstmals seit langem wieder von feindlichen Truppen angegriffen und von Franken geplündert. Auch nach Behebung der Schäden und Reorganisation der Provinzverwaltung durch Diocletian konnte die Stadt ihre alte Bedeutung nicht wiedererlangen. Im Verlaufe des 4. Jahrhunderts verödeten die vorstädtischen Wohngebiete und das Leben zog sich auf die höhergelegenen Teil der Stadt zurück, wo das alte Forum und der Circus in Wohngebiete umgewandelt wurden. Mit dem Ende des weströmischen Reiches wurde Tarraco am Ende des 5. Jahrhunderts Teil des westgotischen Tolosanischen Reiches.
Bauwerke der Stadt
Das Stadtgebiet teilt sich entlang der quer durch Tarraco verlaufende via augusta in einen ca. 20 Hektar großen höhergelegenen nördlichen Teil und einen ca. 40 Hektar großen tiefergelegenen südlichen Teil auf. Ersterer diente ursprünglich militärischen Zwecken und seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. ausschließlich der Provinzverwaltung, während letzterer Wohngebiete, den Hafen und alle Bestandteile der städtischen Infrastruktur beinhaltete. Das gesamte Stadtgebiet ist nach Süden hin abfallend und wurde durch Terrassierungen besser nutzbar gemacht.
Stadtmauer
Die erste Stadtmauer umschloss nur Teile des höhergelegenen nördlichen Stadtgebietes entlag dessen Nordwestseite und geht vermutlich auf die Lagerbefestigung des 218 v. Chr. errichtenten Truppenlagers zurück. Die aus 6 bis 8 Reihen megalithischer Blöcke errichtete Wand war etwa 6 Meter hoch und mit Mauerzacken und Wehrtürmen aus Quadersteinen bestückt. Mindestens drei Türme in gleicher Bauart wie die Mauer aus megalithischen Blöcken und Quadermauerwerk sprangen nach außen vor und schützten so die Flanken der Mauer. In einer zweiten Bauphase wurde die Mauer mit weiterem Quadersteinmauerwerk auf 12 Meter Höhe und eine Breite von 6 Metern aufgestockt und im Osten durch eine gradlinige Mauer ohne Türme ergänzt. Die Sockellage der neuen Abschnitte bestand nur noch aus ein bis zwei Reihen megalithischer Blöcke und der Zwischenraum zwischen den aufgehenden Quadersteinen wurde mit Ziegeln verfüllt. Diese erlauben eine Datierung der Erweiterung auf das dritte Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr.. Mindestens vier Rampen erlaubten den Aufgang zur Stadtmauer und mehrere Tore und Pforten in der Nähe der Türme ermöglichten den Durchgang. Vom Einbau monumentalerer Zugänge während der Kaiserzeit ist auszugehen, diese sind jedoch nicht nachweisbar.
Hafen
Die archäologischen Kenntnisse über den Hafen von Tarraco sind relativ gering. Als sicher kann angenommen werden, dass Tarraco über keine besonders günstige natürliche Bucht verfügte und die Küstenlinie südlich der Stadt auf der Höhe der heutigen "calle Smith" im Stadtgebiet verlief. Der Ankerplatz war in republikanischer Zeit durch die Stadt und die Hügel lediglich vor Nordwind geschütz, jedoch dem ostwind vom offenen Meer her ausgeliefert. Trotzdem war die Lage ausreichend, um hier die mit einer großen Flotte aus Kriegs- und Transportschiffen zu landen. Spätestens mit dem Aufenthalt von Kaiser Augustus in der Stadt (27 - 25 v. Chr.) wurde diese zu einem wichtigen Handelszentrum und der Hafen daher umfassend befestigt. Magazinbauten dienten der Aufnahme von Handelsgütern und vermutlich wurde die Ostseite des Hafenbeckens durch einen auf Arkaden errichteten Hafendamm geschützt, der die Linie der Stadtbauer aufnahm und im Wasser verlängerte. Ein enormer Steinklotz, der den Endpunkt dieser Linie bilden konnte und möglicherweise einen Leuchtturm trug, wurde im Jahre 1843 bei Bauarbeiten gesprengt. Der Hafen von Tarraco war Sitz eines Zollamtes (portorium) und eines Flottenkommandeurs, dem das Seegebiet "ora maritima Laeetanae" unterstand. Als die Franken im Jahr 260 n. Chr. die Stadt plünderten, fanden sie in ihrem Hafen genug Schiffe vor, um sich nach Afrika einzuschiffen.
städtisches Forum
Wie fast jede römische Stadt verfügte auch Tarraco über ein Forum als Zentrum des städtischen politischen, religiösen und wirtschftlichen Lebens. Wann es in Tarraco eine planmäßigen Ausbau eines derartigen öffentlichen Platzes gegeben hat ist nicht gesichert, kann aber durch eine auf das Jahr 71 v. Chr. datierte öffentliche Inschrift spätestens für die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. angenommen werden. Das Forum lag im Südwesten der Stadt, im Gebiet der heutigen "calle Lleida" und "calle Gasometre". Der annähernd quadratische Forumsplatz von ca. 60 mal 70 m Größe wurde nach Norden von einer dreischiffigen Basilika begrenzt. Diese war ca. 30 Meter breit, insgesamt etwa 75 Meter lang und im Inneren mit insgesamt 32 korintischen Säulen von 90 cm Durchmesser und daher vermutlich 9 Meter Höhe bestückt. Im Nordschiff der Basilika befanden sich zwölf kleine Räume, jeweils passend zu den Säulenabständen, die als Amtsstuben und Archivräume genutzt worden sein könnten. In der Mitte der Langseite liegt nach Norden weit über die Außenmauer hinaus gehend, ein 13,07 mal 11,20 m großer Saal, der mit einem Marmorboden ausgelegt war. Von seiner Bauart und Lage her entspricht er den aedes Augusti, die Vitruvius in seinen zehn Büchern über Architektur als Bestandteil einer Basilika beschreibt (V, 1, 6-8). Dieser Raum wurde vermutlich als Tagungssaal des Gerichts beziehungsweise allgemein als Sitzungssaal der Curia genutzt.
Nach Süden hin schloß sich an die andere Langseite der Basilika der Forumsplatz an, der seinerseits vermutlich von Säulengängen umgeben war, an die sich im Süden weitere Räumlichkeiten zur administrativen oder gewerblichen Nutzung anschlossen. Nördlich der Basilika, hinter dem abstehenden Saal, lag ein kleines Auguraculum.
Capitol
Östlich des Forums und der Basilika lag ein weiterer, etwa gleich großer Platz, der ebenfalls zumindest an den Langseiten von Säulenhallen umgeben war. Auf ihm befand sich der Capitolstempel der Stadt, der Iuppiter, Iuno und Minerva geweiht war. Der Tempel verfügte über drei getrennte cellae und eine dreiseitig umlaufende Säulenstellung mit vermutlichs echs Frontsäulen.
Provinzialforum
Das Provinzialforum, mit dessen Bau unter Kaiser Vespasian im bis dahin militärisch genutzten nördlichen Teil der Stadt begonnen wurde, gehört zu den am besten dokumentierten derartigen antiken Anlagen. Mit einer Fläche von 7,5 ha bildet es eine überdimensionale Anlage, die selbst mit Anlagen in Rom problemlos konkurrieren kann. Das Provinzialforum besteht aus zwei getrennten, aber unmittelbar aneinander anstoßenden Plätzen, die symmetrisch zu einer gemeinsamen Mittelachse liegen. Nach Süden hin wird die Anlage durch einen Circus für Wagenrennen vom restlichen Stadtgebiet getrennt. Die Abgrenzung zwischen den beiden Plätzen sowie dem südlichen Platz und dem Circus bildet große Terrassenstufen für diesen nördlichen Teil der Stadt.
Kultplatz
Der nördliche Platz ist rechteckig mit einer Größe von 153 mal 136 m und wird als Kultplatz bezeichnet. Er war an den beiden Längsseiten und der nördlichen Schmalseite mit Säulengängen umgeben, die an der Außenwand mit Fenstern versehen waren und demnach keine anliegenden Räume beherbergten. Auf dem Kultplatz befand sich ein Tempel, dessen genaue Ausmaße nicht bekannt sind. Möglicherweise gehörte auch ein Saal, der sich axial zum Platz im nördlichen Säulengang befindet, zu diesem Tempel. Auf dem Platz befanden sich außerdem kaiserliche oder göttliche Statuen, von denen mehrere Sockel erhalten sind. Heute befindet sich an der Stelle, die als Standort des Temepls angenommen wird, die Kathedrale der Stadt, deren Kreuzgang auf den Grundmauern des Säulenganges ruht. Die große, heute noch genutzte Treppe davor stammt aus römischer Zeit und verband den Kultplatz mit dem südlich gelegenen Repräsentationsplatz.
Repräsentationsplatz
Der als Repräsenationsplatz bezeichnete zweite Platz hatte eine Größe von 175 mal 318 m und lag im Gegensatz zum Kultplatz in Querrichtung. An den beiden Schmalseiten verlief ein Säulengang von 14 m Breite, der nach außen hin von einer Kryptoporticus begrenzt wurde. An der Nordseite verlief ein änhlicher Säulengang, bei dem die Kryptoporticus unter der oben erwähnten Freitreppe hindurch führte. Der Platz selber war vermutlich als Garten gestaltet. Ein direkter Wasseranschluß ist über das Reststück eines Aquäduktes an der Nordwestecke nachgewiesen. Über die weitere Bebauung des Platzes und die mögliche Lage von Amtsstuben in diesem Bereich ist abgesehen von weiteren Statuensockeln nichts bekannt. An den beiden südlichen Enden der Schmalseiten lagen große turmartige Bauwerke, die den Zugang zu den verschiedenen Gängen und zum Circus auf der südlich folgenden Terrasse ermöglichten.
Circus
Anders als die beiden großen Plätze gehört der Circus mit einer Gesamtlänge von 325 Metern und einer Breite zwischen 100 und 115 Metern eher zu den kleineren römischen Anlagen. Die topografische Situation bedingt, dass er an der Ostseite schmaler ist als an der Westseite, an der sich die Startboxen (carceres) befanden. Die Arena selber ist 290 m lang und zwischen 67 und 77 m breit. Die Länge der spina ist nicht bekannt, wird jedoch auf 190 m geschätzt. Sämtliche Sitzreihen liegen auf einem System aus großen und kleinen Gewölbegängen mit Decken aus Betonguss (opus caementicium) auf, die teilweise ansteigend und mit Treppen verlaufen und noch heute sehr gut erhalten und zum Teil begehbar sind. Diese Gänge stellten nicht zur den Zugang zu den Tribünen her, sondern verbanden gleichzeitig auch die städtische Siedlungsfläche mit den beiden nördlichen Plätzen. Die Stützmauern der Gewölbe wurden im sichtbaren Bereich aus schmuckvollem Mauerwerk (opus vittatum) errichtet und in den restlichen Bereichen aus unregelmäßigem opus incertum. Während das obere Ende der Tribüne nach Norden hin mit dem anschließenden Platz abschloß, ergab sich durch die Hanglage nach Süden zur via augusta eine hohe Fassade, die durch mehrere Bögen strukturiert war. Die verschiedenen Zugänge zum Circus befanden sich jeweils in diesen Bögen.
Theater und Nymphaeum
Südöstlich des städtischen Forums lagen im 2. und 1. Jh. v. Chr. zunächst Lagerhallen, die zur nahegelegenen Hafenanlage gehörten. Aufgrund der hervorragenden Lage für ein Theater, die sich aus der Terrassierung des Hanges ergab, wurden diese jedoch gegen Ende des 1. Jh. v. Chr. durch ein ebensolches ersetzt. Das Halbrund der insgesamt 27 Sitzreihen wurde teilweise in den Fels eingeschnitten und durch drei Radialtreppen in vier Sektoren geteilt. Zwei Rundgänge teilten den Zuschauerraum außerdem in drei Ränge zu einmal sieben und zweimal zehn Reihen. Von der Bühne sind nur noch Fundamente enrhalten, in denen sich einige Exedren abzeichnen. Die erste Fassung der Bühnendekoration wurde in Sandstein ausgeführt und im 2. Jh. n. Chr. durch eine aufwändigere Fassung mit Marmorelementen ersetzt.
Hinter dem Theater befand sich ein Garten mit einem Nyphaeum, das auch als Höhenausgleich einer Terrassenmauer diente. Das Wasser sammelte sich darunter in einem Teich von fast vier Metern Tiefe, aus dem es sich über weitere Abflüsse weiter verteilte. Im 3. Jh. n. Chr. wurde der Teich zugeschüttet und als Baugrund für andere Gebäude genutzt.
Wohnbebauung und Straßen
Genauere Aussagen über Wohnbebauung, Handel und Handwerk in der Stadt können aus archäologischer Sicht praktisch nicht gewonnen werden. Die Terassenbauweise des Stadtgebietes erlaubt allerdings einige Rückschlüsse. So ist die nördliche Mauer der Basilika zugleich eine Terassenmauer und grenzt die untere, öffentlich genutzte Terasse von einer oberen ab, die für Wohnbebauung genutzt wurde. Eine einheitliche Bauweise für alle Häuser der Stadt ist nicht anzunehmen. Im Stadtgebiet wurden einige Marmorfußböden mit Mosaiken gefunden, die gehobener Bebauung zuzuordnen sind. Unmittelbar östlich der Forumsbasilika wurde einfache Bebauung mit kleinen Läden und Werkstätten gefunden. Größere Werkstätten und Betriebe können außerhalb des ungefähr 60 Hektar großen Stadtareals vermutet werden.
Dank erhaltener Straßenreste kann für einzelne insulae eine Breite von 35 Metern bei unbekannter Länge angenommen werden, was dem römischen Standardmaß von einem actus entspricht. Eine erhaltene Längsstraße (decumana) weist eine Breite von etwa drei Metern plus Bürgersteige zu je einem Meter Breite auf. Die Straße war mit großen Steinplatten gepflastert und unter ihr verlief eine Kloake. Das erhaltene Straßenstück ist stark geneigt, so dass anzunehmen ist, dass die Straße die Höhenunterschiede zwischen den Terassen ohne Stufen überbrückten.
Amphitheater
Außerhalb der Stadtmauern, zwischen östlicher Mauer und Strand wurde zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. an der via augusta ein Amphitheater errichtet. Wie beim Theater spielte die topografische Situation eine entscheidende Rolle bei der Platzwahl und man nahm keine Rücksicht auf die zuvor dort befindliche Nekropole. Die westlichen Sitzreihen des Amphitheaters sind dementsprechend unmittelbar in den Fels des Stadthügels eingebaut, die Ostseite wurde aus Steinblöcken mit Kalkmörtel und Gewölben in Betongusstechnik errichtet. Das gesamte Gebäude ist 109,5 m lang und 86,5 m breit, die Arena misst 61,5 m in der Länge und 38,5 m in der Breite. Unter ihr verlaufen holzgedeckte Tunnel zur Bereitstellung der Infrastruktur für Aufführungen im Amphitheater. In einem der Gräben befindet eine Wandmalerei der Göttin Nemesis, die auf die in der Arena stattfindenden Gladiatorenkämpfe oder Jagden verweist. Die Sitzreihen sind durch eine 3,25 m hohe Mauer von der Arena getrennt, die nach außen mit Marmorplatten verkleidet ist und hinter der ein umlaufender Gang verläuft. Dieser wird lediglich durch die beiden breiten Zugänge in der Längsachse der Arena unterbrochen. Die Sitzreihen waren durch weitere Mauern und Umgänge in drei Ränge eingeteilt. Der untere Rang umfasste nur drei Reihen, die folgenden 10 bzw. 11 Reihen. Eine Ehrenloge war auf der Westseite im unteren und mittleren Rang eingeschnitten. Insgesamt fasste die Anlage schätzungsweise 14.000 Zuschauer.
Umland
Das zur Kolonie gehörende Umland wurde im Nordosten durch Barcino (Barcelona), im Norden durch Ilerda (Lleida) und im Südwesten durch Dertosa (Tortosa) begrenzt. Die Nutzung dieses Landes begann vermutlich in der zweiten Hälfte des 2. Jh. v. Chr., als aus der rein militärischen Niederlassung in Tarraco eine städtische Siedlung wurde.
Wasserversorgung der Stadt
Auch ohne genaue Angaben über die Bevölkerungszahl von Tarraco ist klar, dass die Stadt eine umfassende Wasserversorgung benötigte, zumal sich in ihrem Hafen auch Schiffe für die Überfahrt nach Afrika ausrüsten wollten. Kleine Reste eines Aquäduktes sind bekannt, die vermutlich das Wasser das Flusses Francolí direkt in das Hafengebiet führten. Der höher gelegenen Teil der Stadt wurde vermutlich von einem weiteren Aquädukt versorgt, das dem Verlauf des Flusses Gaià folgte. Das spektakulärste erhaltene Teilstück einer Wasserleitung ist jedoch die "Pont del Diable" von Les Ferreres, etwa vier Kilometer westlich von Tarraco. Die zugehörige Wasserleitung beginnt auf einer Höhe von 92 m über dem Meeresspielgel und führt das Wasser des Francolí zunächst parallel zum Fluss und dann dem unebenen Gelände folgend zur Stadt. Die "Pont del Diable" ist etwa 200 m lang und erreicht mit zwei Bogenreihen eine Höhe von 26 m über der Talsohle. Die lichte Weite der Bögen beträgt 5,9 m, die Jochweite 8 m. Das Mauerwerk ist maximal 1,86 m breit, die wasserführende Rinne etwas schmaler.
Villae
Für Villae aus republikanischer Zeit gibt es wenig Zeugnisse und nur wenige Gebäude, wie z.B. die Villa des Moro (Torredembarra), können dieser Epoche zugewiesen werden. Der größte Teil der bekannten Villen im Umland von Tarraco können der Kaiserzeit zugeordnet werden. Einige der Villae sind auffallend luxuriös und waren daher vermutlich das Eigentum von hohen Provinzialbeamten, die in Tarraco aktiv waren, aber im Umland wohnten. Keines der bekannten Gebäude ist vollständig ausgegraben und es sind lediglich Fragmente wie Thermenanlagen, Mosaikfußböden oder Brennöfen für Keramik bekannt.
Villa dels Munts
Die bei Altafulla, 10 km nordöstlich von Tarraco, gelegenen Villa stellt in ihrer Größe eine Ausnahme unter den ansonsten vermutlich hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Villen dar. Sie liegt in Strandnähe auf einer leichten Erhebung und bietet einen guten Blick auf das Umland. Wann sie errichtet wurde, ist nicht bekannt, jedoch ist als ihr Bewohner für die Mitte des 2. Jh. n. Chr. der Provinzbeamte Caius Valerius Avitus bekannt, dessen persönliches Siegel in dem Bau gefunden wurde. Der Gebäudekomplex teilt sich in mindestens zwei Gebäudeteile, die über einen langen, L-förmigen Säulengang miteinander verbunden sind. Im Nordteil lagen Wohn- und Lagerräume, im Südteile eine umfangreiche Thermenanlage mit mehreren Becken, Heizöfen und Fußbodenheizungen. Mehrere Wasserbehälter und Zisternen außerhalb der Thermenanlage sicherten die Versorgung der Villa und des neben dem Wohnteil gelegenen Gartens.
Literatur: Xavier Aquilué, Xavier Dupré, Jaume Massó, Joaquín Ruiz de Arbulo, Tarraco. Ein Archäologischer Führer, Tarragona, 1992 (deutsche Ausgabe)