Kartographie

Aus Theoria Romana
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Die ersten primitiven, heute bekannten Karten, bzw. kartenähnlichen Darstellungen stammen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) und entstanden um 6200 v. Chr. im heutigen Anatolien. In Mesopotamien entstanden um 3800 v. Chr. erste, in Tontafeln geritzte Karten, die auch schon die damals bekannte Welt darzustellen versuchten. Aus Babylonien ist ein um 1500 v. Chr. entstandener Stadtplan der Stadt Nippur erhalten und aus Ägypten eine Papyruskarte der nubischen Goldminen. In Italien entstanden um 1500 v. Chr. erste, in Felsen geritzte Karten.

Die Griechen schrieben die erste Weltkarte dem im 6. Jh. v. Chr. wirkenden Philosophen Anaximandros (Anaximander) zu, die jedoch nicht überliefert ist. Auf dessen Arbeit baute später Hekataios von Milet auf, der eine überarbeitete Karte der Welt schuf. Sie zeigte eine runde, von einem Ozean umgebene Landmasse, mit Milet im Zentrum, Persien im äußersten Osten, die Arabische Halbinsel im Süden und ein sehr ungefähres Abbild der Iberischen Halbinsel im Westen. Die Britischen Inseln fehlten auf ihr ebenso wie die Ostsee oder eine realistische Darstellung der nordwest-afrikanischen Küste.

Die ersten Grundlagen für eine wissenschaftlich Fundierte, realistischere Kartographie schufen Pythagoras und Aristoteles, die erstmals in der Geschichte von einer kugelförmigen Erdgestalt ausgingen. Sie vertraten die Meinung, der Erdumfang würde 400.000 Stadien (59.400 km) betragen. Erst Eratosthenes (Ende 3./Anfang 2. Jh. v. Chr.) konnte die Kugelform der Erde wissenschaftlich auch belegen und berechnete den wirklichen Umfang von ca. 40.000 km annähernd richtig (Äquatorumfang nach heutigen Erkenntnissen: 40.075,004 km; Polumfang: 39.940,638 km). Auf ihn geht auch eine erste, deutlich realistischere Weltkarte zurück, die nach ihm von Hipparchos um mathematische und beschreibende Einträge ergänzt wurde.

Krates von Mallos fertigte um 150 v. Chr. den ersten Erdglobus an. Auf ihn geht auch das bis in das Mittelalter bestehende Weltbild zurück, das die Erde in fünf Klimazonen einteilte, von denen die beiden nördlichen für menschliches Leben zu kalt und die südlichste zu heiß sei. Zwei sich im rechten Winkel schneidende Weltozeane teilten die Landmassen nach seiner Vorstellung in vier Teile. Die in der Antike bekannte Welt (also Teile Asiens und Afrikas, sowie den größten Teil Europas) bezeichnet Krates als Ökumene. Dem Erdteil, den er jenseits des Atlantiks vermutete (!) gab er den Namen Periökumene. Die wegen des äquatorialen Hitzegürtels unerreichbaren Weltteile bezeichnete er als Antökumene und Antichthone. Krates erkannte, dass die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel denen der Nordhalbkugel entgegensetzt sein müssen.

Die römische Kartographie setzte auf die Entdeckungen der Griechen auf und ergänzte und präzisierte sie mit den Erkenntnissen, die sie vor allem beim Bau ihrer Straßen gewannen. Karten waren während der Kaiserzeit recht weit verbreitet. Im Porticus Vipsania in Rom soll unter Augustus eine monumentale Wandkarte des Imperiums angebracht worden sein. Strabon entwickelte im 1. Jh. v. Chr. eine bis nach Indien reichende Weltkarte und Claudius Ptolemaios im 2. Jh. n. Chr. eine Karte, die von Thule im Norden bis in das südlich des Äquators liegende Afrika im Süden reichte. Bis in heutige Zeit sind zudem ein aus dem 2. Jh. v. Chr. stammender Stadtplan von Rom erhalten, sowie zahlreiche Straßenkarten, darunter die berühmte, ca. 6 m lange und etwa 30 cm breite Tabula Peutingeriana (benannt nach Konrad Peutinger, der sie im 16. Jh. n. Chr. erstmals veröffentlichte).


Literatur: M. C. Howatson (Hrsg.), Reclams Lexikon der Antike, ergänzte Ausgabe 2006