Achaea: Unterschied zwischen den Versionen

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===Lage und Geografie===
Achaea (so lat.; griech. Achaia) war eine [[Provinz]] des [[:Kategorie:Imperium Romanum|Römischen Reiches]]. Es umfasste die Halbinsel Peloponnes in Griechenland. Im Norden grenzte Achaea an die Provinzen [[Epirus]] und [[Macedonia]]. Die Region wurde 146 v. Chr. durch die Römer erobert.  
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Die Provinz ''Achaea'' (griech. ''Achaia'') umfasste hauptsächlich die Halbinsel Peloponnes im heutigen Griechenland. Im Norden grenzte Achaea an die Provinzen ''[[Epirus]]'' und ''[[Macedonia]]''.
  
== Geschichte ==
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===Vorrömische Geschichte===
===Vorrömische Zeit===
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''Zur griechischen Kultur siehe auch: [[Griechen]]''
  
===Der Achaeische Bund===
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Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand der Aechaeische Bund aus bis zu 60 einzelnen griechischen Städten bzw. Stadtstaaten, der bis zum 2. Jahrhundert den gesamten Peloponnes umfasste. Da er sich außenpolitisch auf die Seite [[Rom]]s stellte, war er ein wichtiger Verbündeter Roms im [[1. Makedonischer Krieg|ersten Makedonischen Krieg]]. Die Unabhängigkeit und Freiheit der griechischen Städte wurde daher nach Ende der Kämpfe auch von ''[[consul]]'' [[Titus Quinctius Flamininus]] im Jahr 196 v. Chr. offiziell bestätigt.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand der Aechaeische Bund aus zahlreichen Städten, der bis zum 2. Jahrhundert den gesamten Peloponnes umfasste. Da er sich außenpolitisch auf die Seite [[Rom]]s stellte, wurde die Unabhängigkeit und Freiheit der griechischen Städte auch von Flaminius, dem [[Consul]] des Jahres 198 v. Chr. offiziell bestätigt.
 
  
Der Versuch der griechischen Städte, sich aus dem [[Makedonische Kriege|Konflikt zwischen Makedonien und Rom]] herauszuhalten, scheiterte, als [[:Kategorie:Exercitus Romanus|römische Truppen]] unter dem Consul Mummius in Griechenland einfielen, Städte plünderten und teilweise zerstörten (wie etwa [[Corinthus|Korinth]]). Im Anschluss erklärte man den Bund für aufgelöst und unterstellte die Städte romtreuen Politikern. Das Gebiet des Bundes wurde in der Folgezeit in die Provinz Achaea umgewandelt und vom Statthalter Macedonias mitverwaltet.
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Im [[2. Makedonischer Krieg|zweiten Makedonischen Krieg]] verhielten sich die Achäer daher auch neutral, mussten aber trotzdem 168 v. Chr. tausend Geiseln stellen, die nach Rom deportiert wurden, unter ihnen auch der Historiker [[Polybios]]. Im [[3. Makedonischer Krieg|dritten Makedonischen Krieg]] verhielten sich die Städte daher erneut neutral. Wenig später kam es jedoch zu einem Übergriff auf eine römische Gesandtschaft in ''[[Corinthus]]'' (heute Korinth), was Rom als Vorwand reichte, um die Stadt 146 v. Chr. durch [[Lucius Mummius]] nahezu vollständig zerstören zu lassen. Im Anschluss erklärte man den Bund für aufgelöst und unterstellte die Städte romtreuen Politikern. Das Gebiet des Bundes wurde in der Folgezeit in die Provinz ''Achaea'' umgewandelt und zunächst vom Statthalter von ''Macedonia'' mitverwaltet.
  
===Achaea während der Republik===
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===Römische Geschichte===
Wie überall litten auch die griechischen Unterworfenen unter der Herrschaft der römischen Statthalter. Zusätzlich tobten die [[Mithridatische Kriege|Mithridatischen Kriege]] und später die römischen [[Bürgerkriege]] auch in Achaea und setzten dem Land zusätzlich zu.
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Wie überall litten auch die griechischen Unterworfenen unter der Herrschaft der römischen Statthalter und Steuerpächter, die das Land systematisch ausplünderten. Zusätzlich tobten die [[Mithridatische Kriege|Mithridatischen Kriege]] und später die römischen [[Bürgerkrieg]]e auch in ''Achaea'' und setzten dem Land zusätzlich zu. Trotzdem wurde bereits unter [[Gaius_Iulius_Caesar_(2)|Gaius Iulius Caesar]] mit dem Wiederaufbau von ''Corinthus'' begonnen. Unter [[Augustus]] wurde diese Stadt dann auch unter dem Namen ''Colonia Laus Iulia Corinthus'' zur Hauptstadt der nun eigenständigen Provinz ''Achaea''. Der vom Senat gestellte ''[[proconsul]]'' hatte den Rang eines Prätoriers.
  
===Achaea in der Kaiserzeit===
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Aufgrund ihrer weiteren schlechten wirtschaftlichen Lage wurde die Provinz von 15 bis 44 n. Chr. vom kaiserlichen Statthalter von ''[[Macedonia]]'' mitverwaltet. [[Nero]] verkündete bei einer Reise durch ''Archaea'' 66/67 n. Chr. sogar die völlige Steuerfreiheit für alle Griechen, was jedoch von [[Vespasian]] umgehend wieder revidiert wurde. Ebenfalls in der Regierungszeit Neros, spätestens jedoch unter [[Antoninus Pius]] wurde die Region ''[[Thessalia]]'' aus der Provinz ''Achaea'' gelöst und dem benachbarten ''Macedonia'' zugeschlagen.
Durch eine Reform 27 v. Chr. durch [[Augustus]] wurde Achaea zu einer eigenständigen Provinz mit [[Corinthus|Colonia Laus Iulia Corinthus]] als Hauptstadt und einem [[Praetor]] als eigenen Statthalter.
 
  
Aufgrund ihrer weiteren schlechten wirtschaftlichen Lage wurde die Provinz später auch zeitweise zu einer kaiserlichen Provinz. [[Nero]] teilte außerdem [[Epirus]] ab. Ein Jahrhundert später wurde auch [[Thessalia]] eine eigenständige Provinz.
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Politisch gewann neben der Provinzhauptstadt unter [[Hadrian]] auch ''[[Athenae]]'' (heute Athen) als Führungsstadt des neu geschaffenen "Panhellenischen Bundes" zusätzliches Gewicht. Als ehemalige Versammlungsstätte des Achäischen Bundes war zudem ''Aigion'' weiterhin zumindest sakraler Mittelpunkt des Landes und Sitz des ''koinon ton Agaion''.
  
Erst in der späten Kaiserzeit gelang auch in Griechenland ein wirtschaftlicher Aufschwung, der besonders den Städten zugute kam, die sich zu Handelszentren entwickelt hatten. Die unter Großgrundbesitzern aufgeteilten ländlichen Regionen hingegen verödeten.
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Bei der Provinzreform des [[Diokletian]] war ''Achaea'' eine der wenigen Provinzen, die nicht neu aufgeteilt wurden, sondern ihre ursprüngliche Größe behielten. Die alte griechisches Kultur fand jedoch ihr Ende, als 391 unter [[Theodosius I.]] die griechischen Tempel geschlossen wurden, heidnischer Götterkult 392 komplett verboten wurde und schließlich 393 auch die [[Olympische Spiele|Olympischen Spiele]] abgeschafft wurden.
  
==Exportprodukte==
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Nach der Reichsteilung war ''Achaea'' Teil des oströmischen Reiches und wurde im Laufe des 4. bis 6. Jh. n. Chr. nacheinander von den [[Goten|Westgoten]], den [[Hunnen]], den [[Vandalen]] und den Ostgoten heimgesucht.
  
In Achaea wurden Kupfer, Blei und Eisen abgebaut, doch die Fördermenge war nicht so groß wie in anderen Provinzen wie z. B. [[Noricum]], [[Britannia]] oder den hispanischen Provinzen. Griechischer Marmor war sehr begehrt. Viele Gelehrte und Ärzte in Rom stammten aus Griechenland. In Achaea wurden auch Luxusgüter wie Möbel, Töpferarbeiten, Kosmetika und Leinen produziert. Griechische Oliven und griechisches Olivenöl wurden in alle Provinzen des Reiches exportiert.  
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===Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung===
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In Achaea wurden Kupfer, Blei und Eisen abgebaut, doch die Fördermenge war nicht so groß wie in anderen Provinzen wie z. B. ''[[Noricum]]'', ''[[Britannia]]'' oder den [[Hispania|hispanischen]] Provinzen. Griechischer Marmor war sehr begehrt, ebenso Luxusgüter wie Möbel, Töpferarbeiten, Kosmetika und Leinen. Als landwirtschaftliche Erträge zahlreicher ''villae rusticae'' wurden Wein, Honig, Oliven und Olivenöl wurden in alle Provinzen des Reiches exportiert. Das Siedlungsbild verschob sich von den zahlreichen Städten mit vergleichweise kleinen Territorien aus [[Hellenismus|hellenistischer]] Zeit hin zu weniger größeren Städten mit größeren Territorien.
  
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Überragende Bedeutung hatte jedoch vor allem die hellenistische Kultur der Provinz, die von den Römern trotz aller von ihnen selbst angerichteten Verwüstungen und Plünderungen hoch geschätzt und geachtet wurde. Reisende aus der gesamten Mittelmeerwelt kamen nach ''Achaea'', um die großen Stätten der griechischen Kultur mit eigenen Augen zu sehen. Insbesondere ''Athenae'' genoss eine besondere Stellung als kulturelle Hauptstadt der römischen Welt, indem sich zahlreiche Studenten und Gelehrte (darunter Prominente wie [[Marcus Tullius Cicero]]) an der Akademie der Stadt in Philosophie, Jura und Literatur ausbilden ließen.
  
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Einen besonderen finanziellen Aufschwung erlebten auch die alten Heiligtümer ''[[Delphi]]'', ''[[Olympia]]'', ''Eleusis'' und ''Epidauros'', die von zahlreichen Pilgern besucht wurden und eine rege Bautätigkeit entfalteten.
[http://lexikon.freenet.de/Achaea Lexikon]
 
  
[http://www.meinebibliothek.de/Texte/html/rom13.html MeineBibliothek.de]
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'''Literatur:'''<br>
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[http://lexikon.freenet.de/Achaea Lexikon]<br>
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[http://www.meinebibliothek.de/Texte/html/rom13.html MeineBibliothek.de]<br>
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Tilmann Bechert, ''Die Provinzen des römischen Reiches'', Mainz, 1999

Aktuelle Version vom 24. November 2012, 17:03 Uhr

Lage und Geografie

Die Provinz Achaea (griech. Achaia) umfasste hauptsächlich die Halbinsel Peloponnes im heutigen Griechenland. Im Norden grenzte Achaea an die Provinzen Epirus und Macedonia.

Vorrömische Geschichte

Zur griechischen Kultur siehe auch: Griechen

Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand der Aechaeische Bund aus bis zu 60 einzelnen griechischen Städten bzw. Stadtstaaten, der bis zum 2. Jahrhundert den gesamten Peloponnes umfasste. Da er sich außenpolitisch auf die Seite Roms stellte, war er ein wichtiger Verbündeter Roms im ersten Makedonischen Krieg. Die Unabhängigkeit und Freiheit der griechischen Städte wurde daher nach Ende der Kämpfe auch von consul Titus Quinctius Flamininus im Jahr 196 v. Chr. offiziell bestätigt.

Im zweiten Makedonischen Krieg verhielten sich die Achäer daher auch neutral, mussten aber trotzdem 168 v. Chr. tausend Geiseln stellen, die nach Rom deportiert wurden, unter ihnen auch der Historiker Polybios. Im dritten Makedonischen Krieg verhielten sich die Städte daher erneut neutral. Wenig später kam es jedoch zu einem Übergriff auf eine römische Gesandtschaft in Corinthus (heute Korinth), was Rom als Vorwand reichte, um die Stadt 146 v. Chr. durch Lucius Mummius nahezu vollständig zerstören zu lassen. Im Anschluss erklärte man den Bund für aufgelöst und unterstellte die Städte romtreuen Politikern. Das Gebiet des Bundes wurde in der Folgezeit in die Provinz Achaea umgewandelt und zunächst vom Statthalter von Macedonia mitverwaltet.

Römische Geschichte

Wie überall litten auch die griechischen Unterworfenen unter der Herrschaft der römischen Statthalter und Steuerpächter, die das Land systematisch ausplünderten. Zusätzlich tobten die Mithridatischen Kriege und später die römischen Bürgerkriege auch in Achaea und setzten dem Land zusätzlich zu. Trotzdem wurde bereits unter Gaius Iulius Caesar mit dem Wiederaufbau von Corinthus begonnen. Unter Augustus wurde diese Stadt dann auch unter dem Namen Colonia Laus Iulia Corinthus zur Hauptstadt der nun eigenständigen Provinz Achaea. Der vom Senat gestellte proconsul hatte den Rang eines Prätoriers.

Aufgrund ihrer weiteren schlechten wirtschaftlichen Lage wurde die Provinz von 15 bis 44 n. Chr. vom kaiserlichen Statthalter von Macedonia mitverwaltet. Nero verkündete bei einer Reise durch Archaea 66/67 n. Chr. sogar die völlige Steuerfreiheit für alle Griechen, was jedoch von Vespasian umgehend wieder revidiert wurde. Ebenfalls in der Regierungszeit Neros, spätestens jedoch unter Antoninus Pius wurde die Region Thessalia aus der Provinz Achaea gelöst und dem benachbarten Macedonia zugeschlagen.

Politisch gewann neben der Provinzhauptstadt unter Hadrian auch Athenae (heute Athen) als Führungsstadt des neu geschaffenen "Panhellenischen Bundes" zusätzliches Gewicht. Als ehemalige Versammlungsstätte des Achäischen Bundes war zudem Aigion weiterhin zumindest sakraler Mittelpunkt des Landes und Sitz des koinon ton Agaion.

Bei der Provinzreform des Diokletian war Achaea eine der wenigen Provinzen, die nicht neu aufgeteilt wurden, sondern ihre ursprüngliche Größe behielten. Die alte griechisches Kultur fand jedoch ihr Ende, als 391 unter Theodosius I. die griechischen Tempel geschlossen wurden, heidnischer Götterkult 392 komplett verboten wurde und schließlich 393 auch die Olympischen Spiele abgeschafft wurden.

Nach der Reichsteilung war Achaea Teil des oströmischen Reiches und wurde im Laufe des 4. bis 6. Jh. n. Chr. nacheinander von den Westgoten, den Hunnen, den Vandalen und den Ostgoten heimgesucht.

Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung

In Achaea wurden Kupfer, Blei und Eisen abgebaut, doch die Fördermenge war nicht so groß wie in anderen Provinzen wie z. B. Noricum, Britannia oder den hispanischen Provinzen. Griechischer Marmor war sehr begehrt, ebenso Luxusgüter wie Möbel, Töpferarbeiten, Kosmetika und Leinen. Als landwirtschaftliche Erträge zahlreicher villae rusticae wurden Wein, Honig, Oliven und Olivenöl wurden in alle Provinzen des Reiches exportiert. Das Siedlungsbild verschob sich von den zahlreichen Städten mit vergleichweise kleinen Territorien aus hellenistischer Zeit hin zu weniger größeren Städten mit größeren Territorien.

Überragende Bedeutung hatte jedoch vor allem die hellenistische Kultur der Provinz, die von den Römern trotz aller von ihnen selbst angerichteten Verwüstungen und Plünderungen hoch geschätzt und geachtet wurde. Reisende aus der gesamten Mittelmeerwelt kamen nach Achaea, um die großen Stätten der griechischen Kultur mit eigenen Augen zu sehen. Insbesondere Athenae genoss eine besondere Stellung als kulturelle Hauptstadt der römischen Welt, indem sich zahlreiche Studenten und Gelehrte (darunter Prominente wie Marcus Tullius Cicero) an der Akademie der Stadt in Philosophie, Jura und Literatur ausbilden ließen.

Einen besonderen finanziellen Aufschwung erlebten auch die alten Heiligtümer Delphi, Olympia, Eleusis und Epidauros, die von zahlreichen Pilgern besucht wurden und eine rege Bautätigkeit entfalteten.

Literatur:
Lexikon
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Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999