Seit Tagen schien es in der Villa Flavia schier zu summen vor Aufregung. Kaum hatte der Termin für die Verlobungsfeier festgestanden, waren schon die ersten Vorbereitungen in Gang gekommen, und je mehr Zeit verging, je näher der Tag rückte, desto mehr hatten sie an Intensität gewonnen – und desto mehr Stress, Arbeit und Aufregung hatten sie für die Sklaven der Villa bedeutet. Auch Nigrina war, selbstverständlich, aufgeregt. Wer wäre das nicht, angesichts solcher lebensverändernden Umstände, die ihr bevorstanden. Und so sehr sie sich auch darauf freute, dass sie endlich verheiratet wurde, konnte sie doch nicht leugnen, dass sie damit endgültig ihr bisheriges Leben hinter sich lassen würde, das, was sie gekannt hatte. Sie zweifelte nicht daran, dass sie zurecht kommen würde, aber dennoch war es eine einschneidende Änderung. Allerdings: davon ließ sie sich herzlich wenig anmerken. Das fehlte gerade noch, dass irgendjemand – am besten noch Sklaven – bemerkten, dass sie aufgeregt war. Dass sie sich freute, ja. Dass es ein wichtiges Ereignis war, selbstverständlich. Dass es ihr WICHTIG war, auf jeden Fall. Aber dass sie aufgeregt war? Nein. Es reichte wenn die Sklaven wussten, was ihnen blühte, wenn sie diese Feier nicht perfekt organisiert bekamen, und das wussten sie, dafür hatten sowohl Nigrina als auch ihr Vater, unabhängig voneinander, gesorgt. Und so vergingen die Tage vor der Feier mit verschiedenen Proben für das Menü, das gereicht werden würde, Getränke, Dekoration, Planungen für den Ablauf, Erstellung der Einladungen, und immer wieder ein Umschmeißen sämtlicher bisherig getroffenen Entscheidungen. Die Sklaven verfluchten ihre Herrin in diesen Tagen, war Nigrina doch wahrlich nicht einfach, selbst für ihre Verhältnisse nicht. Im Grunde lief es so ab: die Flavia sagte schlicht: macht mal. Die Sklaven machten, dachten, überlegten, entwarfen, stellten zusammen – und stellten vor. Die Flavia begutachtete – und sortierte sämtliche Details aus, die ihr nicht zusagten, nur um zu sagen: macht noch mal. Ohne dabei sonderlich viele Hinweise darauf zu geben, wie es ihr womöglich besser gefallen könnte. Die erste signifikante Änderung in diesem Ablauf ergab sich dadurch, dass – je näher der Termin rückte – Nigrina jede weitere Ablehnung mit einem stetig wachsendem Temperamentsausbruch begleitete, Beschimpfungen und fliegende Gegenstände eingeschlossen. Immerhin war das ihre Feier. Sie sollte perfekt sein, das war nicht zu viel verlangt, fand sie. Und die Sklavin, die es gewagt hatte etwas davon zu murmeln, dass sie ja furchtbar aufgeregt sein müsse, hatte es bitter bereut, nicht gewartet zu haben mit diesen Worten, bis sie sicher außer Hörweite der Flavia gewesen war. Dass sie zugleich von diesem Moment an von sämtlichen Vorbereitungen ausgeschlossen war, konnte nur ein schwacher Trost gewesen sein für sie. Erst als irgendwann ihr Vater bei einer dieser Gegebenheiten dazu kam – sie ahnte nicht, dass es der Parther gewesen war, der Aetius dazu gebracht hatte zu kommen –, wendete sich das Blatt ein weiteres Mal. Was die Sklaven nicht wagen durften – nämlich Fragen zu stellen –, war für ihren Vater kein Thema, und während sie sich mit ihm unterhielt, erhielten die Sklaven um sie herum zugleich Hinweise darauf, was sie tatsächlich zu ändern hatten. Nicht, dass beim nächsten Anlauf dann bereits alles stimmte – aber von diesem Moment an ging es aufwärts.
Und so war an diesem Tag tatsächlich alles perfekt. Nigrina hatte sich zuvor noch einmal alles angesehen, und nicht nur die Sklaven hatten kollektiv erleichtert aufgeatmet, auch ihr Vater war es gewesen, als sie sich begeistert gezeigt hatte. Aetius wusste besser als jeder andere, dass die Feier in einer Katastrophe hätte enden können, wäre Nigrina nicht zufrieden gewesen. Er hatte sich bereits darauf vorbereitet, ein Machtwort zu sprechen, damit sie sich zusammenriss und zufrieden gab mit dem, was vorbereitet worden war, damit sie sich nicht aufführte wie das verwöhnte Gör, das sie – das sah er durchaus – letztlich war. Sie war eine Flavia, sie war seine Tochter, sie hatte auch das Recht darauf, anspruchsvoll zu sein, gerade an einem Tag wie diesem. Nur: irgendwann musste Schluss sein, und dieser Moment war unter anderem dann gekommen, wenn Nigrinas Ansprüche drohten, eine politische Verbindung zu gefährden. Im Vorfeld hatte er ihr alle Freiheiten gelassen – an diesem Tag war aber Schluss damit. Und Nigrina wusste das auch. Möglicherweise spielte dieses Wissen mit hinein in die gezeigte Begeisterung darüber, wie die Villa nun hergerichtet war, jedenfalls vermutete Aetius das. Seine Tochter konnte auch durchaus vernünftig sein, und ihr war klar, dass diese Hochzeit in allererster Linie ein politisches Bündnis war, ein Mittel zum Zweck, um für beide Familien Vorteile zu schaffen. In jedem Fall wusste sie, dass ihr, hätte sie an diesem Tag noch stänkern wollen, jede Unterstützung von Aetius gefehlt hätte. Und dennoch war er erleichtert, dass sie sich von selbst zufrieden zeigte, und nicht erst auf ein entsprechendes Machtwort seinerseits hin.
Aetius war es nun, der – entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten – sich bereits im Tablinum eingefunden hatte, um die Gäste begrüßen zu können. Ein alter Geschäftsfreund war bereits eingetroffen, mit dem er sich unterhielt, während Nigrina noch auf sich warten ließ.
Gäste der Verlobungsfeier können gerne direkt hier posten, ohne Umweg über die Porta