Rauschendes Fest am Kaiserhof

  • Potitus hatte alles vorbereiten lassen, um eine seiner berühmten Feiern zu veranstalten. Diesmal waren die Iulier geladen, außerdem hatte er sich einen Ehemann für die Flavierin ausgesucht, die im Moment sein Gast war. Vor allem darauf freute er sich, denn nichts bereitete ihm mehr Befriedigung, als diese arroganten Patrizier zu demütigen und dabei auch noch seinen Freunden zu helfen!

  • Nachdem man das iulische Gefolge am Tor eingelassen hatte betraten Centho , Proximus und der Rest der in Rom anwesenden iulischen Familie die festlich dekorierten Räume.


    Nachdem was man erblicken konnte, hatte es der Imperator an nichts fehlen lassen. Die Iulier schienen die bisher die er ersten /alleinigen Gäste des Vesculariers zu sein. Man konnte gespannt sein.

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  • Kurz hinter Proximus und Centho betrat auch Titus die für die Feierlichkeiten vorgesehen Räume. Ein wenig Bewunderung ob des dargestellten Reichtums konnte er nicht zurück halten. Wirkliche Freude würde er empfinden wenn es nicht Salinator sondern Quarto wäre, der sie als Augustus empfangen würde, doch so lange wie sie hier wären würde er den hoch erfreuten Gast spielen um sein wahres Denken noch zu verstecken.

  • Potitus grinste, als er die Iulier sah. Wieder einmal die ersten! "Salvete!" begrüßte er alle nacheinander mit einem modischen Begrüßungskuss. Als er zu Italicus kam, stutzte er kurz. "Wen habt ihr denn da mitgebracht? Schon wieder ein neuer Iulius?" Scheinbar versuchte die Familie, alles mit ihm bekannt zu machen, was auch nur entfernt mit ihr verbunden war! Was den Kaiser natürlich nicht störte!

  • Nachdem sie von den Wachen durchsucht worden war – was Nigrina ohne Widerspruch und mit Würde hingenommen hatte, immerhin war das nun nichts Neues –, wurde sie hineingeführt, in den Palast, durch die Gänge hindurch bis zum Triclinium, wo das Fest stattfinden würde. Und sie konnte nicht anders als zu gucken. Sie bemühte sich sehr, das ihre Begleiter nicht allzu sehr merken zu lassen, aber sie war zum ersten Mal hier im Palast. Natürlich guckte sie. Sie war nicht hin und weg von dem Reichtum, dem Prunk, der hier zur Schau gestellt wurde, zu sehr kannte sie genau diese Dinge ihr ganzes Leben lang – aber ein klitzekleines bisschen beeindruckt war sie halt doch, einfach durch das Wissen, dass das hier der Palast war. Und mehr noch: das hier war der Flügel, den sie Domus Flaviana nannten. Flaviana. Es hatte fast etwas von Heimkommen, oder es wäre zumindest ziemlich schön gewesen, wenn es ein Heimkommen gewesen wäre. Ihre Familie gehörte hierher – hätte schon immer hierher gehört. Nicht die Ulpier. Und erst recht nicht dieser madige Emporkömmling.
    Was sie also ihre Begleiter, die sie zum Triclinium brachten, sehen ließ, war zwar schon dass sie sich aufmerksam umsah – aber mit eher vergleichendem Interesse, nicht mit großen Augen und unwiderstehlich beeindruckt. Und sie bewegte sich mit einem Stolz, als gehörte sie hierher. War zwar nicht so, aber man konnte ja so tun als ob, um damit jedem in Erinnerung zu rufen, wie verdreht die Verhältnisse doch eigentlich waren. Und mit derselben Ausstrahlung betrat sie schließlich auch das Triclinium – wo sie feststellte, dass sie ihr Eintreffen ziemlich perfekt gewählt hatte. Der Raum war schon gut gefüllt, es waren viele der Gäste da, standen herum und plauderten ein wenig. Genau richtig für den Auftritt einer Flavia, die alles tat, aber ganz sicher nicht zu den ersten Gästen gehörte.


    Mit sicheren Schritten, immer noch ganz so, als gehörte sie hierher, betrat sie den Raum und ging auf den Vescularius zu, und während sie an den anderen Gästen vorbei ging, entdeckte sie das ein oder andere bekannte Gesicht, lächelte, nickte grüßend... und fing auch den ein oder anderen Blick auf, der mehr ihrem Äußeren geschuldet war als der Tatsache, wer sie war. Sie hatte sich natürlich ihre eigenen Kleider kommen lassen, dass sie nach diesem ersten Tag, wo keine Zeit mehr dafür gewesen war, weiterhin Dinge anzog, die andere vor ihr getragen hatten, kam ja gar nicht in Frage. Ihr Kleid heute allerdings war neu, sie hatte es sich extra für diesen Anlass von ihrem Lieblingsschneider anfertigen lassen – der zum Glück in Rom geblieben war! –, und sogar sie fand, dass er sich selbst übertroffen hatte. Fließende Seide, geschmeidig um ihren Körper drapiert, in einem dunklen Weinrot und verziert mit goldenen Stickereien, den Farben ihrer Familie, das sollte jeder hier ruhig sehen, dass sie dazu stand, wer sie war. Spektakulär war allerdings vor allem der Ausschnitt – sowohl vorne als auch hinten. Auf beiden Seiten reichte er bis auf Höhe ihres Bauchnabels hinunter, in Form eines V's, das vorne sehr spitz zulaufend und bereits auf Brusthöhe schmal genug war, dass der Anstand gewahrt blieb, hinten jedoch um einiges großzügiger angelegt war. Die schmalen Streifen, die sich von ihrer Hüfte nach oben zogen und an ihren Schultern jeweils von einer goldenen Fibel zusammengehalten wurden, lagen in mehreren Schichten übereinander und fielen abgestuft in leichten Wellen, ein Muster, das sich auch nach unten über ihre Beine fortsetzte. Knapp unter ihrer Brust war ein angedeuteter, schmaler Gürtel zu sehen, selbstredend goldfarben; angedeutet deshalb, weil er nicht um ihren Körper herumreichte – um die Rückansicht nicht zu verunstalten –, sondern an ihren Seiten mit dem vorderen Stoff verbunden war, und um ihre Hüften schlang sich ein richtiger Gürtel, ebenso schmal, ebenso goldfarben wie der obere. Frisur und Schmuck waren entsprechend so ausgewählt worden, dass sie den Effekt des Kleides nicht schmälerten oder davon ablenkten, sondern ihn nur unterstrichen – das hieß, eine Hochsteckfrisur, aus der sich nur einzelne Strähnen länger herauskringelten, so dass ihr Rücken frei blieb, nur schmale Anhänger an ihren Ohren mit je einem einzelnen, kleinen Rubin, die wie ein Tropfen Blut wirkten, und keine Kette.
    „Meine besten Grüße, Imperator“, lächelte sie den Vescularius an, als sie ihm angekündigt worden war. „Hab Dank für die Einladung.“

  • Nachdem Centho den Imperator begrüßt hatte, begrüßte auch Proximus diesen.


    Dann begrüßte der Vescularier auch Italicus und merkte dabei an, dass er diesen noch nicht kannte.


    Ja Ja lächelte Proximus. Die Iulier sind Dir verbunden Imperator Proximus betont das letzte Wort. So wollte es auch Italicus sich nicht nehmen lassen, Dich persönlich kennenzulernen,wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.... Nicht wahr Italicus endete Proximus in die Richtung seines Familienmitgliedes schauend.


    Plötzlich betrat eine atemberaubende Schönheit den Raum. Welche ihren ansehnlichen Körper mit Hilfe ins ebenso ansehnlichen Kleides noch betonte.


    Dem ein oder anderen nickte sie grüßend zu, dann begrüßte sie den Imperator.

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  • "Salve, mein Imperator." Etwas unbehaglich erwiederte Titus den Begrüßungskuss, nicht weil sein Gegenüber der Kaiser war, sondern auf Grund der Person selbst. "Mein Name ist Titus Iulius Italicus, Sohn des Caius Iulius Seneca und es ist eine große Ehre und Freude für mich dich kennenzulernen, Imperator. Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass mein Gens so sehr mit dir verbunden ist." Er musste mitspielen, auch wenn es ihm nicht gefiel. Er hoffte nur er könnte sich bald absetzen und dem Vescularier möglichst aus dem Weg gehen, damit er sich nicht doch noch verratten könnte. Noch mehr hoffte er jedoch, dass der Imperator sein Unbehagen, sollte er es denn merken, anders deuten würde als es eigentlich ist.
    Als sich dann eine Frau Salinator näherte blickte Titus nicht schlecht. Sie war eine wirklich sehr schöne Frau und ein solch gewagtes Kleid wie sie es trug hatte er vorher noch nie erblickt, was wohl daran lag, dass Rom die erste größere Stadt war, in der er sich länger aufhielt, jedoch fand er, dass es ihr sehr gut stand. Nun wurde sein Unbehagen jedoch noch größer, er wurde in der Nähe von Frauen immer sehr nervös, hatte er doch außer mit Verwandten und Sklavinnen kaum Erfahrung im Umgang mit weiblichen Personen. Natürlich hatte sein Vater vor einiger Zeit schon dafür gesorgt, dass er seine ersten Erfahrungen mit den Lupas gemacht hatte, aber sowas zählte nicht wirklich.

  • Potitus grinste weiter. "Jaja, das freut mich auch! Rom ist eine einzige Schlangengrube, da freut man sich über jeden Verbündeten, nicht wahr?" kommentierte er die Unterwürfigkeitsbeteuerungen der Iulier. Dann wurde er allerdings abgelenkt, denn Flavia Nigrina trat ein. Was sie anhatte, hätte sich mit den Fetzen messen lassen können, die seine Gespielinnen zu tragen pflegten! "Flavia, salve! Mit dem Kleid solltest du aufpassen, dass Iuppiter dich nicht mitnimmt! HAHAHAHA!!" lachte er über seinen eigenen Scherz.

  • Nigrina genoss die Blicke. Und wie sie sie genoss. Sie hatte sogar den Eindruck, dass dem ein oder anderen Kerl beinahe die Augen rausfielen – und das, obwohl nichts explizit zu sehen war von ihren Rundungen. Nur drumherum. Und davon zumindest vorne auch nicht allzu viel. „Warum aufpassen? Würde Iuppiter kommen und mich holen wollen, wer wäre ich, mich ihm zu verweigern?“ konterte sie mit einem Lächeln. „Der Göttervater, Herrscher des Himmels... und eine Flavia. Passend, findest du nicht auch?“

  • Potitus grinste. "Ja, du passt ganz gut zu einem Herrscher!" Dann legte er seinen Arm um sie, den anderen um Iulius Proximus. "Gehen wir zum Essen! Ich muss euch noch ein paar Gäste vorstellen!" Er drehte sich um und ging mit den Iuliern und Nigrina auf das große, prachtvolle Triclinium zu. Dort lagen bereits einige Gäste und begutachteten die Neuankömmlinge neugierig. Bei Nigrina lag der Schwerpunkt dabei allerdings eindeutig auf gierig! "Das hier ist Lucius Domitius Scordiscus, den Consul muss ich wohl nicht vorstellen, dann haben wir hier noch Thalassia, ..." So ging er von einem zum anderen. Alles waren Günstlinge des Kaisers und nur wenige hatten ihre Ehefrauen mitgebracht.


    Dann waren die Neuankömmlinge an der Reihe: "Das hier ist Iulius Centho, den kennt ihr ja schon. Und das sind seine Verwandten Iulius Proximus und... Iulius. Und das hier ist die berühmte Flavia Nigrina, die Exfrau des Verräters Lupus. Lupus ist wirklich ein passender Name für diesen räudigen Hund! HAHAHAHAHA!!" Die gesamte Feiergesellschaft stimmte in das Lachen ein.

  • Proximus ging an der Seite von Salinator mit der Flavierin zu den übrigen Gästen. Der Imperator stellte Centho, die Flavierin, Italicus und Proximus den übrigen Gästen vor. Proximus nickte begrüßend, als der Imperator ihn vorstellte. Teile der Gesellschaft starrten regelrecht auf das Kleid der Flavierin. Deren Name nannte der Imperator erst zum Schluss , dass war also Flavia Nigrina. Dann lachte die Gesellschaft auf den Witz des Imperators. Man sah, dass einige aus Unterwürfigkeit lachten um sich einzuschmeicheln.

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  • Potitus legte sich auf den Platz des Gastgebers neben der offensichtlichen Prostituierten Thalassia. Nigrina wurde neben Lucius Domitius Scordiscus gelegt und die Iulier bekamen einen Platz nebeneinander zwischen den anderen Gästen. Dann wurden Speisen aufgetragen, die in ihrer Exklusivität noch die überboten, die Salinator in der Casa Vescularia aufgetischt hatte. "Lasst's euch schmecken!" eröffnete der Kaiser das Buffet. Anschließend kehrte gefräßiges Schweigen ein, nur gestört durch die Melodien einer Musikkapelle, die im Hintergrund spielte.


    Schließlich wischte der Vescularier sich mit dem Handrücken den fettigen Mund ab und sah zu Nigrina hinüber. "Scordiscus, wie findest du eigentlich Flavia?" Der junge Mann sah etwas überrascht drein, schien einen Moment nachdenken zu müssen (wobei er ein ziemlich dummes Gesicht machte) und antwortete dann "Hm, ganz...schön?" Mehr konnte er natürlich nicht sagen! Doch der Kaiser fuhr auch schon fort: "Du musst wissen, dass sie im Moment mein Gast ist, weil der Wolf, ihr Ex-Mann, der übrigens weitaus hässlicher ist als sie, wie ein Karnickel geflohen ist! So ein Weichei ist natürlich nichts für ein Vollweib wie Flavia, deshalb hat sie sich von ihm scheiden lassen! Und da kommst du ins Spiel!" Er machte eine genüssliche Pause. "Ich glaube, sie braucht mal einen richtigen Mann, nicht so ein verzärteltes Patrizier-Weichei. Einen Mann, der ihr zeigt, wer der Herr im Haus! Und wer wäre wohl besser geeignet als du, Scordiscus?" Scheinbar war der Domitier nicht darauf vorbereitet worden, denn er guckte ziemlich dumm aus der Wäsche. Salinator interessierte sich allerdings vor allem für die Reaktion von Nigrina! Einen Provinzialen zu heiraten, war sicherlich nicht das, was sie sich vorgestellt hatte!

  • Ein Stück hinter dem Imperator folgte auch Titus den anderen. Dass der Kaiser seinen Namen schon nach so kurzer Zeit vergessen hatte machte ihm wenig aus, ganz im Gegenteil, es erfreute ihn sogar. Ein Feind der den Namen seines Gegners nicht kannte war ein schwacher Feind.
    Der Vorstellung der Anwesenden folgte er eher beiläufig, waren sie alle für ihn doch kaum mehr als Arschkriecher, die jedem zu Füßen liegen würden, wenn er nur fest genug auf dem Thron säße. Allerdings fiel ihm durchaus auf, dass kaum eine Frau da war...Besser gesagt kaum eine Frau von Stand und Ehre, die einem der Anwesenden als Eheweib hätte dienen können.
    Bei dem laschen Witz des Imperators rang sich Titus noch ein eher zurückhaltendes Lachen ab, immerhin wollte er nicht zu sehr auffallen. Daher war er auch ganz froh nicht mehr so sehr in der Nähe des Imperators zu sein, als sie sich auf die Klinen niederlegten. Er hatte sich auch schnell an dem Essen bedient, immerhin sollte man so eine Gelegenheit zumindest in diesem Sinne ausnutzen, obwohl auch die iulische Köchin einige gute Gerichte zu Tisch brachte.
    Als Salinator dann die Unterhaltung mit diesem Scordiscus begann horchte Titus nur kurz auf, ehe er das Gesagte als eher belanglos abstempelte. Nichts wirklich wichtiges, vermutlich war diese Flavia nur eine der Bettgefährtinnen des Imperators die er nun bei irgendwem anderes unterbringen wollte. Wobei es ihm schon merkwürdig vorkam, meinte er doch den Namen Flavia schon öfters gehört zu haben seitdem er in Rom war...Doch genau wusste er es gerade nicht.

  • Lupus. Passender Name. Haha. Sie hasste es, wie er über Sextus herzog, nicht weil es sie wegen ihm selbst störte, sondern weil sie halt mit ihm verheiratet gewesen war – und der Spott deswegen eigentlich ihr galt. Und da war es ganz egal, dass räudiger Hund eigentlich gar nicht stimmte.
    Trotzdem lächelte auch sie routiniert. Immer schön lächeln... und auf liebenswürdigste Art und Weise Spitzen loslassen. „Sicherlich. Es war ja auch nur eine Wölfin, die die Gründerväter Roms großgezogen hat...“ Aber der Kommentar schien zu ihrem Frust im allgemeinen Gelächter der Anwesenden unterzugehen. Die noch dazu größtenteils aus Männern bestanden... und unter den wenigen Frauen, die anwesend waren, waren offenbar noch weniger, mit denen ein halbwegs vernünftiges Gespräch möglich schien.
    Zum Glück eröffnete der Kaiser gleich darauf das Essen, was hieß, dass erst mal sowieso größtenteils Stille herrschte. Keine Not, sich mit irgendwem zu unterhalten, außer ein paar kleinen Gesprächsfetzen. Ihr wurde ein Platz neben einem Kerl zugewiesen – Domitius irgendwas –, und scheinbar schien der Vescularius auch hier und in diesem Rahmen nicht sonderlich viel Wert auf Sitten und Anstand zu legen, den Sessel oder ähnliches für Frauen gab es nicht... nur die Klinen. Und die anderen Weiber legten sich hin, ohne zu meckern. Na gut, tat sie halt das gleiche, auch wenn ihr Kleid nicht wirklich dafür gemacht war, sich damit auf eine Kline zu legen – was nichts anderes hieß, als dass sie nun plötzlich aufpassen musste, dass nichts verrutschte und sie nicht unfreiwillig zu viel enthüllte. Entsprechend aß sie auch nur langsam und relativ wenig, wobei das andererseits sowieso angebracht gewesen wäre. Mit diesem Kleid konnte man sich einfach nicht den Bauch vollschlagen, ohne sich danach unwohl zu fühlen. Nigrina nutzte die Gelegenheit stattdessen, während sie sich dem Essen widmete, die Anwesenden der Reihe nach ein bisschen zu begutachten. Wie zu erwarten: allesamt welche, die den Vescularius unterstützten. Und die von ihm profitiert hatten. Elendes Pack...


    Als sich der Hauptgang dem Ende näherte, kam wieder mehr Leben in die Runde, und schließlich ließ auch Vescularius wieder was von sich hören. Er sah zu ihr, aber er sprach offenbar den Kerl neben ihr an – Scordiscus. Domitius Scordiscus allerdings. Irgendeiner dieser Emporkömmlinge, der Cognomen sagte ja bereits, woher er stammte: von einem Barbarenvolk – wobei Nigrina keine Ahnung hatte, wo die Skordisker nun genau hockten. Spielte auch keine Rolle, Barbar war Barbar. Sie lauschte Vescularius' Worten, wie er wieder mal über Sextus herzog, wie er von ihrer Scheidung erzählte, nippte nebenbei an ihrem Wein – und verschluckte sich dann. Einen Augenblick kämpfte sie mit dem Hustenreiz, bevor aus ihr herausplatzte: „Bitte WAS?“
    Entgeistert starrte sie den Kerl an, der ihr da gerade eröffnet hatte, sie sollte allen Ernstes den Mann neben sich heiraten. Den Scordiscus. Den Barbaren. Der noch nicht mal irgendwas Interessantes erreicht hatte, wenigstens Senator war, den sonst wäre ihr der Name doch irgendwie geläufig gewesen. Sie starrte den Vescularius an, und je mehr Zeit verging, desto mehr ebbte der erste Schock ab... und Empörung und Wut brodelten in ihr hoch. Wo sie war, dass sie nicht alleine war, fand da keinen Platz in ihren Gedanken. Sie achtete gar nicht darauf. Da war zu viel entsetzte Empörung in ihr, um darauf zu achten. Sie hatte im Lauf ihrer Ehe mit Sextus einiges gelernt, darunter auch, ihr Temperament deutlich besser zu zügeln als früher... aber deutlich besser war nicht einmal immer gleichzusetzen mit gut – und schon gar nicht mit perfekt. Und Nigrina befand sich ohnehin schon seit der Flucht in einem dauernden Ausnahmezustand, der von ihr einiges abverlangte – vor allem einiges an Selbstbeherrschung, die nicht zu ihren Begabungen zählte, und schon gar nicht zu ihren Tugenden. Irgendwann war einfach Schluss. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem es mehr wurde, als sie ertragen konnte, ohne dass ihr Temperament ausbrach. Und dieser Moment war jetzt da, jetzt, wo der Vescularius meinte ihr diesen Kerl andrehen zu können. Und das noch dazu vor versammelter Festgesellschaft, ohne sie wenigstens vorzuwarnen. Dass sie ihm mit einem Temperamentsausbruch im Grunde in die Hände spielte, dass er wohl sehen wollte, wie sehr sie diesen Vorschlag verabscheute, dass ihm das Genugtuung verschaffen würde, war einem Teil von ihr sogar bewusst – aber dieser Teil konnte sich in ihrem überschäumenden Temperament nicht im Mindesten Gehör verschaffen. Schon gar nicht genug, als dass sie sich gezügelt hätte.
    Scordiscus?!? Das ist NICHT dein Ernst! Ich bin eine FLAVIA! Meine Familie gehört zu den ältesten, edelsten und mächtigsten Geschlechtern Roms!“ Domus Flaviana. In diesem Flügel befanden sie sich. Das hier war ihr Flügel, wenn man es genau betrachtete! KAISER sind meine Ahnen, ihr Blut fließt in meinen Adern, und du willst mir einen Barbar andrehen, der unter irgendeinem Busch hervorgekrochen ist? Aber ganz sicher nicht!“

  • Potitus grinste. Er könnte förmlich sehen, wie es in der Flavia brodelte und er interessierte sich kaum dafür, was Scordiscus dachte. Er konnte froh und dankbar sein, so eine gute Partie vermittelt zu bekommen! Was dann aber kam, war doch ein bisschen beleidigend! "Du siehst, da ist einiges zu tun, Scordiscus!" bemerkte der Vescularier aber unvermindert grinsend. Der Domitier schien das aber nicht ganz so humorvoll zu sehen, denn er errötete ein bisschen und blickte beschämt in die Runde. "Der Stern deiner Familie fällt schneller, als Daidalos vom Himmel, Flavia! Noch dazu hast du einen Haufen Verräter in deiner Familie, du kannst froh sein, wenn du überhaupt nochmal einen Ehemann findest! Also sprich gefälligst nicht so abfällig über deinen zukünftigen Gatten!" fügte er deshalb etwas härter an. Dann wandte er sich an Scordiscus. "Du würdest sie doch nehmen, oder? Sieht ja wenigstens noch ganz passabel aus..." Der Angesprochene nickte rasch, obwohl er nicht ganz sicher wirkte.

  • Nigrina scherte sich nicht um die Blicke von den anderen Gästen, die ihr Ausbruch ihr einbrachte. Sie scherte sich auch nicht darum, was der Kerl neben ihr wohl denken mochte oder davon hielt. Warum auch? Sie würde den ganz sicher nicht heiraten! Mit einem Plebejer hatte sie ja gerechnet, aber mit einem aus einer Familie, die Rom schon länger diente, die auf eine gewisse Geschichte zurückblicken konnte und auf Errungenschaften – ganz sicher nicht mit einem Homo novissimus vom Arsch der Welt! Und wie Vescularius dann noch über sie sprach, als sei sie ein Pferd, dass gezähmt werden müsste! Und sie zurechtwies, sie! Wütend presste sie ihre Kiefer aufeinander. Das Problem mit seinem Argument war nur, das sie es kaum aushebeln konnte: auch ihre Verwandten gehörten zu den Verrätern. Vescularius ließ sie verfolgen. Und so empört sie gerade auch war, sie war nicht so dumm, den Kaiser hier wirklich offen anzugehen, ihm zu sagen, dass er völlig zu Unrecht auf dem Thron saß und die sogenannten Verräter ja eigentlich im Recht waren. Zumindest damit, dass sie den Vescularius absägen wollten.


    Stattdessen stürzte sie sich also auf das einzige, was ihr als Kontermöglichkeit blieb: „Dann trifft es sich doch hervorragend, dass Daidalos gar nicht vom Himmel fiel! Er wusste, was er sich zutrauen kann, wo sein Platz war – ebenso wie die Flavia weiß, wo ihr Platz ist!“ Nämlich ganz oben in der Gesellschaft Roms. „Ganz im Gegensatz zu Ikaros. Der versuchte in Höhen aufzusteigen, die einfach nicht für ihn gemacht waren!“ Ungebildetes Pack! Und mit so was musste sie sich herumschlagen hier! Aber wenigstens hatte er ihr damit eine glänzende Vorlage geliefert, denn es war nicht schwer zu erraten, wen sie mit Ikaros gleichsetzte... womit auch klar wurde, wie sie die Regentschaft des Vescularius sah, oder zumindest hoffte sie zu sehen. Und das Beste: sie musste es nicht mal offen aussprechen.

  • Der Jüngling Sabinus gehörte ohne Zweifel zum dekorativen Rest der wohl nahezu vollzählig versammelten Iulier und so hielt er sich denn auch artig und brav im Hintergrund, charmant lächelnd, immer freundlich
    nickend, aber dabei immer insgeheim hoffend, das der purpurfarbene Kelch an ihm vorrübergehen würde. Was für eine peinliche Situation wäre das, wenn der Kaiser erfahren würde, das Sabinus seinen Lebensunterhalt nicht als angehender Politiker, sondern als ganz gewöhnlicher Schiffszimmermann bestritt. Dem Burschen war es etwas mulmig zumute, nervös blickte er sich im Kreis der politisch weniger bedeutenden Familienmitglieder um, konnte aber nirgens seinen Vetter Dives erblicken.

  • Potitus grinste nur. Zorn ließ sie noch attraktiver wirken, als sie sowieso schon war! Die kleine Verwechslung störte ihn nicht weiter, sie hatte ja offenbar kapiert, was er meinte! "Dein Platz ist genau da, wo ich ihn zuteile, Flavia!" sagte er genüsslich, denn jeder hier wusste, dass er Recht hatte! Dann machte er eine wegwerfende Handbewegung. "Aber egal, wir müssen darüber nicht diskutieren! Ich habe beschlossen, dass Scordiscus dich bekommen soll, also ist es so!" Er griff nach einem Hähnchenschenkel und biss herzhaft hinein. Es war großartig, der Kaiser zu sein!

  • [Blockierte Grafik: http://img560.imageshack.us/img560/1315/salinatorvescularius.jpg]


    Sabinus hatte es sich in einer der hintersten Ecken des Festsaales auf einer der kleineren Klinen gemütlich gemacht. Von hier aus konnte er das Geschehen an der kaiserlichen Tafel sehr gut mitverfolgen, wohingegen er selbst den Augen der meisten höhergestellten Gäste aber verborgen blieb. Schweigend und mit ansteigender Spannung verfolgte er das sich entspinnende Drama um die unglückselige Flavia Negrina, die hier ganz offensichtlich die Rolle eines unfreiwilligen Ehrengastes...oder sollte man besser sagen Prügelknaben einnehmen musste. Der Kaiser beglich seine Rechnungen und er tat dies mit machtvoller, pathetischer Geste. Noch nie hatte der in allen politischen Dingen so völlig unerfahrene Junge einen Herrscher des Imperium Romanum aus nächster Nähe seines Amtes walten sehen und dieser große, bedeutsame Augenblick musste irgendwie für die Nachwelt festgehalten werden. Sabinus ließ sich rasch von einem der zahlreichen Sklaven eine Zeichentafel und ein Stück Kohle bringen und kritzelte munter drauf los, noch während der glatzköpfige Fettsack von Vescularier die stolze Flavia ein für allemal in ihre Schranken verwieß!

  • Proximus labte sich ersteinmal an den Köstlichkeiten die aufgetischt wurden. Das die Flavierin mit den Bubi verheiratet werden sollten bekam er mit, da er aufmerksam alle Gespräche, soweit möglich, verfolgte.


    Die Arme , sie tat ihm irgendwie leid. Sie hatte eigentlich viel zu viel Format für so ein Bürchchen. Naja sie wehrte sich, aber was der Imperator entschied, das entschied er.


    Um ihr eine Verschnaufpause zu gönnen, wandte sich Proximus an den Imperator, nachdem dieser den ein oder anderen Hähnchenschenkel verspeist hatte.


    Imperator dürfte ich kurz Dein Aufmerksamkeit von der schönen Flavierin ablenken ?

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