Kandidatur zum Cursus Honorum [11/14] - Marcus Iulius Dives

  • Einen beruhigend regulären Weg auf dem Cursus Honorum beschritt ein Iulier, den Vettius Bolanus, der amtierende Consul, ebenfalls bat, Rede und Antwort zu stehen:


    "Marcus Iulius Dives erbittet eure Aufmerksamkeit. Er kandidiert als Quaestor Urbanus ab actibus senatus. Aber hört selbst:"

  • Die Nachricht des Consuls über seine heutige Gelegenheit vor dem versammelten Senat seine Kandidatur zur Quaestur zu erklären, hatte den Iulier erreicht - offensichtlich. Denn in seiner blendend-weißen Toga Candida, einem erst kürzlich neu erworbenen Modell, da seine letzte Candida einem kleinen Rotwein-Malheur zum Opfer gefallen war, stand Dives bereits erwartungsfroh bei den übrigen Bewerbern zur zweiten Stufe des Cursus Honorum, als er aufgerufen und gebeten wurde seine Rede zu halten. Äußerlich ruhig schritt er daraufhin so würdevoll, wie man es von einem Candidatus wohl erwartete, an die übliche Rednerstelle. Innerlich indes stieg seine Anspannung jedoch mit jedem Schritt, immer weiter und weiter. Das erwartungsvolle Kribbeln in seinem Bauch nahm zu.
    Ja, er stand bei weitem nicht zum ersten Mal vor einer größeren Menschenmenge in der Erwartung eine Rede zu halten. Er stand auch keineswegs zum ersten Mal in einer Curia und hatte vor angesehenen Politikern zu sprechen. Und auch in ganz speziell dieser Curia, vor dem Senat, stand der Iulier hier nicht zum allerersten Mal. Dennoch war er aufgeregt, sehr aufgeregt; und ganz bestimmt auch etwas nevös, unter Umständen gar mehr als nur ein kleines bisschen. Warum, fragte man sich? - Zum ersten Mal stand Dives heute als Familienvater vor all diesen Senatoren. Zum ersten Mal kämpfte er damit also nicht für sich allein, nur mit mehr oder weniger entfernten Verwandten im Rücken, von denen man sich gegebenenfalls auch vorsichtig distanzieren konnte. Nein, heute hing sein Glück zweifellos auch von einigen weniger leicht abzuschüttelnden Faktoren ab. Insbesondere dachte er hier selbstredend an seine sergische Gattin, die mit Sedulus ausgerechnet einen Senator zu einer gerichtlichen Anhörung geschleift hatte, sowie seine Adoptivtochter Torquata, über welche irgendein Neider böse Gerüchte in Umlauf gebracht hatte. Beruhigte es Dives da, dass er im Vorfeld des heutigen Tages bereits persönliche Gespräche mit dem Praefectus Urbi Decimus in den Castra Praetoria, dem Consular Purgitius in den Thermae Agrippae sowie dem Curator Germanicus Sedulus in dessen neuer Amtsstube geführt hatte? Beruhigte es Dives da, dass er diverse Briefe an seinen Onkel Victor, seinen Mitklienten Duccius Vala wie überdies auch seinen Verbündeten Lepidus aufgesetzt hatte? - Kaum.


    "Patres Conscripti!", begann er seine Rede mit den zu diesem Zweck wohl meistgewählten Worten und einer etwas ausladenderen Geste, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
    "Es erfüllt mich mit Freude, Stolz" und einem altbekannt flauen Gefühl in der Magengegend "und ist mir eine große Ehre, hier und heute abermals meine Stimme an euch richten zu dürfen. Und wie der ehrenwerte Consul bereits sagte, lautet mein Name Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, eingeschrieben in die Tribus Esquilina, und ich möchte mich an diesem Tag in diesen heiligen Hallen für die Quaestur - mit klarer Präferenz für einen der beiden Plätze als Quaestor Urbanus, und dabei mit Vorliebe für jenen des 'ab actis senatus' - bewerben.", leitete er ganz ähnlich wie schon in seiner letzten Kandidaturrede ein. Denn weshalb sollte man sich von etwas Bewährtem lösen, das einem schon einmal einen guten Dienst erwiesen hatte? Lebte nicht gerade der Senatorenstand von derartigen wie überdies natürlich auch vielen anderen Traditionen? Dives machte eine kleine Pause und ging zum Abbau seiner Nervosität zwei kleine Schritte, während er den grammtikalischen Schnitzer des Consuls (es ging hier nicht um irgendwelche Actus => ab actibus; sondern tatsächlich um die Akten des Senats, die Acta senatus => ab actis senatus) selbstverständlich geflissentlich ignorierte. Dafür hatte er just in diesem Augenblick auch einfach nicht den Kopf frei genug, um darauf derartig spontan noch irgendwie einzugehen.


    "Vor einiger Zeit, im Jahr der Consuln Cuspius Rusticus und Arennius Nacca, stand ich bereits einmal vor euch und bat euch zum Wohle Romas um eure Stimmen. Ihr wähltet mich zum Vigintivir und teiltet mich dem Collegium der Decemviri stlitibus iudicandis zu. Und wie meine Res Gestae aus jener Zeit belegen, erfüllte ich dankbar diese mir in eurer aller Weisheit angetragenen Aufgaben mit großer Hingabe, mit größtem Pflichtbewusstsein und mit höchstem Einsatz." In der Tat hatte sich dereinst ja sogar die Acta Diurna darüber ausgelassen, wie umtriebig der Iulier doch in jener Zeit gewesen wäre und wie viele erflussreiche Hände er doch geschüttelt hätte - während von einem außergewöhnlichen Einsatz als Feststellungskläger vor Gericht die unrechtmäßig durch den Vescularius konfiszierte Erbmasse eines Aelius Archias betreffend natürlich kein einziges Wort verloren wurde.
    "Im Anschluss an diese meine Amtszeit sodann widmete ich mich zunächst der Erfüllung eines weiteren Versprechens und nahm meine damalige Verlobte den Sitten und Traditionen folgend zur Frau - sodass ich heute, mit 25 und bald 26 Jahren ganz im Sinne der Lex Iulia et Papia ein verheirateter Mann bin -, bevor ich kurz darauf in einer Linie mit nicht wenigen meiner Verwandten mein obligatorisches Militärtribunat als Tribunus der zwölften Cohors Urbana unter dem ehrenwerten Praefectus Urbi Decimus Livianus antrat.", stellte er dar und ließ seinen Worten eine kurze Pause folgen. Langsam hatte er sich nun auch warm geredet.


    "Ich werde niemandem etwas vormachen und hier nun behaupten, in mir steckte ein großer Militärführer. Denn... dem ist in der Tat nicht so. Vielmehr bevorzuge ich und sehe meine Stärken nach wie vor eher im zivilen, im politischen, im administrativen Bereich. So nutzte ich dann den Beginn meines Tribunats erst einmal, um mich angemessen durch das Absolvieren des Examen Secundum der Academia Militaris fortzubilden, bevor ich den Gefängnisbetrieb kontrollierte, manches Gefangenenverhör führte, Stadtpatrouillen zur Wahrung von Recht und Ordnung durch unsere geliebte Urbs schickte und mich teils natürlich auch selbst an diesen beteiligte. Ein besonderes Augenmerk legte ich in Abstimmung mit dem Praefectus Urbi dabei auf die Durchführung von Betriebskontrollen gerade in den für illegale Geschäfte besonders anfälligen Branchen von Tavernen und Lupanaren. Tatsächlich dann auch gab es mehrere Betriebe, die aufgrund von illegalem Glücksspiel, widergesetzlichem Waffenbesitz und Geldwäscherei teils erhebliche Strafen auf sich zukommen sehen!" Die letzte Entscheidung über jene Maßnahmen lag selbstredend beim Praefectus Urbi, dem der Iulier hier nur hatte Empfehlungen auf Basis der Kontrollen geben können.


    "Und deshalb nun also erbitte ich hier und heute einmal mehr eure Stimmen, die Stimmen der weisen Senatoren, für meine Wahl zum Quaestor Urbanus ab actis senatus. DENN ich erfülle nach meinem Vigintivirat und meinem am Ende dieses Amtsjahres endenden Tribunat; und nachdem ich heute 25 und bald 26 Jahre alt bin, nicht nur alle grundlegenden Voraussetzungen für die Wahl zum Quaestor. DENN ich respektiere und ehre nicht nur unsere römischen Sitten und Traditionen, indem ich der Lex Iulia et Papia treu folge und indem ich mich orientiere an meinen Verwandten und Vorfahren - wie einigen von euch vielleicht noch bewusst sein wird, dass auch mein eigener Großvater Cicero Octavius Anton einst als Quaestor Urbanus amtierte." Diese Information war verglichen mit den anderen hier neu, sodass Dives sie durch eine Zäsur herausstrich. Gleichsam erhöhte dies aber zugleich auch die Spannung hinsichtlich des letzten Parts dieses Tricolon: "DENN gerade meine administrativen Fähigkeiten, die ich als Quaestor und zweifacher Duumvir von Ostia in dieser Form erlangte und als Decemvir stlitibus iudicandis wie nun auch Tribunus Cohortis Urbanae bewies und beweise, können Roma im Amte des Quaestor Urbanus ab actis senatus von bestem Nutzen sein und gute Dienste leisten... WENN ihr mir erneut euer Vertrauen... und eure Stimme schenkt." Mit diesem weniger großen, aufbrausenden und mitreißenden sondern vielmehr ruhig, bedacht und eindringlich gesprochenen Schluss beendete Dives hernach also seine Rede und machte mit einer entsprechenden Geste - er hob seine Unterarme mit nach oben zeigenden Handflächen auffordernd in Richtung der Senatoren - seine Rede. Nun war es folglich an ihnen... nachzudenken, nachzufragen, abzuwägen und letztlich zu entscheiden, ob sie den iulischen Candidatus für würdig genug (und insbesondere würdiger als die anderen Kandidaten auf die Quaestorenposten) befanden.

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Ruhig hörte sich Sextus die Rede des Iuliers an. Eine gute, kleine Rede, die seine Leistungen herausstrich, ohne überladen zu sein oder in langatmiges Blabla zu verfallen. Nur einmal verzog Sextus kurz den Mund, als der Iulier an seine Zeit in Ostia erinnerte. Da hatten sie beide ihre eigene Auffassung der Dinge, und Sextus war auch nicht gewillt, davon abzurücken, dass der Iulius damals schlampig gearbeitet hatte, als er von Toten Steuern verlangt hatte.
    Allerdings war das mittlerweile mehrere Jahre her, und seitdem hatte der Mann vor ihm eindeutig dazugelernt. Vor allen Dingen hatte er Sextus keinen erneuten Anlass gegeben, wütend oder nachtragend zu sein. Da war der Aurelier durchaus gewillt, eine gewisse Verjährungsfrist auf den damaligen Vorfall anzurechnen und deshalb jetzt nicht spitzfindig zu werden.


    Seine frage beschränkte sich daher auf den Stellenwunsch von Iulius Dives, da dieser bislang noch nicht ausgeführt hatte, warum er eigentlich ausgerechnet diese Quaestur anstrebte.
    “Das klingt wie eine beachtliche Menge an Erfahrungen, die du dir angeeignet hast, und sicherlich genug, um sich als Quaestor zu bewerben“, begann Sextus also neutral. “Aber warum möchtest du nach so viel Praxis und handfesten Taten nun ausgerechnet die Senatsarchive mit deiner Anwesenheit beglücken? Für so einen tatkräftigen jungen Mann muss es doch herausfordernde Ziele geben als staubige Schriftrollen zu alten Beschlüssen?“

  • In der Tat hielt Dives ihre kleine Vorgeschichte sicher noch nicht vergessen habend kurz den Atem an, als der Senator Aurelius Lupus das Wort ergriff. Jetzt, hier, in amtsbedingter Abwesenheit seines consularen Patrons Vinicius Hungaricus, da mochte es schließlich durchaus nicht unwahrscheinlich sein, dass der Aurelier nun das nachholte, was er bei der iulischen Kandidatur zum Vigintivirat einst vielleicht nur aus politischen Gründen den Vinicius betreffend nicht getan hatte. Doch alles war halb so schlimm! Der Aurelius ging nicht auf vergangene Differenzen ein - obgleich man durchaus zu argumentieren vermochte, dass ebendiese Differenzen während der ostiensischen Quaestur des Iuliers in erwähnter Phase des noch Erlernens seiner administrativen Fähigkeiten lag; am Anfang dieser Phase noch dazu. Und allein schon aus Respekt vor dem hohen Gremium der Senatoren hätte Dives wohl auch tatsächlich eine solche nicht direkt Fehler eingestehende doch seine menschliche Imperfektion herausstreichende Verteidigungsstrategie gewählt, die hoffentlich weder diesem Patrizier noch seinen Senatorenkollegen zusätzliche Munition gegen Dives lieferte.


    Aber die Frage zielte in eine definitiv andere Richtung... solange niemand einen Quaestor Classis aus dem Iulier machen wollte.
    "Ich danke dir für deine anerkennenden Worte, Senator Aurelius, und bin gerne dazu bereit, noch einmal etwas... besser zu erklären, weshalb meine Präferenz derartig gelagert ist.", nickte Dives und war in der Tat schon einmal ganz froh, dass auch der Aurelier der Meinung schien, dass die Menge an iulischer Erfahrung zumindest für eine Bewerbung als Quaestor genügte, wie sich überdies die Charakterisierung als tatkräftig schon beinahe etwas lobend anhörte. "Denn natürlich gibt es auch noch andere Gründe als meiner... Vergangenheit", war Dives bemüht sich diesbezüglich möglichst schmal zu fassen und damit wenig zu provozieren und wenig Angriffsfläche in diesem Punkt zu bieten. "und dem Willen meinem Großvater Octavius Anton, wie auch meinem Großonkel Senator Matinius Agrippa sowie meinem Onkel Senator Octavius Victor... und letztlich so vielen heute großen Namen nachzufolgen und nachzueifern." Wer war schließlich nicht alles Quaestor Urbanus gewesen und saß heute wortwörtlich im Senat und stellte den Amtsbewerbern seine Fragen!


    "Einerseits, und positiv formuliert, verspreche ich mir von einer Tätigkeit als Quaestor Urbanus ab actis senatus natürlich mehr als nur die Leitung der Senatsarchive mit ihren, wie du sagst, 'staubigen Schriftrollen'. Für gewöhnlich schließlich ist der Quaestor Urbanus ab actis senatus auch an der Ausarbeitung der Senatus Consulta beteiligt und informiert, neben seiner gesetzlich festgeschriebenen Aufgabe der Regelung und Überwachung des Reiseverkehrs, den Augustus über die diversen Entscheidungen des Senats.", führte Dives einmal explizit aus, was die Senatoren selbst und insbesondere der Aurelius aber vermutlich alle bereits längst wussten. "Andererseits, und damit negativ formuliert, sehe ich mich mit meiner 'militärischen Expertise' kaum als geeigneten Quaestor Classis, wie ich auch ganz allgemein nur ungern unserer schönen Urbs und meiner hier aus verschiedenen Gründen gebundenen Familia den Rücken kehren möchte." Seine Adoptivtochter Torquata sollte schließlich Vestalin werden, während Dives seinen jüngst geborenen Sohn sicherlich kaum guten Gewissens mit seiner sergischen Gattin in Roma zurücklassen könnte. "Mich auf eine der beiden Stellen als Quaestor Principis zu bewerben, das hielte ich indes, und da wirst du mir sicherlich zustimmen, Senator, für etwas anmaßend. Denn zwar zeigt die jüngere Geschichte, dass auch durchaus Plebeier ohne zwangsläufig dabei ein Candidatus Principis zu sein dieses Amt erreichen können, doch legte ich bereits dar, dass mir den ungewöhnlichen Anfängen meiner eigenen Laufbahn zum Trotz durchaus sehr an den Sitten und Traditionen Romas gelegen ist... womit folglich auch diese Quaestor aus meiner Sicht ausscheidet." Mit dieser Anerkennung gewisser patrizischer Vorrechte hoffte der Iulier in der Tat, vielleicht noch den einen oder anderen Patrizier - wo seine Bindungen und Kontakte dahingehend bisher doch naturgemäß als Plebeier recht schwach waren - für sich zu gewinnen.


    "Was bleibt, sind die Ämter von Quaestor Consulum und Quaestor Urbanus.", stellte Dives nach kurzer Pause fest und ließ hernach gleich noch eine weitere Zäsur folgen. "Nun möchte ich keineswegs sagen, dass die ehrenwerte und angesehene Tätigkeit als Quaestor Consulum eine undankbare Aufgabe wäre, weil der eigene Name wohl bei allen im Auftrag des Consuls erbrachten Leistungen stets hinter jenem des Consuls selbst zurückstehen würde." Dafür erhielt man im Gegenzug schließlich unter Umständen die Anerkennung und Förderung durch ebendiesen späteren Consular. "Nicht zuletzt geht es immerhin auch um das Beste für Roma und nicht etwa in erster Linie um das eigene Wohl. Jedoch würde ich es eben denoch bevorzugen und präferieren, mich als Quaestor Urbanus ab actis senatus in einem Amt einzubringen, dessen Aufgabengebiet mir bereits heute bekannt ist und von dem ich folglich bereits hier und heute mit bestem Gewissen behaupten kann, dass ich mich aufgrund meiner Fähigkeiten bestens dafür eigne... wie ich allerdings gewiss auch jedes andere mir in eurer aller Weisheit übertragene Ehrenamt dankbar annehmen und pfichtbewusst und nach Kräften engagiert ausfüllen würde.", beendete Dives seine letztlich doch etwas umfangreicheren Erklärungen und Begründungen, die sich gerade im zweiten Teil wohl auch ganz kurz und prägnant auf den Punkt bringen ließen, dass er 1. in Rom bleiben und 2. ein ihm angemessen erscheinendes Amt ausfüllen wollte, wobei 'angemessen' seiner Meinung nach 3. nach oben hin den Posten des Quaestor Principis und nach unten hin eine reine Sekretärs- und Gehilfentätigkeit mit hier und heute noch unklarem Aufgabengebiet für ihn ausschloss.

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  • Hin und wieder nickend hörte sich Sextus die Ausführungen des Iuliers an. Er hatte ganz offensichtlich dazugelernt, unter anderem auch, sich selbst zu verkaufen. Wenngleich Sextus die Bescheidenheit in diesem Fall dann doch fast übertrieben fand. Wenn man bedachte, aus welcher Familie der Iulier stammte und wie er gestartet war, hatte er sich durchaus respektabel gemacht und war bislang ein durchaus höflicher Argumentationspartner. Und wenn Sextus etwas schätzte – was bei sehr wenigen Dingen der Fall war – dann war es Höflichkeit. Und Eloquenz. Am besten in Kombination miteinander.
    “Ich muss dir nur an einer Stelle widersprechen, Iulius: Ich hätte es mitnichten für anmaßend gehalten, hättest du dich als Quaestor Principis beworben. Meiner Meinung nach stellst du dein Licht etwas zu sehr unter den Scheffel.


    Allerdings werde ich sicherlich nun nicht behaupten, dass ein Quaestor Urbanus eine ungeeignete Stelle wäre.“ Immerhin war er selbst dereinst Quaestor Urbanus gewesen. Wenngleich Sextus sich nicht mehr wirklich daran erinnerte, was er eigentlich damals in diesem Amt getan hatte. Er erinnerte sich nur noch dunkel an endlose Stunden, die er mit der Pflege der Chronik verbracht hatte, da seine Amtskollegen damals diese undankbare Aufgabe nur allzu gerne vernachlässigt hatten. Aber es war einfach zu lange her. Er wurde wohl langsam alt...
    “In jedem Fall hast du mich davon überzeugt, dass du als Quaestor – welchen genauen Amtes nun auch immer – sicherlich geeignet wärest.“ Das sollte wohl seine Unterstützung zu der Sache zu genüge ausdrücken, womit Sextus sich hier auch setzen konnte. Bestimmt hatte auch noch der eine oder andere Senator etwas anzufügen.

  • Auch zu diesen Kandidaten hatte der Consular etwas zu sagen. Er ließ sich daher das Wort geben und erhob sich, als sein Vorredner Aurelius Lupus geendet hatte.


    "Ich kann Senator Aurelius nur zustimmen. Ich hatte das Vergnügen mit Marcus Iulius Dives nun eine ganze Weile lang zusammenarbeiten zu dürfen. Zuerst als Magistrat während meines Consulats und wie bereits von Kandidaten angemerkt nun auch noch als Tribun unter meiner Führung.


    Ich kann euch nur sagen, dass dieser junge Mann mich im Laufe dieser Zeit mehr als überzeugt hat. Junge Männer wie er sind es, auf die sich der Senat und unser Reich in Zukunft stützen wird. Ohne fürchten zu müssen mich dabei zu weit aus dem Fenster zu lehnen, prognostiziere ich dem Iulier eine herausragende Zukunft und eine große Karriere.


    Ganz gleich welche Wege er einschlagen wird uns welche Zukunft das Schicksal für ihn bereit hält - mich hat er bereits mehr als überzeugt und ich werde ihm jedwede Unterstützung zukommen lassen, die er für die Erfüllung seiner Ambitionen benötigt. Ich bin mir sicher, dass ihr, ebenso wie ich, sein Talent erkannt habt und bin daher davon überzeugt, dass ihr mit mir übereinstimmt, wenn ich sage - Ein solches Talent muss von uns gefördert werden und darf nicht ungenützt bleiben.


    Ich rufe euch daher auf für diesen jungen Mann zu stimmen. Es ist eine Investition in die Zukunft und wird sich in den kommenden Jahren zweifellos zum Wohle des Senats und des Reiches weisen."


    Abschließend nickte Livianus dem Kandidaten aufmunternd zu und nahm wieder Platz.

  • Ich kann meinem Vorredner dem ehrenwerten Praefectus Urbi Decimus Livianus nur zustimmen.


    Meldete sich nun auch Sedulus zu Wort.


    Ich kenne zwar seine Leistungen als Tribunus nicht aber als Vicarius Principis Factionis. Ich könnte mir keinen besseren an meiner Seite vorstellen. Außerdem kenne ich ihn schon seit einigen Jahren und er war stets immer korrekt in dem was er tat.


    Nunja, ob dies auch bei der Wahl seiner Frau zutraf wußte Sedulus jetzt nicht so genau, allerdings gehörte dies auch nicht hier her.

  • Der Senator Aurelius widersprech dem Candidatus, der sich daraufhin in der Tat mit der Frage konfrontiert sah, ob er hier nicht etwas zu demütig - und folglich unpassend für einen jeden Römer - auftrat. Allerdings, so meinte er, orientierte er sich ja nur an den Traditionen, die wenigstens von Augustus bis Traian doch seines Wissens nach auch praktische Bedeutung hatten. Auf der anderen Seite - und gerade nachdem der Aurelius offenkundig soeben vom Iulier überzeugt worden war - vermied jener es nun natürlich tunlichst, noch das letzte Wort für sich beanspruchen zu wollen. Der Senator hatte keine Frage mehr gestellt. So gab es für Dives auch nichts zu beantworten.


    Es folgte eine Wortmeldung von Faustus Vater... von Decimus Livianus. (Allmählich wäre es wohl an der Zeit, den ersten Teil etwas zu vergessen und zu verdrängen, nachdem Faustus... nachdem Decimus Serapio, denn auch das wäre fortan wohl angebrachter, sich von Dives losgesagt hatte.) Der Candidatus vermochte dem Blick des Consulars nur mehr schlecht als recht standhalten zu können, nachdem der Praefectus doch geradezu eine Lobeshymne auf den Iulier sang. Dabei sprach er unter anderem von einer großen Karriere und vom Schicksal. Und wer wüsste? Vielleicht hatte der Decimus damit sogar recht und es war am Ende schlicht das Schicksal des Iuliers, dass er sich auf dem Dach in Trans Tiberim, spätestens jedoch auf seiner Hochzeit mit Fausta hatte entscheiden müssen zwischen der Gunst des Vaters, der Gunst des Consulars Decimus, einer unter Umständen einmal große Karriere - und der Gunst des Sohnes, der Gunst des Geliebten, einer unter Umständen einmal großen Liebe. Klar, dass unter diesem Gesichtspunkt der Praefectus seither irgendwie überzeugt war von Dives, obgleich es selbstredend absolut unwahrscheinlich war ausgehend von den Worten und Taten des Decimers, dass jener um die getroffene Entscheidung des Iuliers wie auch überhaupt erst dessen Dilemma überhaupt nur wusste.


    Ein mehr angespanntes denn wirklich glückliches Lächeln dankte dem Consular auf dessen aufmunterndes Nicken hin für seine in der Tat großen Worte der Unterstützung. Schlussendlich ergriff auch noch Sedulus das Wort... und sprach statt über Fausta glücklicherweise nur über die Factio Veneta und wie er daraus seinen Zuspruch und seine Unterstützung für Dives ableitete. Dem Germanicer tatsächlich konnte der Candidatus im Anschluss sogar ein etwas weniger angespanntes dankbares Lächeln schenken, war doch die Erinnerung an F... an Decimus Serapio deutlich weniger mit ihm verbunden.


    Damit letzten Endes war die Zeit dann auch schon rum, die dem Iulier hier zur Kandidaturrede zur Verfügung stand. Er zog sich entsprechend zu den anderen Candidati zurück und gab die 'Bühne' für den nächsten Bewerber frei. Man würde sehen, wie sich die Senatoren letztlich entschieden... wie Dives selbstredend auch sehen würde, dass er Stimmverluste klar zu verzeichnen hätte. Ob jene wiederum alle seiner Frau Gemahlin oder den Gerüchten gegen seine Tochter Torquata anzulasten waren, darüber gewiss mochte man hitzig diskutieren können. Fakt würde sein, dass das Lager der iulischen Gegner im Vergleich zu seiner ersten Kandidatur vor dem Senat wohl in etwa konstant geblieben war: Im Anschluss an seine Rede waren sie nicht zu hören; in der Abstimmung wählten sie jedoch entschieden gegen Dives. Die tatsächlichen Verluste hingegen würde es in den Reihen der einstmaligen Unterstützer geben, von denen sich offenbar einige in diesem Wahlgang lieber enthielten, als dass sie aktiv für oder gegen den Iulier ihre Stimme einsetzten.
    Letztlich würde sich zeigen, inwiefern der Iulier als Quaestor - welchen genauen Amtes nun auch immer -, um es mit den Worten des Aurelius zu beschreiben, vielleicht wieder etwas mehr von sich würde überzeugen können... (Nichtsdestotrotz wäre er natürlich auch über diese knapp 48 Prozent aller grundgesamtheitlich 300 Senatorenstimmen ganz gewiss alles andere als betrübt!)

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