Arbeitszimmer | Gracchus, Fuscus

  • Auf direktem Wege führte der Ianitor den Magistraten bis zum Arbeitszimmer des von ihm zu sprechen gewünschten Herrn. Nach einem Klopfen, welches eher den Anschein einer flüchtigen Berührung der Türe hatte, öffnete er und betrat den Raum. Er räusperte sich leise und demütig.
    "Herr, der amtierende Quaestor Principis Matinius Fuscus ist gekommen, um mit dir in deiner Funktion als sein Amtsvorgänger zu sprechen." Ein leichter Hauch von Aufregung lag in seinen Worten, als er fortfuhr. "Im Auftrag des Imperators, Herr."

  • An manchen Tagen hatte Gracchus beinahe das Gefühl, die Sklaven der Villa Flavia seien einzig und allein dazu geschaffen, ihn zu sekkieren. Er legte die Feder beiseite und bedachte den Ianitor mit einem, nur in äußerst geringem Maße missmutigen, Blick.
    "Ist das so? Weshalb stehst du in diesem Falle noch hier herum, anstatt ihn hereinzubitten und dafür Sorge zu tragen, dass er auf angemessene Art und Weise empfangen wird?"
    Zumindest hatte der Sklave den Quaestor nicht an der Eingangspforte warten lassen und führte ihn schon im nächsten Augenblick in den Raum hinein.
    "Salve, Matinius. Bitte nimm Platz. Lass mich dir vor allem anderen zu deiner Wahl gratulieren. Ein beeindruckendes Ergebnis für einen Mann, welcher zuvor im fernen Germania seine Pflicht tat."
    Weniger beeindruckend natürlich, wenn man bedachte, welcher Familie er entstammte. Vom Ianitor geschickt brachte ein Sklave eine Schüssel voll Obst und schenkte dem Quaestor ein Glas verdünnten Weines ein. Zumindest ab und an funktionnierten die Abläufe in der Villa einigermaßen reibungslos.
    "Was ist es, das dich zu mir führt? Ich hoffe doch, ich habe nichts übersehen und dir Arbeit zurück gelassen?"
    Eine äußerst unangenehme Vorstellung.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Er betrat das Officium und grüßte seinen Vorgänger. "Salve Flavius Gracchus. Ich danke Dir für deine Glückwünsche. Ich denke, hier kam mir wohl letztlich die Tatsache zu Gute, dass der Name der Gens Matinia nicht unbekannt ist." Den Wein und das Obst quittierte er mit einem freundlichen Blick und kam dann auch gleich nach der Frage auf sein Anliegen zu sprechen. "Nun, wie Du Dir sicherlich denken kannst, hatte ich eine erste Audienz beim Kaiser und dieser gab mir den Auftrag mich mit Dir zu treffen. Wenn ich den genauen Wortlaut noch hinbekomme, sagte er Folgendes:
    Eine erste Aufgabe stünde gleich in Beziehung mit den gesetzlichen Aufträgen. Und zwar betrifft diese die Arbeit an der Chronicusa. Dort wurden erst kürzlich die Regeln, nach denen Dekrete in die Chronik aufzunehmen sind, geändert, so dass es eine deiner Aufgaben sein soll, die nötigen Änderungen für die Vergangenheit nachzutragen, soweit dies über die Arbeit im Archiv möglich ist. Dein Amtsvorgänger wird dir im Detail erläutern können, welche Eintragungen in welcher Art nachzuholen sind.
    Vielleicht kann er dir noch Aufzeichnungen aus seiner Amtszeit überlassen, sofern er sie nicht nach dem Veröffentlichen seiner Res Gestae vernichtet hat."
    Er war sich sicher, dass er es fast wortwörtlich hinbekommen hatte und war mit seinem guten Gedächtnis mehr als zufrieden. "Du siehst, es ist eher eine Hilfe Deinerseits, die mich hierher führt denn vielleicht übersehene Arbeit," meinte er freundlich.

  • Seine Unterlippe knetend hörte Gracchus dem Quaestor zu und nickte schließlich auf seine Worte hin.
    "Es geht dabei um die Dekreta des Senates und des Imperators. Jene wurden vor der vergangenen Amtszeit nicht in die Chronicusa aufgenommen, sollen nun aber doch Berücksichtigung finden. Neben den Eintragungen während meiner eigenen Amtszeit habe ich dies auch in jenen Teilen der Chronik beachtet, welche ich für die Vergangenheit nachgetragen habe. Einen Augenblick."
    Er stand auf und wandte sich dem Regal an der Seite des Zimmers zu. Gracchus brauchte nicht lange zu suchen, in seinem Arbeitszimmer herrschte eine penible Ordnung und alles lag genau dort, wo es zu sein hatte. Zielsicher griff er daher nach einer Wachstafel und kehrte zu dem Schreibtisch zurück.
    "Dies sind die Aufzeichnungen meiner Amtszeit, ich konnte mich bisweilen noch nicht von ihnen trennen. Immerhin weiß man nie, zu was solcherlei Schriftstück noch gut sein können, und tatsächlich zeigt sich schließlich nun ein Sinn darin. Neben September und October DCCCLVI (2006) kannst du dir die Überprüfung der Monate Augustus bis December DCCCLV (2005) ersparen, sowohl was die kaiserlichen, als auch die senatorischen Dekrete betrifft. Die Aufarbeitung der übrigen Zeit sollte dir mit Hilfe der Archive gelingen, es scheint kaum etwas zu geben, was im Palatium Augusti oder der Curia Iulia verloren geht."
    Da das Thema ohnehin schon auf die Chronicusa gekommen war, griff Gracchus zu einer geschlossenen Tabula, welche seitlich von ihm auf dem Tisch lag und bereits gesiegelt war.
    "Es gibt da noch einen Punkt, von welchem nicht behauptet werden kann, dass er übersehen wurde, und der mich gerade deswegen sehr bedrückt. Sicherlich sind dir bereits die Leerstellen der Chronik der vergangenen Amtszeit aufgefallen, womöglich hörtest du auch von den Rechtfertigungen des Aurelius, weshalb diese vorhanden sind. Mag es das Versäumnis des Aurelius sein, doch als Quaestor Principis, und damit Organisator und Verantwortlicher über die Arbeiten an der Chronicusa, trifft mich ein gleiches Maß an Schuld, wenn nicht ein höheres."
    Er nahm die Tabula und schob sie zu Fuscus hinüber.
    "Ich habe selbst einige Nachforschungen in verschiedenen Archiven in Auftrag gegeben. Sehr viel scheint sich in Hispania augenscheinlich nicht zu ereignen, doch es tilgt zumindest die vorwurfsvollen Leerflächen der Chronicusa zu dieser Provinz. Nachdem du den Weg zu mir gefunden hast, kann ich mir damit den Boten zum Palast sparen. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du diese Eintragungen entsprechend einfügen könntest, ich selbst habe nach Beendigung der Magistratur keinen Zugang mehr zu den Archiven."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Aufmerksam hörte er zu und nickte schliesslich. Das sollte sich nicht als zu schwer erweisen. Er musste also in den Archiven nach eben jenen suchen, gut. Geduldig wartete er, bis der Flavier die Dinge gefunden hatte, die er suchte und nahm die Aufzeichnungen entgegen. "Ah, sehr gut, das heisst das Ganze betrifft die Zeit von vor August DCCCLV und alles zwischen Januar und August DCCCLVI." Er machte sich entsprechende geistige Notizen und richtete sich auf eine Weile in den Archiven ein. Als er ihm die weitere Tabula hinüberreichte nickte er. "Selbstverständlich werde ich mich darum kümmern. Ich danke Dir für die Unterlagen." Er warf einen kurzen Blick darauf und sah kein Problem darin dies einzupflegen. "Ich nehme an in der aktuellen Amtszeit wird der Quaestor Urbanus hauptsächlich für Hispania zuständig sein? So viel ich weiss, wurde kein Quaestor für die Provinz ernannt. Dann würde ich mich entsprechend an diesen und natürlich den pro Praetore wenden, dass sie in ihrer Pflicht getreu nachkommen. Ich hoffe, ich werde es mit ihrer Pflichttreue leichter haben als Du es teilweise hattest."

  • "Wie die Arbeit an der Chronik aufzuteilen ist, dies entscheiden die Quaestoren in gemeinsamem Einverständnis, dem Quaestor Principis obliegt dabei die Koordination und Leitung. Könnt ihr zu keinem Konsens gelangen, so verteilen die Consuln die Aufgaben. Es steht dir natürlich frei, den übrigen Quaestores ihre Aufgaben zuzuweisen und davon auszugehen, dass wenn sie sich nicht beschweren, sie diese annehmen. Doch es hat sich in den vergangenen Amtszeiten wohl bewährt, dieses Thema bei einer gemeinsamen Zusammenkunft zu besprechen. Es ist natürlich geschickt, einem Quaestor, welcher ohnehin in einer anderen Provinz tätig ist, die Aufzeichnung der Ereignisse jener Provinz anzuvertrauen. In meiner Amtszeit war es so, dass ich Aurelius letztlich die Entscheidung überlassen hatte, Rom oder Hispania zu übernehmen."
    Letztenendes war die Entscheidung des Aurelius sicherlich nicht bedauerlich. Die Ereignisse aus der Hauptstadt nachzutragen wäre um einiges aufwändiger, als dies für jene Hispanias zu tun.
    "Sollten spätestens nach der Hälfte der Amtszeit noch keine Aufzeichnungen in die Chronicusa eingetragen worden sein, so solltest du bei den entsprechenden Amtskollegen nachhaken. Es ist immerhin möglich, dass mancher den Aufwand unterschätzt, doch üblicherweise sollte es durchaus zu schaffen sein."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Und wieder hatte er etwas gelernt. "Gut, dann schau ich mal, inwieweit es in den nächsten Tagen zu einem Treffen kommt. Maior ist meines Wissens nach ja bereits nach Germanien aufgebrochen. Ich denke er wird auch kein Problem damit haben dann den germanischen Teil zu übernehmen, werde ihm aber vorsichtshalber ein Schreiben zukommen lassen und nachfragen." Auch hierzu machte er sich eine geistige Notiz. "Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen müsste." Manchmal hatten Vorgänger ja Erfahrungen gemacht, die nicht so einfach klar waren und wo es dann für die Nachfolger sehr hilfreich war dies schon gleich zu wissen um nicht am Ende in ein riesen Fettnäpfchen zu treten.

  • Mit unschlüssigem Blick lehnte sich Gracchus zurück und begann an seiner Unterlippe zu kneten, während er all die Aufgaben der Quaestores vor seinem Inneren Auge vorbeiziehen ließ, und dabei kaum auf die vorbeiziehende Zeit achtete. Nach einigen Augenblicken der Stille, welche jedoch nicht lange genug währten, als dass jene Stille angetan war unangenehme Empfindungen hervorzubringen, ließ Gracchus seine Hand sinken und schüttelte langsam den Kopf.
    "Außer den in Paragraph 56 des Codex Universalis festgelegten Aufgaben gibt es meines Erachtens wenig, auf was es zu achten gilt, ausgenommen jene Aufgaben natürlich, welche der Imperator Caesar Augustus dir selbst zuträgt. Ich hatte bei meinen Vorschlägen zu den Standeserhebungen zwar im Nachhinein betrachtet den Eindruck, als wären ihm die Dossiers zu den Kandidaten für eine Erhebung in den Ordo Senatorius ein wenig zu ausführlich, doch wahrscheinlich ist es angemessener diese ausführlich zu halten, denn zu kurz."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Geduldig wartete er und nickte schliesslich. Die Aufgaben des Imperators waren eh vielfältig. "Gut, ich denke, dann habe ich alles soweit und danke Dir vielmals für Deine Zeit und Mühe. Wenn ich einmal etwas für Dich tun kann, lass es mich wissen, Flavius Gracchus. Du hast mir heute sehr geholfen."

  • "Dies war nichts, wofür du Dank schuldest, Quaestor. Es ist mir eine Freude und Ehre zugleich, den Magistraten Roms behilflich sein zu können. Ich wünsche dir weiterhin eine erfolgreiche Amtszeit."
    Nachdem die üblichen Verabschiedungsfloskeln ausgetauscht waren, geleitete ein Sklave den Quaestor wieder aus der Villa hinaus.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!