CI ~ Initiation von Aurelia Prisca

  • Es war spät geworden. Spät genug. Es war Zeit geworden, Zeit seine Schulden zu begleichen und eine kleine Einführung in seinen Glauben und einen kleinen Einblick in seine Welt zu vermitteln. Deswegen wartete er, wartete auf Prisca. Er trug das Kultgewand welches seine Rolle als Antistes des Cultus Ishtaris ausmachte. Weiss und orientalisch, mit rot und irgendwie mythisch. Er würde länger warten, denn es wurde stets besser wenn man sich sehnte.

  • "Solltest Du die Wette gewinnen so werde ich Dich mit einem uralten und in Rom nur den wenigsten bekannten Ritus bekannt machen, es wird eine geistliche Reise in den Osten…"


    … hatte ihr der Tiberer ihr bei den ludi augusti versprochen und das hatte Prisca natürlich neugierig gemacht. Der ferne Osten, der Orient, damit verband die Aurelia eben Mystik und Abenteuer und das gefiel ihr. Vielleicht wäre es besser gewesen nachzufragen, von welchem Ritus genau er da sprach, doch nun war sie hier und könnte sich selbst ein Bild davon machen. Zur Sicherheit hatte die Aurelia allerdings für den heutigen Abend eine neutrale Sänfte gewählt, sodass sie nicht sofort als Patrizierin erkannt werden würde. Lediglich der Halbmond zierte ihre Sandalen und dazu trug die Aurelia ein aprikot farbenes Kleid mit Goldstickereien, die entfernt an ägyptische Symbole erinnerten. Dazu breite Armreife aus Gold und eine güldene Halskette mit einem Rubin in der Mitte. Das Haar wurde gehalten von einem filigranen Haarnetz aus goldenen Fäden, doch das war unter dem Schleier, der zudem das Gesicht der Aurelia bedeckte, nur ansatzweise zu erkennen.


    Ja spät war es geworden, an diesem Tag, denn neben der übliche Frage "was soll ich bloß anziehen", hatten die Sänftenträger einige Mühe gehabt das Ziel überhaupt zu finden. Doch schließlich stoppten sie vor dem besagten Tempel und die junge Patriziern stieg die Stufen hinauf und dem bereits wartenden Tiberer entgegen.

  • Dolabella ging ihr mit über der Brust gekreuzten Armen einige Stufen entgegen und verbeugte sich vor Prisca als beide stehen geblieben waren.


    "Inanna li baal li tuka. Die Göttin erhalte Dich stark und gesund, liebe Freundin."


    Ihre Hände in die seinen nehmend küsste er diese und sprach die uralte babylonische Formel erneut.


    "Inanna li baal li tuka, Licht auf allen Deinen Wegen, liebe Freundin. Lass Dich begleiten ins Reich der Ishtar. "


    Er wandte sich um um zum Portal zu gehen wobei er sie wohl an der Hand zu führen dachte.

  • Gerade hatte die Aurelia, mit Hilfe ihrer Liebsklavin, den Schleier gelüftet und vorsichtig über Kopf abgestreift, da ergriff Dolabella auch schon ihre Hände für eine - zumindest auf Prisca - recht befremdlich wirkende Begrüßungszeremonie. Nicht das sie es als unangenehm empfunden hätte, nein, es war einfach ungewohnt und insbesondere als der Name jener babylonischen Göttin fiel, zuckten die Augenbrauen der Aurelia kurz nach oben. Von diesem Kult und seinen Gepflogenheiten hatte sie durchaus schon mal gehört, wenngleich dies nicht viel war - und vor allem nicht fundiert.


    Aber gut, deswegen sie war schließlich heute hier, um mehr über den Ritus zu erfahren und da diese Begrüßungsformel bereits ein Teil davon zu sein schen, ließ sie Dolabella also gewähren, ihre Hände weiter zu halten und sie daran zu führen. "Möge sie dich ebenso schützen und über dich wachen", erwiderte Prisca den Gruß freundlich lächelnd in der Hoffnung, dem Ritus entsprechend zu antworten. Mit einem leichten Nicken deutete sie anschließend an, dass sie bereit wäre ihm zu folgen. "Nun denn, ich bin hier und bereit für die geistliche Reise gen Osten, die du mir versporchen hattest."

  • "Dann muss ich mein Versprechen auch einhalten, nicht wahr."


    Inzwischen hatten sie den Pteron, die Fläche, die den Gläubigen einen überdachten Unterstand nahe der Cellawand bietet, erreicht worauf Dolabella auf den Pronaos deutete


    "Der Eingang zum eigentlichen Tempel, dem Kultraum für die heilige Hochzeit, den Anbetungsschreinen und den Initiationskammern befindet sich hinter dieser zweiten Säulenreihe, hier.."


    er deutete auf die links und rechts abgehenden Gänge


    "...geht es zu den weltlichen Bereichen, den Schlafkammern und meinem Officium. Dort stehen leider zu viele Räume leer."


    Er seufzte

  • Interessiert sah Prisca sich in der Vorhalle des Tempels um, welcher sich - den Erklärungen Dolabellas nach - im Aufbau und in der Aufteilung der Räumlichkeiten, nicht sonderlich von den bislang bekannten Tempeln unterschied. Der Kultort selbst war jedoch gewiss nicht das Besondere, sondern vielmehr die Kulthandlungen die darin vollzogen wurden. "Eine heilige Hochzeit? ...", horchte die neugierige Aurelia auf und hakte sogleich nach: "Wie darf ich mir das vorstellen, wie diese Hochzeit vollzogen wird? … und zwischen wem? … ehm" So viele Fragen! Prisca räusperte sich und warf Dolabella ein entschuldigenden Blick zu, denn sie wollte natürlich nicht seiner Führung vorgreifen.


    Was würde er ihr nun als nächstes zeigen? Die weltlichen Räume erweckten eher weniger das Interesse der Aurelia, doch schien es Dolabella sehr zu betrüben, dass diese unbewohnt waren. "Und woran liegt es, dass so viele Räume leer stehen?", erkundigte sie sich deshalb nicht minder neugierig.

  • "Zur heiligen Hochzeit, dem Hieros Gamos, möchte ich Dir erst später etwas erzählen da ich es besser finde wenn man eine Religion bzw. den Ritus eines Gottes oder einer Göttin erst mit dem Herzen versteht bevor man den Ritus mit dem Kopfe bewertet. Römische Religion wird ja auch nicht durch Kenntniss eines Ritus nähergebracht bei dem sich verheiratete Frauen von mit Blut und Milch besudelten Nackten mit Riemen schlagen lassen."


    begann Dolabella beim Eintritt in den Tempel zu erzählen


    "Früher, zu Antipaters Zeiten, gab es hier genügend Hierodulen die auch hier wohnten, dies ist jetzt nicht mehr in diesem Maße so. Doch auch dazu erzähle ich später mehr."


    Der mit zwei Fackeln beleuchtete Vorraum duftete nach Mandragora was allerdings nur die wussten die wussten wie Mandagora roch


    Fast beiläufig nahm Dolabella den auf dem einzigen Tische stehenden Krug und goss die beiden einzigen dort stehenden Becher damit voll. Der Inhalt war dunkelrot, fast schwarz und schien leicht ölig zu sein. Prisca einen der Becher reichend streute Dolabella ein wenig Safran in das seine.


    "Du kennst den kultischen Hintergrund der olympischen Spiele?"

    Einmal editiert, zuletzt von Spurius Tiberius Dolabella ()

  • Ach ja, die Lupercalien. Bei dem Gedanken an jenen obskuren Ritus schüttelte sich Prisca innerlich und sie konnte den Vergleich des Tiberes gut nachvollziehen. Selbst gesetzt dem Fall, dass sie einmal verheiratet sein sollte, konnte es sich Prisca nicht wirklich vorstellen jemals, auf offener Straßefreiwillig die Hand aufzuhalten, nur, damit ein paar besudelte Bekloppte sie mit der Rute züchtigen könnten. Nein da würde sie schon lieber die Kosten für eine ganze Herde, blendend weißer Rinder auf sich nehmen und diese höchstpersönlich opfern, in der Hoffnung auf den Ehesegen der Götter.


    Ebenso, wie sie Dolabella in diesem Punkt zustimmend zu genickt hatte, hob die Aurelia im nächsten Moment eher skeptisch die Augenbraue. Sie betraten einen spärlich beleuchteten Vorraum und ein seltsamer Geruch wehte ihr entgegen. Noch während Prisca darüber rätselte woran sie dieser Duft erinnern könnte, reichte Dolabella ihr wortlos einen Becher, welcher eine schwärzliche Flüssigkeit enthielt. Uhh,… soll ich das etwa austrinken? Prisca ging nicht davon aus, dass die Tempelführung nur ein Vorwand des netten Tiberers war, um sie hier und jetzt zu vergiften und sie anschließend auf einem Altar zu opfern, aber… ihr fragender Blick verriet ihm deutlich, dass sie DAS ganz sicher nicht ohne eine weitere Erklärung trinken würde.


    "Ja ich denke schon. Waren nicht die kultische Feste zu Ehren Rheas, der Mutter Zeus, der Ursprung der olympischen Spiele? ...", versuchte sie derweil, auf seine Frage hin, mit ihrem Allgemeinwissen zu punkten.

  • "Genau, der Altar der Demeter war stets das Ziel des Stadionlaufs, früher stand vor dem Altar die Priesterin der Erdgottheit. Sie verkörperte die Erdgöttin, der Sieger des Wettlaufs war in den Augen der Pelasger der menschgewordene Regengott. Die kultische Vereinigung beider wirkte als Fruchtbarkeitszauber, der für das kommende Jahr die Ernte und das Gedeihen der Herden sicherte."


    er lächelte als ihm ihr Misstrauen ob des Trankes aus ihren Augen entgegensprang, so trank er erst den seinen


    "Trink Dein Mandragoritis, es ist auch der Aphrodite geweiht, doch trink es nicht aus, Du bist es nicht gewöhnt. Es erweitert Dein Bewusstsein und die Pforten der Wahrnehmung."

  • Nun ja, ein Fruchtbarkeitszauber war an sich nichts außergewöhnliches, lag es doch seit Anbeginn der Menschheit in deren Bestreben die Natur und die Götter zu besänftigen, um die Ernten und den Bestand der Herden zu sichern. "Also ist die heilige Hochzeit so etwas ähnliches wie der Fruchtbarkeitszauber der Griechen. Oder gibt es da gar einen Zusammenhang?", schlussfolgerte Prisca (hoffentlich nicht zu vorschnell) die Möglichkeit, dass die uralten Bräuche ein- und desselben Ursprungs sein könnten. Ja, sie hatte durchaus Gefallen daran gefunden, mehr über diese alten Riten zu erfahren ...


    ...auch wenn sie dafür dieses Getränk schlucken müsste, welches offensichtlich kein Gift war. Mandragoritis Das klang fast wie ein Modegetränk vom Ostiastrand, kam es Prisca kurz in den Sinn, wobei der Name sie auch an eine bestimmte Wurzel erinnerte , der man magische Kräfte nachsagte. Nicht zu viel, du bist es nicht gewöhnt. Na toll, am Ende bin ich noch völlig weggetreten und kann mich an nichts mehr erinnern, fürchete Prisca ein wenig den Effekt dieses Trankes, kannte sie bislnag nur die Wirkung des Opiums. Also wie viel wäre dann genau richtig? Damit es letztenlich doch wirkt. Prisca nahm einen, dann noch einen und schließlich einen dritten Schluck und ließ das eigenartige Aroma auf ihrer Zunge wirken. ... Noch verspürte sie nicht das Geringste ...

  • Dolabella nahm den Becher aus ihrer Hand. Seine Augen waren klein, ja fast zu Schlitzen geworden.


    "Nein, kein Tauberwerk, ein ganz realer Ritus.


    DER HOHE HIMMEL WILL DER ERDE LIEBEND NAHEN,
    VERLANGEN FASST DIE ERDE NACH DEM BUND.
    DA TRÄUFELT HIMMELSNASS IN REICHEM STROM HERNIEDER,
    SCHWÄNGERT DIE ERDE. SIE GEBIERT DEN MENSCHEN
    GRAS FÜR DIE LÄMMER UND DEMETERS NÄHRENDES KORN.
    DIE FRUCHT DER BÄUME PRANGT ALS BUNTE BLÜTE
    VOR DEM NASS DER HOCHZEITSNACHT.


    ein ganz realer Ritus."


    Er hatte ihre Hand leicht erhoben während sie fast schon schreitend in den nächsten Raum gegangen waren.


    "Dein Bewusstsein öffnet sich langsam, das Bewusstsein, dass alles mit allem verknüpft ist."


    Er versuchte den Farben und Formen, die nur er sah, auszuweichen als sie sich nach dem Eintreten an das dunkelrote Licht, welches den Raum durchflutete, nur langsam gewöhnten. Für Aussenstehende mag es dem Stehtanze einer betrunkenen Ente ähneln.

  • Die Vereinigung zwischen Himmel und Erde. Der Regen, der das Leben gebiert, ja das war durchaus ein realer Ritus, wenngleich dies für Prisca durchaus mit einem Fruchtbarkeitszauber zu tun hatte. Aber gut, sie wollte nicht spitzfindig werden und so lauschte sie lieber weiter den Worten des Tiberers, der sie nun weiter führte in den nächsten Raum, dessen Gestalt die Aurelia zunächst kaum erfassen konnte. Alles vor ihren Augen verschwamm regelrecht in einem dunkelrotem Licht, dessen Quelle sie nirgends entdecken konnte. Lag das an der Wirkung des Getränks oder an dem eigenartigen dunkelroten Licht, oder gar beidem? Wie trunken folgte Prisca langsam weiter hinein in diesen Raum und glaubte dabei durch ein Meer aus Rosenblüten zu schreiten. Oder wie soll ich es am besten beschreiben?, grübelte Prisca auf der Suche nach dem was sie wahr nahm, beziehungsweise dem was sie zu sehen glaubte. Doch wofür genau sollte sich ihr Bewusstsein nun öffnen? Prisca blinzelte leicht irritiert und sah zu Dolabella hin, der nicht minder trunken wirkte . "W .. wo sind wir hier … und …was geschieht …nun?", stellte Prisca eine Frage, wobei sie feststellte wie ihre Zunge immer schwerer wurde beim sprechen.

  • Dolabella schüttelte sich was seine Augen wieder ein wenig mehr öffnete


    "Wir lernen die unterschiedlichen Phasen der Initiation kennen..."


    flüsterte er


    "In der ersten Phase geht es darum ein ganz persönliches Sakrament zu finden welches Dir wichtig ist. Es wird Dich zu Ishtar führen. Und zu Deinem eigenen Körper. Für einige ist der Krieg und der Kampf, für anderen die Liebe und die Lust. Danach wirst Du kennenenlernen was dahinter steht und darüber hinausgehen können. Das ist das Geheimnis der ersten Phase."


    Aus den roten Nebeln an die sich langsam gewöhnten erschien eine schemenhafte Gestalt die sich bei näherem Hinsehen...

  • "Ein persönliches Sakrament finden … hmm?, wiederholte Prisca grübelnd um was es in der ersten Phase ginge. Bei den von Dolabella genannten Beispielen war das Gesuchte eigentlich schon dabei. Trotzdem überlegte die sie weiter, was ihr noch wichtig sein könnte, denn das wiederum sollte sie zu Ishtar und ihrem eigenen Körper führen … und darüber hinaus. Aha! Was immer das bedeuten mochte, es weckte gleichermaßen die Neugier Priscas, wie es ihr ein wenige Angst machte was eventuell mit ihr geschehen könnte.


    "Ich … ich glaube ich kenne mein Sakrament", legte sich die Aurelia schließlich fest und blickte fragend zu Dolabella. Und nun? "Es wird doch aber nichts passieren, zu was ich nicht bereit sein kann und werde…", versuchte sie vorsichtig anzudeuten, dass es Grenzen gäbe, die sie als junge Patrizierin nicht überscheriten dürfte. Ob das gut oder schlecht wäre für die weiteren Phasen? Prisca hatte keine Ahnung, wie es nun weiter gehen würde.


    Schließlich erschien eine schemenhafte Gestalt wie aus dem Nichts und näherte sich ihnen. Angestrengt kniff die Aurelia nun die Augen zusammen und sie versuchte zu erkennen wer das sein könnte, während sie die Hand des Tiberers weiter fest umklammert hielt.

  • "Nicht wird passieren, ausser Du willst es, willst es äußerlich und innerlich, magst es zugeben und fühlen, Dir gegenüber. Sei unbesorgt."


    Die Person war längst als Frau zu erkennen. Schwarzhaarig, schlank, geheimnisvoll. Hohepriesterlich.


    "Untere Hohepriesterin, Ashar Vistilia wird Dir später die zweite Phase der Inkarnation erklären..."


    Ashtar lächelte nur geheimnisvoll und verbeugte sich leicht


    "...wenn Du Dir ob Deines Sakraments sicher bist und auch darüber reden magst. Die Kophta wird als einzige davon erfahren ausser Du willst es anders. Doch kommen wir nun noch zu den Phigmas unserer Religion. Das erste Phigma beherrscht Dich bereits, werte Prisca."

  • Nichts wird passieren, außer ich will es. Gut! Diese Worte beruhigten Prisca schon mal. Wobei sie im Moment nicht hätte sagen können, was genau sie eigentlich wollte. Ihrem gewählten Sakrament nach bestünde zwar nicht direkt die Gefahr, dass etwas passieren würde was sie nicht wirklich wollen würde. Und falls sie es doch wollte? Dürfte ich es dann überhaupt? Herrje! Lag das nun an diesem Getränk, dem schummrigen Licht oder an der geheimnisvoll lächelnden Frau da vor ihr, dass Priscas Geist wie trunken reagierte und sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.


    Andererseits war dieser Zustand auch nicht direkt unangenehm, zumindest hätte es die Aurelia mehr wie eine Art Beschwingtheit bezeichnet. Das lag womöglich daran, dass sie bereits vom ersten Phigma beherrscht wurde - was auch immer das bedeuten mochte … "Ach ja, … wirklich?!", entfuhr es Prisca - den Erklärungen Dolabellas aufmerksam folgend -knapp, aber durchaus wissbegierig klingend. Und nun? Soll ich mein Sakrament jetzt nennen? Oder würden erst noch weitere Phigmas folgen.


    Vorerst sagte die Aurelia nichts, sondern lächelte lediglich zur Begrüßung Ashtars zurück, während sie weiter beobachtete, was die Hohepriesterin und der Tiberer als nächstes tun würden, beziehungsweise, - was sie mit ihr weiter vor hätten ...

  • "Ja genau..."


    führte er weiter aus


    "... das erste Phigma ist für die grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen zuständig. Er entscheidet ob Objekte als gefährlich oder als sicher eingestuft werden. Auch die einfachsten Tiere haben es. Es ist auch das erste Phigma welches in einem Kinde aktiv ist."


    sie waren wieder einige Schritte gegangen


    "Knie nun nieder und prüfe ob Dein erstes Phigma im Gleichgewicht ist. Prüfe es still für Dich, wäge es ab. Nimm Dir soviel Zeit wie Du brauchst."


    Er deutete auf ein Kissen welches am Boden lag und schickte sich an sich zurückzuziehen

  • Mein eigener Lebenserhaltungstrieb?! Nun, soweit Prisca es in ihrer derzeitigen Verfassung überblicken konnte, gab es hier weder gefährliche Objekte noch Personen, auf die hin ihr erstes Phigma hätte Alarm schlagen müssen. Oder? Unbewusst streifte ein flüchtiger Blick zuerst Dolabella - der sie weiter an der Hand führte - und anschließend die Priesterin, welche geheiminsvoll lächelnd auf sie zu trat. Nein, Angst um ihr Leben hatte die Aurelia keineswegs, lediglich ihre innere Anspannung nahm langsam zu, wie auch die Neugier, zu erfahren was weiter geschehen mochte.


    Wie Dolabella es wünschte, kniete Prisca auf das weiche Kissen nieder, wobei sie den Po auf den Fersen absetzte und die Hände auf den Oberschenkeln ruhen ließ. In dieser für sie durchaus ungewohnten Haltung verharrte die die Aurelia ein paar Sekunden still und etwas verwirrt darüber, wie sie ihr Gleichgewicht am besten prüfen solle. Und wie merke ich, dass es soweit ist?, überlegte die junge Patrizierin und gerade als sie Dolabella diese Frage stellen wollte erkannte sie, dass der Tiberer plötzlich verschwunden war. Im ersten Moment erschrak die Aurelia bei dem Gedanken daran, dass sie nun allein mit dieser Unbekannten wäre, die gerade aus ihrem Blickwinkel verschwunden war. Prisca schluckte, ohne sich jedoch nach der Priesterin umzudrehen und besann sich auf das soeben Gesagte. Wenn ich mein erstes Phigma im Gleichgewicht sein soll, darf ich keine Angst haben!, schlussfolgerte sie daraus und deshalb schloss sie bewusst die Augen, um das Gefühl des absoluten Vertrauens damit zu betonen.


    Ein - zwei tiefe Atemnzüge später glaubte Prisca damit auf dem richtigen Weg zu sein, denn sie spürte wie sie innerlich immer ruhiger wurde und die Anspannung mehr und mehr aus ihrem Körper wich. Das Gefühl einer inneren Ausgeglichenheit stellte sich ein, der Wunsch einfach so zu verharren und an nichts mehr denken zu müssen. Ist das der Zustand, den ich erreichen soll?, so flüchtig war dieser Gedanke, dass Prisca nicht einmal selbst darauf reagierte und es mochte äußerlich durchaus den Anschein erwecken, sie würde tief und fest schlafen ...

  • Längst war Dolabella wieder neben sie getreten, hatte er doch ihren Po nur einen Moment in dieser Position betrachten können ohne auf dumme, unkeusche und von vielen der geneigten und ungeneigten Lesern sicherlich erwarteten Gedanken zu kommen. Seitlich ging es besser und er spürte wie sie sich bemühte, wie sich Ruhe und Zuversicht breitmachten. Er würde dieses sich bildende Vertrauen sicherlich niemals enttäuschen, dafür glaubte er zu sehr...


    "Das erste Phigma wird durch Opium stimuliert und mit Opium zerstört, bewahre es Dir gut, Du hast es bereits erlangt"


    hörte sie nur seine sonore Stimme


    "Das zweite Phigma steuert die gröbsten Emotionen und unterscheidet nach unterwürfigem oder beherrschendem Verhalten. Die Tiere besitzen es, im Menschen wird es aktiv sobald das Kind laufen lernt. Spüre Dein zweites Phigma."


    Es war eine Weisung, kein Befehl, keine Bitte.

  • Mit Hilfe Sabas hatte sie geholfen, Aurelia Prisca noch ein bisschen mehr 'schön' zu machen und ihre Herrin war danach wirklich schön... vielleicht noch schöner. Tilla wusste kein anderes Wort für 'noch schöner', denn hübsch war Prisca ohnehin. Und dann hatte sie erfahren, dass sie mitkommen sollte. Mit puterroten Wangen eilte Tilla in ihre kleine Kammer und zerrte ihr allerbestes Kleidungsstück hervor, nämlich die neulich aussortierte tannengrüne Tunika aus Priscas Kleidertruhe. Inzwischen hatte sie gelernt, wie man lose Borten wieder annähte. Tilla war mächtig stolz auf ihren allerneuesten Besitz, hachja!


    In einer neutral gewandeten Sänfte ging es hinaus auf die Straßen Roms. Ihre gespitzten Ohren schnappten auf, dass Prisca von eben demjenigen eingeladen worden war, der ihr den prächtigen Hengst Laokoon geschenkt hatte. Meine Güte, das war ja aufregend... aber Prisca war doch nicht ausgerechnet in diesen Mann verschossen!?! Grübelnd überlegte sie für sich, was sie eigentlich über das Gefühlsleben ihrer jungen Herrin wusste. So gut wie gar nichts.. jedenfalls konnte die stumme Sklavin sich nicht errinnern mit ihr darüber gesprochen zu haben.


    Dann waren sie da. Tilla begleitete ihre Herrin die Stufen hinauf und nickte Dolabella freundlich zu. Was für eine seltsame Begrüßung. Auf ein Zeichen legte Tilla mit geschickten Bewegungen den Schleier auf Priscas Haupt und nahm ihn an sich. Mit leicht gerunzelter Stirn sah sie den davon gehenden Erwachsenen nach und begab sich schliesslich hinunter zur Sänfte. Hier sollte sie auf Priscas Rückkehr warten. Tilla kramte drei dicke Faden hervor und begann sich im Flechten zu üben, dabei konnte man so gut nachdenken. Hin und wieder hob sie den Kopf, betrachtete die Passanten und bediente sich zum Durst stillen aus dem mitgenommenen Wasserschlauch.

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