Servitriciuum | Auf einen Schluck... oder zwei - Angus und der neue Scriba

  • Gemütlichen Schrittes schlappte ich voraus, durch einen üppig gestalteten Gang, der uns zwangsläufig zum Atrium brachte. Doch das Atrium ließen wir links liegen und gingen weiter. Als dann der Gang plötzlich nicht mehr so schön ausgestaltet war und jemand den Marmor des Fußbodens mit plumpen Steinplatten ausgewechselt hatte, war wohl jedem klar, dass wir uns nun unweigerlich den Wirtschaftsräumen der Villa näherten.
    Um diese Zeit wuselten schon etliche Sklaven arbeitsam durch die Gegend. Doch davon ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen. Ich brachte schließlich Scatos neuen Angestellten in den Speiseraum der Sklaven. Dort bot ich ihm an einem Tisch einen Platz an und holte zwei Becher, ein Kanne mit schnödem Wasser und eine mit Posca. Dann setzte ich mich zu ihm und schenkte mir etwas Posca ein. Sollte er sich selbst einschenken. Vielleicht änderte er ja noch seine Meinung und gab auch der Posca den Vorzug.
    „Ja, genau! Mein Name ist Angus,“ bestätigte ich. „Na ja, so was in der Art.“ Schließlich gab es ja immer noch Lupus, mit dem ich um die Gunst Scatos buhlte. Wie es schien, hatte ich seit unserem abendlichen Treffen wohl auch schon wieder einen Stein bei ihm im Brett. „Und wie war gleich dein Name? Ach ja, ich hoffe, es geht für dich in Ordnung, dass wir hier sind.“ Konnte ja auch gut sein, dass er glaubte, was Besseres zu sein. Andererseits war er ja hier nicht zu Besuch.

  • Etwas besorgt bemerkte ich, dass mich der Sklave direkt durch das Atrium irgendwo hin führte. Ich konnte mir noch kein so richtiges Bild von der Villa machen, aber die Wirtschaftsräume erkannte ich dann doch. Ich war kein Kenner römischer Patrizier-Häuser, doch etwas ungewöhnlich kam es mir dann doch vor, so einfach dorthin zu kommen, wo sich die flavischen Sklaven wohl am ehesten zuhause fühlten. Ich bemerkte, dass es Posca und Wasser gab. Ich blieb natürlich lieber beim Wasser. Selbst wenn ich zwischendurch etwas anderes gewollt hätte, käme es mir komisch vor erst etwas zu sagen und dann etwas ganz anderes zu tun. "Quintus Marcius Rex ist mein Name", gab ich dann gern noch einmal seinen vollständigen Namen preis. "Und ja, ich denke, ich kann mich mit der Situation arrangieren. Ist auch nicht schlechter als eine Ostiensische Taverne" Und in letzterer hatte ich schon ziemlich viel Zeit in so einem Etablissment verbracht. "Sowas in der Art also. Wie lange bist du denn schon der Sklave deines Herrn bzw. wie gut kennst du ihn?" Vielleicht gab es ja hier und da noch eine Information, die mir später mal nützlich sein konnte. Sklaven waren ja nicht weniger als die Augen und Ohren in einem Haus. Denen entging doch nun wahrlich nichts und über ihere jeweiligen Herren hatten sie sicherlich einiges zu erzählen ... wenn sie denn wollten.

  • Sim-Off:

    Sorry für´s Warten. Ich bin zur Zeit sehr eingespannt.


    Ich nickte leicht bei der Nennung seines Namens. Vielleicht hätte ich vor ein paar Tagen nicht so gelangweilt in der Ecke stehen sollen, als Marcius bei Scato vorgesprochen hatte. Andererseits, was musste es mich kümmern, wen sich Scato ins Haus holte? Solange dieser jemand sich ordentlich verhielt und keine Schwierigkeiten machte, konnte mir das alles ziemlich schnuppe sein.
    Wenigstens war er nicht sehr wählerisch, was seine aktuelle Umgebung betraf. Wie sagte er so schön? Er könne sich mit der Situation arrangieren. Ich konnte mir dabei ein knappes Grinsen nicht ganz verkneifen. Ich wusste zwar nicht, wie gut oder schlecht ostiensische Tavernen waren. Doch mit Sicherheit war dieser Ort hier besser als die übelste römische Spelunke. Auch mit der Wahl seines Getränkes übte er weiter Zurückhaltung.
    Ich nahm einen Schluck Posca, den ich mir zuvor in meinen Becher eingeschenkt hatte und verzog etwas das Gesicht dabei. Irgendwie konnte ich mich nach all der langen Zeit, seitdem ich nun hier war, nicht an dieses Zeug nicht gewöhnen. Dieser säuerliche Geschmack so früh am Morgen schüttelte mich.
    „Seit fast zwei Jahren,“ begann ich zu antworten und stellte besorgt fest, wie schnell doch die Zeit verging. Zwei Jahre, in denen ich die Lauen der Götter voll zu spüren bekommen hatte, in denen ich für einen kurzen Moment die höchsten Höhen erleben durfte, um danach jedoch in die dunkelsten Tiefen hinab gestürzt zu werden.
    „Nun ja,“ räusperte ich mich dann, „ich glaube, ich kenne ihn inzwischen ganz gut.“ In diesen zwei Jahren hatte ich die verschiedensten Seiten Scatos entdecken können. Die scheinbar undurchdringliche und abweisende Schale, an der man sich wirklich die Zähne ausbeißen konnte. Aber schließlich war es mir doch gelungen, irgendwann zu seinem Kern vorzudringen. Dorthin wo der „Mensch Scato“ sich verborgen hielt. Allerdings würde ich diesem Fremden davon nicht viel preisgeben. Dafür musste er sich erst einmal als würdig erweisen. Er sollte den Flavier am besten erst genauso kennenlernen müssen, wie das bei mir der Fall gewesen war. Also ließ ich ihn erst noch ein bisschen zappeln.

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