[Cubiculum] Ihr Kinderlein kommet...

  • Indem sie Runa untergehakt hatte, erreichten die Alpina und die Gebärende das Cubiculum des Ehepaares. Mit einigen schnellen Handgriffen legte die Hebamme ein großes Handtuch auf das Bett und half der Freundin sich so hinzulegen, dass sie eine Untersuchung vornehmen konnte. Fruchtwasser sickerte aus dem nur gering geöffneten Muttermund. Alpina kniff die Lippen zusammen. So wie der Beckenboden aussah würde es noch lange dauern bis Runas Kind geboren werden würde. Der Tastbefund des Bauches hingegen war positiv. Wie schon in den vergangenen Wochen lag der oder die Kleine kopfabwärts und war nun auch schon ein Stück tiefer ins Becken gesunken. Optimale Startbedingungen.
    Das Ohr auf dem Bauch verriet gleichmäßige und kräftige Herzschläge. Also zunächst kein Grund zur Sorge. Alpina nickte.
    "Dein Kind ist startbereit im Becken. Leider ist der Muttermund noch nicht weit geöffnet. Nur ein bis zwei Finger breit. Du weißt selbst dass das noch nicht ausreicht. Auch sind die Wehen noch zu schwach und unregelmäßig. Ich schlage vor, du trinkst einen Trank aus Eisenkraut um die Wehen anzuregen und gehst noch ein wenig auf und ab. Ich bereite inzwischen einen Einlauf aus Schafgarbe, Spitzwegerich und Kamille vor. Eine reine Vorsichtsmaßnahme wegen des grünen Fruchtwassers. Kein Grund zur Sorge, aber ich möchte kein Risiko eingehen."


    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Die Stimme, die nach Silvana rief, war eindeutig Timarcha zuzuordnen. Alpina grinste. "Na fein, sie kommt wie gerufen! Nun kann Timarcha mit dir spazieren gehen und ich kann alles vorbereiten."


    Die Hebamme stand auf und ging zur Tür. Die besorgte Miene der Schwiegermutter verriet ihre Aufregung. "Timarcha, wie schön! Du kommst gerade rechtzeitig. Runa kann deine Hilfe brauchen. Ich muss geschwind in die Taberna Medica."


    Sie schob die Matrone ins Cubiculum und schloss die Tür hinter sich.

  • Runa beobachtete jeden Handgriff ihrer Freundin ganz genau. Ja sie wusste was ihre Freundin dort tat. Sie hatte es ihr ja nun schon mehrere Male gezeigt. Um so gespannter wartete die Germanin nun auf das Ergebnis. Runa atmete etwas erleichtert auf, als Alpina verkündete, dass alles in Ordnung war, das einzige was Runa weniger gefiel war, dass ihr Muttermund noch so wenig geöffnet war. Es würde also noch dauern... „Ja mach ich.“ Sagte Runa und trank einen kräftigen Schluck. Als die Schwiegermutter das Zimmer betrat, saß Runa schon wieder auf der Bettkante und ließ die Beine baumeln. „Alipina meint es dauert noch. Wir sollen etwas spazieren gehen.“ Begrüßte sie Timarcha mit einem schiefen Grinsen. „Ich hoffe nur der kleine Helvetius lässt sich nicht all zu viel Zeit."

  • | Decria Timarcha


    Timarcha hatte sich sofort angezogen, als ihr die Nachricht vom Beginn der Geburt gebracht worden war. Nun ließ sie Alpina aber erstmal durch und lächelte ihre jüngere Schwiegertochter an.


    Ja, das ist eine gute Idee, dann kommst du nochmal an die frische Luft und Bewegung tut immer gut.


    antwortete die Decria und hielt der jungen Duccia ihren Arm hin, damit sich diese einhaken konnte.


    Mach dir keine Sorgen, die Kinder wissen, wann es soweit ist. Es ist ja auch deine erste Geburt. Lucius hat auch relativ lange gebraucht, bis er da war und ich ihn in die Arme schließen konnte.


    fuhr sie mit recht entspannter Stimme fort. Die Decria hatte vier eigene Kinder zur Welt gebracht und bei Alpinas Geburt geholfen. Allerdings fiel ihr noch etwas ein.


    Hast du schon die ganzen rituellen Dinge erledigt? Wie sieht es mit der Kerze für Candlifera aus?


    fragte sie, während sie mit langsamen Schritten das Zimmer verließen.

  • Keine Sorgen machen, sagte sich wahrscheinlich leichter als getan. Aber ihre Schwiegermutter wusste ja wohl nach 4 Kinder wovon sie sprach Runa hakte sich also bei ihr unter nur um dann mitten im Gehen abrupt anzuhalten. Verdammt! Runa wusste, dass sie was vergessen hatte! „Ähm ja also bis auf die Kerze habe ich alles erledigt. Das sollten wir dann wohl als erstes tun, also bevor wir an die Luft gehen.“ Sagte sie mit schuldbewusster Mine. Wie konnte ausgerechnet ihr so etwas entfallen? Runa wirkte nun doch etwas geknickt.

  • | Decria Timarcha


    Timarcha lächelte vor sich hin. Sie wusste genau, was die junge Duccia gleich noch durchzumachen hatte, da ging es jetzt darum, ihr die Zeit so angenehm wie möglich zu machen.


    Du musst heute an gar nichts mehr denken, meine Liebe, sondern begib die einfach vertrauensvoll in Alpinas und meine Hände. Deine einzige Aufgabe ist es jetzt, dein Kind zur Welt zu bringen. Und das wirst du schaffen, weil du eine starke junge Frau bist, Silvana. So und jetzt kümmern wir und um die Kerze und gehen danach ein bisschen in den Garten.


    Timarcha wusste, dass Silvana mittlerweile bereits bei zwei Geburten geholfen hatte, bei der einen war ein gesundes Mädchen geboren, bei der zweiten war ausgerechnet ihre Mutter gestorben. Sie kannte also sowohl die Licht- als auch die Schattenseiten einer Geburt und die Gefahren die damit verbunden waren.

  • Die Sache mit der Kerze nahm zum Glück nicht viel Zeit in Anspruch. Und nur wenig später gingen die beiden Frauen in Mäntel gehüllt durch den Garten. Sie führten allerlei Gespräche nur die bevorstehende Geburt sparten die beiden Frauen aus. Runa fragte auch nicht. Sie hatte ja schon einiges erlebt und konnte nur hoffen, dass bei ihrer ersten Niederkunft alles gut ging. So unterhielt man sich über das Wetter, den Wahlkampf und die Familie. Bis... ja bis zu eben jenem Moment an dem die nächste diesmal deutlich heftigere Wehe sie durchfuhr und sie in die Knie zwang. „Timarcha... arg... ich glaub wir gehen besser wieder rein.“ keuchte die Germanin.

  • | Decria Timarcha


    Es war ein recht oberflächliches Gespräch, das die beiden führten, aber es ging ja auch nicht darum irgendwelche Probleme zu lösen, sondern Silvana ein bisschen abzulenken. Jetzt aber merkte Timarcha, wie Silvan plötzlich innehielt, in sich zusammensackte und aufstöhnte.


    Alles gut, Liebes, alles gut. Tief durchatmen. Wir bringen dich sofort wieder rein.


    Timarcha half Silvana wieder hoch und führte sie zurück durch das Atrium ins Cubiculum.

  • Alpina hatte bereits alles für die Vaginalspülung vorbereitet. Die ausgesuchten Heilpflanzen waren entzündungshemmend und schleimhautpflegend. Auf einem Beistelltisch hatte sie eine Schweineblase mit dem Kräutersud vorbereitet. Daneben stand bereits das Öl, das die Hebamme spätestens in der Pressphase benötigen würde und eine Schale mit abgekochtem Wasser. Alle Instrumente lagen bereit auch wenn Alpina davon ausging sie nicht so bald zu benötigen.


    Runas Wiederkehr kündigte sich mit hörbaren Schmerzäußerungen an. Immerhin schienen die Wehen stärker und häufiger geworden zu sein. Gwen hatte einige Kissen, alte Tücher und Decken und frische Tücher für das Neugeborene hergerichtet. Als die Germanin von Timarcha hereingeführt wurde empfing Alpina sie mit einem aufmunternden Lächeln.
    "Nun? Geht es voran?"


    Sie hatte auf dem Bett einen Kissenberg errichtet und ihn mit einer alten Decke zugedeckt. Als Runa näher kam erklärte sie den Zweck des Gebildes.
    "Ich möchte, dass du das Becken hochlagerst, damit der Einlauf, den ich machen will möglichst lang seine Wirkung entfalten kann."


    Dann half die Hebamme der Freundin sich passend zu positionieren. Alpina führte die Spülung durch. Nebenbei überprüfte sie den Muttermund. Immerhin etwas mehr als 5-6 Finger breit. Besser aber noch lang nicht genug. Die eine Hand auf dem Unterbauch, die andere am Muttermund wartete sie auf die nächste Wehe.

  • Runa tat wie ihr geheißen und atmet tief durch, bevor sie gestützt auf den Arm ihrer Schwiegermutter in Richtung des Zimmer ging. Sie versuchte den Schmerz der sie durchfuhr wegzutauen. Dies gelang ihr nur teilweise und so fluchte sie mal wieder im schönsten germanisch lauf vor sich hin. Als die Welle vorüber war schaute sie Timarcha an und entschuldigte sich für ihre recht derbe Wortwahl von eben. Noch einmal tief durchgeatmet und sie sagte leise voller Sorge. „Timarcha ich weiß nicht ob ich das wirklich stundenlang aushalten kann.“


    Zum Glück war Alpina im Zimmer und übernahm das Kommando. Runa lag nun auf dem Bett und harrte der Dinge die da auf sie zukamen … und sie kamen und zwar gewaltig, denn schon kündigte sich die nächste Wehe an. Runa krallte sich in die unter ihr liegende Decke. Der Schmerz war noch schlimmer als der vorangegangene. „Alpina mach das das aufhört...“ Flehte die junge Germanin ihre Freundin an.

  • Die Bitte ihrer Freundin, den Geburtsschmerz zu nehmen, brachte bei der Hebamme ein heftiges Kopfschütteln hervor.
    "Ohne den Schmerz wird dieses Kind nicht geboren, Runa. Es tut mir leid. Dein Kind möchte auf die Welt kommen, es drückt mit seinem Kopf deinen Beckenboden auseinander. Das tut weh. So ist es und du wirst es ebenso überstehen wie schon unzählige Frauen vor dir."


    Ungerührt fuhr Alpina mit ihrer Arbeit fort. Sie ölte sich die Hände ein und begann den Damm zu massieren und mit geschickten Fingern den Muttermund zu weiten. Doch was ihr Sorgen machte, war der immernoch große Abstand zwischen den Wehen.
    "Die Wehen sind noch immer zu selten. So kommen wir nicht voran und das Liegen verschlechtert die Lage. Am besten wäre es, du würdest stehen, Runa. Ich werde dir einen Diptamtrank machen. Dieser wird die Wehen häufiger und intensiver machen. Leider wird der Schmerz damit nicht weniger... eher mehr..."


    Sie sah die Freundin aufrichtig an. Kinderkriegen war kein Zuckerschlecken. Mit einem Blick auf TImarcha gab sie das Kommando. "Wir helfen dir. Aber du musst jetzt in die Senkrechte!"

  • Aufstehen? Aufstehen? Runa sah ihre Freundin entsprechend entsetzt an. „Nein!“ presse Runa hervor. Nein sie wollte nicht aufstehen sondern sich einfach unter ihrer Decke verkriechen bis es vorbei war. Doch ob sie nun wollte oder nicht, Runa stand wieder auf ihren Füßen und bedachte ihre Freundin mit einem entsprechend vorwurfsvollen Blick. „Mehr?“ fragte sie ungläubig, als Alpinas Wort vollständig zu ihr durchgedrungen waren. Und dann folgten einige nicht ganz jugendfreie Flüche. Runa konnte nur froh sein, dass wohl kaum einer hier im Raum die germanische Sprache so richtig beherrschte. Die nächste Wehe ließ sich auch wieder Zeit doch als sie kam war sie heftig, noch heftiger als die zuvor und Runa konnte nicht an sich halten. Sie schrie den Schmerz heraus.

  • | Gwyn


    Unsicher klopfte Gwyn an die Tür zum Cubiculum und trat ein. Es war etwas mehr als anderthalb Stunden vergangen, seitdem Alpina den jungen Kaeso zum Hafen geschickt hatte.


    Helvetius Curio ist nun zu Hause und befindet sich im Triclinium.


    sagte sie und wartete darauf, ob die Frauen ihr noch eine Aufgabe mitgeben wollten.

  • Auch wenn Alpina die Flüche ihrer Freundin nur annähernd verstand, konnte sie nachvollziehen, dass sie die Maßnahmen der Hebamme nicht guthieß. Doch was blieb ihr anderes als sich den Ratschlägen der erfahrenen Geburtshelferin zu beugen.


    Die Geburt zog sich hin. Auf den Diptamtrank wurden die Wehen zunächst stärker, nur leider nicht häufiger. Nach einiger Zeit jedoch ließ die Qualität der Wehen wieder nach. Der Muttermund war inzwischen vollständig geöffnet. Runa quälte sich. Alpina bereitete eine weitere Menge Diptam vor und gab ihn der Freundin zu trinken.
    Endlich kam die Nachricht, dass Curio eingetroffen wäre. Ob es Runa helfen würde, wenn sie wüsste, dass er in der Nähe war?


    Wie man es drehte und wendete. Runa würde das Kind ohnehin selbst zur Welt bringen müssen. Mit einem Mal fiel Alpina ein Talisman ein, den sie von ihrer Großmutter erhalten hatte. Die alte Hebamme hatte ihrer Tochter nach der ersten gemeinsam durchstandenen Entbindung einen Bernstein geschenkt, der ein Loch in der Mitte hatte. Den rund geschliffenen Stein hatte die Großmutter auf eine Lederschnur gefädelt. Er lag in dem kleinen Kästchen, in dem sie auch ihre raetischen Flügelfibeln aufbewahrte.
    "Gwyn kannst du mir aus unserem Cubiculum das kleine Kästchen bringen, in dem ich meinen Schmuck aufbewahre? Darin befindet sich ein sehr potenter Talisman, der schon vielen Frauen geholfen hat, ihr Kind auf die Welt zu bringen. Er ist seit Generationen in der Familie."


    Man sollte schließlich nichts unversucht lassen.

  • Liegen – aufstehen – umherlaufen – liegen untersuchen lassen – aufstehen – noch einen Trank. Stunde um Stunde zog es sich hin. Runa war am ende ihrer Kräfte.
    Ja Runa spürte das Curio in der Nähe war, aber nicht so deutlich wie sonst. So quittierte sie die Ankündigung auch nur mit einem Nicken, bevor sie sagte. „Sag ihm, dass alles gut werden wird.“ Ja ihr war klar, dass ihr Mann da draußen wohl durch die sprichwörtliche Hölle der Christen ging.
    Ob sie nun aber mit den Wort nur ihn beruhigen oder auch sich Mut machen wollte... blieb ihr Geheimnis. Sie merkte sehr wohl, das Alpina sich sorgte, weil die Wehen einfach nicht heutiger kommen wollten. Dafür wurden sie mit jedem Mal heftiger und der Druck wurde fast unerträglich. Doch Alpina zwang Runa inzwischen, dass sie gegen den Drang zu pressen ankämpfte. Runa umklammerte inzwischen einen Holzbalken, als die nächste Wehe über sie hereinbrach. Wiedereinmal gellte ein Schrei durchs Haus. Runas Kraft ließ nach, aber fluchen konnte sie immer noch. „Verdammte Axt.... warum lässt sich der kleine Helvetier so viel Zeit!!!“
    Der Abstand zwischen den Wehe würde kürzer, aber immer noch nicht so kurz, dass es nun endlich los gehen konnte. Runa schaute ihre Schwiegermutter und Alpina flehentlich an. „Tut doch was! Bitte!“ Zwischen zwei Wehen schoss es ihr in den Kopf... Was ist wenn.... ich es nicht schaffe? „Weiß mein Vater Bescheid? Meine Familie?“ Ja irgendwer sollte wohl auch den Ducciern Bescheid geben.

  • | Decria Timarcha


    Timarcha entging nicht, dass Alpina langsam unruhig wurde, da sich der Muttermund offenbar nicht weiter öffnen wollte. Allerdings war es Silvanas erste Geburt und die sonst eher schlanke Duccia hatte wahrscheinlich einen riesigen helvetischen Brocken zur Welt zu bringen. Während Alpina aber nun ihre strenge Seite zeigte, hielt Timarcha die freie Hand ihrer Schwiegertochter.


    Du schaffst das Silvana, hörst du? Du weißt doch, dass du hier einen kleinen Widder zur Welt bringst und die sind bekanntlich verdammt stur. Dagegen gibt es aber nur eine Sache, die du tun kannst, meine tapfere Schwiegertochter: Sei sturer!


    Ihr erster Sohn hatte sich auch so viel Zeit gelassen und es war alles andere als angenehm gewesen. Timarcha wusste also nur zu gut, was Silvana durchmachte. Als sie wieder aufschrie, musste die Decria ein leises Stöhnen unterdrücken, da sie das Gefühl hatte die junge Duccia würde ihr die Hand zerquetschen. Aber das gehörte eben dazu.


    Gwyn hatte derweil nur genickt und sich auf den Weg gemacht, um das Kästchen aus Alpinas Cubiculum zu holen.

  • Als der Talisman gebracht wurde ging Alpina damit zu Runa. Sie drückte ihr den besonders geformten Bernstein in die Hand und sagte mit Nachdruck.
    "Ich habe schon viele Entbindungen erlebt und sehr oft half dieser Stein schon meiner Mutter und Großmutter dann schließlich auch mir geholfen, wenn es einfach nicht vorwärts gehen wollte. Halt ihn ganz fest und bete zu deinen Göttern damit sie deinem Kind den Weg freigeben."


    Sie wartete Runas spirituelle Sammlung ab, wusst sie doch, dass die Aeditua über einen ganz besonderen Draht zu den Göttern verfügte. Sicher würde Runa auch unter diesen Extrembedingungen in der Lage sein, die Kommunikation mit den Göttern herzustellen und um Beistand zu bitten. Wer wenn nicht sie konnte das?


    Alpina konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Sie schob den Hocker näher an die stehende Runa, ölte sich die Hände wieder ein und machte den Dammschutz. Sie wartete ab ob die Gebete endlich zu den erhofften Presswehen führen würden.

  • Runa nickte ihrer Schwiegermutter zu. Stur sein konnte sie. Ob sie jedoch sturer war als der kleine Helvetier in ihr würde sich wohl erst noch zeigen müssen. Aber sie nahm es sich zumindest ganz fest vor. Als die Wehe vorüber war lockerte sie auch ihren Griff und schaute entschuldigend zu Timarcha.
    Den Talisman nahm sie von Alpina und umschloss ich mit ihrer Hand. „Danke...“ Ja man konnte an nur diesem einen kleinen Wort wohl erkennen, das Runa nicht mehr viele Kräfte hatte.
    Sie schloss die Augen und sammelte sich. Es war schwerer als sonst … aber es gelang ihr dennoch das hier und jetzt auszublenden und sich in eben jenen Zustand zu versetzen den sie brauchte um mit den Göttern zu reden.
    Leise murmelte die Germanin vor sich hin.


    „Mein Kind ist ein Geschenk und eine Verantwortung, die ich gerne annehme, wie auch die Götter mich angenommen haben.
    Ich werde meinem Kind Grenzen setzen und konsequent halt zu geben, wie auch die Götter mir halt geben.
    Ich lasse mein Kind wachsen unter meinen Schwingen, wie auch Frigga uns wachsen lässt.
    Ich will gelassen sein im Umgang mit einem Kind, wie Njörd mit mir.
    Ich werde die Leidenschaften meines Kindes unterstützen, wie es Freya bei meinen tut.
    Ich ermutige mein Kind die Flügel zu spreizen und aus dem Nest zu springen, weil ich ihm vertraue, wie die Götter mir vertrauen.
    Bitte ihr Götter helft mir, dass mein Kind gesund das Licht dieser Welt erblickt. Helft mir, dass auch ich es überstehe.

    Ihr Götter hört meinen Ruf und steht mir bei.“

    Den letzten Satz schrie die junge Frau heraus, denn tatsächlich setzten genau in diesem Moment die Presswehen ein und nur Augenblicke nach der ersten kam auch schon die zweite.
    „ALPINA???“ Runa wollte pressen und sie konnte es auch kaum noch unterdrücken. Sie wartete nur noch darauf, das ihre Freundin ihr sagte das alles in Ordnung wäre und sie pressen durfte.

  • Die Worte des Gebetes konnte Alpina nur teilweise verstehen, doch sie hörte die Inbrunst mit der sie gesprochen wurden, die innere Versenkung und Zwiesprache mit den Überirdischen. Kaum war das Gebet beendet setzten die Presswehen ein. Keinen Moment zu früh, denn viel Kraft hatte Runa nicht mehr.


    Ihre zum Schrei werdende Frage beantwortete die Hebamme mit einem Kopfnicken. "Ja, jetzt darfst du mitpressen! Pressen, Runa! Pressen!" feuerte Alpina die Freundin an.


    Und tatsächlich! Endlich waren Wehen und die Muskelanspannung stark genug den großen Kopf des Kindes durch den Muttermund zu schieben. Alpina half so gut es ging das empfindliche Gewebe des Beckenbodens vor dem Reißen zu schützen. Die Fontanelle wurde tastbar. Mit der nächsten Presswehe war der Kopf bis zur Nasenspitze zu sehen. Die Schmerzen waren nun unerträglich. Runa schrie sich die Seele aus dem Leib.
    Doch Alpina musste noch mehr fordern. "Weiter Runa, PRESSEN!"

  • | Decria Timarcha


    Während Alpina nun komplett den strengen und fordernden Part übernommen hatte, neigte sich Timarcha leicht an das Ohr ihrer Schwiegertochter heran. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass den Kopf nun schon fast geboren war, doch konnte sie sich denken, dass Silvana auch nicht unendlich viel Kraft besaß. Daher flüsterte sie eine regelrechte Litanei in das Ohr der jungen Duccia, die sich immer und immer und immer wiederholt.


    Du machst das super, Silvana. Ein bisschen noch. Es ist fast geschafft. Ich bin stolz auf dich. Du machst das super...


    Sie war verdammt zäh, die kleine Germanin, aber das musste man ja auch sein, wenn man die helvetische Familie einheiratete. Alle drei Frauen hier im Raum wussten das und Silvana bewies es grade mit Bravour.

  • Pressen, da war es das erlösende Wort. Aber von Erlösung konnte keine Rede sein. Denn jetzt wurden die Schmerzen schier unerträglich. Wie nur – ja wie nur hielten Frauen das aus?


    Runa steh die Beine breit und leicht in der Hocke die Arme stütze sie auf das Bett und krallt sich am Pfosten fest. Sie presst. Und es tut richtig weh. Runa versucht den Schmerz aus ihrem Körper heraus zu atmen und zu schreien.
    Mit der nächsten Wehe wird der Druck beinahe unerträglich.
    Das war wohl das Köpfchen
    Nach der zweiten Wehe, wird der Druck etwas weniger.
    Runa hört die Worte ihrer Schwiegermutter.
    Die Germanin ist schweißgebadet und konzentriert.
    Die dritte Wehe ist schmerzhaft.
    Runa presst, hält die Luft an und atmet lange und tief aus.
    Dann spürt sie es, dass die Geburt jetzt vorbei ist.
    Ihr Sohn ist da. Weil sie jedoch über das Bett gebeugt steht, kann sie ihn nicht sehen.
    Runa hört kein Schreien....
    Sie zittert am ganzen Leib und wagt es nicht sich umzudrehen. Sie wartet auf ein Schrein auf ein Lebenszeichen... auf irgendetwas, das ihr sagt, das es ihrem Kind gut geht.

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