Der Ianitor kratze sich am Kopf.
"Achja, stimmt!" sagte er. "Na gut, dann komm mal rein."
Der Ianitor kratze sich am Kopf.
"Achja, stimmt!" sagte er. "Na gut, dann komm mal rein."
Der Ianitor hatte wohl lange nachdenken müssen. Derenthalben wäre Piso fast wieder eingeschlafen, doch er konnte sich noch halten. Er wurde aber wieder hellwach, als er hörte, dass scheinends der Ianitor ihn nun hereinlassen würde. Mit einem dicken Grinsen auf seinen Lippen trabte Piso am Ianitor vorbei, bevor er sich jedoch schnell zu ihm hindrehte, wieder ernst drein schauend. „Ach ja, zeige mir den Weg zu Narcissas Cubiculum, wenn ich fragen darf.“ Der Nichtsnutz hatte ihm so und so schon so viel Zeit gestohlen, da wollte er nicht noch mehr verlieren, indem er durch die Gänge irgendeiner Casa irrte.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Marcus Decimus Mattiacus
"ISt ja gut ist ja gut, bin ja da bin ja da" sagte der Ianitor als er öffnete.
Er blickte in das böse Gesicht des Liktors, ließ sich aber davon nicht abringen.
"Und?" fragte er gelangweilt.
Dann erkannte er Tiberius Durus.
"Ah, ihr wollt sich zu Decimus Mattiacus. Er ist im Atrium, bitte kommt herein."
Sim-Off: Pardon fürs Warten
Inzwischen war auch Tiberius Durus an der Tür angekommen und blickte in die Augen eines etwas pflichtvergessenen Ianitor. Er hatte schon erwartet, dass es so lange dauerte, weil er den Hausherrn holen musste. Doch offenbar hatte er geschlafen oder sich sonst irgendwie fremd beschäftigt.
Mit zielstrebigem Schritt ging er auf die Tür zu, wandte sich dann jedoch einen Augenblick um.
"Ihr wartet hier! Claudius, du kommst mit!"
befahl er knapp und trat dann ein. Theoretisch hätten wohl auch die Liktoren mit hereinkommen dürfen, doch Durus verzichtete darauf, denn einerseits wirkte es ein wenig unhöflich, andererseits mochte er seine Amtsdiener selbst nicht besonders.
Nach etwas längerem Beine in den Bauch stehen, wurde uns geöffnet und wir wurden umgehend in das Atrium geleitet.
Der Ianitor war mir noch von vor zwei tagen bekannt, da schaute dieser genauso aus der Wäsche. Also nicht neues.
Und so begab es sich denn, dass Caius mit seinem heißherzigen Sklaven sich vor dem Hause der Decimer einfand und Einlass begehrte... Katander hüstelte vernehmlich und beäugte mit kritischem Seitenblick die Blumen, die Caius gerade in der rechten Hand zerquetschte. Es war hellichter Tag, kurz vor Mittag, und auch wenn Caius es so nicht geplant hatte, würde Serapio bei diesem seinem ersten Besuch bei Seiana nach der Heimreise nicht anwesend sein, weil er Dienst schieben musste. Katander klopfte und nannte dem Türsklaven Name und Begehr seines Herrn, der zusehends nervöser wurde. Der Sklave befürchtete ein gehöriges Donnerwetter. Noch nie hatte er Seiana einen Blumenstrauß geschenkt. Und jetzt plötzlich tat er es. Wenn sie da nicht gleich Lunte roch, war sie eine Frau, die irgendwie anders war als alle anderen. Aber war sie das nicht eh?
Marcus, der alte Ianitor, nickte nur brummig, überlegte einen Augenblick lang, ob er sie nicht einfach warten lassen sollte, ließ sie aber dann doch hinein. Immerhin war der Aelier bereits hier gewesen, und es war auch kein Geheimnis, dass Seiana sich in der Zwischenzeit mit ihm verlobt hatte. Also öffnete er die Tür und hieß sie, einem Sklavenjungen zu folgen, der sie ins Peristylium bringen würde, um danach Seiana zu holen.
Nachdem sie jetzt in Rom angekommen war, in der Casa Iunia ein schönes Zimmer hatte und sich soweit von der Seefahrt erholt hatte – nur nach dem Aufstehen, wenn sie vom Schiff geträumt hatte, war ihr immernoch verdammt schlecht, selbst nach 4 Tagen - , dass sie vorzeigbar war, wollte Axilla natürlich ihr Versprechen wahr machen und den Senator besuchen kommen. Allerdings hatte sie sich überzeugen lassen, dass man nicht einfach durch halb Rom ging und bei einem Senator vorbeischneite, sondern einen ordentlichen Termin vorher ausmachte.
Also hatte Axilla in ihrer Weisheit beschlossen, einen Sklaven zu schicken, und da Leander sich in Rom noch nicht auskannte, ihn mitzuschicken, damit er sich auch gleich alles ansehen konnte.
So kam also das Gespann von 2 Sklaven beim Haus der Decimer an.
“Das ist es?“ fragte Leander sicherheitshalber noch einmal nach, und sein Kollege nickte. Leander ging also zu der Türe und klopfte kräftig an, um für seine Herrin den Termin mit ihrem eigentlichen Gastgeber auszumachen.
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Es war Marcus, der alte Ianitor, der die Tür öffnete und nach draußen linste, um zu sehen, wer da wohl schon wieder etwas wollte von den Herrschaften. Zwei Männer standen draußen, Sklaven allem Anschein nach, in jedem Fall Bedienstete. „Wie kann ich euch helfen?“ fragte er, nicht unbedingt in der höflichsten Manier, zu der er fähig war, aber auch nicht wirklich unwirsch. Er war eben alt.
Es dauerte ein Weilchen, aber dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet und der Ianitor schaute raus. Urplötzlich fühlte sich Leander an den alten Leucos erinnert, der war auch immer so brummig. Diese Eigenschaft war wohl allen älteren Ianitoren gemein, nicht nur mürrischen Griechen aus Alexanddria.
“Salve. Ich komme im Auftrag meiner Herrin Iunia Axilla, die der ehrenwerte Senator Decimus Livianus eingeladen hat. Ich soll ihm ausrichten, dass sie nun in der Casa Iunia hier in Rom eingetroffen ist und sich darauf freut, ihn bei Gelegenheit kennenzulernen, und sie bittet daher um einen Termin.“
Leander kannte das Spiel, er würde wohl kaum selber zum Senator vorgelassen werden. Er konnte ja shcon froh sein, wenn er ins Haus durfte. Daher richtete er hier schon alles aus in der Hoffnung, gleich einen Termin zu erfahren, wann sie denn vorbeikommen könnte.
LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA
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„Hm“, brummte Marcus. Hatte er schon von einer Iunia Axilla gehört? Hätte er von ihr hören müssen? Hatte er es nur vergessen? Aber wenn die Dame zwei Sklaven schickte, die erst einen Termin ausmachen sollten, standen die Chancen gut, dass er nichts vergessen hatte. Die Herren erzählten ihm ja nicht unbedingt immer sofort, wen sie alles zu sich eingeladen hatten. Er blinzelte kurz zum Himmel hoch. Der sah zwar nicht allzu ungemütlich aus, aber es war auch nicht unbedingt warm genug, um die Sklaven draußen stehen zu lassen. Immer diese Entscheidungen… Der Ianitor unterdrückte ein Seufzen und nickte. „Dann kommt mal kurz rein. Ich schick jemanden los, der nachsieht, ob der Herr im Haus ist, damit er euch einen Termin nennen kann. Ansonsten müsstet ihr einen Brief hier lassen. Oder wieder kommen.“ Wie sie das machten, war ihm eigentlich egal. Während die beiden Sklaven also das Haus betraten, schickte Marcus den Jungen fort, der immer, für genau diesen Zweck, in seiner Nähe herumsprang, damit er nachforschte, wo Decimus Livianus steckte und ob dieser von einer Iunia Axilla gehört hätte und wann er denn Zeit hätte, die Dame zu empfangen, vorausgesetzt natürlich, er hätte von ihr gehört und sie eingeladen. Decimus Livianus war ein angesehener und einflussreicher Mann. War nicht sonderlich abwegig, dass irgendjemand mit einem Trick versuchte, ihn zu treffen. Marcus wandte sich wieder den beiden Sklaven zu, als der Junge abgedampft war, und gestikulierte zu einem kleinen Tisch, der in einer Nische seitlich neben der Tür platziert war und auf dem ein Wasserkrug und einige Becher standen. „Bedient euch.“
Hast du mit Livianus was ausgemacht? Ansonsten würde ich vorschlagen, der Junge kehrt mit einem Termin zurück und Axilla selbst kann dann kommen
Nachdem Leander Axilla also einen Termin beschafft hatte, war sie auch schon in freudiger Aufregung angereist. Sie hatte sich sogar extra eine Sänfte gemietet – naja, eigentlich hatte Leander darauf bestanden, dass sie nicht durch die halbe Stadt lief und damit den Saum ihres schönen Kleides ruinierte. Wie sah denn das aus, wenn sie wie ein Landstreicher zu einem Senator in dessen Haus ging? - und hatte sich richtig fein gemacht. Inzwischen hatte sie auch einige wärmere Kleider von hier, allerdings hatte sie sich heute in ihr Lieblingskleid aus grüner Seide geworfen. Das war vielleicht etwas luftig für die Temperaturen draußen, aber zum einen war es im Haus sicher warm genug, und zum anderen wollte sie doch auch wie ägyptischer Besuch aussehen, wenn sie schon aus Ägypten hierher gekommen war. Ihr Haar war fein säuberlich hochgesteckt und mit silbernen Spangen in Form von Seepferdchen festgehalten Dazu klimperten ein paar kleinere, silberne Seepferdchen auch noch lustig, die in das Haar eingeflochten waren und die ganze Frisur zu seinem kleinen Kunstwerk an Flechtarbeit machten. Axilla kam sich zwar ein wenig albern vor, aber ihr war hundertmal versichert worden, dass es wirklich, wirklich gut aussah. Einzig in punkto schminken hatte sie sich durchsetzen können, so dass sie nur ein ganz klein wenig von einem sanften Lippenrot mit mehr Balsam als Farbe trug, aber weder Bleiweiß noch irgendwelchen farbigen Liedschatten. Obwohl sie eine Augenumrandung mit Kohlestift, wie Ägypterinnen es manchmal trugen, sogar ganz witzig gefunden hätte, aber da hatte sich dann wieder Leander durchgesetzt.
Leander lief die ganze Zeit neben der Sänfte her und versuchte, sie ein wenig zu unterhalten, aber Axilla war doch reichlich nervös. Sie hatte keine Ahnung, wie der Senator so war. Was, wenn sie ihn gar nicht mochte? Konnte ja sein. Oder was, wenn Archias recht hatte und er eigentlich nur wen zum heiraten suchte? Was war, wenn sie ihn aber wirklich nicht mochte? Durfte sie dann trotzdem nein sagen? Am liebsten hätte sie angefangen, Fingernägel zu kauen, aber sie hob grade mal die Hand zum Mund, als Leander auch schon mit einem “Herrin... in strengem Ton sie davon abhielt.
Nach einer ganzen Weile, die axilla wie eine Ewigkeit vorkam, waren sie dann schließlich angekommen und Leander half ihr dabei, aus der Sänfte auszusteigen. Sogar ihre Schuhe waren extra ausgesucht worden und mehr hübsch als wirklich für die Straßen Roms geeignet. Langsam ging sie zur Porta und wollte gerade schon selber anklopfen, als ihr griechischer Sklave das für sie übernahm und kräftig gegen das Holz pochte.
Es war früher Morgen, als eine kleine Karawane vor der casa Decima Halt machte. Am Zügel geführte Pferde scharrten unruhig mit den Hufen. Sie hatten sich darauf geeinigt, möglichst schnell und möglichst leicht zu reisen, und da waren Pferde immer noch die beste Alternative. Da Seiana aus Spanien stammte und ihre Familie immer schon Pferde gehabt hatte, konnte sie vermutlich sogar besser reiten als er. Caius löste sich aus der Karawane und klopfte an die porta, um Marcus, dem Türwächter, mitzuteilen, dass er hier sei, um Seiana abzuholen.
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Wieder war es Marcus, der alte Ianitor, der die Tür öffnete. Ob er den Mann wieder erkannte, der da vor ihm stand, oder nicht, war auf seinem Gesicht nicht wirklich zu erkennen. Und auch die hübsche junge Dame zeitigte bei ihm kaum eine sichtbare Reaktion. Eindeutig keine Sklavin, auch keine Peregrina, schien es ihm jedenfalls, obwohl ihre Haut gebräunter war als bei Römern üblich, vor allem zu dieser Jahreszeit. Aber das hatte nicht unbedingt immer etwas zu bedeuten, wer wusste das besser als jemand bei den Decimern, wo Seiana doch ebenfalls vor kurzer Zeit erst aus Ägypten zurückgekehrt war. Nicht dass Marcus derartige Schlussfolgerungen zog. Er hatte einfach aufgehört, irgendwann im Lauf der der langen Jahre als Ianitor, sich allzu viele Gedanken zu machen über die Gäste, die durch diese Tür ein- und ausgingen, nicht viel mehr jedenfalls als nötig war, um seine Arbeit zu machen. „Salve“, begrüßte er die beiden schließlich, etwas mehr an den Mann gerichtet, der wohl der Sklave war und nach allen Regeln das Reden übernehmen würde, jedenfalls bei ihm. „Wie kann ich helfen?“
Ein ganz klein wenig verwirrt war Axilla schon, als der Ianitor sie nicht gleich hineinbat. Sie hatten sich doch wohl nicht etwa im Tag geirrt? Das wäre natürlich furchtbar peinlich, wenn nicht eine mittelschwere Katastrophe. Vor allem, nachdem sie sich erst so Mühe gegeben hatte, damit Leander einen Termin ausmachte.
Ihr griechischer Sklave aber war da sehr viel souveräner als seine etwas perplexe Herrin und verneigte sich leicht vor dem Mann, der ihn eigentlich wiedererkennen müsste – außer er hatte dieselbe Angewohnheit wie Leucos in Alexandria, so dass er Gesichter und Namen nach etwa 2 Sekunden wieder vergaß, als hätte er sie nie im Leben gesehen.
“Salve. Meine Herrin Iunia Axilla hat einen Termin bei Senator Decimus Livianus. Er hatte sie eingeladen, ihn aus Alexandria zu besuchen.“
Während Axilla durch die Zuversicht ihres Sklavens sichtlich entspannte und wieder zwischen freudig aufgeregt und nervös lächelnd schwankte, blieb Leander ganz ruhig und wartete einfach, dass der Ianitor sie hineinbitten würde, denn im Gegensatz zu Axilla war er sich sicher, dass es der richtige Tag war.
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„Ah. Ja. Ja“, brummte der Ianitor. Das hatte man ihm gesagt, dass der Senator Besuch erwartete. Und dann hatte man ihm gesagt, dass er diesen Besuch wohl nicht würde empfangen können, weil er dringend fortgerufen wurde, und vor allem kurzfristig, so kurzfristig, dass ein Absagen nicht mehr möglich und vor allem unhöflich gewesen wäre. Sie jetzt heimzuschicken wäre noch unhöflicher gewesen, also, so hatte man Marcus gesagt, solle er sie hereinbitten, und ein Familienmitglied würde sich um den Gast kümmern – so lange, bis der Senator wieder heimkäme oder der Gast gehen wolle. So in etwa war es gewesen. Im Grunde war es auch egal, was im Anschluss passierte, weil ihn ohnehin nur der Part betraf, der das Öffnen der Türe und den Einlass anging, und das absolvierte er wie stets tadellos. „Kommt herein. Der Senator ist leider im Moment nicht zugegen, weil er zu einem dringenden Termin musste. Die Familie Decima freut sich aber, dich in ihrem Haus begrüßen zu dürfen, Iunia Axilla.“ Der Sklavenjunge kam auf einen Wink hin herbeigesprungen und führte Axilla und ihre Begleitung zum Tablinum, wo er der Iunia zunächst Getränke anbot, um dann wieder zu verschwinden.
Irgendwie schien in letzter Zeit ständig irgendetwas anzustehen. Seiana hatte das Gefühl, dass sie nicht wirklich Gelegenheit hatte zur Ruhe zu kommen – weswegen sie sich eigentlich freuen sollte darauf, dass sie mit Caius nach Ravenna fahren und dort ein wenig Erholung finden konnte. Wenn, ja, wenn da nicht die klitzekleine Tatsache gewesen wäre, dass sie nicht zum Spaß nach Ravenna reisten, sondern um seine Eltern kennen zu lernen. Seine Eltern. Seiana wünschte sich, sie hätte das schon hinter sich gebracht, und ein Teil von ihr beneidete Caius, der im umgekehrten Fall sicher überhaupt nicht aufgeregt wäre, weil er so beneidenswert… unbekümmert war. Ja, unbekümmert war das richtige Wort, entschied sie. Manchmal auch gedankenlos. Es hatte in jedem Fall seine Vorteile.
Es dauerte nur einen Moment, bis Seiana und Elena auftauchten, und die Decima lächelte etwas nervös. „Guten Morgen“, grüßte sie – hellwach, ganz im Gegensatz zu Elena, die die Augen noch nicht wirklich aufzubekommen schien. „Also dann… wollen wir?“
Als Seiana endlich auftauchte, zeigte sich ein Lächeln auf Caius' Gesicht. Er trat vor und küsste seine Verlobte auf die Wange.
»Salve schöne Frau«, sagte er.
»Alles fertig? Dann können wir wegen mir gleich los. Ich hab mal geschaut, wenn wir es bis Terni schaffen, könnten wir da bei einem alten Bekannten von mir unterkommen, ansonsten kehren wir bei einer mansio des cursus publicus auf dem Weg ein.«
Caius führte Seiana zu den anderen, während Katander Elena wegen ihrer Müdigkeit aufzog.
»Holt ihr eure Tiere noch?« fragte Caius und winkte Elena gleichzeitig zum Gruß zu. Dann griff er sein Tier wieder selbst am Zügel. Wegen ihm konnten sie los. Das Bisschen bis aus der Stadt würden sie schon zu Fuß kommen. Und dann konnten sie ja reiten.
Seiana konnte nicht anders als lächeln bei Caius’ Begrüßung. „Alles fertig“, bestätigte sie. Und wie sie fertig war. Sie hatte gestern alles mehrmals überprüft – immerhin, sie wollten leicht reisen, was Seiana auch verständlich fand und sinnvoll, aber sie wollte auch nicht bei seinen Eltern ankommen und feststellen müssen, dass sie irgendetwas wichtiges vergessen hatte. Oh nein, sie hatte einiges Talent darin, Fettnäpfchen auszuweichen, und sie hatte nicht vor das ausgerechnet bei seinen Eltern zu ändern. „Klingt doch großartig. Aber wenn wir es nicht schaffen, ist es auch nicht schlimm.“
Elena brummte unterdessen nur auf Katanders Neckereien hin und legte ihm schließlich eine Hand auf das Gesicht. Und Seiana zog eine leichte Grimasse. „Wir sind nicht mehr in Ägypten, Caius. Ich hab eine Kutsche vorgeschickt, sie wartet bei den Toren auf uns. Aber keine Sorge, es ist eine kleine, schnelle“, fügte sie hinzu. Auch das war – sowohl in Tarraco als auch in Alexandria – besser gewesen. Auf dem Gestüt ihrer Familie und in Ägypten kümmerte sich kaum jemand darum, wenn eine Römerin von Stand ritt… Etwas sehnsüchtig dachte sie an den Ausflug zu den Pyramiden zurück. Vielleicht bekamen sie ja bei Caius’ Eltern die Gelegenheit, auszureiten. Sie lächelte schief, und keinen Moment später befand sich der kleine Trupp bereits in den Straßen Roms und steuerte Ravenna an.
Es war lange her, so lange, dass sie hier gestanden hatte. In Rom, vor dem Haus ihrer Familie. Beim letzten Mal waren Sklaven um sie herumgewuselt, hatten Gepäck und Verantwortung getragen. Heute aber stand sie allein vor dem großen Stadthaus ihrer Familie.
Ihre letzte Freundin war in Troemis, im Norden Thracias, gestorben. Ob vor Schwäche, an Krankheit oder gebrochenem Herzen, das wusste Valeria nicht zu sagen. Sie selbst hatte sich treiben lassen, wie es sich eigentlich nicht gehörte. Das wusste sie. Und nun stand sie doch wieder hier, weil sie realisiert hatte, dass sie ihrer Zukunft nicht entfliehen konnte. Sie musste heiraten. Sie war schon fast zu alt dafür. Und sie musste sich erkundigen, was während der letzten fünf Jahre in der Familie geschehen war. Sie wusste nichts, stellte sie fest.
Als sich die Tür öffnete, stellte sie erstaunt fest, dass der Ianitor immer noch der selbe war. Er erkannte sie erst nicht, ließ sie aber dann ein und versicherte, die Familie über ihre Rückkehr zu informieren. Leise dankte Valeria. Sie hatte ihre Lektion gelernt. Das nächste, was sie tun wollte, war ein Bad nehmen. Und sich das Haar schneiden lassen, das ihr inzwischen bis weit über die Hüfte hinaus reichte.
Am späteren Nachmittag kam Livianus aus dem Senat zurück. Die heutigen Sitzungen hatten sich als äußerst zermürbend und langatmig erwiesen und der Decimer hasste das Geschwafel mancher Senatoren, die einfach viel zu viel um den heißen Brei redeten und nie zum eigentlichen Punkt ihrer Anträge kamen. Am Rückweg zur Casa dachte er noch, dass ihm etwas Abwechslung bestimmt nicht schaden würde und überlegte, was er nach seiner Rückkehr unternehmen konnte, um sich aufzumuntern und den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, was ihn bei seiner Ankunft erwarten sollte.
Kaum im Hause eingetroffen wurde er überfallsartig von einem Sklaven abgefangen, der ihn aufgeregt über die Heimkehr einer lang vermissten Verwandten informierte. Nun war der Kreislauf des Decimers mehr als in Schwung. Im ersten Moment glaubte Livianus an einen schlechten Scherz, doch wurde ihm bald bewusst, dass sich kein Sklave einen solch schlechten Scherz mit seinem Herrn erlauben würde. Es musste also stimmen. Er merkte wie sein Blutdruck stieg und sein Herz schneller zu schlagen begann. Konnte es tatsächlich sein? Valeria hier in Rom? Zurückgekehrt von… wo auch immer? Nach solch langer Zeit ohne Nachricht oder Wissen um ihren Verbleib. Er strauchelte kurz und musste sich an der Wand abstützen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Sklave trat sofort an seinen Herrn um ihn zu stützen, doch Livianus schob ihn mit der anderen Hand von sich weg. Er atmete durch und richtete sich wieder auf. Nach dieser mehr als überraschenden Nachricht musste Livianus erst kurz verschnaufen ehe er richtig das Haus betreten konnte. Die Gedanken in seinen Kopf drehten sich. Er dachte an die Vergangenheit, an Momente seines Lebens, die er bereits tief in seinem Unterbewusstsein vergraben hatte und die dennoch unvergesslich waren. An Augenblicke trauter Zweisamkeit, an starke Gefühle, an Zuneigung, an Liebe und schlussendlich an einen kühlen Herbstmorgen in Confluentes. Alles schien ganze Menschenleben zurück zu liegen und hätte er die Bilder nicht genau vor sich, würde er sie für verschwommene Träume halten, die fern jeder Realität schienen. Er schob die Gedanken wieder rasch beiseite. Zu sehr belasteten sie den Senator in diesen schwachen Moment. Dann nickte er dem Sklaven dankend zu und betrat die Casa.
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