• Verus schaute kurz zu seiner Schwester.


    "Ja ...das wurde auch endlich Zeit,ich musste mal kurzzeitig von meiner Arbeit weg und wie geht es dir? Du siehst bezaubernd aus",sagte er wiedermals mit einem Grinsen zu seiner Schwester."Setz dich doch."

  • Einen Anlass zum Weiterführen eines Gespräches hat Lucilla eigentlich noch nie gebraucht, ihr fallen immer hundert Sachen gleichzeitig ein, über die man noch reden könnte und auch wenn ihr das nie auffällt, redet sie meistens vielleicht ein bisschen zu viel. Aber trotzdem greift sie die Frage sofort auf und beginnt von Germania zu schwärmen, währen ein Sklave nun die Vorspeise aufträgt.


    "Man mag es ja kaum glauben, ich dachte auch immer, dass Germania dunkel ist - man kennt ja diese Vorurteile, nicht wahr? - also es ist nicht dunkel. Im Gegenteil, und es ist auch nicht grau und eintönig, es ist eine wunderschöne farbenfrohe Provinz, viel bunter als Hispania oder Italia. In Hispania, musst du wissen, da ist alles beige - der Sand, das verdorrte Gras im Sommer und das Getreide auf den Feldern - oder von einem dunklen, trockenen Grün, aber immer das gleiche Grün. Na gut, am Meer gibt es dann noch Blau, aber das war es auch schon. In Germania dagegen gibt es alle möglichen Farben, die Landschaft ist von so vielen Grüntönen durchzogen, dass ich gar nicht genug Bezeichnungen dafür habe, von Hellgrün, über Froschgrün, Laubgrün, Nadelwaldgrün, Dunkelgrün, Blaugrün bis zu Gelgrün in allen Abstufungen. Und der Himmel erst, das gleiche Spiel in Blau! Jeden Tag hat der Himmel eine andere Farbe, mal ein ganz helles, wolkenloses Blau, wie es auch in Hispania oder hier in Rom meistens vorherrscht, mal ein tief dunkles, fast ins Schwarze übergehende Blau, dann ein sattes, herrlich leuchtendes Blau, das aussieht, als hätte jemand den Himmel eingefärbt und immer von den verschiedensten Wolken überzogen. Die Wolkenfarbe reicht dabei wieder von strahlend weiß über alle Grautöne bis zu dunklen Gewitterwolken. Und wenn man lange genug an den Himmel schaut, dann kann man Figuren in den Wolken entdecken, wirklich, das ist kein Scherz. Ich bin sicher, irgendein Gott hat mächtig Freude daran, immer neue Formen am Himmel zu kreieren, schade, dass er hier in Rom mit den Wolken so geizig ist."


    Sie holt kurz Luft, spricht aber schneller weiter, als irgendwer ihr ins Wort fallen könnte. Wochenlang hat sie geschwiegen und hier im Kreis der zwar nicht trauten, aber doch Familie löst sich endgültig jegliche Spannung und all die aufgesparten Worte müssen endlich einen Ausweg aus ihrem Inneren finden. "Auf den Wiesen blühen die farbenprächtigsten Blumen und dann im Herbst - das war wirklich faszinierend! Beinahe von einem Tag auf den anderen werden die Blätter der Bäume bunt und das ganze Land sieht aus, als hätte die berühmte Iaia ihre angemischten Farben wild darüber verteilt. Wirklich, wenn ich ein Maler wäre, ich wollte mit Germania als Palette malen! Und dann erst die Menschen - allgemein wird ja behauptet, die Menschen dort seien roh und wild und unzivilisiert, aber sie sind ausnahmslos alle unglaublich nett. Venusia, die Frau von Magnus, und ihre Familie stammen auch aus dem wilden Germanien, aber sie sind genau so wenig wild, wie alle anderen romanisierten Provinzler. Auf der Hochzeitsfeier gab es auch echt germanische Gerichte und auch diese können sich leicht mit der römischen Küche messen lassen!"


    Sie nimmt sich ein mit Käse gefülltes Brötchen, doch bevor sie hineinbeißt, fährt sie noch einmal fort. "Du sorgst also dafür, dass in Rom das Wasser fließt? So jemand ist immer gut in der Familie, es gibt nichts schlimmeres, als wenn die Leitung ins Haus defekt ist! Wer ist zur Zeit Curator Aquarum?" Nun beginnt sie zu Essen, was Verus endlich die Gelegenheit gibt, das Gespräch wieder an sich zu reißen.

  • Wandte sich wieder Lucilla zu mit einem würdigenden Blick.


    "Also zur Zeit ist Senator Spurius Purgitius Macer der Curator Aquarum,ein wahrhaft fähiger Mann aber er verlangt mir auch einiges ab,was ich auch sehr schätze,denn ohne Arbeit wäre das Leben einfach sinnlos.Leider muss ich mich mit meinen Untergebenen rumschlagen,du verstehst das bestimmt,als Leiter einer Unterabteilung hat man viel zu tun.Naja und die Inspektionen in Rom sind auch sehr schön,man sieht etwas von Rom,was man sonst nicht sieht",fuhr er fort ,während er sich auch ein Brot mit Käse nahm. "Ebenso füllt mich die Arbeit total aus,praktisch und theoretisch zu arbeiten.Wasser ist ein ernstes und interessantes Thema,Wasser ist ein sehr wichtiges Gut von Rom und unabdingbar für unser aller Existenz."

  • "Oh ja," Lucilla nickt zustimmend. "Senator Purgitus ist ein wirklich integrer Mann, vor allem in der Politik. Ansonsten weiß ich nicht allzu viel über ihn, er war ja lange Zeit in der Legio und dafür habe ich mich nie sonderlich interessiert. Aber den Reiz von Inspektionen kenn ich auch, ich war lange Praefecta Vehiculorum, und dabei hat man den Vorteil, dass man nicht nur auf eine Stadt begrenzt ist, sondern in der ganzen Provinz inspizieren darf." Sie grinst hintergründig. "Jetzt lasse ich nur noch meinen Zukünftigen Ehemann, den Legatus Augusti Cursu Publico Germanicus Avarus inspizieren, und ich reise mit durch das gesamte Imperium."


    Dann wendet sie sich Pulchra zu. "Salve, ich bin Lucilla. Du musst Pulchra sein, nicht wahr? Gaius hat mir erzählt, wer da ist, ich hätte nicht damit gerechnet, dass überhaupt jemand hier ist. Vor meiner Abreise war die Casa fast verwaist, ich kam mir selbst schon manchmal vor wie ein Gespenst. Ich weiß überhaupt nicht, warum Mattiacus und Maior nicht aus Germania zurück kommen, ihre Amtszeiten sind längst vorbei. Aber vielleicht hat sie auch die Schönheit des Landes gefesselt." Oder aber eine schöne Germanin, wer weiß das schon.

  • Verus sah wie ein Hähnchen hereingebracht wurde,von dem er sich auch gleich etwas nahm.Er kaute es genüsslich und trank danach einen Schluck Wein zum leichteren Schlucken.


    "Du heiratest?Ich hoffe ,du hast einen guten Mann gefunden,einen wahren Römer...", er grinste sie wiedermals an."Ich freue mich für dich,wirklich",antwortete er Lucilla gelassen.

  • Nachdem Lucilla ein Stück von dem Huhn probiert hat, stellt sie fest, dass es gar nicht so saftig ist, wie es ausschaut. Wahrscheinlich ist es kein Decima-Hendl. Welcher Sklave da wohl wieder eingekauft hat? Kaum ist man mal ein paar Tage nicht da, schon gerät der Haushalt durcheinander. Nun gut, ein paar Tage länger, aber trotzdem. Zum Glück gibt es eine leckere Soße, so dass das Hühnchenfleisch unter einer dicken Schicht davon verschwindet.


    "Oh ja, dieses Jahr noch." Zumindest hoff Lucilla, dass das dieses Jahr mit der Hochzeit noch etwas wird. Immerhin ist das Jahr noch recht lange, aber letztes Jahr hatte sie das auch gedacht. Zumal sie doch noch auf eine größere Feier bestehen würde und das muss schließlich alles geplant werden. "Und ja, er ist ein wahrer Römer. Senator schließlich, und er ist schon seit Jahren Legatus Augusti, das wird man immerhin nicht einfach so. Er war auch bereits Prätor." Und das Consulat, das würde er irgendwann auch noch einmal ablegen, da ist sich Lucilla sicher.


    "Ihr seid natürlich auch zur Feier eingeladen, immerhin wird sie ja auch traditionell hier im Haus ihren Anfang nehmen. Aber es wird noch etwas dauern, so viel ist noch zu organisieren."

  • "Das ist sehr schön,"grinste er wiedermals. "Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?Wahre Liebe findet man ja selten."


    Verus schnappte sich ein Stück Schinken und aß es genüsslich mit einem großen Bissen,danach trank er wieder einen Schluck Wein,der wahrlich verzüglich schmeckte.

  • "Oh," Lucilla grinst in sich hinein und wird für einen Augenblick sogar ein wenig rot. "Das war völlig unromantisch. Ich war damals noch Praefecta Vehiculorum in Hispania, hatte den Posten gerade erst übernommen, als Avarus, schon damals LACP, in mein Officium schneite. Eine Überraschungsinspektion war das und obwohl er mich zum Essen ausgeführt hatte, dachte damals noch niemand an Hochzeit. Er war zu dieser Zeit noch verheiratet, aber ich glaube fast, die Götter haben an diesem Tag schon die Weichen gelegt. Seine Frau ist vor einigen Jahren gestorben und ich hätte beinahe einen anderen Mann geheiratet, aber letzten Endes sind wir doch zusammen gekommen." Ein bisschen wehmütig denkt sie an Crassus. In Hispania ist er jetzt, wie sie natürlich mitbekommen hat, und setzt sein Leben für das Wohl des Imperiums aufs Spiel. Sie ist froh, dass sie sich keine Sorgen um ihm als Ehemann machen muss, obwohl sie sich trotz allem irgendwie ein ganz klein wenig um ihn sorgt.


    Um ihre seltsamen Gedankengänge zu unterbrechen, steckt sich Lucilla noch ein Stück Huhn in den Mund, kaut es kurz durch und schluckt es hinunter. "Eine Verbindung zwischen den Germanica und Decima wird das Verhältnis unserer beiden Gentes zueinander stärken, denn es war nicht immer das beste. Bist du schon verheiratet, Verus?"

  • "Leider noch nicht,ich habe kein Glück mit Frauen,die Götter haben mir andere Wege gezeigt,Roma ist meine einzige Liebe.Ich diente immer dem Imperium Romanum."


    Sprach er ruhig mit einem leichten Demutsgesicht.

  • "Ach, das kommt schon noch," winkt sie ab. "Zwar war es bei uns Decima noch nie so, dass großartig politische Ehen geschlossen wurden, aber eine passende Verbindung findet sich immer." Manchmal findet sich auch keine passende Verbindung, dann kann man sogar eine Peregrina zu einer machen. Aber davon will Lucilla nicht anfangen. Bezüglich der anderen Wege überlegt sie kurz, ob Verus damit wohl das andere Geschlecht meint, aber selbst das steht ja einer Heirat nicht im Weg.


    "Du wirst sehen, eine Weile in Rom, dann kommt so etwas ganz von selbst. Obwohl Mann natürlich auch selbst ein wenig Initiative zeigen muss." Sie denkt an ihre Cousins Maior und Mattiacus, die lange genug in Rom leben, sich aber so in ihre Arbeit stürzen, dass eh keine Frau sie zu sehen bekommt. Wie das nochmal gut gehen soll, weiß sie auch nicht.

  • "Ich hatte damals in Griechenland eine Jugendliebe,sie hieß ... wie du Lucilla." Er sagte dies und alte Erinnerungen kamen wieder hoch,die teilweise in seinem Gesicht abzulesen waren."Sie war die schönste Frau auf der Welt aber als ich aufbrach habe ich sie nicht mehr gesehen,sie hat sich auch nie für mich interessiert.Leider schlägt mein Herz immer noch für sie..."

  • Solche Gespräche lagen Pulchra nicht, sie war noch nie verliebt und konnte daher nicht mitreden. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihr Hähnchen und die Weintrauben. Beides schmeckte köstlich, doch sie war in Gedanken noch immer auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, man kann ja nicht immer nur zu Hause rumliegen und lesen. Zwar merkte sie das dieses Thema ihrem Bruder naheging, doch wusste sie nicht wa sie sagen konnte. Und an eine Lucilla in die ihr Bruder verliebt gewesen sein könnte erinnerte sie sich auch nicht, anderer seits war ihr Bruder auch um einiges älter als sie und so wäre es möglich das sie damalrs noch viel zu klein war.

  • Schmunzelnd läd sich Lucilla noch etwas Hühnchen auf den Teller und schüttelt dann gespielt vorwurfsvoll den Kopf. "Verus, Verus, so geht das aber nicht. Du kannst doch nicht gleichzeitig mit deiner Schwester am Tisch sitzen, und eine andere Frau als die Schönste der Welt bezeichnen. Bist du schon verlobt, Pulchra?" Passable Männer würden Lucilla merkwürdigerweise haufenweise einfallen, eine Frau für einen ihrer Verwandten dagegen nicht.

  • Verus schmunzelte ebenfalls etwas und nahm sich ein Stück gekochtes Fleisch,mhmm es war schön feurig gewürzt und es schmeckte Verus gar vorzüglich.Danach trank er wie gewohnt einen Schluck Wein ,um danach Lucilla anzusprechen?


    "Lucilla wo warst du denn,also in Rom warst du nicht?"


    Verus grinste wieder überbreit. :D

  • Pulchra wurde durch Lucilla's Frage ziemlich abrupt aus ihren Gedanken gerissen, war aber froh, das Verus schon das Thema von ihr abgewand hatte. So hätte sie nur zugeben müssen das sie noch nicht verlobt war, obwohl das ihrerer Meinung nach mit 17 Jahren auch noch nichts schlimmes war.


    Allerdings fragte sie sich, wie sie das übertrieben breite Lächeln ihres Bruders zu verstehen hatte.

  • Lucilla spürt, wie ihre Wangen augenblicklich heißer werden und winkt breit grinsend ab. "Ich war immer nur in Rom, zumindest mit dem Herzen." Sie wendet sich lächelnd wieder Pulchra zu. "Nun sag an, bist du verlobt, Pulchra? Rom bietet eine Menge Möglichkeiten für eine junge Frau!"

  • "Nein ich bin noch nicht verlobt, und solange bleibe ich auch nicht mehr in Rom. Morgen reise ich ab um ein Gut in mIsenum zu verwalten." Sagte Pulchra und stand auf. "Darum muss ich mich auch langssam schlafen legen, da ich gllaube das die Reise zeimlich anstrengend wird. Ichwünsche euch noch einen schönen Abend und keine Sorge, ich werde schon noch jemanden finden." sagte sie zu Lucilla gewandt.

  • "Daran habe ich keinen Zweifel." lächelt Lucilla, denn die Decima-Frauen sind geradezu bekannt dafür, ihren Kopf durchzusetzen und das müsste auch über ein paar Ecken Verwandtschaftsgrade noch gelten. "Ich wünsche dir eine angenehme Nacht, Pulchra, und morgen eine angenehme Reise." Ein bisschen beneidet Lucilla Pulchra. Misenum am Golf von Neapel ist ein wunderschönes Fleckchen Erde, dort ein Gut zu verwalten ist sicher nicht das Schlechteste, was man sich vorstellen kann.


    Nachdem sie das Hauptmahl beendet und ihre Hände in einer bereitgestellten Schüssel mit lauwarmem Wasser gesäubert hat, greift Lucilla nach ein paar Trauben zum Nachtisch. "Dieses Haus ist anscheinend nicht dafür gemacht, von vielen Decima bevölkert zu werden," überlegt sie laut zwischen zwei Trauben. Es wird einfach Zeit, in die Casa Germanica zu wechseln.

  • "Ach nichts." lächelt sie nachdenklich. Dann seufzt sie und setzt sich auf. "Ich denke, ich werde mich auch zurück ziehen. Der Tag war lang und anstrengend. Merkwürdig, dass in einem Wagen zu sitzen so mühsam ist. Ich wünsche dir noch eine angenehme Nacht, Verus."

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