• Anstelle großspurig zu antworten nickte Vala nur mit zu so etwas wie einem Lächeln verzogenen Lippen. Wenn der Junge sich nicht bewährte, würde das unmittelbar auch auf ihn zurückfallen, der er den Decimus immerhin auf diesen ersten Schritt vorbereitet hatte. Drum war ihm wahrscheinlich genauso viel daran gelegen dass der Decimus nicht versagte wie diesem selbst.


    "Nun, nach dem Stress der letzten Monate werde ich mich wohl für ein paar Wochen auf die Insel zurückziehen.", mutmaßte Vala, der sich noch keinerlei Gedanken darum gemacht hatte was würde wenn er einmal nicht mehr im Amt sein würde, "Dann gibt es noch das eine oder andere zu organisieren. Meine Familie ist kürzlich in den Besitz größeren Grund und Bodens in Italia gekommen.. der will eingetauscht werden gegen.. naheliegendere Besitztümer. Dann gilt es, meinen Zustand als Junggesellen zu ändern... und schließlich werde ich recht früh mit der Vorbereitung meiner Kandidatur als Prätor beginnen müssen, wenn alles ordentlich ablaufen soll."

  • Die Insel. Dieses wirklich hübsche Kleinod im thyrrenischen Meer. Aquilas Augen bekamen einen leicht sehnsüchtigen Ausdruck, als er an die Tage dachte, die er vor knapp einem Jahr auf Dianium verbracht hatte. „Irgendwann mal hol ich mir auch so ne Insel...“ murmelte er und grinste dann flüchtig, während ein Sklave nun kam und beiden schon mal Getränke anbot – darunter auch Met und Bier, worauf Aquila bestanden hatte, der inzwischen ziemlich gut über die Vorlieben des Aedils Bescheid wusste. „Was Grundbesitz angeht, könntest du vielleicht mal meinen Onkel fragen. So weit ich weiß, müsste er aus seiner Zeit in Germanien dort etwas Land besitzen.“ Aquila selbst ließ sich eine Weinschorle einschenken. „Hast du schon jemanden im Blick, also, eine Frau?“

  • Verspätet platzte Livianus in das geplante Essen mit Aquila und dem amtierenden Aedilis Duccius Vala, von dem er bisher sehr viel gehört, aber noch keine Gelegenheit gehabt hatte, ihn persönlich kennen zu lernen. Dies sollte sich heute ändern und er war bereits sehr gespannt darauf, mit dem Held von Vicetia das eine oder andere Wort zu wechseln. Von Seiana und Aquila hatte er bisher nur Gutes über den Mann gehört. Serapio sah das Ganze wohl etwas anders. Dennoch hatte sich Livianus vorgenommen möglichst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Er betrat daher mit einem entschuldigenden Lächeln das Triclinium.


    "Salvete. Bitte entschuldigt meine Verspätung. Ich hatte noch ein Gespräch mit Senator Cossutius Geminus und wie ihr vielleicht wisst ist er jemand, der sich sehr gerne reden hört."

  • "Ich befürchte fast, dazu wirst du entweder jemanden umbringen müssen... oder richtig heiraten.", schmunzelte Vala ob des Interesses seines Tiros an der Aneignung beinselten Guts. Für ihn selbst war es ja mehr reiner Zufall und vor allem nicht wirklich auf seinem eigenen Willen gewachsen, dass er nun im Besitz der Rom am nahsten liegenden Insel war. Die Tatsache, dass er sich nach seiner Amtszeit dorthin zurückzog war einfach dem Problem geschuldet, dass er auf dem Festland nichts adäquates sein Eigen nennen konnte.. zumindest nicht südlich der Alpes.


    "Ja, allerdings, das habe ich...", führte Vala das Gespräch in Heiratsdingen fort, auch wenn er sich hierbei nicht allzu zuverlässig zeigte, "Es dürfte jedoch nach wie vor ein Problem sein die Dame davon zu überzeugen, dass ich die bestmögliche Partie bin die ihr zur Verfügung steht. Ich werde dahingehend wohl gewisse Maßnahmen ergreifen müssen um ihr das klarzumachen. Du kennst sie sogar, es ist..."
    Weiter kam er jedoch nicht, denn just in diesem Moment trat der benannte Onkel ein und unterbrach damit das Gespräch, das Vala ohnehin noch nicht spruchreif genug war, als dass er es großartig auswalzen wollte. Weshalb er sich nun zur Gänze dem älteren Senator zuwandte.


    "Dem ist wohl so und dennoch werde ich mich hütem, ihm genau das zu sagen.", nahm er die Entschuldigung mit einem Augenzwinkern auf und grüßte den Consul-in-spe mit einem adäquat-höflichen Lächeln: "Salve Decimus. Auch dir meinen Dank für diese Einladung... und auch dir meine Glückwünsche zur gewonnenen Wahl. Auch wenn ich mich selbst nicht zu jenen zähle, die deine Wahl unterstützt haben, so kann ich dir dennoch ruhigen Gewissens gutes Gelingen für deine Amtszeit wünschen." Vor allem, weil Rom gutes Gelingen umso nötiger hatte... und er selbst die Decimi als Brückenkopf in Rom brauchen würde, so er einmal nicht mehr in Rom war.

  • Der Anstand hätte geboten, dass die beiden jungen Männer sich zur Begrüßung erhoben, als der Hausherr das Triclinium betrat, doch Livianus deutete auf dem Weg zur freien Kline mit einer eindeutigen Geste, dass sie auf ihren Plätzen bleiben sollten. Dann machte er es sich selbst auf der Liege bequem, während er Vala sehr salopp auf sein Geständnis antwortete.


    "Ich danke dir Duccius. Hätte ich die Wahl verloren, müsste ich es dir übel nehmen, aber da ich sie dennoch gewonnen habe und du als ein Klient von Vinicius Hungaricus gute Gründe für deine Entscheidung hattest, werde ich ausnahmsweise Nachsicht walten lassen.


    Ich bin dir dennoch zu Dank verpflichtet, denn immerhin hast du mit Erfolg unseren jungen Aquila unterstützt. Er hat sich ausgezeichnet geschlagen im Senat. Du dürftest ein guter Lehrmeister für ihn gewesen sein."


    Als Livianus schließlich eine bequeme Position gefunden hatte, trat auch schon ein Sklave und reichte ihm einen Becher mit erwärmtem Honigwein, den der Decimer oft in den kalten Jahreszeiten bevorzugte.

  • Nur zu dankbar nahm Vala die Möglichkeit wahr, seinem Patron in der Causa der Nicht-Unterstützung des älteren decimischen Kandidaten die Schuld in die Schuhe zu schieben... schließlich umging er damit doch eine unangenehme Diskussion warum er sich auch ohne der Order seines Patrons gegen ihn entschieden hätte. Also beließ er es einfach nur bei einem leidvollen Lächeln und folgte dem Themenwechsel auf seinen jungen Tiro: "Was auch immer zu dem beeindruckenden Wahlerfolg Aquilas geführt hat... sein Tirocinium bei mir war sicherlich nur ein Teil davon.", gab er sich souverän wie bescheiden, schließlich konnte er sich kaum vorstellen, dass sein Wort in Rom soviel Gewicht hatte, als dass es seinen Tiro an die Spitze der Wahlgewinner katapultierte. Nein, da musste es augenscheinlich auch andere Gründe dafür geben.. und Vala vermutete nicht zuletzt das offensichtlich immernoch funktionierende Netzwerk der Decimi dahinter, das es immerhin geschafft hatte auch den Älteren ins Konsulat zu befördern.


    "Aber ich kann nicht verhehlen, dass er sich während seines Tirociniums als lernwilliger und pflichteifriger junger Mann Roms hervorgetan hat. Das dürfte nicht nur mir aufgefallen sein.", schmunzelte Vala vollkommen neidlos, um schließlich mit einem kleinen Witz über sich selbst die Stimmung auszulockern: "Und dass er sich derart gut gegen gewisse Einfälle im Senat behaupten konnte.. ich würde gerne denken, dass er das von mir hätte, ja. Aber ob dem so ist?"

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    [...]
    "Und wie stehst du zu Palma?" hakte er nach.


    “Mmh...“, brummte der alte Consular. “Immerhin hat er uns von dem Übel befreit, dass mit dem Ungeheuer Salinator über uns gekommen ist. Dafür müssen wir, muss Rom ihm wohl dankbar sein. Obwohl ich mir nichts mehr gewünscht hätte, als das der Usurpator sich dem Recht Roms hätte stellen müssen. Aber er hat sich aus dem Staub gemacht, ist einfach gestorben... erbärmlich!“

  • Während der Duccius sprach genehmigte sich Livianus einen kräftigen Schluck aus seinem Becher. Ein angenehm wärmendes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, als der heiße Honigwein seine Kehle hinunterrann. Auch wenn er dabei kurz Abwesend wirkte, so entging ihm dennoch kein Wort, das der amtierende Aedilis aussprach. Es war schön zu hören, dass auch er nur Gutes über Aquila zu berichten hatte. Zweifellos war der junge Decimer die politische Zukunft der Familie, indessen Livianus sich selbst trotz gewonnener Wahl bereits zum alten Eisen zählte.


    Es war daher nicht verwunderlich, dass Aquila die vollste Unterstützung und Aufmerksamkeit des älteren Decimas hatte, auch wenn er dies oft dezent und unauffällig aus dem Hintergrund zu machen pflegte. Vermutlich hatten auch die unzähligen gemeinsamen Gespräche und der Unterricht in Hispania ein wenig dazu beigetragen Aquila positiv zu beeinflussen, doch es wäre eitel gewesen dies nun zu erwähnen. Livianus sah stattdessen zu Aquila und nickte anerkennend und zugleich die Worte des Ducciers bestätigend. Da die letzte Frage mehr Aquila galt als dem Älteren der beiden Decimi, ließ er seinen Blick auch gleich auf ihn ruhen und war gespannt zu hören, was er selbst für den prägendsten Einfluss auf seine bisher hervorragende Arbeit hielt.

  • Livianus nahm die Antwort seines Patrons mit gemischten Gefühlen auf, auch wenn er seinen Wunsch nach Vergeltung und Gerechtigkeit durchaus nachvollziehen konnte. Er erinnerte sich jedoch noch gut an seine Rückkehr aus parthischer Gefangenschaft, als manch ein Senatskollege es als unehrenhaft angesehen hatte, dass der Decimer den Tod durch sein eigenes Gladius nicht seiner Gefangennahme vorgezogen hatte. Alles in Allem hörte man jedoch heraus, dass auch er nicht unbedingt zu den glühendsten Anhängern des neuen Princeps zählte, sondern sich eher versuchte mit der aktuellen Situation zu arrangieren, so wie auch schon manch anderer Senator, mit dem Livianus bereits über dieses Thema gesprochen hatte. Man könnte fast meinen Palmas Machtanspruch stand ebenso auf wackligen Säulen wie der des Vesculariers. Ob er es nun verstand diesen im Laufe der Zeit zu festigen und besser auszubauen als sein Vorgänger blieb abzuwarten.


    Der Decimer, der glaubte aus den wenigen Worten seines Patrons alles Maßgebliche herausgehört zu haben, entschied sich daher nur zu nicken und statt dessen nach einem Augenblick der betrübten Stille die Aufmerksamkeit seiner Gäste wieder auf das Essen zu lenken, dass bereits drohte auszukühlen.


    "Lasst uns doch wieder dem angenehmeren Teil des Abends widmen. Bitte greift zu, ehe das Essen kalt wird. Ich hoffe es schmeckt euch."


    Er winkte erneut die Sklaven herbei, die sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatten und nun den Gästen dabei helfen sollten die Speisen auf ihre Teller zu bringen und den einen oder anderen Becher aufzufüllen.

  • Schon eine ausgesucht. Und Aquila kannte sie angeblich sogar schon. Der Duccius kam allerdings nicht mehr dazu ihm zu verraten, wer die Eine denn nun sein sollte, weil genau in dem Moment Livianus das Triclinium betrat. Aquila hielt sich zurück, während die beiden Älteren sich begrüßten, und kam dann nicht umhin wieder einmal zu grinsen, als die Sprache auf die Wahl kam. Und sein Tirocinium fori. Und sonstige gute Eigenschaften. Das ging aber auch runter wie Öl, musste er sich eingestehen, während er sich gleichzeitig ein wenig zügelte, damit es mehr ein geschmeicheltes, etwas stolzes Lächeln war als ein übermütig-breites Grinsen. „Ach, auf den Straßen Roms gab es im letzten Jahr weit mehr als nur eine Diskussion mit irgendwelchen Händlern, wo ich in der Praxis erlebt hab wie man auf so was reagieren kann... im Senat hatte ich nur keine Urbaner hinter mir, die im Zweifel mit nem Schlagstock zu meinen Gunsten hätten eingreifen können“, grinste er zurück. Was zwar wie ein Scherz daher kam, aber im Kern das aufgriff, wozu ein Tirocinium ja da war: in der Praxis zu erfahren, was man davor in der Theorie gelernt und in einem gesicherten Rahmen ausgetestet hatte. Zwar an der Seite eines erfahrenen Mannes... aber eben doch: nicht mehr im Unterricht, sondern im echten Leben.

  • Nichtsdestotrotz hast du dich bravurös im Gewitter der Ewiggestrigen geschlagen, Aquila.", konstatierte Vala mit beifälligem Lächeln, als der Jungspund ebenfalls das Tirocinium als lehrreiche Zeit beschrieb. Das fiel natürlich auch auf den Mentor zurück, und der war nunmal er.
    "Es war ohnehin ein Tag der an Kuriositäten nicht arm war.", kam Vala mit nachdenklicher Miene auf die Geschehnisse während der Kandidaturen der Decimi zu sprechen, "Meine Erfahrungen im Senat sind bekanntermaßen von noch begrenzter Dauer, aber was sich da abgespielt hat war doch... denkwürdig."

  • "Die Wege der Politik sind oft nicht nachvollziehbar." sagte Livianus, um sich wieder in das Gespräch einzubringen.


    "Aus Sicht unserer Familie können wir jedoch mehr als zufrieden mit dem Ergebnis sein, auch wenn der Weg dorthin sehr viele Widrigkeiten aufgeboten hat. Ich würde lügen wenn ich sage, dass ich mir über dieses Gewitter, wie du es nennst, kein einziges Mal meinen Kopf darüber zerbrochen habe. Doch wie überall zählt letzten Endes nur das, was dabei herauskommt. Dennoch sehe ich meinem Consulat ein wenig mit gemischten Gefühlen entgegen. Wenn die Patrizier mit dem eingeschlagenen Kurs weiterfahren wollen, könnte es schwierig werden konstruktiv zu arbeiten."






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  • Als das Gespräch auf den Kaiser kam, horchte Aquila interessiert auf. Die Auswirkungen des Bürgerkriegs waren noch zu spüren, fand er, was kein Wunder war. Genauso wenig war es verwunderlich, dass manches immer noch etwas... naja, unsicher schien, gerade in Bezug auf den Kaiser. Mal abgesehen von seinem Einzug in Rom war der Mann, zumindest so weit es Aquila mitbekommen hatte, bislang noch kaum in Erscheinung getreten.
    Wie zu erwarten war, antwortete der alte Aelier pro Palma – aber wie er das formulierte, klang in Aquilas Ohren nicht ganz so überzeugt. Immerhin, und müssen wir wohl waren nicht die Worte, die er gewählt hätte, wollte er zeigen dass er voll und ganz hinter dem neuen Kaiser stand... aber bevor sich daraus nun eine wirklich interessante Unterhaltung hätte entspinnen können, schloss sein Onkel das Thema, und Aquila ließ sich nicht lange bitten, als Livianus auf das Essen hinwies, sondern fing nun richtig damit an.

  • "Man besitzt nur soviel Geltung und soviel Bedeutung, wie andere einem zukommen lassen.", orakelte Vala mit einem verschmitzten Lächeln, "Ich würde nicht den Fehler begehen und den Allüren von Vertretern eines stets an Bedeutung abnehmenden Standes mehr Aufmerksamkeit zu widmen als sie es verdienen. Ich würde es eher als letztes Zucken einer sterbenden Zeit wahrnehmen.. in welcher jenen, die sich am ehesten über eure Familia echauffierten, alleine durch ihre Geburt Bedeutung zukam."
    Dass er mit dieser Haltung recht nahe an der Linie des Vescularius gegenüber den patrizischen Gentes lag, war Vala da nur allzu bewusst. Allerdings pflegte er in dieser Hinsicht auch keine Ausnahme seines allumfassenden Pragmatismus: leistest du etwas, nehm ich dich für voll. Leistest du nix, war's das dann auch.

  • "Da ist sicher etwas Wahres dran Senator. Allerdings darfst du dabei nicht vergessen, dass sie mit Cornelius Palma wieder einen der ihren auf den Thron verholfen haben. Bisher gibt sich unser neuer Princeps sehr neutral, allerdings ist mir zu Ohren gekommen, dass die Patrizier bereits mit einem Auge auf die erneute Durchsetzung ihre Steuerfreiheit schielen. Lasst uns also abwarten wie lange diese Neutralität bestand hat, wenn sie womöglich mit ihrem Anliegen am notwendigen Senatsbeschluss scheitern."


    Es war eine reine Annahme und ein Gedankenspiel des Decimers, da es genauso gut sein konnte, dass der Senat der Wiedereinführung der patrizischen Steuerfreiheit mehrheitlich zustimmte. Da sich bereits ein Hungergefühl in Livianus Magengegend ausbreitete, hielt er kurz Ausschau, ob Anzeichen zu erkennen waren, dass die Sklaven in Kürze mit dem servieren der Vorspeise begannen.






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  • Für Momente wurde Aquilas Grinsen doch wieder breiter, bevor er sich wieder zusammenriss. Seinetwegen hätte das mit dem Lob für ihn ruhig so weiter gehen können... aber das Thema, das dann angesprochen wurde, war freilich interessanter. Dass es nur Patrizier gewesen waren, die ihn sich im Senat vorgeknöpft hatten, und dass das auch bei seinem Onkel zumindest zu einem großen Teil zutraf, war Aquila natürlich ebenso wenig entgangen wie anderen. Dass der Duccius besagte Patrizier dabei allerdings als Überbleibsel einer sterbenden Zeit betitelte, gefiel ihm. Diese Einschätzung hieß vor allem: er musste sich nicht allzu viele Gedanken darüber machen, was im Senat passiert war, weil es sich letztlich nur um ein paar Quertreiber handelte, die vielleicht früher mal von Bedeutung gewesen waren, aber zunehmend in der Versenkung verschwanden und bald nur noch davon würden träumen können, derart gehört zu werden. Livianus dagegen dämpfte diese Vorstellung wieder etwas. „Wär aber nicht klug, wenn der Kaiser die Patrizier bevorzugt, nur weil sie Patrizier sind. Genau deswegen hatte Vescularius doch so viele Anhänger. Oder nicht?“ fragte er den Duccius.


    Was er während der Unterhaltung so ziemlich vergaß, war seine Rolle als Gastgeber, die er zum ersten Mal innehatte. Er bemerkte auch nicht, wie sein Onkel kurz nach dem Essen Ausschau hielt. Das fiel den anwesenden Sklaven auf, die allerdings eigentlich die Order hatten, auf ein Zeichen Aquilas zu warten... das nicht kam. Weshalb einer von ihnen nun vortrat, sich räusperte und Aquila gewandt leise kundtat: „Das Essen wäre vorbereitet, Dominus. Soll nun aufgetragen werden?“
    „Eh, wie?“ machte der wiederum etwas verwirrt, weil überhaupt nicht daran gewohnt, dass er auf einmal derjenige war, der für so was zuständig war. Im nächsten Moment allerdings fiel der Sesterz, und mit einem raschen Nicken meinte er: „Ja, sicher.“ Woraufhin die Sklaven begannen, die Vorspeisen aufzutragen, und Aquila in einem unbeobachteten Moment mit seinen Lippen noch ein lautloses danke formte in Richtung des Sklaven, der ihn aufmerksam gemacht hatte.

  • "Du überschätzt die Rolle der Patrizier im Feldzug, Decimus.", entgegnete Vala mit zuversichtlicher Miene auf die Einwände des älteren Bald-Consuls, "Cornelius Palma wurde auf den Schultern plebeischer Offiziere und Soldaten in den Palast des Princeps getragen, und wie dein junger Neffe schon sehr richtig vermutet, dürfte der Kaiser Weitsicht genug besitzen nicht diejenigen seines Standes nur ihres Standes wegen zu belohnen... und dafür die Steuerlast für all jene zu erhöhen, die ihm diesen Sieg eingebracht haben. Und wenn dem wirklich so ist, wie du sagst, und gewisse Teile dieses Standes auf die Wiedereinführung der alten Steuerfreiheit pochen... wieviel sagt dieses Beharren auf einer längst überholten Eigenheit über jene aus, die sie zurückfordern?"

  • Livianus nickte.


    "Da ist etwas Wahres dran Duccius. Ich bin in jedem Fall gespannt darauf, wie sich die Patrizier verhalten und wie sie bei diesem Thema zukünftig agieren werden. Wenn du Recht hast, können sie nicht mit der Unterstützung Palmas rechnen und den Weg über den Consul haben sie sich bekanntlich selbst blockiert. Die Frage ist, wie wichtig ihnen die Steuerfreiheit letztendlich ist. Ich gehe davon aus, dass vor allem die älteren ranghohen Patrizier sehr unter der Besteuerung ihres Vermögens leiden. Es ist bestimmt kein angenehmes Gefühl bei jedem regelmäßigen Besuch des Steuereintreibers ein gutes Stück seines jahrelang angehäuften Geldberges schwinden zu sehen."


    Den letzten Satz sagte Livianus nicht ohne einen belustigenden Unterton in der Stimme verbergen zu können. Aus irgendeinem Grund stellte er sich dabei recht Bildhaft Flavius Furianus vor, wie er auf seinem angehäuften Berg voller Sesterzen saß und verzweifelt versuchte die kaiserlichen Steuereintreiber mit einem Besen fernzuhalten. Im nächsten Moment war er auch schon von den Sklaven abgelenkt, die endlich die Vorspeise hereinbrachten. Da es trotz eines fast leeren Magens und daraus resultierendem starken Hungergefühl nicht sonderlich vornehm war, sich sofort über das servierte Essen zu stürzen, wartete Livianus mit einem etwas gezwungen Lächeln darauf, dass sich der duccische Gast zuerst nahm. Um diese Zeit zu überbrücken und seinen knurrenden Magen abzulenken, stellte er eine weitere Frage, die ihm Zusammenhang mit dem eben gehörten stand.


    "Plebejische Offiziere haben Palma vielleicht zum Kaiser ausgerufen, doch waren nicht auch die Aurelier sehr stark am Erfolg des cornelischen Feldzuges beteiligt? Ich kannte ihn zwar bei meiner Kandidatur noch nicht, doch habe ich mich mittlerweile ein wenig über Aurelius Lupus informiert. Er ist doch nach der Rückeroberung Roms von Palma sogar als Klient angenommen worden. Eine sehr hohe Ehrung für einen so jungen Mann, der vor und nach dem Bürgerkrieg kaum in Erscheinung getreten ist."






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  • "Ich durfte als Aedil nicht nur einen Blick in die finanziellen Belange des Staates werfen... und schon als Offizier in den Armeen des Princeps ist deutlich geworden, wie teuer der Bürgerkrieg eigentlich war. Es gilt für den Kaiser nicht nur die siegreichen Truppen, sondern auch die geschlagenen an sich zu binden indem er sie weiterhin bezahlt und neu ausrüstet, so sie während des Feldzugs an Mann und Material gelitten haben.", postulierte Vala weiter während er das aufgetischte Essen mit Blicken maß und für gut befand. Da er recht selten erlebt hatte, dass der Gastherr sich zuerst ans Essen machte (und wenn war dies doch als offensiver Affront und als Klarstellung von Valas gesellschaftlichen Status gemeint), griff Vala einfach als erster zu und verleibte sich ein wenig der Vorspeise ein, bevor er zum Punkt kam: "Wenn man mich fragt: der Kaiser kann sich garnicht erlauben die Patricii wieder von den Steuern zu befreien. Er braucht ihr Geld. Und dann ist da noch etwas: die Aufhebung der Steuerfreiheit für Patricii ist keine bloße Erfindung des Vescularius gewesen... sie lag schon unter den Ulpii mehrere male auf dem Tisch. Der Vescularius hatte schlichtweg einfach nur die Geduld verloren, denn schließlich ist die Steuerfreiheit der alten Familien nicht zur Bereicherung derselben gedacht: sie haben die gesellschaftliche Aufgabe, den dadurch gewonnenen Reichtum wieder in Rom zu investieren. Das haben sie allerdings nicht, und das schon lange vor der Zeit des Usurpators.. das also ist eine Eigenart des Standes, den dieser selbst offensichtlich schon vor Jahrzehnten vergessen hat. Wenn sie jetzt ihre Steuerfreiheit zurückfordern... wie deutlich können sie noch machen, dass sie sich selbst nurnoch über ihre Konten definieren?"


    Als der Decimus weiter sprach, ließ Vala sich eins der in Honig und Pfeffer eingelegten Obststücke zukommen, die er besonders gerne hatte, um so die Pause zu nutzen um sich seine Gedanken darüber zu machen: "Wenn ich mich nicht täusche, und das will ich ob meines Erfahrungsschatzes doch nicht vollkommen ausschließen, wird niemand den Kaiser für sich vereinnahmen können. Er selbst hat sich ja recht offensichtlich auf die Fahnen geschrieben den Senat zu stärken... und in dem sitzen auch wir. Es hängt also davon ab, was wir aus dieser neuen Macht machen, die er uns in die Hand gegeben hat... und genau deshalb bin ich hier. Also, Decimus... was hast du dir für dein Konsulat vorgenommen... so ohne jede Schönrederei wie man sie im Senat zu hören bekommt."

  • Livianus war etwas irritiert, dass Vala nicht auf seine Nachfrage betreffend der Aurelier einging, doch ließ er es vorerst dabei bewenden und antwortete stattdessen auf die gestellte Gegenfrage betreffend seines Programms.


    "Nun… der Erfolg eines Consuls hängt wohl auch immer mit der Aktivität und dem Interesse des Senats zusammen. Ich selbst habe mir einige Punkte vorgenommen, doch ob ich sie Tatsächlich auch umsetzen kann wird sich zeigen.


    Zum einen habe mir Gedanken über die Abläufe im Senat gemacht. Einige Sitzungen und auch meine Kandidatur haben mir gezeigt, dass es mitunter vorteilhaft wäre, eine Zusammenfassung aller Verfahrensregelungen zu haben, nach denen Sitzungen und Versammlungen des Senats abzulaufen haben. Die internen Senatsrichtlinien erscheinen mir dabei sehr lückenhaft und unfertig. Der Codex Universalis geht beispielsweise nicht näher auf die Rechte und Pflichten des Princeps Senatus ein.


    Ich habe darüber nachgedacht den Princeps Senatus zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Verlaufs einer Sitzung auch konkrete Mittel zur Verfügung zu stellen, die er dazu einsetzen kann. Einiges ist bereits jetzt Gewohnheitsrecht, doch es gibt nichts Schriftliches dazu. Ich denke da an Mittel wie beispielsweise einen Ordnungsruf, dem Entzug des Wortes, die Unterbrechung oder die Vertagung einer Senatssitzung.


    Mit dem Kaiser habe ich zudem die Aufarbeitung der Jahre unter Salinators Einfluss vereinbart. Während der Palast das Ganze intern aufrollt, werde ich mich um die Senatsthemen kümmern. Beschlüsse, Sitzungsprotokolle, erlassene Gesetze, die Arbeit der Magistraten… All das soll noch einmal aufgerollt und gesichtet werden. Auch die Ernennungen der Senatoren und Magistrate in dieser Zeitspanne muss überprüft werden. Es soll in Zukunft keine bösen Überraschungen aufgrund irgendwelcher vescularischer Überbleibsel geben. Es wurde auch schon teilweise damit begonnen.


    Und natürlich die fast schon obligatorisch gewordene Durchsicht und Überarbeitung der verschiedenen Gesetzestexte. Es gibt immer noch die eine oder andere Stelle im Codex, die bestimmte Handlungen vorschreibt, allerdings keine Konsequenzen vorsieht, wenn diese unterlassen wird."






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