• "Du hast recht, ihr Vermögen ist natürlich futsch und fällt dem Staat zu.


    Natürlich stehe ich dir und deinen Mitarbeitern zur Seite. Als magister iuris ist dies für mich eine besondere Ehre, bei einem Gesetzgebungswerk mitzumachen."


    Der Diener hatte seinen Becher Wein gebracht, an dem Mattiacus jetzt nippte.


    "Aber so schön Traditionen auch sind, wir dürfen den Fortschritt nicht aus den Augen lassen. Manches ist überholt und vegitiert dennoch weiter. Etwa das Säcken wiederzubeleben ohne den Kontext und seine Bedeutung, seine Symbolhastigkeit zu kennen erscheint dann wieder als grausam und ungerecht."

  • Durus und Lepidus hatten das Atrium betreten und wie schon vor zwei tagen, stand der Decimer quer bei Fuss. es konnte also ohne längeres warten losgehen.
    Lepidus hielt sich dezent im Hintergrund, schließlich wollte er etwas lernen, denn seine iuristischen Kenntnisse hielten sich momentan noch im Rahmen.

  • Mattiacus war im Boot - das sagte Durus sehr zu. Er würde Avianus informieren, dass er sich an den Magister wenden konnte. Oder war es die Aufgabe von Lepidus? Wie dem auch war - der zuständige würde davon erfahren!


    "Du bist also dagegen, das Säcken für den Vatermord wieder einzuführen? Natürlich ist die Strafe grausam, doch ist es nicht auch ein grausames Verbrechen, seinen eigenen Vater zu ermorden?"


    Die Praxis wurde praktisch nicht mehr angewandt, doch noch unter manchen Kaisern war sie äußerst exzessiv verhängt worden. Daher wusste der Consul nicht so recht, warum man sie ablehnen sollte.


    "Eine weitere Frage wäre die nach dem Opus Publicum und der Relegatio. Wo würdest du ihr ihren Platz im Gesetz geben? Welche Delikte sollten durch sie bestraft werden?"

  • "Natürlich ist Vatermord grausam, jeder Mord ist grausam. Ich meine nur, dass nach so langer Zeit die Symbolik des Säckens nicht mehr erkannt wird und daher lieber andere Bestrafungen gewählt werden sollten.


    Aber diese Frage ist jetzt nicht so dringend.


    Was das Opus publicum betrifft, würde ich damit leichte Verbrechen und Vergehen bestrafen, falls dem Opfer keine Wiedergutmachung gezahlt werden kann.. Die Dauer sollte je nach Schuldart angepasst werden. Dies sollte im Ermessen des Richters liegen.


    Die relegatio sollte jedem zu Teil werden, der sich gegen die res publica schuldig gemacht hat, aber nicht so schwer, dass man ihn hinrichten sollte. Ich denke da etwa an Amtsmissbrauch oder Korruption."

  • "Ich denke schon, dass diese traditionelle Bestrafung ein passender Hinweis darauf ist, wie verwerflich eine solche Tat ist. Jeder weiß, welch widerwärtige Tiere Skorpione und Schlangen sind, auch wenn er nicht die uralten Traditionen unseres Staates studiert hat."


    meinte Durus.


    "Besonders problematisch sind also die Freiheitsstrafen. Sie müssten sämtlich in Geld- oder Körperstrafen umgewandelt werden, nicht wahr?"

  • "Das stimmt. Man müsste Tabellen erstellen mit Geldbeträgen für jedes Delikt. Aber am besten dynamische, d.h. jedes Jahr sollten die Beträge überprüft werden, ob sie überhaupt noch angemessen sind. Du erinnerst dich sicher an diese Geschichte mit dem Patrizier, der durch die Straßen lief, ein Sklave mit einem Beutel Asse hinter ihm, und wahllos Leute schlug, nur damit dann ein Sklave das Ass Buße zahlte. Dass sollte vermieden werden, damit die Strafen überhaupt noch abschreckend wirken und auch nützlich sind."


    Sim-Off:

    Ich bin jetzt erstmal bis 24.11. im Urlaub, danach können wir hier oder woanders weitersimmen.

  • Natürlich kannte Durus diese Geschichte - sie gehörte wohl zu den meisterzählten in den Juristenschulen Roms. Doch die Idee, die Mattiacus daraus zog, war durchaus bedenkenswert!


    "Es könnte die Aufgabe des Praetor Urbanus werden, die Strafbeträge jedes Jahr anzupassen. Eine hervorragende Idee!"


    Damit würde der Praetor endlich wieder mit der Rechtssetzung betraut werden!

  • "So dir diese Idee ebenfalls zusagt, werde ich auch das dem Senat unterbreiten."


    meinte Durus und gab seinem Scriba ein Zeichen, dies zu notieren. Dann überlegte er


    "Aber welche Strafen sollten dann fest mit Körperstrafen oder gar dem Tode belegt werden? Mord versteht sich von selbst, doch habe ich etwas übersehen?"

  • Mattiacus dachte nach und legte dabei die Hand ans Kinn in der klassischen Denkerpose.


    "Du meinst welche Delikte mit Körperstrafen oder Tod belegt sein sollten....mhm...also Hochverrat und Totschlag. Was meinst du? Bei einer schweren Körperverletzung und Raub würde ich je nach Schwere der Tat eine Körperstrafe in das Ermessen des Richters stellen."

  • "Beim Raub würde ich noch Abstufungen zulassen. Die Todesstrafe kann aber als Maximalstrafe ins Gesetz aufgenommen werden."


    Mattiacus macht eine Pause und dachte kurz nach.


    "Ich habe in Alexandria gehört, dass die alten Babylonier ein System hatten, dass wir heute Ius talionis nennen, also Aug' um Aug', Zahn um Zahn. Das erscheint mir aber ein wenig barbarisch. Denn jeder sollte nach seiner Schuld bestraft werden. Es bringt vielmehr, wenn ein Dieb eine Sühne zahlt, als dass man ihm die Hand abhackt. Aber ich bin mir sicher, dass hast du nicht vor, oder?" sagte Mattiacus und musste dabei ein wenig kichern.

  • "Natürlich möchte ich nicht gleich jeden kleinen Dieb hinrichten, doch du weißt selbst, wie unsicher unsere Straßen sind. Man muss diesem Bandenwesen ein Riegel vorschieben - und Abschreckung ist hier wohl die wirksamste Möglichkeit."


    erklärte er, obwohl er sich das Kichern des Decimers nicht recht erklären konnte, da es seiner Meinung nach ein sehr ernstes Thema war, über das man besser keine Witze machte.


    "Möglicherweise sollte man allgemein die Todesstrafe bei mehr Delikten als Höchststrafe ausdrücklich festschreiben. Ich denke dabei an gemeingefährliche Delikte, Vergewaltigung und Landfriedensbruch."


    fuhr er daher ungerührt fort.

  • Nagut, die Ironie verfehlte ihr Ziel und Mattiacus kam wieder auf den Punkt.


    "Ich glaube, durch den Tod als Höchststrafe wirst du keinen Räuber und keinen Vergewaltiger davon abhalten, dass zu tun, was er machen will. Aber man gibt dem Richter damit einen größeren Spielraum, dass ist wohl wahr. Bei den gemeingefährlichen Delikten würde ich aber nur die in Rom allgegenwärtige Brandstiftung und Vergewaltgiung bestrafen. Einen Landfriedensbrecher kann man auch durch Strafarbeit wieder zur Ruhe bringen."

  • "Meinst du nicht, dass die Möglichkeit bestehen sollte, einen Landfriedensbrecher zum Tode zu verurteilen? Ich möchte den Tod ja nicht als einzig mögliche Strafe festlegen."


    gab Durus zu bedenken. Er zumindest mochte keine Krawallmacher und wenn man sie umbrachte, musste man sich zumindest keine Sorgen um sie machen.

  • "Wenn du zuviel mit dem Tod bestrafen willst, dann verliert er auch irgendwann seinen Schrecken. Strafarbeit in den Minen ist meiner Ansicht nach viel effektiver und schreckt auch ab. Für manche bedeutet diese Strafe genausoviel wie ein Todesurteil und kehren nie wieder von den Minen zurück."

  • Der Tod verlor seinen Schrecken, wenn man ihn zu oft verhängte? Dieser Argumentation konnte Durus nciht folgen, vielmehr huschte sogar ein sehr, sehr kurzes Grinsen über seine Züge, ehe sie wieder ernst wurden.


    "Mein Gedanke war, die lebenslange Arbeit in den Minen als Alternative zur Todesstrafe zu bieten, zwischen denen die Richter wählen können. Denn aus den Minen kommt wohl ohnehin kaum einer zurück."

  • Durus nickte - natürlich war es eine gute Idee. Dann blickte er wieder zu Lukios, der jedoch den Kopf leicht schüttelte - alles war durchgesprochen.


    "Damit haben wir alle Punkte abgehandelt.


    Decimus, es war mir eine Freude, dich wieder einmal zu sehen und ich danke dir für deinen Rat! Ich hoffe, wir haben bald wieder das Vergnügen!"


    meinte er daher kurz.

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