• Die Müdigkeit perlt an ihm ab. Scapula ist angenehm überrascht von der Herzlichkeit des Decimus Serapio. Fürwahr, sein Onkel ähnelt nur äußerlich seinem Erzeuger. Ansonsten hat er wenig gemein mit seinem Bruder. Scapula hat nie den ideellen Vorstellungen seines Vaters genügen können. Da seine Kindheit von mehreren Krankheiten geprägt ist, scheidet schon früh eine militärische Karriere aus. Auch sein Hang zur Kunst und seine 'Verträumtheit' stoßen beim Vater auf Unverständnis und stetige Kritik. Er hält ihn für einen Schwächling und er erweist sich somit als Enttäuschung für seinen ehrgeizigen Vater. Er distanziert sich von seinem Sohn und schickt ihn zur Verwandtschaft nach Gades. Dort blüht er auf, was nicht nur dem gesunden Klima des Oceanus zu verdanken ist.


    "Oh, Mutter geht es sehr gut! Sie lässt dich grüßen." Nach dem Tod seines Vaters ist auch sie wieder zu ihrer Familie nach Gades zurückgekehrt. In all den Jahren hat sie zu ihrem Sohn gehalten. Umso schwerer ist ihm der Abschied gefallen.


    Von all seinen Geschwistern sind Milonia und Carmelia die Liebsten. Mit Carmelia verbindet ihn die Liebe zur Kunst. Aber auch mit Milonia, der Ältesten teilt er schöne Kindheitserinnerungen. Mit beiden Schwestern pflegt er einen innigen Briefkontakt. "Leider habe ich meine Schwestern schon lange nicht mehr gesehen, jedoch schreiben wir uns regelmäßig. Camelia ist inzwischen auch in festen Händen und es scheint ihr gutzutun. Milonia geht in ihrer Rolle als Mutter auf." Die beiden Schwestern haben ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Dies steht Scapula alles noch bevor. Zunächst gilt es, in Roma Wurzeln zu schlagen. Die Familia ist dabei von unschätzbarem Wert. Das weiß auch er. "Onkel, gibt es noch weitere Verwandte, die in der Casa leben?"

  • -> Fortsetzung
    Vale, Vale, Roma!?


    Das morgendliche Treiben gab mir recht. Allein war ich nicht. Sonderlich beachtet wurde ich allerdings auch nicht, was aber nicht ganz so tragisch war. Mein Blick schwenkte müde hin zum Impluvium und ich seufzte einmal mehr. Vielleicht war nun die Zeit gekommen, mich zu beruhigen, wieder tiefer zu atmen und die Sache nicht ganz so tragisch zu nehmen. Es galt sich nur auf die innere Ruhe zu konzentrieren, wofür ich mich auch redlich bemühte.


    Sonderlich weit kam ich nicht, denn ich hörte Schritte und ich wurde angesprochen.
    “Casca!“, ertönte die fröhliche Stimme meines Leibsklaven und ich fuhr herum. “Ich habe schon einiges erledigt und ich war beim Cursus Publicus und dann...“
    Einen Moment schaute ich Muckel einfach nur an, während er beglückt durch seine morgendlichen Taten einfach weiter plapperte. Dann – irgendwann – brach es einfach aus mir heraus.
    “BIST DU IRRE?“
    Muckel zuckte zusammen und schaute drein wie ein junges Rind, das man soeben aus heiterem Himmel mit einem sehr großen Hammer konfrontierte.
    “Wieso????“, entkam es dann meinem Sklaven etwas schwachbrüstig und geradezu brüskiert.
    “Wieso? WIIIESO? Das war der falsche Brief!“, stellte ich vehement in den Raum, fuhr mit beidhändig durch mein Haar an den Schläfen und stellte dabei fest, dass ich schon wieder aus der Ruhe gekommen war. Unter dieser Feststellung ging ich wieder ein paar Schritte, wobei ich weitere Erkenntnisse in Gedanken wiederkäute. Muckel folgte mir, jedoch lediglich mit seinen Blicken und einem schief gelegten, fragenden Haupt.


    “Wenn meine Mutter diesen Brief liest, dann...“, sprach ich nun zu meiner Überraschung deutlich ruhiger aus… “Dieser Brief wird sie umbringen!“ Vielleicht nicht körperlich. Aber seelisch. Ich schaute mit fatalistischem Augenaufschlag meinem Sklaven entgegen.
    “Äh...“ Auch Muckel war nun sprachlos.
    Ich schwenkte um, humpelte zu einer kleinen Bank und ließ mich darauf nieder, wobei ich mein Augenmerk auf den Boden vor mir heftete.
    “Wie meinst du das… der falsche Brief? Hast du etwa!?“
    Ich nickte schwer, während ein langer Moment der Schweigens sich über uns beide legte. Dann regte sich Muckel wieder, kam auf mich zu und setzte sich neben mich, wobei er mich prüfend beschaute.
    “Also… der Brief ist nun schon weg… aber… ich meine… vielleicht… also…,“ Kurz geriet mein Leibsklave ins Nachdenken. “Wenn du meinst, der Brief bringt sie um… dann…. Müssen wir vielleicht gar nicht nach Piräus reisen!“


    Irgendwie klang Muckel in diesem Moment sehr weise und konnte nicht umhin zu bemerken, dass seine Worte in mir einen gewissen Anklang fanden. Das hieß, wären die Hintergründe nicht so infam. Also seufzte ich wieder bleiern und wünschte mich wie so oft in den letzten Tagen in die Arme meiner Verlobten, die schon gar nicht mehr meine Verlobte war, denn die Reise bedeutete ja immerhin den Bruch unserer Beziehung und den Untergang unserer Hochzeitspläne. Muckel stattdessen zu umarmen erschien einen kleinen Moment lang recht verheißungsvoll, doch verzichtete ich darauf.


    “Naja… wir müssen zumindest aufbrechen!“, sagte ich dann für die Umstände doch recht diplomatisch.
    “Ja…. Ich meine… ja…. Domina Mena ist ja auch recht zäh….“, stellte nun Muckel seine Gedanken in den Raum.
    Das war sie wohl, da hatte er recht. Es blieb nur die Frage, wie zäh ich selbst denn war. Wenn meine schriftlichen Worte sie nicht zu Fall brachten, dann sicherlich mich, sobald ich den Fuß auf decimischen Boden in Piräus setzte.


    - wird fortgesetzt

  • -> Fortsetzung



    Inzwischen war ein wenig Zeit verstrichen, doch was bedeutete schon Zeit? Sie war nur eine weitere Komponente im Spiel des Lebens und oftmals war ich ja ganz froh, dass sie verging. Nicht in den schönen Momenten, aber in den scheußlichen war es doch eine Gnade.


    Inzwischen hatte ich noch mehrmals geseufzt, während Muckel und ich uns recht lahm aber in eigentlich aufmunternder Absicht auf die Oberschenkel geklopft hatten. Eine eher männliche Geste, wie ich wähnte, denn Traurigkeit und letzten Endes Melancholie war doch eher etwas für Frauen, die gerne darüber ‚redeten‘. Hier im öffentlichen Raum aber war das wohl wenig angebracht. Wie ein Wunder erschien es, dass gerade hier im Atrium nun doch einiges an Betrieb war, der die gute Olivia vorbei getrieben hatte, die uns mit mitfühlenden Blicken bedacht und sich nach meinem Befinden erkundigt hatte.


    Da hatte ich dann doch nach Glück schmachtend geseufzt, woraufhin sie meinte, ein guter Kuchen würde über vielerlei Kummer hinweg helfen. Daraufhin hatte sie sich aufgemacht, um mir und Muckel ein schönes Stück zu bringen. Als sie zurückkam, nahmen wir das Kleinod dankbar entgegen und nagten in eiserner Schweigsamkeit daran herum, bis auch dieser Friede letztendlich gestört wurde.


    “Dominus Casca?“, hallte eine recht tiefe Stimme durch das Atrium.


    Sie stammte von einem Nubier, der gerne dem Ianator zur Hand ging und geradezu klettengleich an diesem Manne hing. Fragend und recht erstaunt hob ich den Kopf in die Richtung, aus welcher die Stimme kam und hielt überrascht auch in meinem Kauen inne.
    Tatsächlich war es der Nubier, der von einem viel kleineren, weniger muskulös bestücketen und etwas untersetzen Mann verfolgt wurde, der eine recht urige Erscheinung darstellte. Auch Muckel hatte den Kopf gehoben und beschaute sich den Ankömmling mit tief gerunzelter Stirn.


    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/sin-nasir5ujdk.gif]


    “Das ist Sin-Nasir!“, sagte der Nubier erklärend, deutete auf den Orientalen und wirkte dabei selbst mehr als nur skeptisch.
    “Ach was!“, gab ich mit vollem Munde von mir, kaute dann aber noch einmal und schluckte den – sehr wohl an sich köstlichen – Bissen hinunter, während ich den Mann musterte.
    Sein Erscheinen war wie zum Erstaunen gemacht und noch hatte ich keine Ahnung, warum ausgerechnet ich…
    “Ah! Ach so!“, fiel es mir dann aber wie Schuppen von den Augen. “Der Händler!“
    Der Orientale nickte erfreut und etwas blitzte fröhlich in den großen, dunklen Augen. Irgendwie vorwitzig erschien das.
    “Ja! Sin Nasir mein Name, Decimus!“, tönte es dann auch schon heiter in diesem unnachahmlichen Orientalen-Akzent. “Du hattest dich nach eine Mitreisegelegenheit erkundigt und da unsere Karawane… ich meine Händlergemeinschaft schon sehr bald aufbricht….“
    “Natürlich, natürlich!“, sagte ich schnell, drückte hastig Muckel meinen Restkuchen in die Hand und erhob mich, um mir dann auch noch fix die Krümel von der schönen Tunika zu klopfen. “Sehr erfreut. Ja. Ich würde mich gerne anschließen, um einer sicheren Reise willen.“


    Warum sollte ich die Leibwächter der Casa mit mir herumreisen lassen, wenn es auch anders ging. Für einen Obulus bekam man ja schließlich den Schutz für unterwegs ebenso und zur Last fallen wollte ich ja niemandem und wer wusste schon, wie lange meine Mutter….


    Hinter mir hatte sich nun auch Muckel erhoben. Noch immer recht skeptisch wie es schien.
    “Casca?“, sprach er mahnend meinen Namen aus, doch ich winkte schnell ab, drehte mich leicht zu ihm und erklärte das eben schnell.
    “Die Nasirs sind Gewürz- und Sklavenhändler. Sie wollen in Richtung Piräus, so wie wir!“
    Alles in Allem eine recht praktische Angelegenheit.


    “Oh ja. Das ist richtig!“, gab der Nasir nun in einem leicht öligen Unterton von sich, verneigte sich dann leicht und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass sein funkelndes Kenner- Augenmerk nun über meinen Muckel graste. Von oben nach unten und wieder zurück, was Muckel natürlich nicht entging, weshalb er wohl ein verhaltendes Räuspern von sich gab und unruhig von einem Bein auf das andere trat.
    “Ein schöner Mann!“, entkam es dem Nasir dann lobend und ein wohilges Lächeln begann damit, dessen Lippen zu umspielen.


    Nun war es an mir mich zu räuspern.


    “Oh ja… äh… ja… vielen Dank!“, brachte ich heraus, grinste nun meinerseits – vielleicht etwas verdattert – und schob Muckel leicht hinter mich. Dass Nepomuk etwas Attraktives an sich hatte, so er denn wollte, war mir irgendwie schon bewusst. Immerhin gelang es ihm ja die ein oder andere Sklavin zu beeindrucken, aber dieses Lob hier ging mir nun doch zu sehr in die Tiefe. “Ich meine… Ich bin… auch sehr stolz auzf ihn!“, sprach ich dann schnell weiter, was Muckel überrascht nach Atem schnappen ließ.
    “Wirklich?“, wollte er dann gewispert wissen, aber ich schüttelte sehr leicht und entnervt den Kopf.
    “Er würde einen guten Preis auf Chios machen. Wirklich nett… sehr nett,“ philosophierte der Nasir weiter, während ich einmal tief durchatmete.
    “Ja...äh… er ist aber nicht...also… Ich würde ihn nie… außerdem ist er ja schon so alt… ahm...alteingessen hier und….war ein Geschenk meiner Mutter!“
    “… Casca!?“, kam es nun von Muckel und man konnte das neuerliche Stirnrunzeln quasi schon seiner Tonlage entnehmen.
    Der Nasir lachte nun. Etwas zu glockenhell für meinen Geschmack, aber immerhin winkte er nun seinerseits ab.
    “Keine Sorge. Sin Nasir will ihn nicht kaufen!“
    “Das ist gut!“, quittierte ich sogleich die Aussage und atmete noch einmal tief durch. “Dann können wir ja die Formalitäten besprechen… für die Reise. Vielleicht im… ahm… Tablinum?“, bot ich freundlich an und deutete leicht in die Richtung, in welcher der Raum zu finden war.
    “Sehr gern!“, gab der Nasir strahelnd wie die Morgensonne von sich, bevor er Luft holte, als wolle ich sich derartig damit vollsaugen, um wie eine Wolke eben dort hinüber schweben zu können.


    “Also gut. Danke Natterkamisi…du kannst dann zur Tür zurück!“
    Der Nubier war ja immerhin auch noch anwesend.
    “Natakamani!“, entkam es ihm noch pikiert und ich nickte zügig.
    “Sagte ich doch!“, schnappte ich und schwenkte schon einmal um, um ins Tablinum hinüber zu humpeln.


    Muckel tat es mir gleich, hielt sich aber neben mir nun recht auffällig in Deckung. Dann fiel mir doch noch etwas ein. “Oh! Nakatam… Natta… äh… könntest du bitte in der Culina Bescheid geben, dass wir ein kleines Mahl… nichts Großes… aber… du weiß schon!“
    Der Nubier verzog den Mund, was von einer leichten Genervtheit kündete, nickte dann aber und trollte sich zügig, während ich einladend eine großrahmige Armgeste machte, um den Nasir tiefer in die decimischen Gefilde zu führen, welche er mit den Rücken gelegten Händen, im Schlenderschritt und wohlgefällig grinsend betrachtete. Wieder von oben bis unten und zurück.
    “Meinst du das ist eine gute Idee… das…?“ Muckel wisperte mir diese Worte zischend ins Ohr und deutete dabei mit einem Kopfrucken auf den Nasir, der noch ganz fasziniert von einer der Wandmalereien war.
    “Hast du eine bessere?“, zischte ich zurück. “Wir haben es eilig und sooo wählerisch können wir nicht sein.“ Ich drehte mich vor dem Eintritt ins Tabliunum noch einmal zu dem Nasir herum.
    “Das Bild zeigt der Raub der Sabinerinnen!“, erklärte ich verhalten, weil der Mann nun davor stand und ein wenig Abstand zwischen uns gebracht hatte.
    “Sabinerinnen…. Schöne Frauen… wüden viel Geld einbringen…“ Der Nasir lächelte wieder breit und zuckte dann mit den Schultern. “Nur Spaß!“
    Ich rang tief nach Atem. Das konnte ja heiter werden.



    -> Fortsetzung

  • Zitat

    Original von Aulus Decimus Falcula
    Die Müdigkeit perlt an ihm ab. Scapula ist angenehm überrascht von der Herzlichkeit des Decimus Serapio. Fürwahr, sein Onkel ähnelt nur äußerlich seinem Erzeuger. Ansonsten hat er wenig gemein mit seinem Bruder. Scapula hat nie den ideellen Vorstellungen seines Vaters genügen können. Da seine Kindheit von mehreren Krankheiten geprägt ist, scheidet schon früh eine militärische Karriere aus. Auch sein Hang zur Kunst und seine 'Verträumtheit' stoßen beim Vater auf Unverständnis und stetige Kritik. Er hält ihn für einen Schwächling und er erweist sich somit als Enttäuschung für seinen ehrgeizigen Vater. Er distanziert sich von seinem Sohn und schickt ihn zur Verwandtschaft nach Gades. Dort blüht er auf, was nicht nur dem gesunden Klima des Oceanus zu verdanken ist.


    "Oh, Mutter geht es sehr gut! Sie lässt dich grüßen." Nach dem Tod seines Vaters ist auch sie wieder zu ihrer Familie nach Gades zurückgekehrt. In all den Jahren hat sie zu ihrem Sohn gehalten. Umso schwerer ist ihm der Abschied gefallen.


    Von all seinen Geschwistern sind Milonia und Carmelia die Liebsten. Mit Carmelia verbindet ihn die Liebe zur Kunst. Aber auch mit Milonia, der Ältesten teilt er schöne Kindheitserinnerungen. Mit beiden Schwestern pflegt er einen innigen Briefkontakt. "Leider habe ich meine Schwestern schon lange nicht mehr gesehen, jedoch schreiben wir uns regelmäßig. Camelia ist inzwischen auch in festen Händen und es scheint ihr gutzutun. Milonia geht in ihrer Rolle als Mutter auf." Die beiden Schwestern haben ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Dies steht Scapula alles noch bevor. Zunächst gilt es, in Roma Wurzeln zu schlagen. Die Familia ist dabei von unschätzbarem Wert. Das weiß auch er. "Onkel, gibt es noch weitere Verwandte, die in der Casa leben?"



    Carmelita, in festen Händen! Nachdem es mir damals unglücklicherweise nicht gelungen war, ihr einen passenden Ehemann zu organisieren, erfüllte mich diese Neuigkeit mit Freude und Erleichterung. "Sehr gut! Das wurde ja auch Zeit."
    Und Milonia, Mutter. "Wie schön!" rief ich aus. "Milonia hat es wirklich verdient, jetzt auch mal etwas Glück im Leben zu haben!" Nach ihrem garstigen ersten Ehemann.
    Ich winkte nach den Sklaven, die sich, geschäftig tuend, neugierig in unserer Nähe herumdrückten.
    "Corythia!" rief ich unserer dunkellockigen Kammerdienerin zu, "Bring uns bitte den Massiker, den guten aus dem Jahr des Konsulates von Pompilius! Aber nicht zu sehr verdünnen und diesmal bitte keinen Wermut rein. Und sag Candace, sie soll was schönes kochen! Wir haben die Ankunft meines Neffen zu feiern!"
    Sie nickte und machte sich auf.


    "Na zur Zeit," antwortete ich auf Falculas Frage, "nur Cousin Casca und ich. Er ist Aedituus im Tempel der Minerva, und ich, ich bin Tribun der Prätorianergarde. Wir werden aber beide bald heiraten, dann kommt Leben in die Bude. Du bist hier sehr willkommen Falcula. Sag, was verschlägt dich nach Rom? Willst du den Cursus honorum oder eine ritterliche Laufbahn erstürmen?"
    Gerade rechtzeitig noch hatte ich mich daran erinnert, dass Camelia mir mal erzählt hatte, dass es mit Falculas Gesundheit nicht unbedingt zum besten stand, darum verkniff ich mir taktvoll die Frage, ob er sub aquila gehen wollte. Aber manchmal fragte ich mich schon, ob es nur mir so vorkam, oder ob meine Gens mit jeder Generation etwas, wie soll ich sagen... zarter wurde. Vielleicht horchten die Jugendlichen aber auch einfach nur mehr in sich hinein, in diesen beschaulichen Friedenszeiten heutzutage....

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Wille ist der Schlüssel zur Tat – 3. Wie Phönix aus der Asche


    <<
    Um einen möglichst guten Eindruck zu machen, hatte sich Silas jedes Fitzelchen Dreck und Ruß abgeschrubbt und eine saubere Tunika angezogen. Dann schnappte er sich die Vase, an der die letzten Farbtupfer mittlerweile getrocknet waren. Im Garten rupfte er ein paar Blumen ab und stellte sie in das riesige bauchige Ding, dann trug er das Ungetüm in die herrschaftlichen Räume, auf der Suche nach einer Gelegenheit, unaufdringlich die Aufmerksamkeit der Herrin zu erhaschen. Die Sache mit den Welpen lag ihm noch ganz schön schwer auf der Seele, aber Silas sagte sich, dass er sich jetzt vor allem darauf konzentrieren musste, endlich aus den Hypokausten frei zu kommen. Und den peinlichen Fugitivus-Halsring loszuwerden!
    Die Herrschaften, fand Silas, waren nach dem Abendessen meistens am umgänglichsten. Er straffte seine Schultern und ging leise durch das Atium...

  • Re: Der Wille ist der Schlüssel zur Tat – 3. Wie Phönix aus der Asche


    Durch die rechteckige Dachöffnung war ein Stück dämmrigen Himmels zu sehen. Vom Impluvium kam ein leises Plätschern, die Statue des Genius des römischen Volkes reckte weit ihre Schwingen, und die Flamme der Öllampe, die vor der Büste des Kaiser brannte, spiegelte sich auf der leicht unruhigen Wasserfläche des Bassins in vielen Fragmenten… als wäre sie ebenso zersprungen, wie es die Vase in Silas‘ Armen noch vor kurzem gewesen war.
    Als Schritte sich näherten, feste Schritte, trat Silas instinktiv in den Schatten des steinernen Genius… denn eigentlich hatte er hier im herrschaftlichen Teil des Hauses ja nichts verloren.


    „…ein dringend gebotener Akt der Aufrichtigkeit!“ vernahm Silas. Die Stimme, obschon gedämpft, gehörte klar dem Libertus Pelias.
    Und die gemurmelte Erwiderung, irgendwas wie: „nicht nur meine sondern - murmel murmel – Entscheidung“ klang nach dessen Compagnon Arkadios.
    Silas verharrte in seinem Versteck, diese beiden Custodes, die ihn eingefangen und durch halb Italia nach Hause geschleift hatten, lösten noch immer eine Beklemmung in ihm aus. Auch wenn sie den Umständen entsprechend einigermaßen freundlich agiert hatten… und Arkadios, mit den krassen Muskeln, schon lange so was wie ein Idol von ihm war… so waren und blieben die beiden doch miese Sklavenhäscher, die zum Tartaros gehen konnten. Oder – Silas erinnerte sich an Mamas Sueben-Geschichten – zur HEL!!
    „…kannst aber doch nicht…“ – Wieder Pelias, in rechthaberischem Tonfall.
    „Gib endlich Ruhe. Nicht jetzt. Nicht hier.“ Schnitt ihm Arkadios das Wort ab. „Kümmer dich um deinen eigenen Dreck.“

    Wie der fauchte. Schien ja mächtig sauer zu sein. Worüber die beiden sich wohl in die Wolle geraten waren? Sonst waren sie ganz dicke. Während die beiden vorübergingen, Richtung Triclinium, schwelgte Silas kurz in der Vorstellung, wie die beiden sich gegenseitig die Köpfe einschlugen… oder noch besser, wie er selbst die beiden gegeneinander ausspielte, so dass sie sich am Ende gegenseitig die Köpfe einschlugen… dann hörte er Pelias auf einmal in ganz anderem Tonfall sagen:
    „Warte.“ Und der Custos wandte sich in Richtung der Genius-Statue. Silas stockte der Atem, er drückte sich gegen den kalten Mamorsockel… -

    Als jäh von den Fauces her sich weitere Schritte näherten, leichte und dazu hörte er Icarion gutgelaunt plaudern:
    „Ach, ihr seid ja auch schon da. Dann könnt ihr gleich schon mal probehören. Ich bin mir nicht sicher bei der dritten Strophe… hört es euch einfach mal an, schenkt mir ein Votum. Übrigens weiß ich aus sicherer Quelle, dass es Dorade gibt!“
    Die drei Freigelassenen entfernten sich Richtung Triclinium.


    Silas atmete auf. Ein Hausmädchen kam herein und begann damit, weitere Öllampen in den Nischen zu entzünden. Dann zog ein köstlicher Duft herauf, als Philodemus mit Servierplatten beladen aus Richtung Küche kam. Silas deponierte die Vase zu Füßen des Genius und trat schnellentschlossen auf ihn zu.
    „Ich soll dir helfen.“
    „Hm?“ Der Küchenjunge schielte ihn verdrossen an.
    „Beim Servieren!“
    „Hast du keinen Ofen zu kehren?“ Hohn lag in Philodemus‘ Stimme.
    „Rhea sagt, du hast so viel zu tun, ich soll hier helfen.“ Silas log ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Viel zu tun ist gar kein Ausdruck!“ Silas‘ Mit-Sklave überließ ihm ein Tablett und ging ihm voraus. Silas folgte hinein ins hell erleuchtete Triclinium.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!