• "Ich danke dir."
    Die Augusta nahm den Brief entgegen und entließ Constantius wieder.


    Nachdem sie die Länge des Briefes erkannte, machte sie es sich bequem und begann zu lesen. Dabei erinnerte sie sich wieder an die Gespräche mit dem Duumvir über die Probleme Germaniens und freute sich, von ihm über die Entwicklungen der letzten Wochen informiert zu werden. Sie beschloss, dem Senat dieses Wissen ebenfalls zukommen zu lassen und machte sich auf den Weg dorthin.

  • Auf dem Weg vom Audienzsaal in ihr Gemach konnte die Augusta doch das eine oder andere Schmunzeln nicht unterdrücken. Der Besuch von Marcellus kam überraschend, schon lange hatte sie keinen Gedanken mehr an ihn verwendet, doch umso größer war nun die Freude darüber, ihn wieder zu sehen.
    Eine Dienerin ihres Vertrauens, die bereit stand, beauftragte die Augusta darauf zu achten, nicht gestört zu werden. Dann betrat sie gemeinsam mit Marcellus ihr Gemach, der einzige Raum, den sie für private Gespräche wirklich nutzen mochte. Sie ertappte sich dabei, ganz gegen ihre eigentliche Art, leichte Nervosität dabei zu spüren, doch gab sich beste Mühe, es nicht zu zeigen. Stattdessen deutete sie ihm einen Platz und ließ sich selbst auf einem gemütlichen Stuhl nieder.
    Während sie bereits saß, nutzte sie die Gelegenheit, ihn ausführlich zu betrachten, ohne dass es ihm auffallen sollte. Die vielen Jahre haben ihn äußerlich deutlich verändert, aber noch immer schien er ihr der gleiche wie damals zu sein, und sie erinnerte sich an ihre Gefühle für ihn damals. Es war wohl einfache junge Verliebtheit und nicht mehr, und trotzdem eine schöne Zeit, die sie nie vergessen mochte.


    Doch bevor die Gedanken zu tief wurden, versuchte sie sich wieder zu besinnen und führte das Gespräch von vorhin fort.


    "Erzähl doch. Was hast du in den letzten Jahren gemacht?"

  • Auf der Suche nach einem geeigneten Opfer - im Kaiserpalast waren die Apollo-Altäre etwas dünn gesäht - stolperte der Gott unversehens in ein Frauengemach. Wie er schon da war untersuchte die Opfer-Ecke. Nein, an ihn hatte man nicht gedacht. Nichtmal eine klitzekleine Statue war zu sehen.


    Er besah die im Raum anwesenden Personen. Eine Frau und ein Mann. Und schon wusste er um ihrer beider Zukunft, wenn sie ihren Weg beibehalten würden. Und schüttelte traurig den Kopf.

  • Natürlich war es für Marcellus sehr beeindruckend zum ersten Mal auf den Spuren seiner Vorfahren durch den Palast zu wandeln. Noch dazu durch Räume, die den meisten Sterblichen verschlossen blieben. Er ließ sich jedoch seine Bewunderung nicht anmerken sondern folgte Drusilla in ihre privaten Gemächer. Dort angekommen, nahm er auf dem ihm angebotenen Platz nieder und sah zu ihr.


    "Da gibt es wohl nicht viel zu erzählen. Mein Leben verlief wesentlich weniger aufregend als deines, wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich bin in Achaia geblieben und habe mich dort den Studien zugewandt… habe viel über Religion, Wissenschaft und Philosophie gelernt und habe es mir weitestgehend gut gehen lassen.“


    Als er so erzählte viel Marcellus auf, das seine Beschreibung eigentlich genau das Gegenteil von Drusillas jetzigem Mann enthielt. Wieder eine Bestätigung, dass Drusilla wohl den richtigen Weg gewählt hatte, als sie mit Iulianus fort ging.

  • Sie schmunzelte bei seinen Ausführungen. Das schöne Leben, wie er es gerade beschrieben hatte, war genau was zu ihm passte. Sie selbst konnte sich nun rückblickend betrachtet jedoch nicht vorstellen, so weitergelebt zu haben.
    Ihm schien es gefallen zu haben.
    "Und hast du bereits Pläne, was du nun in Rom beginnen wirst?"

  • Der Patrizier beobachtete jeden ihrer wunderschönen Gesichtszüge, als sie zu lächeln begann. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er hier vor „seiner“ Drusilla, der jetzigen Kaiserin des römischen Reiches stand und mit ihr plauderte, als wäre über die Jahre nichts passiert. Auf ihre Frage hin, hielt er einen Augenblick inne und dachte nach bevor er ihr antwortete.


    "Um ehrlich zu sein… Ich weiß es noch nicht. In erster Linie bin ich zurückgekommen um die Familie zu unterstützen, nicht um Karriere zu machen. Andererseits neigen sich meine Geldreserven den Ende zu und ich sollte mir wohl wirklich ernsthafte Gedanken machen, wie mein Leben hier in Rom weitergeht.“


    Wirklich viel kam da für einen Patrizier in seiner Position nicht in Frage. Entweder er entschied sich für einen Einstieg in die Politik oder für die Religion. Eventuell kam auch noch ein höherer Verwaltungsposten in Frage. Vielleicht sogar am Kaiserhof? So konnte er zumindest Drusilla nahe sein. Er strich diese Gedanken jedoch wieder beiseite. Später hatte er noch genügend Zeit um sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Fragend sah er wieder zur Kaiserin.


    “Hast du einen Vorschlag für mich?“

  • Mit Freude nahm sie wahr, dass Marcellus nicht zu ihr gekommen war, um sie sich einen guten Posten zu verschaffen, sondern wohl wirklich um sie wiederzusehen. Umso mehr war sie nun natürlich geneigt ihm zu helfen.


    "Für jemandem wie dich, mit deiner Bildung und deiner Familie, sollte es kein Problem darstellen, einen geeigneten Posten zu finden.
    Ich weiß nicht, was du anstrebst und was du gerne machen würdest.
    Doch wenn ich etwas für dich tun kann, ... "

    Es wäre schade, würde er gleich wieder aus Rom in die Provinz verreisen, jetzt da man sich nach so langer Zeit wieder gesehen hat, und so würde sie sich doch einen Posten in Rom für ihn wünschen.

  • Marcellus nickte und verbeugte sich leicht vor der Augusta, im so zusätzlich die Worte seines Dankes zu unterstreichen.


    “Ich danke dir Drusilla für deine netten Worte und auch für dein Angebot. Ich werde mich wohl einmal umhören und dann meine Entscheidung treffen. Sollte ich deine Hilfe oder deinen Rat benötigen, so lasse ich es dich wissen.“


    Doch er wollte seine Zeit hier bei Drusilla nicht mit derlei Fragen vergeuden. Statt dessen trat wieder ein Lächeln in sein Gesicht und er sah sie musternd an.


    “Hast du all die Jahre eigentlich irgendwann einmal an mich gedacht?“

  • Mit einem Lächeln und einem Nicken zeigte sie ihr Einverständnis.


    Sein darauf folgendes Lächeln und seine Frage ließen sie dann, ganz ungewohnt zu ihrer sonst bodenständige Art, in Gedanken versinken. An die schöne Zeit, die die beiden miteinander hatten, bevor Iulianus in ihr Leben getreten war. Ab und zu kamen ihr natürlich auch damals noch Erinnerungen an ihn, besonders wenn die Zeiten nicht die schönsten waren, doch nie hatte sie ihre damalige Entscheidung bereut.
    Ihr Anstand würde es ihr eigentlich nicht gebieten, als verheiratete Frau zuzugeben, dass ihre Gedanken ab und zu bei ihm waren, doch mochte sie ihn auch nicht enttäuschen. Es war offensichtlich, dass er sie all die Jahre nicht vergessen hatte, sein Blick, seine Fragen, sie merkte, welche Antwort er erwartete.
    "Ja. Habe ich. Nicht nur einmal."
    Doch als sie die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte sie erst, wie sie von ihm vielleicht interpretiert würden, und versuchte die Bedeutung abzuschwächen.
    "Wir hatten immerhin eine schöne Zeit."

  • Die sommerlichen Temperaturen ließen anscheinend manchen Angestellten in der Verwaltung nachlässig mit seiner Arbeit werden, denn erst jetzt hatte die Kaiserin ein Schreiben aus Germanien zugestellt bekommen. Dass es schon längere Zeit in einer Ablage gelegen ist, wusste sie jedoch nicht. So machte sie es sich bequem und begann zu lesen.
    Es erfreute sie sehr, dass Valentin ihr auch noch nach langer Zeit nach ihrem Besuch noch über die Fortschritte im Wiederaufbau informierte, wo sie sich doch beim letzten Mal keine Zeit für eine Beantwortung seines Schreibens genommen hatte. Dieses Mal sollte es anderes sein.
    Doch zunächst wollte sie noch in den Senat. Zwar werden den Senatoren von verschiedenen Seiten Informationen aus den Provinzen zugeführt, doch war auf diese Quellen auch nicht immer Verlass und die Nachrichten von Valentin sollten ihnen nicht vorenthalten werden. So machte sie sich mit dem Schreiben auf in den Senat.

  • Zitat

    Original von IULIA ULPIA DRUSILLA
    "Ja. Habe ich. Nicht nur einmal."
    Doch als sie die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte sie erst, wie sie von ihm vielleicht interpretiert würden, und versuchte die Bedeutung abzuschwächen.
    "Wir hatten immerhin eine schöne Zeit."


    Für einen kuren Moment wirkte Marcellus geistesabwesend und war tief in seinen Gedanken versunken. Wieder kamen einige wundervolle Erinnerungen an früher in ihm auf und es erfüllte ihm mit großer Freude, dass auch Drusilla von einer schönen Zeit sprach, an die sie sich anscheinend ebenfalls gerne zurückerinnerte.


    "Das war sie in der Tat."


    Er sah kurz zu Boden eher er weiter sprach.


    "Ich denke, ich habe dir nun genug Zeit gestohlen und werde mich mit deiner Erlaubnis zurückziehen. Vielleicht finden wir ja in den nächsten Tagen wieder etwas Zeit für ein kleines Gespräch unter alten Freunden."

  • Sie lächelte ihn für einen Moment nur still an.
    "Von gestohlener Zeit kann keine Rede sein, ich habe sie genossen. Es war mir wirklich eine große Freude, wieder von dir zu hören.
    Ich hoffe, du lebst dich wieder gut in Rom ein und kommst auch bald wieder auf Besuch. Ich möchte doch wissen, wo dich deine Pläne hinführen.
    Und du weiß, wenn ich dir bei etwas behilflich sein kann, sag es."

    Sie stand auf und reichte ihm ihre Hand zum Abschied mit einem leichten freundschaftlichen Druck.

  • Viel Resonanz gab es auf den Brief von Seiten der Senatoren nicht, so ließ sich die Augusta auch nicht lange im Senat aufhalten und kehrte bald zurück. Sie nahm den Brief nochmals zur Hand und machte es sich auf einer Kline bequem.
    Besonders die persönlichen Fragen von Valentin an sie, beschäftigten sie noch.
    Ihre Reise nach Germanien vor einigen Monaten war in der Tat schön. Eine neuerliche Einladung erfreute sie, vor allem da sich Valentin schon beim letzten Aufenthalt wirklich große Mühen um sie gegeben hat. Auch klang der Anlass eines Erntedankfestes ein interessanter zu sein. Seine Erzählungen über dieses Fest weckten Neugier in ihr und der Begriff „Wodelsbier“ ließ sie sogar schmunzeln. Doch schien es ihr nicht wirklich angebracht, einem germanischen Fest zu Ehren derer Götter beizuwohnen. Auch andere Gründe, weshalb sie dieser Einladung nicht folgen würde, fielen ihr ein.
    Sie ließ also einen Scriba rufen und machte sich an das diktieren eines Antwortschreibens.

  • Sie hatte es also genossen. Marcellus kam nicht umhin ein strahlendes Lächeln aufzusetzen, blieb ansonsten jedoch völlig erhaben, wie man es von einem Patrizier erwartete.


    "Ich habe es auch genossen Drusilla. Es war mir eine Freude, dich nach all den Jahren so wohlbehalten wieder zu sehen. Sobald es mir möglich ist, werde ich dich wieder besuchen kommen. Bis dahin wünsche ich dir alles erdenkbar Gute."


    Als die Kaiserin dem Patrizier die Hand reichte, nahm er sie auf und führte sie zu seinem Mund, um ihren Handrücken mit einem zärtlichen und sanften Kuss zu bedecken. Dann ließ er sie wieder los und sah auf, als wäre eben nichts passiert. Es folgte eine förmliche Verneigung und ein erneutes Lächeln.


    "Meine Kaiserin!"


    Er nickte ihr noch einmal zu und verließ dann den Raum.

  • Der Sriba der Kanzlei hatte den Brief für die Augusta in der Poststelle des Palatiums abgeholt und brachte ihn nun in ihr Zimmer:



    Iulia Ulpia Drusilla, Domus Augustana, Roma, Italia


    Ehrenwerte Augusta,


    ich habe Deinen Brief erhalten und fühle mich sehr geehrt, so wie auch große Freude mein Herz darüber erfüllte.


    Was Raetia betrifft, hoffe ich auch weiterhin auf eine positive Entwicklung. Durch die voraussichtlich gute Ernte, nach einem verregneten Maius hat sich das Wetter sehr gut gemacht, wird auch einiges für Raetia übrig bleiben, so dass für den kommenden Winter zumindest die Provinzkassen nicht unnötig mehr belastet werden müssen. Hoffen wir, dass die Götter uns nicht vorher noch verheerende Wetterumschwünge schicken mögen.


    Sollte es meine Zeit und die Entwicklung der letzten Wochen, die hoffentlich nun abgeschlossen ist, erlauben, werde ich eventuell in den nächsten Wochen einmal selber nach Raetia reisen um mir vor Ort einen Überblick zu verschaffen. Ich vertraue zwar sehr auf die Legio und meinem Magistraten Iulius Lepidus, der dorthin entsandt wurde, doch denke ich, dass ein persönlicher Eindruck immer noch mal schwerer wiegt.


    Was die Einladung betrifft, bedauere ich natürlich sehr, wie wahrscheinlich jeder Bürger der Provinz und besonders der Stadt, dass Du diese nicht wahrnehmen kannst, doch sei Dir gewiss, dass Du gerne jederzeit und immer herzlichst Willkommen sein wirst!


    Was Deine Güte bezüglich des Patronats betrifft, fühle ich mich zutiefst geehrt und darf dies auch im Namen meiner Familie verkünden. Selbstverständlich, trotz unserer Wurzeln und Verbundenheit zu der alten Heimat, kannst Du jederzeit mit unserer Treue rechnen und den Diensten, die verlangt oder nötig sind. Mogontiacum und die Provinz sind mir, nach all den Jahren und den engen Verbindungen, die hier auch zustande kamen, eine richtige und gute Heimat geworden, die ich nicht missen möchte.


    Was die Anderen Wünsche betreffen ist es mir eine Ehre und Selbstverständlichkeit diese zu erfüllen.


    Mögen die Nornen stets wohlwollend über Dich wachen.


    In tiefer Ehrerbietung


    Valentin Duccius Germanicus


    /edit: Sig

  • Nachdem Amatia schon wie es Medeia vorgeschlagen hat, den Veranwortlichen auf der Germanienreise für die Sklaven befragt hat, mit der Palastwache geredet hat und ihr wirklich schon Bösestes schwant, begibt sie sich mit einem flauen Gefühl im Magen zur Kaiserin. Die letzte Hoffnung war noch immer, daß sie selbst die Sklavin hergegeben hat, aber eigentlich wagt Amatia gar nicht daran zu denken.
    Einmal atmet sie noch tief durch und klopft dann an.

  • Zwei Sklaven, die im inneren des Raumes standen, öffneten auf Geheiß der Augusta die beiden großen Flügeltüren, die den Audienzraum ihrer Gemächer vom Flur trennten. Die Augusta selbst ließ sich unterdessen auf einer Kline nieder und wartete darauf, das der Besucher eintrat.

  • Amatia tritt ein und verbeugt sich leicht, wie sie es vor der Kaiserin gewohnt ist.
    "Sei mir gegrüßt, meine Kaiserin. Verzeih, wenn ich gerade stören, doch ich habe ein Anliegen, das ich nicht länger aufschieben möchte."
    Sie spürt wie ihre Wangen vor Nervosität langsam rot anlaufen.
    "Es geht um Ioanna, die Sklavin, die vor einigen Monaten in Hispania gekauft wurde. " Noch immer sucht sie verzweifelt nach einer möglichst passenden Formulierung für ihre Frage, um möglichst wenig Unfähigkeit der Palastangestellten rüberzubringen.
    "Wurde sie vielleicht verkauft oder verschenkt?", fragte sie einfach direkt und erwartete mit großen Augen die Antwort der Augusta.

  • Die Kaiserin erwiderte ihre Verbeugung mit einem Nicken. Als sie jedoch dann ihre Frage stellte, sah sie die Kaiserin leicht irritiert an und schüttelte den Kopf.
    “Nein. Zumindest nicht auf meinen Geheiß. Aber warum fragst du? Wo ist die Sklavin?“

  • Auf einen Stoß strömt noch mehr Blut in Amatias Wangen und scheinen schon zu glühen.
    "Meine Kaiserin, sie scheint in Germanien entflohen zu sein. Oder jemand hat sie gestohlen. Jedenfalls ist es derzeit relativ gesichert, dass sie seit der Germanienreise des Kaisers, bei der sie in der Begleitung war, nicht mehr gesehen wurde.
    Ich habe mit Medeia gesprochen, habe den Verantwortlichen für die Sklaven auf der Germanienreise, Asklapios, gefragt. Auch die Palastwache sagt aus, sie nicht mehr seit der Reise nicht mehr gesehen haben. "

    Mit zögerlichem Blick sah sie die Kaiserin an.
    "Meine Kaiserin, wie sollen wir in diesem Fall verfahren? Soll die Suche nach ihr aufgenommen werden?"

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