• Ach herrje, ihre Wunschliste ist ja länger als die der gesamten kaiserlichen Familie inklusive gesamter Vorfahren...


    Bad... Lamm... Spargel... frisches Brot... leichte Speisen für den Herrn...


    In Gedanken schickte er schon etliche Stoßseufzer zu den Göttern. Dafür würde er eeeeeeewig in der Küche stehen.


    Der Medicus?


    Er überlegte kurz. Ahja, der komische da, er weiß schon.


    Achso der Medicus. Naja, dabei direkt war ich nicht. Aber der hat dann zu mir gesagt, daß er nur ein paar Tage Ruhe braucht und keine schweren Sachen essen soll, dann gehts schon wieder.

  • Livia seufzt.


    "Immer das gleiche mit diesen Medici... Nun gut. Dann verfahren wir halt so. Lass dir Zeit mit dem Essen. Ich werde zuerst noch ein wenig in die Bibliothek gehen und mich auch mit dem Bad nicht beeilen."


    Sie lächelt und überlegt kurz.


    "Danke, Ursus."


    Guter Dinge macht sie sich auf den Weg in die Bibliothek, um sich ein paar schöne Schriftrollen herauszusuchen.

  • Nein, diesmal war Ursus nicht auf der Katzenjagd. :D Diesmal wollte er ein altes illyrisches Rezept, Langosus (;)), machen, allerdings neigte er in der Küche dazu, sehr viel Dreck zu machen. Dementsprechend voll Mehl im Gesicht schaute er auf.


    Ja, Herrin. Sofort. Römisches oder kontinentales Frühstück oder doch eher auf die Vindobona-Art? ;)

  • Livia muss unvermittelt grinsen.


    "Ich probiere heute einmal die Vindobona-Version. Große Portionen. Wir haben Hunger. :] Dein Herr ist übrigens wieder gesund, falls es dich interessiert."


    Noch immer schmunzelnd wendet sie sich zum Gehen.


    "Bis gleich..."


    Guter Dinge macht sie sich auf den Weg in ihr Gästezimmer.

  • Der Ianitor führte den Sklaven der Germanica in die Küche, in der - wie immer, wenn Ursus am werken war - ein Durcheinander herrschte. Etliche Sklaven wuselten herum, ein Junge wischte den Boden auf, doch das war eine reine Sisyphus-Arbeit, wenn Ursus selbst zugegen war. Andere schnippelten Gemüse, einer rührte im Topf, ein anderer klopfte Fleisch.


    "Ursus?" rief der Ianitor rein.
    Ja?
    "Ich hab da einen Besucher, er gehört zu Senator Avarus. Gibts noch Mostbrötchen?"
    Die Weckerl sind noch net ausgekühlt. Gib ihm a bissl an Wein und dann geh wieder an die Arbeit. befahl Ursus, als er gerade ein dünnes, flachgeklopftes Stück Fleisch mit Mehl, Ei und Brösel umhüllte und sorgsam in heißes Schmalz einlegte.
    "Jaja, schon gut." antwortete der Ianitor und gab dem Besucher einen Becher Wein, verdünnt natürlich. "Also bis nachher." sagte er ihm noch, bevor er sich ein heißes Mostbrötchen schnappte, um es dann später verdrücken zu können, und sogleich verschwand.


    Du gehörst also zum Senator Avarus? sprach Ursus den Besucher an. Also ist er wieder in Rom? Wie heißt du überhaupt?

  • Ein himmlicher Duft durchzog des Sklaven Nase, als er die Culina betrat. Dankend nahm er den Wein entgegen und getraute ich auf einer Holzbank Platz zu nehmen.


    "Danke, man nennt mich Callianax und du bist Ursus?


    Bist du na ähm ja so frei?"


    Die Frage klang unwahrscheinlich und eher unsicher, als das Callianax ein 'Ja' erwartete. Mit dem Becher in der Hand schaute er sich um und fand die Küche ähnlich jener wo er ab und an, vorallem wenn er was verpatzt hatte, Möhren schälen mußte.








    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • In diesem Moment schepperte es. Der Küchenjunge, der gerade noch mit Aufwischen beschäftigt war, sollte einen Stapel Teller aus der Küche rausbringen, doch was tat er? Er verhaspelte sich und flog mitsamt den Tellern zu Boden. Den Göttern sei Dank waren es Silberteller, aber einige würden Beulen davontragen.


    Jetzt sieh, was du gemacht hast, du Lausebengel. herrschte Ursus den Jungen an. Ein einzelner Teller ist mehr wert als 10 von deiner Sorte. Geh mir aus den Augen! Der Junge, kaum 10 Sommer alt, konnte nur schwer seine Tränen unterdrücken, sammelte aber ohne ein Laut die Teller auf und verdrückte sich dann. Ursus seufzte und wandte sich dann an Callianax.


    Ein kleines Genie, was das Würzen von Speisen angeht, aber ein absoluter Tollpatsch, wenn man ihm etwas in die Hand gibt. grummelte Ursus, doch lange nicht mehr böse. Wie? Glaubst du wirklich, daß ich mir das hier antun würde, wenn ich frei wäre? Gespielt überrascht schaute er Callianax an. Er würde es nicht zugeben, aber er konnte sich nicht vorstellen, wo anders hinzugehen.

  • Das Scheppern ließ den Germanica Sklaven zusammen zucken. Er lächelte entschudigend und schaute auf den noch sehr jungen Burschen. Als er in dem Alter war, konnte auch er sich nicht frei nennen, denn Zeit seines Lebens war er ein Sklave. Sohn einer Sklavin, Enkel einer Gefangenen. Callianax glaubte daran nemal sfrei gewesen und niemals frei zu werden. Aber es störte ihn weniger, denn er kannte Stadtmenschen mit deutlich schlechterem Leben als er es hatte.


    "Ich weiß nicht..." er trank den Wein aus und hüpfte von der Bank. "Es ist besser ich mache mich auf den Rückweg. Mein Herr wartet sicher schon."


    Noch einmal blickte er sich um. Sicher würde man ihn aus Furcht noch zur Tür geleiten und sehen, das er auch wirklich ging ohne etwas mitgehen zu lassen. Callianax war das so gewohnt und es war etwas das ihn an seinem Stand störte. Denn eigentlich hatte er alles, was er sich in seinem einfachen Dasein wünschte.


    "Danke für den Wein."




    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Ursus schaute Callianax nachdenklich an.


    Du hast ja gar kein Weckerl probiert. rief er aus. Na sowas, der wollte doch nicht etwa seine Weckerl da verschmähen? Das wäre ein Affront, den Ursus niemanden verzeihen könnte. ;) Also nahm Ursus ein solches Mostweckerl und warf diesen Callianax zu.


    Hier, als Wegzehrung. Lass es dir schmecken, Junge.

  • Das Teil war ja noch warm... doch Callianax fing es gekonnt. "Danke ich nehm mal an, wir sehen uns wieder..." und schon war der Sklave draußen im Gang. Dort war es nicht weit bis zum Ausgang. Erst als er ganz draußen war, biss er in das Brötchen und steckte mit seinem "Hmmm lecker" die um ihn herum laufenden Menschen mit einem Hauch von Neugierde an. "Fast wie bei Muttern..." versuchte er sich zu erklären und beschleunigte seine Schritte zurück in die Casa Germanica.














    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • In der Küche, in einer Ecke des Raumes, stand sinnierend Phaeneas, der bithynische Leibsklave Lucianus‘, mit einem halbgefüllten Becher Wasser in der Hand, dessen Inhalt er per Kreisbewegungen hin- und herschwenkte. Vor ihm herrschte Trubel, natürlich, die Culina war schließlich das Zentrum des Lebens in einem Wohnhaus, wenn auch des sklavischen Lebens. Am Herd werkelte Arete herum, die stolze Arete mit ihrer spitzen Nase, darüber hinaus hielten sich noch Lichas und Syria, nebenbei in ein Gespräch verwickelt, kurzzeitig in der Küche auf. Dazu kam noch das Mädchen Smyrna, das irgendetwas suchte – Phaeneas war entgangen was – und sich dazu immer wieder an den anderen vorbei- und durch sie hindurchdrängte. Wen man natürlich nie vergessen durfte, war Berenice, die zufrieden wie eh und je über die in der Culina vorgehenden Aktivitäten wachte, glücklich darüber, auch in Rom die Küche nicht an jemanden abgeben zu müssen und so weiterhin selbst die Herrschaft inne zu haben.
    Nach Rom hatte es ihn nun also verschlagen. Wie seit jeher zuvor hatte er sich auch diesmal sofort perfekt an den Ortswechsel gewöhnt, sich binnen weniger Tage im neuen Haus und in der neuen Stadt zurechtgefunden. Germania und Mogontiacum trauerte er kein bisschen nach. Für ihn war jeder Ort so gut wie der andere – davon abgesehen, dass es hier natürlich viiiiel wärmer war. In Germania hatte er sich notgedrungen mit den Temperaturen arrangiert und so war allein schon die Vorstellung angenehm, sich ab sofort im Winter die etlichen Tunicaschichten sparen zu können. Das mediterrane Klima hier in Italia lag ihm viel mehr.
    Und noch ein Punkt unterschied diesen Ortswechsel von den etlichen anderen, die der Sklave im Laufe seines Lebens miterlebt hatte, und der ließ sich sehr leicht in einem Namen zusammenfassen: Lucianus. Dessen noble Gesinnung ihn vor der Welt auszeichnete und der sich vor Phaeneas von seinen bisherigen Herrschaften insbesondere dadurch abhob, dass er sich für ihn, Phaeneas, Zeit nahm, mit ihm sprach und ... zu ihm hielt. Im Grunde genommen war Lucianus das einzige, um das sich der Bithynier bei dieser Sache wirklich Gedanken gemacht hatte. Auch wenn seine Umgebung sich änderte, sein Herr blieb ihm erhalten, und das war alles, was zählte. So oft hatte das Schicksal ihn von Menschen getrennt, die ihm wichtig gewesen waren, und in Anbetracht dessen, dass man diese Personen quasi an einer Hand abzählen konnte, war Phaeneas überglücklich, nicht auf Lucianus verzichten zu müssen. Ja, Phaeneas genoss es, genoss es sichtlich – na ja, zumindest in Lucianus‘ Anwesenheit – seinem geliebten Herrn nach Rom folgen zu können.
    Den er nicht respektierte und ehrfürchtig zu ihm aufsah, sondern dem er ehrliche Zuneigung entgegenbrachte, durch nichts zu erschütterndes Vertrauen, dem Argwohn oder eigene Hintergedanken vollkommen unbekannt war. Phaeneas kannte nur zwei Extreme, Misstrauen oder bedingungsloses Zutrauen. Zweiteres wurde vor allem dadurch gefördert, dass er fast immer zu Ersterem gezwungen war – in einer Welt, die der Sklave als kalt, grausam und erbarmungslos erlebt hatte und die kaum eine Möglichkeit ausließ, ihm wehzutun.

  • Mit gezückter Wachstafel wandte sich Phaeneas an Evanoridas: „Wie wär’s wenn du mir einen Brief diktierst?“ Sein Lehrer, den er in Germania gehabt hatte, hatte ihm dringend empfohlen, alle sich nur bietenden Übungsmöglichkeiten wahrzunehmen. Als er eine von Phaeneas‘ Unterrichtsstunden besucht hatte, war sein Herr sehr erstaunt gewesen über seine Fortschritte, aber der bithynische Sklave sah immer noch viel Übungsbedarf – schließlich war ihm sein ganzes Leben lang beigebracht worden, sich immer noch mehr Mühe zu geben und sich mit immer noch mehr Anstrengung in eine Sache hineinzuhängen.
    „Kein Problem“, gab Evanoridas, der sich erst vor kurzem in Germania als Poet erwiesen hatte, auf die für ihn übliche lässige Art und Weise zurück. „Na, dann lass mal den Fachmann ran.“
    So hielt Phaeneas also den Stilus bereit, während sich sein Mitsklave auf einem Hocker niederließ und es sich dort demonstrativ bequem machte, als würde er imaginäre Kissen zurechtzupfen.


    „Also – Lucius Cotta grüßt seinen hochgeschätzten Quintus Rufinus!
    Ich freue mich ganz außerordentlich, dir zu deiner gewonnen Wahl gratulieren zu können und wünsche dir, dass dir die Götter auch während deiner Amtszeit weiterhin so gewogen sein mögen. Aber wie ich dich kenne wirst du auch dieses Amt mit Bravour ausüben!
    – Phaeneas, neuer Absatz!
    Ich kann dir versichern, dass es meiner Familie ausgezeichnet ergeht und sich alle bester Gesundheit erfreuen. Ich hoffe, gleiches kann man auch von den Deinen sagen. Beste Grüße auch an deine reizende Gattin ...
    Bei diesen Worten wurde Evanoridas‘ Stimme schmalzig-süß. „Absatz, Phaeneas!“
    „Etwas langsamer bitte“, unterbrach der ihn, mit eniem leisen Schmunzeln auf den Lippen, „so schnell bin ich noch lange nicht.“
    „Ah na ja, meinetwegen“, meinte Evanoridas mit einer unwirschen Bewegung. Er hatte sich längst schon perfekt in seine Rolle eingefühlt. „Aber jetzt weiter: Darüber hinaus will ich dir die Bitte antragen, mir die Ehre zu erweisen, an den nächsten Nonen bei meiner Cena zu erscheinen. Zu den köstlichen Gerichten meines allseits hochgelobten Koches werden Akrobaten und namhafte Schauspieler für Unterhaltung sorgen. Und meine Gruppe hispannischer Tänzerinnen willst du dir sicher nicht entgehen lassen. Evanoridas grinste. Zahlreiche Persönlichkeiten von Rang und Namen haben bereits ihr Kommen angekündigt. Bitte sei auch du mein Gast, mein werter Rufinus, und lass diesen Abend durch die Anwesenheit deiner wundervollen Gattin noch heller strahlen. Teile mir deine Antwort bitte bis zu den Kalenden mit. – Phaeneas, großer Absatz!
    Gesundheit und Wohlergehen, mein Verehrtester, sollen dir stets vergönnt sein und mögen die Götter mit Wohlwollen auf dich blicken!


    Evanoridas lehnte sich zurück und seufzte, dann richtete er seinen Blick auf seinen Mitsklaven und ordnete an: „Mein Phaeneas, siegel dieses Schreiben und sorg dafür, dass es pünklich ausgeliefert wird. - Und wehe du oder jemand anderes trödelt!“, schob er noch mit Bestimmtheit hinterher. „Schon gut, Evanoridas“, so fiel die üblich relativ nüchterne Antwort des Bithyniers aus. „Weißt du was, ich schlage dich zur Beförderung vor. Bei so viel Talent zum Befehle geben wäre das ja reine Verschwendung!“
    Nun schmunzelte auch der Gerade-eben-noch-Herr und stand aus seinem vornehmen Scherenstuhl auf, der sich nun wieder als einfacher Küchenhocker erwies.

  • Einen Becher Wasser wollte Phaeneas eben nur trinken. Wie sich das tagsüber während der Arbeit ergeben konnte, wenn man eben Durst bekam. So schob er sich in die gut beheizte Küche. Für den Moment waren dort ausnahmsweise einmal nur Frauen beschäftigt, was seltenst vorkam.
    Oh Frauen, was für ein angenehmer Anblick! Denn die erinnerten ihn nicht ständig an Cimon – genau deshalb war Phaeneas momentan nämlich allergisch gegen breite Schultern. Lucianus wie üblich ausgenommen.
    „Oh, salve Phaeneas“, grüßte die Köchin Berenice, während sie von dem Kochtopf aufsah, in dem die junge Smyrna rührte. „Salvete“, meinte der Leibsklave des Hausherrn und nahm sich einen Becher aus einem Regal.
    „Also ehrlich, ihr werdet mir alle fehlen!“, seufzte Berenice gerade. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, die Küche an jemand anderen abzugeben!“
    „Berenice, du redest, als müsstest du weggehen. Dabei räumst du doch nur deinen Platz als Oberköchin!“, schob Mania ein.
    „Ja, das ist schon schlimm genug. Wie wird das nur sein, als Außenstehende diesen Raum zu betreten ... Jedenfalls wird meine Arete hier für mich immer nach dem Rechten sehen, nicht wahr, meine Liebe?“ Die Angesprochene nickte lachend: „Ja, das werde ich!“
    „Und du, Smyrna, wirst einmal eine ganz außerordentlich begnadete Köchin sein! Das sieht man jetzt schon!“ Liebevoll strich sie dem Beinahe-Noch-Mädchen über den Kopf, das kicherte.
    „Ach, die jahrelange Zusammenarbeit mit euch!“ Sie fuhr sich über die streng zu einem Knoten zusammengebundenen Locken und dann über die Schürze. „Bestimmt wird es euch unmöglich sein, euch von jemand anderem herumkommandieren zu lassen!“, scherzte sie, worauf die anderen wieder lachten – auch wenn sich mit Sicherheit einige an Momente erinnern konnten, in denen es nicht lustig gewesen war, von Berenice herumgescheucht zu werden.
    „Niemand wird dir verbieten, das gegebenenfalls auch weiterhin zu tun, Berenice. Außerdem wirst du Gelegenheit haben, deinem Nachfolger ausführlich auf die Finger zu schauen.“ Die Wahrheit war, die bisherige Oberköchin würde wirklich nur ihren – offiziellen – Machtbereich in der Küche verlieren, aber ihr Ansehen bei den Sklaven würde sie weiterhin haben. Und Phaeneas war auch gewaltig froh darum. Denn er brauchte diese Frau. Sie war eine treibende Kraft im Haus und ohne sie würde der Bithynier einiges nicht zurande bringen. Kurz gesagt, sie hatte beides, was was dem Leibsklaven fehlte: Durchsetzungsvermögen und Freude am Anschaffen.
    „Ja, du hast recht. Und mein Nachfolger wird ja schließlich das gleiche wollen wie ich stets: das Beste für die Familia ...“ Pathetische letzte Worte einer Köchin.


    In diesem Augenblick kam Evanoridas in die Culina. Einen kurzen Blick warf er zu Arete, dann entdeckte er Phaeneas mit dem Becher Wasser in der Hand. "Phaeneas, wieder ein Brief für dich.“
    Allein bei dem Anblick der gesiegelten Papyrusrolle bekam der Bithynier einen halben Herzanfall und als ihm Evanoridas die Rolle in die Hand drückte, entdeckte er auch das „C“ auf dem Siegel.
    Schon wieder?“, kommentierte Berenice das Ganze. „Hat es sich jetzt erst rumgesprochen, dass du das Lesen und Schreiben gelernt hast?“
    Phaeneas warf ihr einen vernichtenden Blick zu, von wegen sie sollte ihre Neugierde im Zaum halten.
    Die Köchin zog sich daraufhin zurück, doch Arete kannte kein Erbarmen.


    [Blockierte Grafik: http://img156.imageshack.us/img156/1492/17000055wr7.jpg]

    Sim-Off:

    Arete - erstmals exklusiv mit Bild


    „C – kenn ich nicht“, meinte sie, während sie an Phaeneas‘ Schulter vorbei auf das Schreiben linste. „Aber vornehm, dieser Brief, so mit Papyrus und Siegel ... War der letzte nicht auch so? Wer schreibt dir denn da?“ Zu viel ungefragte Anteilnahme an seinem Leben war dem Bithynier seit jeher zuwider gewesen und gerade in dieser Sache wollte er nicht, dass die anderen Sklaven auch nur annähernd zu erahnen fähig waren, wie es um das Seelenleben des höchsten Sklaven nach dem Herrn stand.
    „Privatsache“, antwortete er deshalb knapp und wusste haargenau, dass diese Worte nicht sonderlich überzeugend, geschweige denn souverän wirkten. Ansonsten bahnte er sich seinen Weg aus der Küche, durch die Sklaven, die sich neugierig um seinen Brief geschart hatten.
    „Ja, ich verschwinde dann auch mal“, ergänzte Evanoridas, sah noch ein letztes Mal zu Arete und verließ dann mit Phaeneas den Ort der Zubereitung der kulinarischen Labsal, wie ein germanischer Sklave vor Jahren einmal gesagt hatte.

  • In der Küche der Villa Vinicia bot sich für den Betrachter, der die neuesten Entwicklungen nicht mitbekommen hatte, ein ungewohntes Bild: „Iotape, sieh doch bitte nach dem Hasen für heute abend! Lichas, bevor du hier herumsitzt, holst du ein neues Liquamen aus der Voratskammer!“ So schickte Mago die vinicischen Sklaven in der Culina umher. „Schmeck bitte eben die Soße ab, Xerxes, ich will nicht, dass sie so lasch ist wie beim letzten Mal.“ Irritiert sah er sich um. „Wo ist denn jetzt der Honig hingekommen?“ Smyrna kam ihm zu Hilfe. Am Tisch saß Deidameia und schnitt Gemüse, Arete unterstützte Xerxes beim Abschmecken und warf giftige Blicke zu Mago hinüber.
    Der ganz frisch seinen Herrschaftsbereich, die Culina, in Besitz genommen hatte. Berenice hatte Abschied von der Küche genommen. Ab jetzt hatte sie nur noch ihre Autorität, direkte Machtbefugnisse waren ihr keine mehr gegeben. Was natürlich nicht hieß, dass sie ab sofort unwichtig war. Zu sagen hatte sie nachwievor eine Menge.
    Mit Tränen in den Augen (manchmal neigte sie ein bisschen zu Theatralik, aber sie wusste eben, wie sie es machen musste) hatte sie ein letztes Mal ihren Blick durch den Raum schweifen lassen, dann alle langjährigen Mitstreiter an ihre üppige Brust gedrückt (erfreulicherweise hatte sie das bei Phaeneas unterlassen, da er ja nicht zum Küchenpersonal gehörte) und schließlich jene schicksalsschweren Worte gesprochen: „Ich werde euch bestimmt besuchen, Mago unterstützen ...“ Ein Lächeln zu ihm. „Denn dauerhaft könnte ich euch ja doch nicht allein lassen. Ich vermisse euch jetzt schon, Schätzchen!“ Mit Mühe und Not hatte sie es geschafft, ein Schluchzen zu unterdrücken – man konnte eine gewisse Altersmilde an der grundsätzlich sehr souverän herrschenden, weil überreich mit Führungsqualitäten ausgestatteten Berenice feststellen.
    Diese resolute Seite hatte sie auch prompt gezeigt, als sie in einer bestimmenden Geste ihre Tunica straff gezogen hatte.
    „Aber ihr schafft das! Ich glaube an euch!“, hatte sie zu ihrer letzten Motivationsrede angesetzt. „Denn ihr seid die beste Küchengemeinschaft Roms! Und nicht nur dort, des ganzen Imperiums! Ich weiß es, jahrelang war ich eure Küchencheffin – und ich habe euch alle einzeln ausgesucht, gefördert, euch in guten und schlechten Zeiten erlebt, sie mit euch durchgestanden. Katastrophen abgewendet, schier unüberwindliche Herausforderungen gemeistert und dabei die Herrschaften immer glücklich gemacht! Ihr seid die Crème de la Crème der Kochsklaven und ich hoffe, dass Mago mit euch genauso zufrieden sein wird, wie ich es war!“


    Durch das, was die Sklaven so untereinander erzählten, hatte Phaeneas erfahren, dass Berenice damals für sie selbst sehr überraschend zur Küchencheffin ernannt worden war. Schließlich war sie eine Frau und der oberste Koch eine Vorzeigeposition, vor jeglichen Gästen, bei Feiern und sowieso überhaupt. Aber ihre kulinarischen und autoritären Fähigkeiten hatten so sehr für sie gesprochen, dass sie sich schließlich gegen alle männlichen Bewerber durchgesetzt hatte. Berenice war überglücklich gewesen und hatte ihre Aufgabe stets als unfassbares Privileg angesehen. Dass sie als Frau so die Gelegenheit bekam, sich in einem Senatorenhaushalt zu beweisen.
    Aber alles ging einmal zu Ende und so zog sie sich nun aus der Küche zurück und widmete sich weniger anstrengenden Aufgaben. Überließ das Feld „den Jungen“, wie sie sagte. Und so war nun Mago oberster Koch.
    Phaeneas verfolgte seine Hast, mit der er Aufgaben verteilte, überwachte, Tipps verteilte, und die wohl untrennbar zu einem Küchenvorstand gehörte. Er machte seine Sache wie zu erwarten gut. Schließlich war er schon seit Jahren in der Culina eingearbeitet, an die Abläufe gewöhnt und sein Geschick dabei hatte für sich gesprochen – und ihn letzten Endes in die engere Auswahl der Nachfolgekandidaten für Berenice gebracht. Arete war es schließlich nicht geworden.


    ‚Wieder etwas erfolgreich zum Abschluss gebracht.‘, dachte Phaeneas.
    Wenn er nur wüsste, was das mit Cimon jemals werden würde ...

  • „Ich komme gleich, Schatz“, rief Mago gut gelaunt in Richtung Küchentür, wo Evanoridas gestanden war und sich jetzt entfernte. Pfeifend sah der Koch nach dem Auflauf.
    Arete schnaubte verächtlich. „Kannst du deinen Bettgefährten nicht aus der Küche halten?“
    Verschmitzt zwinkerte Mago: „Können schon, aber warum sollte ich? Er ist einfach unglaublich, in jedweder Hinsicht.“ Versonnen würzte er nun die Füllung für die harten Eier.
    Arte verkniff sich jede weitere Diskussion. „Na, wenn es dir Spaß macht, dir die letzten Arbeitsstunden vom Anblick deines Gespielen versüßen zu lassen.“ Jeden Abend kam der hier vorbei, um zu sehen, ob Mago schon Dienstschluss hatte; für nichts und wieder nichts, wenn man sie fragte.
    Nachdenklich sah Mago sie an. „Was ist nur mit dir los, Arete? Du bist zur Zeit so unentspannt. Sonst kennen wir dich doch ganz anders, lebendig und lebensfroh. Schau doch mal, ob du sie wiederfinden kannst, die fröhliche, optimistische Arete!“ In dem Versuch, ansteckend zu wirken, lachte er sie an.
    „Das kannst du vergessen!“, fuhr die ihn an, nun endgültig eingeschnappt.
    Der Koch zuckte nur überfordert mit den Schultern.

  • "Und du bist dir auch ganz sicher, dass du mich nicht willst?“, fragte Lais und streckte ihre Hand leicht nach Phaeneas aus.

  • „Ganz sicher“, antwortete der und schob ihre Hand zu ihr zurück, wo sie seiner Ansicht nach hingehörte.


    So wie sie jetzt hatten es vor ihr die meisten Sklaven und Sklavinnen dieses Hauses auch bei ihm versucht. Wie es sich gehörte, wenn jemand über einem stand oder frisch befördert wurde. Nur dass die anderen das eben schon bei Phaeneas‘ Ernennung zum Leibsklaven abgehakt hatten, Lais nur war eben neu und musste diese Formalität noch hinter sich bringen.
    Sprich, Phaeneas‘ Absage entgegen nehmen. So wie alle anderen davor.

  • Aber für Lais war die Sache hier noch nicht erledigt. "Von den andern Sklaven des Hauses hab ich gehört, dass du keine Beziehung hast und dich auch nie jemand in der Nacht besucht – und das schon seit Jahren“, erkundigte sie sich nun mit zurückgehaltener Neugierde, bei dem Versuch ihrem Angebot Gewicht zu verleihen. "Bist du nicht einsam?“

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