Der Tulpengarten [Alt]

  • "Nennt mich einfach Wong. Wir sind beide keine Soldaten mehr, und mein Adelstitel zählt nur in meiner Heimat. Ich habe Euch und Euren Bruder immer sehr geschätzt, wißt Ihr? Ihr habt zu den loyalsten und ehrenhaftesten Soldaten gehört, die ich persönlich kennengelernt habe. Und wir sind noch immer Kameraden, das stimmt. Wir sollten vielleicht per du sein?"

  • Ich verdutzt, aber zugleich stolz ein solches Angebot zu bekommen "Ja, Ober.......Ja Wong, gerne nehem ich Eue.......dein Angebot an!"
    es würde schwer für mich werden, mich umzugewöhnen, aber ich würde es schon irgendwie schaffen!

  • "Na dann..." sagte ich auf Chinesisch und ging in Kampfstellung. Nachdem Maximus auch in Kampfstellung gegangen war, griff ich mit einigen Handkantenschlägen zum Kopf an, die er alle abwehrte. Dann machte ich plötzlich einen schnellen Schritt neben ihn und trat mit meinem rechten Fuß seinen rechten Fuß weg. Als er strauchelte, drehte ich mich und packte seinen Arm, um ihn gänzlich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Allerdings achtete ich darauf, dass er nich hinfiel.


    "Ist schon etwas her, dass du gegen einen Meister gekämpft hast, oder? Du bist langsam geworden!" sagte ich auf Chinesisch.


    Ich ließ ihn langsam los, so dass er wieder stabil stand.


    "Das ganze noch mal. Greif an!"

  • Ich musste Lächeln....anscheinend hatte ich mich selbst überschätzt.....der Meister war doch immer im Training und nicht nur im Kampf! Es war etwas anderes gegen wilde krieger zu kämpfen, als gegen einen Meister dieser Kunst!


    "Nun gut, Wong, ich werde es versuchen" sagte ich und begab mich in Kampfstellung. Linker Fuss vor, rechter zurück, die Knie leicht abgewinkelt, sicherer Stand.
    Den linken Arm vor den rechten, die Ellbogen in einem 90 Grad Winkel.....so stand ich nun vor ihm und er vor mir.


    Ich begann ebenfalls mit ein paar Handschlägen gegen den Kopf meines Gegners, was, wie zu erwarten, völlig sinnlos war.....Wong wehrte natürlich ab........dann eine Drehung, schlag an die Brust.......Wong wich zur Seite aus.....dann eine Drehung zur anderen Seite......ein Fusstritt..........dieser traf zwar, blieb aber ohne Folgen......


    So ging es eine Weile hin und her, einige Schläge und Tritte trafen und einige nicht, auf beiden Seiten aber ich konnte Wong nicht aus der Ruhe bringen, geschweige denn besiegen....aber das hatte ich auch nicht erwartet, schliesslich war ER mein Lehrer!

  • Auch wenn ich äußerlich gelassen blieb, brachte er mich doch einige Male in Bedrängnis. Sein Kampfstil hatte sich geändert, nicht mehr ganz so elegant, wie ich es versucht hatte, ihm beizubringen, aber durchaus effizient. Es fehlte nicht mehr viel, dann könnte er ein Meister werden.
    Ich brach den Übungskampf ab, indem ich einen Schritt zurück wich und mich verbeugte.


    "Dein Stil hat sich verändert, Maximus. Du solltest noch etwas an der Geschwindigkeit arbeiten, aber der Stil ist effizient. Übe noch ein wenig und entwickle dann die Bewegungsfolge für einen Kampf gegen drei Gegner."


    Die letzte Aufforderung, eine Bewegungsfolge zu entwickeln, war traditionell die Möglichkeit, in den Kreis der Meister aufgenommen zu werden. Wenn denn die Abfolge der Techniken sinnvoll wäre und großes Können voraus setzte.

  • Als Liu Wong zurücktrat und sich verbeugte, war dies das zeichen zum Abbruch! Ich tat es im gleich!


    "Danke, Wong, diese Worte aus Deinem Mund sind eine grosse Ehre für mich. Du hast recht, die ewigen Kämpfe haben mich geprägt, das verändert auch den Kampfstil. Auf dem Schlachtfeld, hat man keine Zeit, um seine Bewegungen gut aussehen zu lassen."


    Ich wusste, was Wong mit der Aufforderung zur Übung des Kampfes mit drei ausdrücken wollte und ich fühlte mich sehr geehrt.


    "Ich werde Üben, wenn es meine Zeit erlaubt, ich werde in Kürze meinen Dienst als Liktor antreten und werde wahrscheinlich wenig Zeit haben, aber ich werde es versuchen, Meister"


    Ich verbeugte mich nochmals.....

  • Ich verbeugte mich ebenfalls.


    "Du wirst es auch schaffen, Maximus. Ich wünsche dir viel Erfolg als Liktor. Wie ich dich kenne, wirst du deine Aufgabe gewissenhaft erfüllen. Das muss in deiner Familie vererbt sein. Evodius und, so weit ich ihn kenengelernt habe, Commodus sind auch sehr gewissenhaft bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Ich freue mich, solch ehrhafte Männer zu kennen."


  • Commodus trat hinaus in den Rosengarten, den er so lange vernachlässigt hatte. Doch jetzt, nachdem er sich entschlossen hatte, sein Amt niederzulegen, wollte er sich wieder um die Rosen kümmern. Er schritt die Reihen der Rosenbüsche ab und zupfte hier und da ein wenig Unkraut heraus. Mitten im Feld kniete er sich hin und roch an einer der Rosen.
    http://hometown.aol.de/CrazyBaerli/images/rosen-02.jpg


    Er blieb eine Weile dort sitzen und genoss die Ruhe.

  • Commodus hatte einen Stuhl und einen kleinen Tisch in den Rosengarten stellen lassen und kam nun mit einem großen Krug Wein und einem Becher hinaus. Er ging auf den Stuhl zu und setzte sich hin. Er goss etwas Wein in den Becher, lehnte sich zurück und trank einen Schluck. Dann liess er seinen Blick über die Rosen in seinem Garten schweifen und lächelte.


    Das ist es, was ich immer so an Hispania geliebt habe. In Rom war doch alles viel zu hektisch um sich einfach mal hinzusetzen und die Sonne zu geniessen. dachte er und trank einen weiteren Schluck.

  • Ich ging hinaus in Vaters Rosengarten, weil ich ihn dort vermutete. Und ich hatte Glück, dort sass er, auf einem Stuhl in der Sonne und trank Wein.
    Ich schlich mich leise an ihn heran. Als ich direkt hinter im stand sagte ich mit verstellter Stimme:
    Du sollst doch nicht soviel trinken!


    Er erschrak und drehte sich um. Ich lächelte ihn an und konnte nicht anders als ihn zu umarmen.

  • Ich liess meinen Vater wieder los und setzte mich zu seinen Füssen auf den Boden.


    Ach weisst du, ich find es einfach so schön hier. In Rom war alles so voller Menschen und so laut, aber hier ist es schön ruhig. Ich bin froh, dass wir hierher gekommen sind.

  • Liebevoll schaute Commodus auf seine Tochter herab. Sie war das einzige seiner Kinder, die noch nicht das Haus verlassen hatten. Und er wollte das es immer so bleibt. Denn wenn sie das Haus verlassen würde, würde sie auch die Familie verlassen.


    "Es freut mich, dass es dir hier gefällt. Aber wir sind ja auch hauptsächlich hier her gekommen, weil es hier so schön ist und weil wir in Rom nicht unbedingt zufrieden waren."


    Er legte seine Hand auf ihre Schulter und streichelte sie kurz. Mit der anderen Hand nahm er seinen Becher und trank noch einen Schluck Wein.

  • Lächelnd schaute ich meinen Vater an.
    Heisst das also wir bleiben für immer hier?


    Ich freute mich sehr, denn ich fand diese kleine Stadt in der Provinz viel schöner als Rom. Vor allem, weil ich sie noch nicht richtig kannte und in Rom schon jeden Winkel gesehen hatte.


    Und dann trank Vater schon wieder Wein. Warum musste er das immer tun? Das war eine so schreckliche Angewohnheit.
    Trink nicht soviel Wein, Vater. Das ist nicht gut für dich.

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