Decima Lucilla

  • Auf einmal fällt Lucilla auf, dass sie noch immer zwischen Tür und Angel stehen. "Verzeih, ich bin ein wenig durch den Wind. Möchtest du dich nicht hersetzen und ein wenig über dich erzählen?"


    Sie deutet zu dem Tisch in ihrem Cubiculum und schaut dann lächelnd zu Violentilla. "Ich weiß ja, dass Onkel Mercator eine Menge Geschäftsfreunde hat... hatte... Aber es würde mich doch interessieren, wo du herkommst und seit wann mein Onkel sich um dich kümmerte. Wo hast du denn bisher gelebt? Bist du in Italia geboren? Hast du noch Geschwister?"


    Bereitwillig lässt Lucilla ihrer Neugier freien Lauf, denn diese verdrängt vorerst die Trauer.

  • Ich folge Lucilla bis an den Tisch und setze mich dann.


    Ich komme ursprünglich aus Ostia, wir wohnten dort wegen dem Beruf meines Vaters. Nach seinem Tod brachte mich Mercator nach Misenum. Ich wohnte dann dort bis jetzt, eigentlich bis Vorgestern. Ich hatte einen Bruder, doch er versank ebenfalls mit dem Schiff meines Vaters. Alle sind sie gestorben... alle die ich liebte... Mutter, Vater, mein Bruder, Onkel Mercator..


    Wieder ronnen wieder einige Tränen aus meinen Augenwinkeln.

  • Auch Lucilla kann nun die Tränen nicht mehr länger zurückhalten und versucht sie vergeblich mit dem Handrücken abzuwischen. Sie selbst hat ebenfalls schon zu viele Lieben verloren, doch im Gegensatz zu Violentilla hat sie selbst noch einige Brüder, Schwestern, Cousins und Cousinen.


    "Das tut mir leid." schnieft sie. "Aber jetzt bist du ja eine Decima. Und damit hast du auf einen Schlag eine riesige Familie." Lucilla grinst schief und versucht Violentilla und sich selbst ein wenig aufzuheitern. "Das sind mehr, als man an einem Ort zusammen bringen kann. Mittlerweile gibt es sogar in Germania Decima. Mein Bruder Meridius und mein Cousin Magnus sind dort und..." Wieder schaut sie Violentilla fragend an. "In welcher Beziehung stehst du nun eigentlich zu uns? Hat Onkel Mercator dich als seine Tochter angenommen?"

  • Auch ich konnte mich wieder etwas fangen und ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.


    Ich hoffe das die Familie mich auch mag... Nein Mercator adoptierte mich nie, aber Livianus tat es, also bin ich wohl seine Adoptivtocher. Wie bist du denn mit mir Verwandt?

  • "Oh!" Livianus' Adoptivtochter - damit ist Aemilia ja doch schneller Mutter geworden, als gedacht. "Livianus ist mein Cousin, dann wärst du meine... Cousine zweiten Grades. Und umgekehrt bin ich deine Großcousine."


    Nachdenklich blickt Lucilla auf den Tisch vor sich. Selbst wenn Violentilla nur adoptiert ist, je mehr Familienmitglieder in der Generation unter Lucilla nachrücken, desto älter kommt sie sich vor. Es wird wirklich Zeit, dass sie heiratet. Ihre Gedanken schweifen zu Avarus und dahin, dass sie ihm noch Bescheid geben müsste, dass sie nach Tarraco reisen würden. Je nachdem, wie lange sie in Hispania verweilen würde, würde sie ihn vielleicht nur einen halben Monat nicht sehen und doch kommt es ihr schon jetzt unendlich lange vor.

  • Aus ihren Gedanken gerissen blickt Lucilla lächelnd auf. "Nein, ich bin nicht verheiratet. Aber ich arbeite daran. Cousinen bekommst du mit mir dann gleich mit Mengenrabatt. Ich habe noch zwei Schwestern, Tertia, sie ist Vestalin hier in Rom, und Eleanora, sie lebt zuhause in Tarraco. Außerdem noch meine Cousine Alessa, sie ist Priesterin der Venus und zur Zeit auch in Tarraco. Du meine Güte, und einen Haufen Onkels hast du ja dann. Martinus, Magnus und Mattiacus! Martinus und Mattiacus sind auch hier in Rom und Magnus, der ist in Germanien bei der Ala. Und damit haben wir dann auch schon die halbe Familie. Aemilia gehört natürlich noch dazu, sie ist Livianus Frau. Hast du sie schon kennen gelernt? Dann fehlen nur noch meine Brüder samt ihren Kindern. Das sind Flaccus, Maior mit seinem Sohn Stilo und Meridius mit Maximian und Romanus. Romanus ist eigentlich der Sohn meines Bruders Praetorianus, aber... Praetorianus... er starb letztes Jahr. Er war auch der Vater meiner Nichte Valeria, die jedoch bereits erwachsen ist."


    Lucilla überlegt kurz, ob noch jemand fehlt. Normalerweise ist ihr gar nicht so bewusst, dass die Familie tatsächlich so groß ist, doch es ist tröstlich zu wissen, dass es noch immer so viele sind. "Mein Bruder Lucidus fehlt noch. Er ist allerdings schon lange Zeit in Tylus und ehrlich gesagt kenne ich ihn kaum. Er ist auch in die Familie adoptiert und ich hatte nur wenig Gelegenheit, ihn kennen zu lernen." Das müssten dann hoffentlich alle sein. "Ach so, und um deine Frage zu beantworten, ich bin Praefecta Vehiculorum von Italia. Daher verbringe ich die meiste Zeit des Tages in meinem Officium mit Schriftkram und der Annahme von Briefen. Daneben schreibe ich noch ein wenig für die Acta Diurna."

  • Phu... das sind aber sehr viele Verwandte, mal sehen, ich werde sie wohl nach und nach alle persönlich besuchen. Einen interessanten Beruf habt ihr da! Ich bin Discipulus der Venus und hoffe das ich hoffentlich bald in der Priesterschaft aufsteigen werde. Ist denn schon jemand in Aussicht ab den ihr euch gern vergeben würdet?

  • Sim-Off:

    Die Römer kannten das 'Sie' nicht, du darfst also ruhig du sagen. :)


    "Noch eine Priesterin, das ist schön. Göttlichen Beistand kann eine Gens nie genug haben." Lucilla blickt auf das Muster des Tisches. "Ja, es ist bereits jemand in Aussicht, sogar schon in Planung. Allerdings..." Sie hebt eine Hand vor den Mund, denn erneut kann sie das Schluchzen nicht verhindern. "... momentan... ich kann nur noch an Onkel Mercator denken und wie er..." Die Tränen fließen nun wieder ungehindert. "Wie kann ein Mensch nur so etwas tun?"

  • Sim-Off:

    Das schlimme ist jetzt das ich das eigentlich schon weiß. :D


    Sanft nahm ich meine Großcousine in den Arm und streichelte sie etwas um sie zu trösten.


    Aus Hass, Mordlust, Gier... es gibt so viele Gründe... er ist bestimmt im Elysium!


    Versuchte ich sie zu trösten.


    Wie kam er denn genau um sein Leben? Ich will euch nicht verletzen doch ich weiß nur das er ermordet wurde.

  • "Ich weiß es nicht." schluchzt Lucilla nun noch mehr, als zuvor. "Er wurde... ich... bei den Göttern, er war voller Blut..." Sie presst die Augen zusammen, doch das Bild des toten Körpers lässt sich nicht aus ihrem Kopf vertreiben. "Sie haben ihn erstochen, ihm ein Ohr abgeschnitten... mitten in Rom... Wie können Menschen so etwas tun? Wie können sie nur so tief sinken? Er war so ein guter Mensch." Sie schüttelt verzweifelt den Kopf und lässt ihren Tränen freien Lauf.

  • So weint Lucilla eine Weile vor sich hin, bis sie sich schließlich von Violentilla löst. "Danke." flüstert sie leise und wischt sich die Tränen ab.
    "Verzeih mir. Es ist für dich sicher auch nicht einfach, gerade jetzt zu uns zu stoßen."

  • So grausam es klingt, man gewöhnt sich daran wenn nacheinander alle geliebten Menschen starben, man stumpft ab und Zählt nur noch die hellen Stunden des Lebens, wie eine Sonnenuhr.


    Du musst dich für nichts entschuldigen, ich bin Priesterin geworden um Menschen zu helfen, was wäre ich denn für eine wenn ich nichteinmal meiner Cousine helfe?

  • "Nein." Lucilla schüttelt den Kopf. "Ich werde mich nie daran gewöhnen. Und ich will mich auch nicht daran gewöhnen. Mit jedem Einzelnen wird ein Stück von mir sterben, so lange, bis ich selbst sterbe und sie im Elysium wieder sehe. Doch daran gewöhnen werde ich mich nie."

  • "Früher oder später werden wir alle ins Elysium kommen." Lucilla ist die ganze Situation ein wenig unangenehm. Sie kennt die junge Frau kaum und doch gibt sich diese schon so vertraut mit ihr. Lucilla sehnt sich nach einem vertrauten Gespräch mit einem ihrer Cousins.


    Dennoch blickt Lucilla sie lächelnd an. "Verzeih mir, doch ich würde jetzt gern ein wenig allein sein. Wir werden uns sicher noch in der Casa über den Weg laufen. Sie ist zwar sehr groß, aber früher oder später sieht man sich doch."

  • "Danke." Lucilla blickt erneut auf den Tisch hinab.


    Es ist noch so viel zu tun. Sie würde dafür sorgen müssen, dass Ambrosius für Hispania packt, jedoch nicht zu viel. Bei Avarus müsste sie vorbeigehen. Im Officium müsste sie nochmal nach dem Rechten sehen und den reibungslosen Ablauf während ihrer Abwesenheit organisieren. Lucillas Herz wird schwer, als sie an Hispania denkt, denn es kommt ihr so vor, als würde sie nur noch zu Bestattungen dorthin reisen...

  • Und wieder gehts nach Tarraco. Bäh, und wieder auf dem Schiffsweg. Mir wird schon wieder ganz schlecht, wenn ich nur daran denke... ;( *seufz* Wenigstens soll ich nicht so viel einpacken, den Göttern sei Dank, aber die Herrin will sicher in Tarraco nicht groß ausgehen.


    "Herrin? Schau, ich habe mulsum mitgebracht. Extra stark und schön süß. Das hilft."


    Achje, sie schaut ganz bedröppelt. :( So ein Tod ist immer was furchtbares. Ich meine, der Alte hätte es sicher nicht mehr so lange gemacht, so alt wie der schon war, aber auf solche Art... ungut. *schüttel* Echt ungut.


    "Ich kümmere mich um den Rest, ja? Wann reisen wir ab?"

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