• Sie wusste ja doch irgendwie, dass sie Angst hatte, aber es war schwer eine Angst zu beschreiben die man nicht wirklich kannte oder nicht in Worte fassen konnte. Ihre Finger verweilten immer noch auf seiner Haut und sie konnte nicht leugnen, dass es sich nicht etwas gut anfühlte ihn so zu berühren, aber sie wusste es waren Gedanken die sie nicht denken durfte, ausserdem war sie hier eine Art Gefangene und nichts weiter sonst. Sie musste sich hier gegen alles wehren, das war immer noch besser als zu kuschen. "Vielleicht Angst davor etwas zu tun was nicht gut ist. Angst vor dem Ungewissen. Es ist Angst die ich nicht beschreiben kann, aber die in mir ist und das schon länger, nicht erst seit heute" flüsterte sie ihm zu. Sein Blick ruhte viel zu lange auf ihrem und sie konnte spüren wie sich die Haare an ihren Armen aufrichteten. Nadia hörte ihm aufmerksam zu, aber es waren alles Namen die sie nicht kannte, wie denn auch sie war Sklavin und da wurden ihr solche Namen niemals genannt, aber sie spürte, dass eigentlich ein großer Mann hier vor ihr stand. Er versuchte es zu verbergen, aber hatte er nun auch Angst vor ihr weil sie ihn berührte? Sie meinte ein Zucken von ihm gespürt zu haben was durch ihre Fingerspitzen drang. "Und du warst einer der Überlebenden" stellte sie fest, denn schließlich stand er noch vor ihr. Als ihr bewusst wurde, dass sie ihre Hand immer noch auf seiner Brust hatte zog sie diese langsam weg, aber verweilte immer noch auf seiner Haut, warum wusste sie nicht,vielleicht damit er nach ihrer Hand greifen konnte? Sie konnte spüren wie er atmete, weil sich seine Brust hob un senkte unter ihren Fingern und ihrer Hand und auch seine Wärme, alles war so deutlich und rief die Sehnsucht in ihr hervor die sie schon so lange spürte. Es war schlimm nicht mehr zu spüren wie man sie in den Arm nahm, kein Cato, kein Jemand, kein Furianus von dem sie sich nichts mehr gewünscht hätte als genau das. Zaghaft glitten ihre Finger weiter.

  • Ihre Angst, die sie hatte, hatte sie also nicht erst seit heute oder seit sie Crassus kannte, somit konnte sie zumindest nicht direkt mit ihm zusammenhängen. Das beruhigte Crassus zwar etwas, aber doch irgendwie verletzte es ihn auch. Es war zwar nicht seine Absicht gewesen, dass er ihr Angst machen würde, aber nach dem ganzen bisher, hätte er von sich schon erwartet, dass er wenigstens etwas Angst auf sie ausgeübt hätte. Crassus schob den Gedanken beiseite und machte sich lieber Gedanken darüber, wovor sie Angst haben konnte. Sie war Sklavin, da war es in Crassus Augen nur zu verständlich, dass sie Angst hat. Immerhin sollte sie dazu ja auch noch Freigelassen werden, wie Furianus und auch schon sie mehrfach sagte, das würde ja bedeuten, dass sich, ob nun gewollt oder nicht sei mal dahingestellt, ihr ganzes bisheriges Leben verändern würde. Na gut, als Liberta war man zwar immernoch nicht wirklich frei, aber zu mindest freier als ein Sklave. Auf ihre ausgesprochene Feststellung, erwach Crassus langsam aus seinen Gedanken und sah Nadia an. Erfasste sie an ihrem Kinn und hob es sanft aber bestimmt, um ihr in die Augen sehen zu können. Ohja, Crassus fühlte wie er alt wurde. Würdest du dir etwa wünschen, dass ich zu den hunderten Gefallenen zählen würde und ich damit nie als Offizier nach Rom gekomme wäre? Alt und weich, wie er sich in Gedanken berichtigte.

  • Ihre Ängste waren so tief in ihr verankert, dass sie diese wohl niemal los werden würde, egal bei wem und wem sie gegenüberstehen würde. Die Angst nun bei ihm war, dass sie auf eine Weise schwach werden könnte, denn sie fühlte es, fühlte wie sich langsam der Boden unter ihren Füßen öffnete und sie verschlingen wollte. Doch es war nur ihr Innerstes welches in die Tiefe gerissen wurde, denn ihr Körper stand noch an Ort und Stelle genau gegenüber von Crassus. Ihre Hand strich immer noch langsam über seinen Oberkörper bis sie ihre Hand sinken ließ und neben sich legte. Nadia konnte noch seine Wärme spüren, aber auch diese verflog irgendwann. Ihr Blick war immer noch auf die Narbe gerichtet die ein seltsames Muster bildetet und etwas zackig war, nicht grade wie es andere immer waren. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie berühren würde und vor allem nicht, dass er so sanft sein konnte. Langsam ließ sie ihren Kopf anheben und sah ihm genau in die Augen. In ihren blauen Augen schimmerte es und auch ihre Lippen waren umgeben von einem leichten Zittern. Seine Frage irritierte sie einen kuezen Moment und sie sah ihn mit leicht geöffneten Mund an. Seine Finger immer noch warm unter ihrem Kinn spürend suchte sie nach einer Antwort. Ihr Herz pochte ziemlich wild und es schien fast so als würde es immer wieder einige Aussetzer haben. "Nein, das wünsche ich mir nicht" flüsterte sie und sah ihn weiter an. Bis jetzte hatte sie noch nicht einmal ihren Blick von ihm abgewandt.

  • Nun hatte Crassus die Bestätigung, dass es absolut nicht mehr so lief, wie er es gerne gehabt hätte. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, fast nackt vor einer hübschen Frau zu stehen, doch war das mit dem gesamten Hintergrund, nicht mehr ganz so einfach. Denn eigentlich wollte und sollte er sich nicht so von ihr einlullden lassen. Er hatte nicht vor, sich von ihr so einfach weichkochen zu lassen. Wie er es doch hasste! Er wusste genau, dass es so, wie es momentan lief, nicht wirklich gut lief. Er wusste sogar genau, was er wie hätte machen müssen, um die Kontrolle wieder an sich zu reißen, doch irgendwie wollte er die einzig richtige Maßnahme nicht ergreifen. Es war ihm klar, dass mit jeder Minute die er weiter wartete, sich Nadias Position erst einmal verbesserte, doch trotzdem wollte er diese Ruhe nicht so jäh unterbrechen. Und vorallem wunderte ihn ihre Antwort. Er hätte seinem Peiniger den Zorn der Götter, die Pest an den Hals, alle erdenklichen Schmerzen und was ihm sonst noch alles eingefallen wäre, gewünscht. Sie dagegen hatte sich nicht einmal gewünscht, dass er im Kampf gefallen wäre und sie somit nie gesehen hätte. Die Sklaven sollte mal einer verstehen.
    Dann geht es dir anders als mir. erwiderte er ihr noch auf ihre Antwort hin und riß sich dann von ihren Augen los. Es kostete ihn einiges an Überwindung, denn es war ihm klar, er hätte sie sofort haben können, wenn er es nur gewollt hätte. Und als er sich von ihren Augen gelöst hatte, ging ein kleiner Ruck durch Crassus gesamten Körper. Er wandte sich ihr ab und dem Schreibtisch zu, griff, darauf bedacht sich nicht wieder von ihr in den Bann ziehen zu lassen, nach der Tunika und machte sich daran sie sich anzuziehen.

  • Gerne hätte sie gewusst was er grade dachte und gleichzeitig fragte sie sich warum sie das nun zu ihm gesagt hatte, denn sie müsste ihn hassen und ihm den Tod wünschen. Er hatte sie gedemütigt und fertig gemacht auch wenn sie eine gewisse Schuld dabei hatte. Aber wegen ihm war sie hier und nicht bei Cato. Wegen ihm war sie noch immer nicht frei und würde es vielleicht niemals mehr sein. Sie hatte alles aufs Spiel gesetzt und haushoch verloren. Tiefer hätte sie wohl niemals mehr sinken können und nun stand sie vor diesem Mann den sie hassten müsste und wusste nicht weiter, wusste nicht einmal mehr was sie fühlen sollte und was richtig war. Seine Worte überraschten sie und als er sich dann noch von ihrem Blick löste stand sie total verwirrt da und wusste gar nichts mehr. Sie brauchte einen Bruchteil von einer Sekunde um zu begreifen, dass er sich abgewandt hatte. Hatte er Angst vor ihr? Nadia war sich nicht sicher, wie sie sich schon die ganze Zeit nicht mehr sicher sein konnte. Er stand immer noch neben mir, denn viel hatte er sich nicht bewegen können, schließlich war der Schreibtisch gleich neben ihnen und ergriff die Tunika. Sie schluckte kurz und versuchte dann das Wort zu ergreifen. Mit sanfter Stimme sprach sie nun "Warum geht es dir anders? Wünschst du dir tod zu sein, dass du es nicht geschafft hättest?" Das konnte sie nicht verstehen und fast war sie versucht wieder ihre Hand zu heben und seltsamer Weise tat sie es auch und berührte ihn am Arm in dem Moment wo der Stoff seiner Tunika über seinen Körper fiel. "mir wurde einmal gesagt, das Leben ist ein Geschenk welches man nicht so aufgeben sollte."

  • Crassus hielt in seiner Bewegung sofort inne, als er ihre Hand auf seinem Arm spürte. Für einen Moment lang hielt er sogar die Luft an und wagte es nicht zu blinzeln. Er hatte schon fast damit gerechnet, dass sie das machen würde, doch trotzdem war er dann letztlich leicht überrascht, als sie es tatsächlich tat. Erst nach einigen Momenten wand er seinen Kopf langsam und zögernd in ihre Richtung. Er sah sie mit einem traurigen, aber zugleich auch kaltem Gesichtsausdruck an. Ich hatte dort den zweit höchsten Rang inne und war somit mit der höchste kommandierende Offizier. Findest du es nicht merkwürdig, dass beide, der beiden Kommandeure, unter den wenigen Überlebenden waren? Ich schon. Wie sieht denn das aus? So als ob wir unsere Männer vorgeschickt hätten, um für uns zu kämpfen und sterben, nachdem sie dann gestorben sind, haben wir kapituliert, um unsere Haut zu retten? Ja, genau so sieht es auch... er sah ihr trotzig in die Augen. Ohne, dass es Crassus wirklich wahrnahm, hob auch er seine Hand und legte sie auf die Hand, die noch immer auf seinem Arm lag. Sodas sie gar nicht auf die Idee kam, sie wegzunehmen. Weißt du was das traurige daran ist? Je länger ich darüber nachdenke, umso schwammiger werden die Erinnerungen an diesen Tag. Ich kann nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob ich damals überhaupt nur einen Mann in der Schlacht niedergestreckt habe oder, dass die Behauptung falsch wäre. sein Gesicht hatte inzwischen wieder einen traurigeren Ausdruck angenommen, doch seine Stimme war weiterhin fest. Natürlich werde ich mein Leben nicht einfach so aufgeben. Dafür habe ich zu viel in es investiert. Nur um der ganzen Welt zu zeigen, dass ich meine Männer nicht im Stich gelassen habe. Aber er verstärkte den Druck auf ihre Hand wer soll mir in dieser Sache glauben, wenn ich nicht einmal selber von dieser Sache überzeugt bin?

  • Sie war sich nicht sicher ob es eine gute Idee gewesen war ihre Hand auf seinen Arm zu legen, aber für solche Gedanken war es nun eindeutig zu spät und sie ließ sie einfach da. Wahrscheinlich hatte sie das heute schon viel zu oft gedacht und da sie sich sowieso viel zu durcheinander fühlte war es auch besser wenn sie darüber sich nicht weiter den Kopf zermaterte. Nadia wusste nicht was sie denken sollte, als sie seinen Blick sah, diese Traurigkeit in seinen Augen hatte sie nicht erwartet, viel mehr wohl eher, dass er vielleicht ihre Hand nehmen würde um sie wegzustoßen, aber nicht diesen Blick, der ihr nun ein ganz anderes Bild von diesem Mann zeigte, den sie hätte hassen müssen und den sie auf einmal nicht mehr hassen konnte. Sicher war immer noch etwas da, auch von der Angst und noch sicherer war, dass sie es dennoch versuchen würde von hier zu entkommen...eines Tages, denn sie würde sonst zugrunde gehen. War er wegen dem Erlebten deswegen so wie er war? Sie wusste es nicht und es war eigentlich auch nicht ihre Aufgabe es zu ergründen und wahrscheinlich wollte sie es nicht einmal. Auf einmal lag seine Hand auf ihrer mit einem sanften Druck. Es überraschte sie, aber sie ließ ihre liegen und versuchte ihn zu vertehen, nein eigentlich verstand sie ihn schon. "Die Götter waren mit euch und wahrscheinlich hatten sie mit dir noch etwas vor und haben dich deswegen diesen Weg gehen lassen. Nur sie wissen warum sie es getan haben und es hätte auch keinen Sinn nachzugrübeln warum es so ist oder war. Du hast das richtige getan. Es gibt einen Punkt wo man an sich selbst denken muss und ausserdem waren deine Männer wohl schon tot, also was hättest du tun können? Auch sterben? Das hätte deine Männer nicht wieder lebendig gemacht und dein Leben wäre verwirkt gewesen." Sanft schüttelte sie ihren Kopf oder bewegte ihn einfach nur ganz leicht hin und her. "Du musst lernen mit der Vergangenheit abzuschließen und mit ihr ins Reine zu kommen, und dann wirst du sehen, dass du an dein Handeln glauben kannst und es auch die anderen tun." Nadia versuchte ihn anzulächeln und eigentlich war diese Situation ziemlich suspekt wenn man bedachte was vor kurzem noch hier abgegangen war, dass sie ihm das Trinken entgegen geschüttet hatte und alles in einer Katastrophe zu enden schien. "Ich glaube dir" sagte sie leise.

  • Natürlich hatten die Götter noch etwas mit mir vor, sonst wäre ich heute nicht der Praefectus Praetorio! Aber, warum haben sie denn dann erst diese Schlacht schlagen und auch verlieren lassen? Und warum stand uns damals Mars nicht bei, wenn sie mit mir noch etwas vorgehabt hätten? Auch wenn du sagst, dass es keinen Sinn macht darüber zugrübeln oder nachzudenken, so sind diese Fragen ja doch da und auch wichtig. er sah sie aufgebracht an. Natürlich konnte sie darauf auch keine Antworten geben, woher auch, aber darum ging es Crassus nicht. Es tat ihm einfach mal gut darüber zu sprechen. Und auch wenn es Crassus in dem Moment nicht klar war, so war Nadia wahrscheinlich die einzige Person, die er das je erzählen würde. Sie war eine Sklavin, aber keine aus Crassus Haushalt, was also bedeutete, dass wenn sie etwas nachteiliges über Crassus sagen würde, es die meisten Menschen kaum glauben würden, da sie ja eigentlich nicht diese Information hätte kennen können und sich wahrscheinlich nur ins Gespräch bringen wollte und sich deshalb sowas ausgedacht hatte. Doch all diese Überlegungn hatte Crassus nicht wirklich bewusst angestellt. Wahrscheinlich war er sich nur im Unterbewusstsein klar geworden, dass sie die einzig richtige für diese Aussprache wäre, dass er hier wenig zu befürchten hätte. Da er davon nichts bewusst mitbekommen hatte, war alles was er gerade sagte auch ernst und ehrlich. Hätte er diese Berechnungen bewusst angestellt, so hätte es wahrscheinlich die ganze Aussprache null und nichtig gemacht. Die Zukunft der Römer liegt in der Vergangenheit. Die Werte und Traditionen aus der Vergangenheit haben das aus uns gemacht, was wir heute sind. Aus Niederlagen in Schlachten haben wir gelernt und unsere Schlüße gezogen, damit uns so etwas nie wieder passieren wird. Ich kann aber aus meiner Vergangenheit keinen Schluß ziehen, der mir für die Zukunft hilft. Der mir sagt, warum das so passiert ist. Ich kann nicht mit etwas abschließen, dass ich nicht verstanden habe. Ich kann genauso wenig das Laufen verlernen, wenn ich noch nie in meinem Leben einen Schritt getan hab. Das geht einfach nicht. Das geht genauso wenig, wie aus diesem Tag Schlüsse zu ziehen. Das ist ein Dilemma aus welchen es keinen Ausweg gibt. Deshalb ist es auch sinnlos darüber weiterzureden. er sah sie einen Moment lang stumm an, während er ihre Hand wieder losließ und sich dem Tisch mit den Kleidern zuwandte. Er wählte wahllos irgendetwas aus und begann es sich anzuziehen.

  • "Die Wege der Götter sind unergründlich. Du weißt, dass ich dir auf all die Fragen auch keine Antworten geben kann. Ich kann mich nur wiederholen, aber dennoch höre ich dir zu und wenn ich könnte würde ich auch etwas dazu sagen, aber ich glaube ich finde nichts dazu." Sie fühlte ein beklemmendes Gefühl bei sich, weil sie sich so hilflos vorkam. Warum sie so mit ihm redete konnte sie nicht einmal sagen, es war seltsam, aber es war halt Nadia. "Dann versuche es zu verstehen, aber versuche es auch als etwas endgültiges zu akzeptieren, dass es so gekommen ist wie es kam. Warum fragst du nicht bei den Göttern nach? Vielleicht werden sie die auf diese eine kleine Frage eine Antwort geben, auf das Warum. Versuche es doch, vielleicht kannbst du dann einen gewissen Frieden finden" sagte sie sanft und zog ihre Hand zurück, als er sich etwas von ihr wegdrehte.
    Es gab eigentlich nichts was sie für ihn machen konnte und da wieder dieses Gefühl, dass sie so etwas wie Mitleid mit ihm hatte, auf eine ganz eigentümliche Art und Weise. Er war bis vor kurzem nicht wirklich nett zu ihr gewesen und doch bot sie ihm eine gewisse Hilfe an sogar wenn es einfach nur ums Reden ging. Nadia war jemand der Geheimnisse immer für sich behielt, auch wenn sie damit großen Ärger bekommen würde, denn sie wusste schon so viele Dinge die ihr eigentlich den sicheren Tod einbringen würden.
    Grade noch sah sie zu Crassus hin als dieser sich etwas von dem Kleiderstapel genommen hatte und es grade über den Kopf stülpen wollte. "Halt...das ist eine weitere Tunika" sagte sie und legte eine Hand auf seine die den Stoff schon gefasst und übersteifen wollte. "Ich glaube das würde merkwürdig aussehen wenn du zwei von der Sorte überziehen würdest." Sie lächelte ihn verlegen an und deutete auf das Teil was unter der Tunika gelegen hatte.

  • Das war doch zum aus-der-Haut-fahren. Jahre lang hatte Crassus jegliche Erinnerung an diesen einen Tag, wahrscheinlich mit, wenn nicht sogar der schlimmste Tag in seinem Leben, verdrängt. Aber ausgerechnet heute, wo er eine Sklavin hätte bestrafen sollen oder wollen und er eigentlich hart sein sollte, ging ihm die Erinnerung nicht mehr aus dem Kopf. Und die Erinnerung wiederum macht ihn so nachdenklich und auch etwas sentimental. In einer Situation, in der er sowas gar nicht brauchen konnte. Wenn er so bei einem Verhör anfangen würde, dann wäre er bald das Gespött Roms. Verdammte Scheiße.
    So in Gedanken vertieft, merkte es Crassus gar nicht, wie er nach einer zweiten Tunika griff. Doch wieder spürte er plötzlich ihre Hand auf seiner Haut. Das war doch zum Durchdrehen, dachte sich Crassus, normalerweise sollte er jetzt durchdrehen, aber er wollte und tat es auch nicht. Er wusste gerade echt nicht was jetzt nerviger war, dass die Lage so verlief, wie sie verlief, oder dass er sich nicht darüber aufregen konnte, dass die Lage so verlief, wie sie verlief. Obwohl er weiter wusste, dass er ihre Hand jetzt forsch wegschubsen sollte, hob er stattdessen seinen Blick und sah zu Nadia. Zu einer lächelnden Nadia. Das gabs doch nicht. 'Crassus du wirst weich!' schrie eine Stimme von innen - vergeblich. Es war kein wirkliches Lächeln, was sich auf Crassus Gesicht abzeichnete, aber doch vollführten seine Mundwinkel eine recht ähnliche Bewegung. Man sah Crassus den inneren Zwiespalt deutlich an und es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich seinen Mund öffnete und einige Töne ihren Weg fanden. Er brauchte Ruhe, wollte mit sich selber wieder in Einklang kommen. Geh.

  • Ihre Blick huschte über sein Gesicht und versuchte seine Gedanken zu ergrunden. Hatte sie nun wieder etwas falsch gemacht? Er sah so komisch aus und sie hielt inne, sogar mit dem Atmen. Sie hatte ihm doch nur das gesagt was sie dachte und eben hatte sie ihm nur die Hand auf den Arm gelegt weil er sich sonst falsch angezogen hate. Zaghaft glitten ihre Finger über seinen Arm, als sie ihre Hand wieder zurückzog. In ihren Augen blitzte etwas auf, etwas nicht zu ergründendes und doch greifbares. Sie konnte das angedeutete Lächeln von ihm sehen und auch, dass etwas in ihm vor ging, etwas was sie nicht kannte oder vielleicht doch zu kennen glaubte. Sie ließ ihre Hand sinken und sah ihn weiter an. Sein einziges Wort traf sie ein wenig, denn es kam ihr so vor als hätte sie wieder einmal etwas falsch gemacht. So neigte sie ihren Kopf und nickte. "Ja Herr" kam es sonderbar demütig aus ihrem Mund. Dennoch einen Moment länger blieb ihr Blick auf seinen Augen haften, aber langsam begann ihr Lächeln zu schwinden.
    Sie warf ihm einen letzten Blick zu und machte sich dann langsam auf en Weg zu der Tür, allerdings sehr zögerlich als wartete sie darauf, dass er noch irgendetwas sagen würde.

  • Es brach Crassus beinahe das Herz, als sie ihm direkt in die Augen sah und das Lächeln langsam aus ihrem Gesicht wich. Es kam ihm fast so vor, als ob er sie getötet hätte. Nicht nur getötet, sogar verraten. Er hatte ihr Sachen erzählt, die bestimmt nicht sonderlich schön anzuhören waren, die wahrscheinlich nur langweilend waren, doch nach all dem, was zwischen den beiden vorgefallen war, hatte sie ihm trotzdem zugehört und zumindest so getan, als ob sie seine Lage nachvollziehen konnte. Und nicht nur das, nein, sie schenkte ihm sogar ein Lächeln. Und was tat Crassus? Er raubte es ihr und bewies wieder einmal, was für einer er war.
    'Das war das einzig richtige. Sie ist nur eine Sklavin, seit wann schert es dich, was sie denken, was sie fühlen, wie sie sich fühlen und wie es ihnen geht?' versuchte er sich selber von den Gedanken loszureißen und sein Gewissen etwas zu besänftigen. Allerdings nur mit mittelmäßigem Erfolg. Wehmütig sah er ihr zu, wie sie langsam zu der Tür ging. Auch wenn er nun gerne etwas gesagt hätte, ließ er es sein und sah ihr schweigend auf ihrem Weg zu.

  • Ihre Finger legten sich auf die Tür und sie hatte eigentlich nichts mehr anderes zu machen als einfach zu gehen. Es war erstaunlich wie sich alles entwickelt hatte. Von unschönen Worten waren sie dazu übergegangen, dass er ihr sein Herz ausgeschüttet hatte und dann wieder eine andere Seite zeigte. Vielleicht ließ ihn die Erkenntlich darüber, dass er sich ihr viel zu weit geöffnet hatte, so reagieren. Sicher hatte sie noch eine ziemliche lange Zeit dazu genau das rauszufinden. So verließ Nadia, mit einem kurzen Blick über ihre Schuler, das Büro von Crassus und machte sich wieder auf den Weg zurück in die Sklavenunterkunft. Wie sollte sie sich ihm eigentlich nun gegenüber verhalten? Er hatte gesagt, dass sie ab nun seine Leibsklavin sein sollte. Meinte er das ernst? Sie hatte keine Angst mehr ihn zu berühren, aber sie hatte andere Ängste die noch viel tiefer saßen und dies war der Grund warum ihr die Gedanken einer Flucht auch nicht mehr aus dem Kopf gingen. Aber das hatte ja noch Zeit.....oder doch nicht?

  • Er war gradewegs von dem Eingang zu dem Büro von Crassus gelaufen und hatte unterwegs einem Sklaven noch seine wenigen Sachen in die Hand gedrückt und wo er schon bei Sklaven war, er war gespannt wie es seiner Sklavin gehen würde. Auf sie freute er sich ganz besonders. Hoffentlich war sein Großcousin da, denn es gab doch viel zu besprechen und einen guten Wein konnte er auch mal wieder vertragen. Fabi klopfte an die Tür.

  • Crassus, der wie immer über irgendwelchen Dokumenten brütete, ließ den Besucher erst noch einige Zeit vor der Türe warten, bis er ihn endlich hineinbat. Wenn man gerade mitten in irgendwelchen komplizierten Rechnungen war, wollte man diese schließlich erst zu Ende rechnen. Wer wusste denn schon, wenn man sonst den Anschluß wieder finden würde?


    Herein!

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