• Beim besten Wille, aber Crassus konnte auch nach momentelanger Beobachtung nichts an dem Besucher entdecken, was ihn an Tiberius erinnern würde. Gut, es war auch schon ewig her, dass er ihn das letzte aml gesehen hatte und zwischenzeitlich hatte er mit vielen Gesichtern zu tun gehabt, sodass seine Erinnerung durchaus verwaschen waren. Aber da Crassus ja nicht an einen so dreisten Eindringling glaubte - das wurde ihm ja schon damals bei Nadia zum Verhängnis - wollte er mal davon ausgehen, dass es wirklich sein Verwandter war:


    Auch du sollst mir gegrüßt sein, Tiberius. Bitte, setz dich, die Reise muss anstrengend gewesen sein. Wasser, Wein oder sonst eine Leckerei?

  • Tiberius setzte sich zufrieden auf den ihm angebotenen Stuhl und lächelte dankbar.


    "Oh, gern etwas Wein, die Reise war tatsächlich anstrengend. Ich bin von Tarentum quasi durchgereist und habe lediglich obligatorische Pausen in diversen Gasthäusern auf dem Weg hierher nach Rom gemacht.


    Es freut mich dass du dich an mich erinnerst, es ist ja nun schon eine ganze Weile her dass du deinen Neffen zu Gesicht bekommen hast. Wie geht es denn dir und der Familie?"

  • Crassus klatschte zwei mal in die Hände, ein Sklave erschien daraufhin in der Türe und nach einigen Worten verschwand er um den guten Wein, mit Wasser und zwei Bechern zu bringen.


    Nun, das kann ich mir vorstellen, dass so eine Reise an den letzten Kraftreservern zerrt und diese leidige Erfahrung werde ich schon in nöchster Zeit wieder einmal machen müssen - nämlich dann, wenn ich nach Spanien überfahre.


    Natürlich erinnere ich mich, wäre ja noch schöner wenn ich mein eigen Blut vergessen würde.
    Der Familie geht es soweit gut, allerdings ist sie sehr verstreut, wirst also selten jemanden hier in der Casa antreffen. Die einen sind in den Cohortes Urbanae, andere in Germanien, wie zum Beispiel Fabricianus - wenn du dich noch an ihn erinnerst, und wieder andere bei den Prätorianern. Naja, so geht jeder seinen Weg und von ein paar Treffen, meistens wenn sie wieder Geld brauchen, lässt sich die Verwandtschaft so gut wie nie blicken. Wahrscheinlich auch besser so, sonst würde die Casa bald überlaufen...


    Crassus lachte laut und der Sklave, der gerade wieder kam, füllte die beiden Becher mit einem Wein-Wasser Gemisch.

  • Tiberius hörte seinem Onkel aufmerksam zu und streifte den Sklaven mit einem flüchtigem Blick, dann antwortete er:


    "Das betrübt mich zu hören, ich hatte gehofft, endlich einmal die Familie wiederzusehen... aber nun ja, vielleicht ergibt es sich ja in geraumer Zeit einmal. Du möchtest nach Hispania? Was treibt dich dorthin?


    Was tut der gute Fabricianus denn in Germanien?


    Aprops überlaufene Casa... ließe sich wohl noch ein Plätzchen für mich finden?"

  • Als beide Becher gefüllt waren gab er sowohl Tiberius als auch Crassus einen:


    Nicht was, sondern viel mehr wer, müsstest du fragen. Ich werde auf Geheiß unseres Imperator Caesar Augustus dort einen Aufstand niederschlagen.


    ob Metellus überhaupt schon wusste, dass Crassus Praefectus Praetorio wurde? Naja, würde er gleich merken.


    Er dient dort in der ALA II Numidia, hatte er zumindest vor. Habe nämlich seit seiner Abreise nichts mehr von ihm gehört.


    Aber sicher lässt sich da ein Plätzchen finden. Einer meiner Sklaven wird gleich für dich ein Zimmer herrichten...


    und schon verschwand der Sklave aus der Türe, um eben so ein Zimmer vorzubereiten.

  • Tiberius nahm den Becher in Empfang und wartete, dass sein Gastgeber den ersten Schluck nahm.


    "Du schlägst einen Aufstand nieder, im Autrag unseres Kaisers? Hm... bist du noch bei der Kaiserlichen Garde, oder hast du bereits das Kommando über eine Legion? Das letztemal dass ich von deinen Tätigkeiten hörte war, dass du ein Tribunus bei den Cohortes Praetoriae warst...


    Vielen Dank, ich werde auch sicherlich nicht zur Last fallen."

  • Und als Crassus das durstige Funkeln in Tiberius' Augen sah, nahm er auch gleich einen Schluck, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. ;)


    Naja, stimmt beides nur zu Hälfte. Ich bin zwar noch bei den Prätorianern, aber nicht mehr als Tribunus Cohortis Praetoriae. Aber auf der anderen Seite habe ich auch ein Kommando inne - allerdings nicht das einer Legion. Ich bin nämlich der Praefect der kaiserlichen Garde unseres Imperators Caesar Augustus und damit oberster Reichspraefect des Imperiums.

  • Als Crassus von seinem Wein trank, tat Tiberius es ihm gleich, und glücklich nahm er einen kräftigen Schluck. Denn wie er feststellte, handelte es sich bei dem Wein um einen sehr guten Jahrgang!


    Der Wein blieb ihm aber im Halse stecken als er den Worten seines onkels weiter lauschte, er verschluckte sich kurz und hustete ausgiebig.


    "Präfekt der Kaiserlichen Garde? Beim Herakles, das ist ja... und wie, ich meine, wann... da bleibt mir nur, dir zu gratulieren!"


    Tiberius musterte seinen Onkel noch einmal. Früher, als er als kleiner Junge auch mal von dem mächtigen Kommandeur der Kaiserlichen Garde gehört hatte, da hatte er sich diesen oft als großen, eindrucksvollen, unnahbaren Mann vorgestellt. Und nun saß eben dieser Mann vor ihm, war sogar ein Familienmitglied, war sogar sein Onkel!


    "Tja, hm, da hast du wohl sicher sehr viel zu tun, und da verstehe ich natürlich dass du einen Aufstand neiderschlagen musst... und der ist in Hispania?"

  • Ah, offenbar hatte er also wirklich gar keine Ahnung von Crassus Beförderung gehabt, zumindest wenn er nicht einer der besten Schauspieler des Imperiums war.


    Danke. Allerdings liegt die Beförderung auch schon ein ganzes Stück zurück. Aber du warst ja auch schon eine ganze Weile nicht mehr da.
    Ja, der ist in Spanien. Würde ja auch wenig Sinn machen nach Spanien zu reisen, wenn der Aufstand in Gallien ist, findest du nicht?


    Crassus schmunzelte kurz und wurde sich durch einen Sklaven, der einen ganzen Stapel Post in sein Officium brachte, wieder der noch anstehenden Arbeit bewusst:


    Wie haben dir deine Studienreisen gefallen? Auch schön eifrig gelernt? Was hast du jetzt mit dem neu gewonnenen Wissen denn überhaupt vor?

  • "Nun ja, vielleicht wäre es auch ein gekonntes, strategisches Ablenkungsmanöver, um den Feind absolut zu verwirren..."


    Tiberius grinste schelmisch und nahm kurz darauf einen weiteren Schluck des wirklich guten Weins.


    "Tja, die Studienreisen... ich habe so dies und das gelernt, auf vielen gebieten des Lebens..."


    Während er das sagte, lächelte er hintersinnig, dann fuhr er fort:


    "Ich dachte mir, dass ich mich zunächst ein wenig gewerblich betätige, und dazu wollte ich mich noch ein wenig mit dem römischem Recht beschäftigen um schließlich als Anwalt tätig zu werden. Vielelicht... könntest du mir da einige Ratschläge geben, an wen ich mich so zu wenden habe?"

  • Dann hat man zwar den Feind verwirrt, aber die Menschen und wahrscheinlich auch der Kaiser halten einen für völlig verrückt. Keine gute Alternative, wie ich finde. Wäre zwar sicher ein.. "Genie-"Streich, aber wenn man dann kein Kommando mehr hat hilft es net wirklich weiter.


    Crassus lachte und sah seinem Neffen dabei zu, wie er den nächsten Schluck aus dem Becher war. Entweder war die Reise wirklich so anstrengend gewesen oder aber er hatte bei seinen "Studien" ein paar mal zu oft zu tief in den Becher geschaut - wahrscheinlich die Wrikung von Wein auf den menschlichen Körper im Selbstversuch intensivst getestet.


    Gewerblich betätige? Ich gehe mal davon aus, dass du dazu eine kleine Starthilfe brauchst? An was für ein Gewerbe hast du denn gedacht?
    Naja, als potentieller Anwalt ist es schon mal kein Fehler, wenn du den Cursus Iuris an der Schola machen würdest. Ich glaub Vinicius Hungaricus und Decimus Mattiacus sind dort die Dozenten. Und wo wir es gerade von Hungaricus haben, er gilt als der Rechtsexperte des Imperiums, von ihm könntest du also nur lernen.

  • "Oha, dann vergiss besser was ich gesagt habe, au fdem militärischem gbiet bin ich wohl ohnehin nicht so versiert."


    Metellus leerte den Becher und drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen.


    "Ja, so du das gerade Ansprichst, eine kleine Starthilfe könnte ich tatsächlich gebrauchen... aber verstehe es nicht falsch, ich möchte niemandem auf der Tasche liegen! Und ich dachte daran, eine Färberei zu eröffnen, der Bedarf an gefärbten Stoffen wird doch sicherlich ausreichend vorhanden sein.


    Den Cursus Iuris, ja, soetwas werde ich dann wohl machen müssen... dazu wende ich mich wohl am besten an die Schola? Vinicius Hungaricus sagst du?
    Meinst du, ich sollte einmal mit ihm sprechen?"


    Metellus schaute seinen Onkel erwartungsvoll an... :D

  • Nenne mir eine Summe - aber kalkuliere dabei nicht zu hart. Ein neues Geschäft aufzubauen kann nicht auf Anhieb klappen und wird dich des öfteren zurückschmeißen, und dabei noch viele Nerven strapazieren. Scheue dich also nicht eine relativ hohe, aber angemessene Summe zu sagen. Glaub mir, Geld spielt bei mir absolut keine Rolle.


    nun nahm er auch noch einen kleinen Schluck aus seinem Becher - schließlich hatte sein Neffe seinen Becher schon geleert und bevor er sich irgendwelche dummen Sprüche anhören musste...


    Ja, das wäre sicher kein Fehler. Und an seinen Bruder, Vinicius Lucianus, kannst dich dabei auch immer wenden. Er ist ein alter Freund von mir, er wird dich sicherlich nicht abweisen und er hat dabei auch schon sein Können vor Gericht gezeigt - aber trotz allem ist halt trotzdem Hungaricus der Mann in Sachen Recht. Man sagt, er würde selbst im Schlaf sämtliche Paragraphen mit dem exakten Wortlaut wiedergeben können... sagt man zumindest.

  • "Öh, ja, also... ich denke, mit ungefähr 800 Sesterzen wäre mir schon gedient. So sollte ich genug Kapital haben, um erste Rohstoffe zu erwerben und mit der Produktion zu beginnen.


    Seinen Onkel um einen kleinen Kredit zu bitten schien ja einfacher als gedacht, da fiel ihm ein großer Stein vom Herzen... aber als Präfekt der Kaiserlichen Garde verdiente er wohl nicht schlecht.


    "Gut zu wissen, da weiß ich, wohin ich alsbald meien Schritte lenken werde... du scheinst diesen Hungaricus zu kennen... meinst du, ich würde sofort zu ihm vorgelassen?"

  • Ich werde schauen, dass du die Tage das Geld bekommst. Sollte das Geschäft net gut laufen, meldest dich ja schon rechtzeitig, bevor du da irgendeinen Handstand mit irgendeiner Verschuldung wagst, ja? Ich möchte nicht, dass es heißt, dass ich zu geizig wäre meine Verwandten in einer Notlage zu helfen.


    nach einem kurzen Wink, eilte ein Sklave wieder herbei und füllte den Becher des Metellus:


    Hungaricus... er war vor mir Praefectus Praetorio und er rekrutierte mich damals in die Reihen der Praetorianer. Ich kenne ihn, sicher. Ich denke schon, dass du zu ihm vorgelassen würdest, zumindest wenn du erwähnst, dass du mit mir verwandt bist. Bevor du aber diesen Schritt zu ihn wagst, würde ich mir an deiner Stelle einige Fragen überlegen, einige Studien anstellen und mit einem bestimmten Anliegen zu ihm gehen. Er ist ein vielbeschäftiger Senator... aber ich denke mal, dass ist unnötig zu erwähnen...

  • "Oh, vielen Dank, das ist wirklich... natürlich werde ich mich melden, ich möchte mich nicht verschulden und in die Abhängigkeit irgendeines Wucherers gelangen..."


    Zufrieden registrierte Tiberius, dass sein Becher wieder egfüllt wurde, er hob ihn an und führte ihn an die Lippen, nahm einen Schluck.


    "Dieser Wein ist wirklich ausgezeichnet... hm, irgendeinem Anliegen... ich werde mir etwas überlegen... vielleicht... nein, das wäre wohl zu vermessen. Obwohl, einen Versuch wäre es wert..."murmelte Tiberius vor sich hin, dann sah er wieder seinen Onkel an:


    "Meinst du, er nähme mich als seinen Klienten?"


    Edit: Rechtschreibfehler

  • Grinsend beobachtete Crassus, wie sein Neffe seinen offenbar schier unbegrenzten Durst zum wiederholten Mal löschte.


    Möchte man bei dem Preis doch auch verlangen dürfen... musste ja nicht jeder Wissen, dass er diese Weinladung neulich beschlagnahmt hatte.


    Hmm, gute Frage. Ich denke schon, kann es dir aber natürlich auch nicht versprechen. Und wenn nicht er, dann sein Bruder. Zumindest wenn du erwähnst, dass du dich auf meinen Wunsch hin unter sein Patronat begeben möchtest.

  • "Vielen Dank für deinen Rat, du hast mir sehr geholfen, Onkel."


    Tiberius führte den Becher ein weiteres mal an seine Lippen und leerte ihn in einem Zug, dann stellte er ihn auf den Tisch zurück.


    "So, nun möchte ich deine sicherlich kostbare Zeit auch nicht weiter in Anspruch nehmen. Ich wünsche dir viel Erfolg in Hispania!"

  • Danke, den werden wir bestimmt haben. Sollte hier in der Familie was anbrennen, schicke eine Nachricht nach Spanien und trage als Empfänger Tarraco ein und dann an den Praefectus Praetorio, dann wird er mich sicher erreichen.
    Bis ich wieder zurück bin wünsch ich dir alles gute mit deinem neuen Betrieb, auf das er dir ein Vermögen erbringen wird.

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