• Vorsichtig und leis' öffnet sie die Tür, tritt ebenso leis' herein und schließt die Tür hinter sich wieder. An der Tür bleibt sie stehen und lehnt sich auch an diese.


    Typisch Crassus... Nur am Arbeiten. ertönt es leis' und sanft von ihr.
    Sie wartet auf seine Antwort, während ein süssliches Lächeln ihre Lippen ziert.

  • Crassus hörte zwar wie sich die Türe öffnete und danach wieder schloß, dachte sich dabei aber nichts weiter und ging davon aus, dass ein Sklave nur irgendetwas herein gebracht hatte. Doch als er dann plötzlich eine unbekannte Stimme hörte erschrak er sich fast zu Tode. Die übelsten Flüche schon vorbereitend, hob er seinen Blick, um zu sehen, wer ihn da so erschrocken hatte. Als er eine unbekannte, blonde Frau entdeckte staunte er nicht schlecht. Denn er wusste nicht seit wann ihm Gäste nicht mehr angekündigt wurden... stumm, wartete er ab, ob Lucia ihm auf die Sprünge helfen würde. Denn er erkannte sie beim besten Willen nicht und wunderte sich, seit wann jemand fremdes so mit ihm sprach.

  • Ihr sanftes Lächeln wurde allmählig zu einem Grinsen. Entweder erkennt er sie nicht oder er hat sie bereits totgeglaubt und kann es einfach nicht fassen, dass sie jetzt hier vor ihm steht.


    Was ist los, Bruder? Erkennst du denn deine eigene Schwester nicht mehr? sprach sie ihn nun also an. Jetzt musste es einfach bei ihm klingeln.
    Zieht Dich deine Arbeit etwa so sehr in den Bann, dass Du alles andere vergisst? fügt sie dann noch hinzu, während das grinsen langasam aber sicher entschwindet.

  • Ach entfuhr es Crassus, als in Crassus der Gedanke keimte, dass die Fremde gar keine Fremde, sondern wie sie sagte, seine Schwester sein konnte. Mit gerunzelter Stirn besah er sie sich von seinem Schreibtisch aus. Eine gewisse Ähnlichkeit war vorhanden... doch die Haare waren ganz anders. Schwerfällig, so als ob er schon den ganzen Tag gesessen hätte, erhob er sich und ging langsam auf sie zu. Nun, aus der Nähe, bestätigte sich ihre Behauptung immer mehr:


    In ihren Bann ziehen wäre ja schön, aber sie frisst mich geradezu auf... doch davon erzähl ich dir ein ander mal, viel wichtiger ist doch gerade, was du hier machst? Oder anders gesagt: wo bist du gewesen? Du warst ja irgendwie auf einmal nicht mehr da...

  • Das Lächeln... Da ist es wieder, es kehrt zurück. Er erkennt sie nun doch wieder.
    Es ist wirklich wahr, dass sie sich sehr verändert hat. Auch schlanker ist sie geworden. Das allgemeine Gesamtbild hat sich verändert. Sie ist jetzt nicht mehr die kleine naive Schwester des großen bösen Crassus. Nein, nein. Jetzt ist sie eine richtig erwachsene junge Frau, die das Kind in sich vollkommen abgelegt hat. Natürlich ist sie zum Teil noch etwas verspielt... aber die Fehler, die sie damals begangen hat, macht sie nie wieder. Das schwört sie sogar bei ihrem Leben...


    Nun ja... beginnt sie leis' und richtet ihren Blick gen Boden, während sie einen Schritt auf Crassus zutritt. Man weiß ja nie, wer plötzlich die Tür öffnet...
    Ich möchte mich erstmal bei dir entschuldigen... Dass ich einfach gegangen bin, ohne etwas zu sagen. fuhr sie kurz darauf dann fort. Jetzt hebt sich der Blick direkt zu den Augen ihres Bruders. Ernst und Ehrlichkeit sind in den ihren zu sehen. Ihr tut es wirklich leid, dass sie ihn einfach so allein gelassen hat. Allein mit der ganzen Arbeit... Mit den ganzen Sklaven und Problemen. Aber das ändert sich jetzt.
    Ich brauchte einfach Zeit für mich selbst... Ich... Musste mein Leben völlig neu gestalten. Und das ist mir auch gelungen. fügt sie noch an, ehe sie ihren Blick auf die ganzen Pergamente richtet und sich wieder das Lächeln auf ihren Lippen zeigt. Aber jetzt... Bin ich hier um dir zu helfen. Ich möchte dich nicht mehr alleine lassen, Crassus.
    Und das wollte sie wirklich.

  • Vorsichtig streckte Crassus eine Hand nach ihr aus, immer darauf gefasst, dass Lucia zerspringen und er aufwachen würde. Denn wenn man gerade in irgendwelche Zahlen und Berichte vertieft war und dann auf einmal die verloren geglaubte Schwester vor einem steht, konnte es einem schon einmal unwirklich erscheinen. Doch entgegen seiner Erwartung zersprang Lucia nicht und langsam begann sich ein Lächeln auf seinen Lippen abzuzeichnen. Unverhofft kam ja bekanntlich oft.


    Es ist natürlich kein Problem, wenn du mal etwas Zeit für dich brauchst, aber hinterlasse das nächste mal wenigstens einen Brief oder eine Nachricht, damit wir bescheid wissen. Sonst machen wir uns nur unnötig Sorgen...


    Doch er wollte sie jetzt nicht weiter belehren, schließlich schien es ihr ja einzuleuchten, dass der Ablauf nicht ganz optimal gewesen war. Aber jetzt bist du ja wieder da, das ist doch das wichtigste. und er nahm er sie dann in den Arm.

  • Dankbar war sie ihrem Bruder. Dankbar dafür, dass er sie wieder als Schwester aufnimmt und auch dankbar dafür, dass er nicht wieder seine berühmten Prädigten hielt. Davon hatte sie in der Vergangenheit schon genug zu hören bekommen.


    Hab Dank... Geliebter Bruder. haucht sie leis', während sie die Umarmung ihres Bruder nur zu gerne erwiderte.


    Nachdem die Umarmung wieder gelöst wurde, blieb sie dicht vor ihm stehen und richtet ihren Blick gen Boden.
    Es tut so gut, wieder zu Hause zu sein. meint sie, ehe sich ein Lächeln auf ihre Lippen legt und sie ihr Haupt wieder erhebt um ihren Bruder anzublicken.

  • Kann ich mir vorstellen.


    Schließlich war Crassus vor nicht mal allzulanger Zeit eine längere Zeitspanne in Spanien gewesen und hatte während dieser Zeit auch nicht auf die Annehmlichkeiten, die er hier in Rom hatte, zurückgreifen können.


    Dein Cubiculum müsste eigentlich noch dort sein, wo es auch schon zuvor war. Es wurde die ganze Zeit über aufgeräumt und geputzt, sodass du es nachher gleich wieder beziehen können solltest. er lächelte ihr noch einmal zu und ging dann zurück an seinen Platz am Schreibtisch:


    Setz dich doch noch einen Moment, die Arbeit muss in dem Fall halt warten.

  • Noch immer liegt das Lächeln auf ihren zarten Lippen. Ihr Zimmer wurde also noch nicht vergeben... Wie schön.
    Danke, ich lasse meine Sachen nachher reinbringen. erwiedert sie, nachdem sie ihrem Bruder zu seinem Schreibtisch gefolgt ist, dann seine Pergamente von einer Ecke wegschiebt und sich dann mit dem halben Hinterteil auf diese Ecke setzt.
    Jetzt begutachtet sie genaustens das Wirrwarr welches auf dem Tisch zu sehen ist.
    Vielleicht... Solltest du die Arbeit mal jemand anderem überlassen und dir einfach mal für einige Wochen frei nehmen. meint sie, während ihr Blick noch immer darüberschweift.
    Wieso muss es alles bloß an dir hängen bleiben. Stell doch eine secretaria ein oder einen scriba, die oder der dir wenigstens etwas Arbeit abnimmt. fügt sie noch hinzu. Sie kann es einfach nicht verstehen, dass sich ihr Bruder quasi kaputtarbeitet. Bekommt er überhaupt noch etwas von der Außenwelt mit? Es ist ihr aber schon klar, dass wenigstens einer in dieser Familie für das täglich' Brot sorgen muss. Aber es kann doch auch mal jemand anderes tun...

  • Crassus lachte als Lucia die viele Arbeit ansprach und den Vorschlag einer Woche Urlaub machte. Ebenso, als sie die Sekretäre und Scribae erwähnte. Es war kein Auslachen, denn er fand es ja nett, dass sich jemand Sorgen um ihn machte, aber so einfach war das dann doch auch nicht wie sie es sich vorstellte:


    Leichter gesagt als getan. Wenn ich heute beschließe mal etwas Urlaub zu machen wird schon morgen hier in Rom ein Chaos herrschen. Der Kaiser ist nicht in Rom, ja nicht mal in Italia, mein Amtskollege ist mit dem Kaiser im fernen Osten unterwegs und nicht zu letzt ist Victor, der Praefectus Urbi, kurzfristig ausgefallen. Da kann ich es mir als deren Stellvertreter nicht erlauben, einfach mal Urlaub zu machen und Rom sich selber überlassen. Dazu trage ich zu viel Verantwortung. Und ebenso verhält es sich bei den Scribae. Natürlich habe ich Schreiber, Sekretäre und Sklaven, die mich an wichtige Termine erinnern. Doch muss zum einen jemand diese Arbeit überwachen, denn wenn sie etwas falsch machen rollt mein Kopf, und zum anderen gibt es Sachen, die ich nicht einen Sklaven oder Angestellten machen lassen kann. Dazu ist meine Position zu vertrauenswürdig...
    Wenn der Kaiser wieder zurück ist, dann werde ich Zeit haben um mich auszuruhen. Doch bis dahin dauert es noch eine Weile. Monate, ja wahrscheinlich sogar Jahre.

  • Gespannt lauscht die blonde Frau den Worten ihres Bruders. Warum muss nur immer alles an ihm hängen bleiben, mh?
    Irgendwie ist es doch auch deine eigene Schuld. fängt sie scherzhaft an. Hättest du dir nicht so viel Mühe mit deiner Karriere gegeben, wärst du jetzt nicht die ganze Zeit am Arbeiten. fügt sie hinzu, ehe ein leises, zartes Kichern von ihr zu hören ist.
    Mit diesen Worten wollte sie mit Sicherheit nicht ihren Bruder beleidigen. Immerhin war er die einzige richtige Bezugsperson die sie noch hatte.
    Kann ich dir nicht irgendwie behilflich sein? fragt sie ihn leis' und legt dabei einen fast schon treudoofen Blick auf. Es sei denn, du hast kein Vertrauen mehr zu mir...
    Unbedingt wollte sie ihm helfen. Und irgendwie wollte sie somit auch jene Taten aus der Vergangenheit wieder gut machen...

  • Crassus schüttelte lachend den Kopf. Da hatte sie ganz bestimmt nicht ganz unrecht, doch wie schon vorher, fand Crassus, dass man das nicht einfach so sehen konnte wenn man nicht dabei die weitläufigen Konsequenzen ausblendete.


    Aber dann hätten wir auch nicht so viele Sklaven, so ein großes Haus, das ganze Haus voller Kunstwerke und jeden Tag die edelsten Speisen zu Essen. Nene, ist schon richtig so wie es gelaufen ist.


    Crassus fühlte sich keineswegs beleidigt oder angegriffen, warum denn auch? Ihre Sicht war zwar ziemlich naiv, aber Crassus hatte sich auch schon oft die Frage gestellt, warum er sich das alles eigentlich noch antat, wo er doch schon fast alles erreicht hat.


    Hach, vertrauen tu ich dir schon, mach dir darüber keine Sorge. Doch wärst du bei so vielen Zahlen und Rechnungen doch nur gelangweilt. Und Erfahrung in der imperialen Verwaltung und bei den Aufgaben eines Kommandeurs über tausende Soldaten hast du auch nicht. Sei mir nicht böse, aber ich glaube nicht, dass du mir da helfen kannst. Schließlich ist das zum einen nichts für junge Frauen und zum anderen stinklangweilig.

  • Schade. Sie kann ihrem Bruder also nicht helfen. Ein leises Seuftzen entweicht ihr. Wenn du dennoch irgendwie Hilfe benötigst, sag mir bitte Bescheid. Ich möchte dir doch so gerne helfen... entweicht es aus ihrem Munde.
    Langsam und elegant rutscht sie nun also von der Schreibtischecke hinab und landet gezielt mit ihren Füssen auf dem Boden. Groß war sie ja nicht grade, dafür aber ihr Bruder und dieser Schreibtisch auch.
    Ich werde mich dann in mein Cubiculum begeben. Meine Sachen können ja draußen nicht Tag und Nacht verweilen. meint sie. Eine leichte Enttäuschung ist ihr genaustens anzusehen. Aber dennoch ließ sie es sich nicht nehmen einen zarten Kuss auf die Wange ihres Bruder zu hauchen.
    Ausruhen werde ich mich dann auch noch. fügt sie noch hinzu, während sie um den Schreibtisch herumgeht und sich zur Tür begibt.
    Bis Später, Bruderherz. entgegnet sie ihm noch, während ein Grinsen auf ihren Lippen liegt.


    Noch kurz betrachtet sie ihren Bruder hinter den ganzen Pergamentstapeln, ehe sie die Tür öffnet und durch diese auf den Flur tritt, um dort die Tür leise wieder zu schließen.

  • Werde ich dann machen. entgegnete Crassus auf ihr Angebot zu Helfen. Sollte er über etwas stoßen, das ihr Spaß machen könnte und auch etwas für sie war, so würde er das dann auch tatsächlich machen. Doch meistens hatte er ja nie so eine Arbeit zu erledigen, aber für denn Fall dass doch.


    Jetzt schon? Oh, in Ordnung. Dann erhol dich gut, lass es dir gut gehen und scheuch die Sklaven nicht zu sehr herum. Vielleicht sehen wir uns ja beim Abendessen. Crassus sah Lucia noch hinterher während sie das Arbeitszimmer verließ.


    Dann machte er sich mit einem Seufzen wieder an die Arbeit.

  • Es war schon spät geworden, doch in der gesamten Casa brannte noch Licht. Lucia hatte die Casa betreten und war auch gleich in ihr Cubiculum gegangen, nachdem der Ianitor sie einließ. Dort zog sie sich eine schlichte Stola an, welche an ihr doch einfach nur wunderschön aussah. Sie konnte einfach alles tragen.
    Auf dem Weg zurück in die Casa dachte sie über einiges nach, ob sie jemandem, zum Beispiel Crassus, etwas Gutes tun konnte. Und das tat sie auch. Sicherlich hatte er noch nicht gegessen...
    Somit begibt sie sich in die culina, wo sie einen hölzernen Teller hervorholt und darauf ein Paar Stücke eines Brotes legt und dazu noch einige Scheiben Käse und Schinken. Dazu kommen noch ein paar Datteln und kleine Weintraubenrebe.
    Es wird ihm sicherlich schmecken... sprach sie zu sich selbst.
    Mit diesem Teller begab sie sich nun zu Crassus' Büro, wo sie nicht einmal anklopfte, die Tür aber leise öffnete und auch leise schloss.
    Anscheinend war er wieder zu sehr in seiner Arbeit vertieft, denn er schrieb und schrieb und hörte einfach nicht auf damit.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen begibt sie sich nun neben ihn, zu seiner Schreibhand, und ohne etwas zu sagen nimmt sie ihm einfach die Feder aus der Hand und steckt diese zurück in das Tintenfass.
    Nimm dir eine Auszeit... fordert sie ihn auf und stellt ihm den hölzernen Teller hin, direkt auf seine Unterlagen. Dabei war es ihr egal, ob die Tinte nun noch feucht war und verwischte oder nicht.
    Du arbeitest einfach zu viel... Lass Rom doch einfach mal Rom sein. Es kann dir doch eigentlich egal sein, ob der ehrwürdige Kaiser anwesend ist oder nicht. fügt sie noch hinzu. Sie will ihn keinesfalls maßregeln oder ihm Befehle erteilen, aber irgendwann läuft das Fass der Sorge bei ihr einfach mal über. Fast ein Jahr lang kümmerte sie sich nicht darum, was hier geschah, auch damals als sie auf ihrer Studienreise in Griechenland war. Sie ließ ihren Bruder zurück, als er noch civis war, doch bald darauf kletterte er die Karriereleiter steil hinauf und sie konnte es einfach nicht verhindern. Ihrer Meinung nach ist er jetzt schon ganz oben angekommen und daran ist nun auch vorerst nichts zu ändern.
    Ich weiß, dass du viel leisten musst... Aber eine Pause kann dir nicht schaden.
    Langsam nur sinkt sie neben ihm auf die Knie und richtet ihren eisernen und sorgenden Blick zu ihm hinauf. Iss... Du kannst es brauchen, Crassus. Und ruhe dich danach aus. Ihr Blick sagte einfach alles...

  • Tatsächlich war Crassus noch zu dieser späten Stunden beschäftigt gewesen. Es ging dieses Mal allerdings nicht um irgendeine Aufgabe, die die Prätorianer oder Urbaner betroffen hätte, sondern um einen privaten Brief an seinen alten Freund Lucianus, den derzeitigen Statthalter von Germanien. Schon vor einer ganzen Weile hatte Crassus einen Brief von ihm bekommen, doch erst heute hatte er Zeit gefunden ihm zu antworten - zumindest wenn man es "Zeit finden" nennen konnte, wenn man erst spät abends mit dem Schreiben anfangen konnte, wenn normale Menschen sich schon ins Bett begaben. Dass diese Schlachung des Körpers auf Dauer nicht gut sein konnte merkte Crassus immer deutlicher. Waren anfangs nur gelegentliche Gedächtnislücken die Folge, so setzte jetzt stellenweise die Erinnerung bei ganz normalen Dingen aus und als ob das nicht genug gewesen wäre, kamen wahnsinnige Kopfschmerzen dazu.


    Du weißt doch genau, dass ich das nicht einfach so mir nichts dir nichts machen kann.


    antwortete Crassus, der Lucia zwar beim Eintreten kurz ansah, aber gar nicht registrierte, wer da hereinkam. Erst als sie den Teller auf den Schreibtisch stellte und ihm die Feder entriss, wurde er sich ihre Gegenwart wirklich bewusst.


    Es kann mir eben nicht egal sein, wenn ich dann die Verantwortung trage. Es gibt Aufgaben die muss man erfüllen, egal wie ungern man sie macht oder wie erschöpft man ist. Entweder weil man sich dazu verpflichtet hat oder weil man es einem alten Freund schuldig ist so wie heute. Doch...


    Crassus griff zu den Weintrauben und nahm sich von ihnen gleich eine Handvoll, die er nach und nach verzerrte:


    ... danke für das Essen. Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen. Crassus suchte ihre Augen und als er sie fand wurde ihm klar, dass ihr das Versprechen wohl kaum reichen würde: Doch den Brief möchte ich gerne heute noch fertig schreiben. Wir können ja morgen ein gemeinsames Abendessen, dann holen wir Tiberius noch dazu und wer sich sonst noch so auftreiben lässt. Dann habe ich auch für ein paar Stunden etwas Abstand von meiner Arbeit. Was meinst du?

  • Ein leises Seuftzen entwich Lucia, als sie die Worte ihres Bruders hörte. Aber warum sollte sie sich jetzt noch weiter streiten? Es bringt doch nichts...


    Somit nickt sie kurz. Nagut. haucht sie lediglich leis'. Es hilft doch wirklich alles nichts. Kein Zerren und Ziehen würde ihn von diesem Schreibtisch entfernen. Wenn er doch bloß auch mal einen unbeschwerten Spaziergang machen würde. Und sicherlich tut ihm der Rücken vom ganzen Sitzen auch schon weh. Also warum lässt er sich dann nicht einige Stunden von einer Sklavin massieren und verwöhnen? Das will einfach nicht in ihren Kopf hinein.


    Langsam erhebt sie sich wieder, nahm den Teller und stellte ihn beiseite, aber so, dass Crassus ihn noch sehen und nicht vergessen konnte. Die Enttäuschung ist ihr genaustens anzusehen. Sie macht sich doch nur Sorgen.


    Grade will sie sich wieder zur Tür des Büro's begeben, als sie auf dem halben Wege stehen blieb. Ihr Rücken war Crassus zugewandt.
    Mutter und Vater hätten es sicherlich nicht gewollt, dass du dich so krumm machst. spricht sie leis' aber dennoch gut hörbar für Crassus.
    Doch um schnell vom Thema abzulenken dreht sie sich zu ihm um und zeigt ihm ein Lächeln, welches eher gezwungen war.
    Ich werde für morgen Abend alles vorbereiten. Trommel du bitte alle zusammen. Als sie sich dann wieder zur Tür dreht, rinnt eine Träne an ihrer Wange hinab. Eine Träne der Traurigkeit und Enttäuschung und an vergangene Zeit. Die Erinnerung an ihre Eltern kamen wieder in ihr hoch... Da kann sie einfach nicht anders. Aber sie hat sich damals schon geschworen, dass sie niemals vor ihrem Bruder weinen wird. Deswegen ist die Träne schnell in dem Ärmel ihrer Stola verschwunden und vorerst folgt keine weitere...


    Sie verließ erneut das Zimmer, um sich in ihr cubiculum zurück zu ziehen.

  • Im Leben muss man sich nun einmal entscheiden, ob man wohlhabend und einflußreich sein möchte oder aber reich und mächtig. Ersteres war zwar nicht einmal für jeden zu erreichen, doch wer diese Wahl wirklich hatte, würde dies spielerisch erreichen - denn nur Wenige von den Göttern auserkorene wurden mit so einer großen Begabung beschenkt. Wenn sich so eine Ausnahme für ersteres entscheidet, hat er viel Zeit, wenn für letzteres, viele Pflichten. Crassus hatte sich für letzteres entschieden und deshalb gab es für ihn keine Zwefeil an seiner Arbeit - nicht zu letzt, da es keine bewusste Entscheidung wie der Kauf einer Sänfte ist, sondern ein langwieriger Prozess, der unterbewusst abläuft.


    Sie hätten den Luxus, den ich euch schenke, in vollen Zügen genoßen. antwortete Crassus trotzig auf Lucias Einwand mit den Eltern.


    Ja, ich werde ihnen bescheid geben lassen. Ich wünsche dir eine Nacht.


    Wie sich Lucia verstohlen eine Träne aus den Augen wischte entging Crassus, da er sich schon wieder an den Brief gemacht hatte.

  • Mit der üblichen Korrespondenz erreichte auch dieser Brief Crassus Schreibtisch. Als Crassus den Absender sah öffnete er ihn schnell und las ihn aufmerksam durch.



    Praefectus Praetorio Gaius Caecilius Crassus, Roma


    Manius Flavius Gracchus Gaio Caecilio Crasso s.d.


    Unerklärlich scheint das Versäumnis der vereinbarten Auszahlung, doch sei assekuriert, dass dies nicht in vorsätzlicher Absicht geschah und es dauert mich sehr, dass dir bereits selbst ob des marginalen Betrages ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Hätten wir geahnt, wie sehr das tägliche Wohl der Caecilia von jenen Sesterzen dependiert, längstens hatten wir nach den Geschehnissen in Hispania bereits eine Dotierung getätigt, noch ohne einen genauen Betrag zu wissen. So nun mögen dir nicht nur die Zinsen des ausstehenden Betrages seit unserem Gespräch zukommen, denn ebenso ein kleiner erklecklich Obulus zur Wirtschaftlichkeit des Imperium Romanum, fühlen wir uns als patrizischer Stand doch noch immer dem Volke gegenüber in solcherlei Hinsicht verpflichtet.


    Indes scheint es wie ein Wink der Götter, dass die Zustimmung zu einer Eheschließung mit einer Flavia dir bisherig verwehrt blieb, denn wenn bereits diese Summe Einfluss auf deine Wirtschaftlichkeit findet, so wärst du kaum je in der Lage, eine Gattin von patrizischer Herkunft ausreichend, geschweige denn zu ihrer Zufriedenheit zu versorgen. Ich möchte dir darum dringend anraten, bei künftiger Brautwerbung die gesamte Flavia zu meiden, nicht einzig nur meine Familie, denn ich kann ebenfalls kaum zulassen, dass eine meiner Anverwandten in solch ärmliche Verhältnisse ihren Abstieg nimmt.


    M.F.G.


    Nachdem er geendet hatte, legte er ihn, ob der Großkotzigkeit des Flaviers, angewidert zur Seite und ließ sich von einem Verwalter seines Vermögens die Summe nennen, die der Flavier überbracht hatte. Begleitet von einem lauten Lachen schickte Crassus den Verwalter wieder weg.
    Nach einer Weile, der Lachanfall wollte schon gar nicht mehr enden und zog die Aufmerksamkeit der Dienerschaft auf sich, da sie von einem Verrücktwerden Crassus ausgingen, setzte Crassus zu einem Antwortschreiben an:



    An
    Manius Flavius Gracchus
    Villa Flavia Felix,
    Roma


    Von
    Praefectus Praetorio
    G. Caecilius Crassus
    Casa Caecilia
    Roma



    Auch du sollst wieder gegrüßt sein, Flavius Gracchus.


    Über deinen letzten Brief und den Eingang deiner Zahlung sehr verwundert, schreibe ich dir diese Zeilen. Erst einmal bin ich natürlich darüber erfreut, dass es sich nur um ein Fehler eines Scribas handelte und der Aussatz der Zahlung nicht vorsätzlich geschehen ist. Gleichermaßen erfreut bin ich ob des Umstandes, dass du gedachtest die Summe gleich zu begleichen. Aber ebenso bin ich über die Höhe der überbrachten Summe verwundert.


    Sollte man doch davon ausgehen, dass du, ähnlich wie ich, der in seinem Umfeld in Goldmünzen rechnet, auch ebenso in solchen Summen sprichst, entspricht die überbrachte Summe keinesfalls, nicht einmal im Ansatz, meinen Ausgaben – nicht einmal den von mir veranschlagten Ausgaben, die deutlich unter den tatsächlichen liegen. Nun bin ich, da dein letzter Brief ja noch so sehr auf deinen Reichtum anspielt, der im Vergleich zu meinem natürlich unendlich groß ist, sehr verwundert. Soll ich diese Summe als Anzahlung verstehen? Dann weiß ich aber nicht, wie du die noch ausstehende Summe bezahlen möchtest. Denn wenn es in diesen Raten weitergeht, müsste ich ja noch einhundert Wochen warten, bis die Summe beisammen ist. Oder soll ich diese Summe als eine Bitte verstehen? Eine Bitte, die du nicht aussprechen kannst, da sie derzeitige Zahlungsschwierigkeiten bei den Flaviern bedeuten würde? Falls dem so ist verzeihe mir meine unangenehme Nachfrage, doch weiß ich wirklich nicht wie die Summe zu verstehen ist. Sollte es sich allerdings wieder um einen Fehler eines Schreiberlings handeln, so bitte ich dich die Summe zu behalten und dir davon neue Schreiber zu kaufen. So eine Inkompetenz möchte ich natürlich in keiner Weise in einem patrizischen Geschlecht verantworten müssen.


    Angesichts der Selbstsicherheit, die du in deinem Brief allerdings vorbringst, scheinen mir die obigen Vermutungen sehr zweifelhaft, zumindest dürftest du nach diesen Ausführungen und Beleidigungen nicht erwarten, dass ich dir entgegenkomme. Doch sollte trotzdem eine der oben genannten Gründe zutreffen, so sei dir gewiss, werde ich dir trotzdem entgegenkommen. Dabei kannst du selbstverständlich davon überzeugt sein, dass ich absolut Schweigen halten werde, darüber, was diese finanziellen Schwierigkeiten deiner Person angeht. Im Gegensatz zu anderen Personen bin ich nämlich niemand, der sich mit irgendwelchen Nachteilen anderer profilieren muss.


    Ich erwarte in den nächsten beiden Tagen deine Antwort und sofern darin kein Angebot steht, die unmittelbare und vollständige Zahlung der ausstehenden Summe. Um sie dir noch einmal vor Augen zu führen (dieses mal in Sesterz gerechnet, damit du nicht durcheinander kommst). Es handelt sich insgesamt um
    ____
    XXX


    Sesterz. Darin einbegriffen sind schon meine unglücklichen Verluste und deine Entschädigung eben dafür, die du in deinem Antwortbrief ja schon zugesichert hast.




    Nachdem er geendet hatte lehnte er sich mit einem Grinsen zurück und murmelte in seinen nicht vorhandenen Bart:


    tu mihi diem servisti*



    [size=6]*you made my day [/size]

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