• Ich nahm dankend Platz.


    Ja, genau, von eben diesem wurde ich ja auch beauftragt, mir das Ganze mal anzusehen. Da ich selbst kein Werkzeug dabei habe, wird das heute nur eine Routineuntersuchung, nach der ich dann entscheide, ob ein Techniker dafür nötig sein wird oder ob meine eigenen Kenntnisse dafür ausreichen.


    Welche Art Probleme hast du denn festgestellt und konntest du vielleicht schon lokalisieren, wo die Störquelle liegen könnte?

  • Naja


    Crassus klappte beiläufig die Wachstafel auf dem Schreibtisch zu und stapelte die Dokumente zu kleinen Bergen.


    Das Problem von dem dir sicher auch schon der Senator erzählte ist, dass wir hier seit den Wintermonaten Probleme mit unserem Wasseranschluß haben. Diese Probleme zeigen sich dahingehend, dass der Wasserfluß nur sehr unregelmäßig ist und manchmal sogar ganz ausfällt. Mehr kann ich dir dazu leider auch nicht sagen, schließlich bin ich kein Fachmann, was die Wasserversorgung Roms angeht. Hast du schon eine Idee woran es liegen könnte?

  • Während der Praefekt sprach, konsultierte ich geistig meine erworbenen Kenntnisse über das Leitungssystem. Dann stellte ich einfach laut ein paar Vermutungen auf.


    Im Winter, sagst du? Nun, ich denke während der kalten Monate werden sich einige Risse in der Leitung gebildet haben. Nicht nur das Metall der Leitungen, sondern auch das Wasser, ist ja ein Stoff, der arbeitet während der Jahreszeiten. In der Kälte gefriert und dehnt es sich aus, während auch das Metall arbeitet. Und sobald es wieder zu tauen beginnt und Wärme durch den Boden zieht, verkehrt sich das alles ins Gegenteil. Dadurch entstehen sehr leicht Risse. Aber ich denke, das dürfte kein Problem sein. Eine Verlegung der Leitungen in eine etwas tiefere Bodenschicht dürfte sicher auch ratsam sein, um in Zukunft die ganzen Arbeitsprozesse der Materialien etwas zu verlangsamen.


    Dazu werde ich aber wenigstens einen Spezialisten von der Stadtplanung brauchen, der mir bei den Arbeiten behilflich ist. Mach dir deswegen keine Sorgen, die Wartungen werden zeitlich so ablaufen, dass du möglichst nicht davon behelligt wirst. Ich würde mir das Ganze aber trotzdem gern mal näher ansehen. Danach können wir gern den zeitlichen Rahmen absprechen, bei dem ich mich voll und ganz nach dir richten werde.

  • Aufmerksam lauschte Crassus den Ausführungen des Decimers. Das, was dieser erzählte hatte Crassus natürlich schon alles gehört und so hat er auch mitbekommen, dass das unter Umständen zu Schwierigkeiten führen kann. Allerdings wunderte es ihn, dass es gerade in diesem Winter dazu kam, wo dieser doch so ganz besonders mild war.


    Ja, dieses Problem klingt ganz einleuchtend. Kannst dir gerne den Wasseranschluß anschauen, wobei ich dir dabei allerdings nur geringfügig nützlich sein werde, ich dich also nicht unbedingt begleiten muss, oder?

  • Ich schüttelte lächelnd den Kopf.


    Nein, dabei musst du mich sicher nicht begleiten. Ich bin sofort wieder da.


    Ohne noch eine Antwort abzuwarten machte ich mich auf ins peristylium. Schließlich musste die Wasserversorgung ihren guten Ruf von Schnelligkeit und gutem Service behalten. Nach einer guten halben Stunde trat ich wieder ins officium. Die braun-grünen Abriebstellen an den Knien verrieten dem Betrachter, dass ich mich wirklich in meine Arbeit "hineingekniet" hatte.


    Wie ich es mir gedacht hatte. An mehreren Stellen der Leitung, die überirdisch liegen, haben sich kleinere Risse gebildet, die aber mit neuen Rohren wieder ausgebessert werden können. Ich arbeite dir kurz einmal einen Kostenvoranschlag aus.


    Kurz kritzelte ich einige Zahlen auf meine Wachstafel und reichte sie Crassus.



    Voraussichtliche Kosten:



      [*]Rohrverlegung von etwa 10m = 175 Sz
      [*]Verlegung der Rohre in tiefere Erdschicht = 45 Sz


    Insgesamt: 220 Sz


    gez.


    Caius Decimus Scaurus


    Preislich ist das ein sehr gutes Angebot. Ich kann dir garantieren, dass du es privat nicht darunter bekommen wirst. Falls du den Arbeiten zustimmst, welcher Termin wäre dir angenehm? Selbstverständlich ist das Wasserversorgungsamt flexibel und richtet sich voll und ganz nach deinen Wünschen.

  • Crassus war etwas überrascht, dass der Techniker sofort voller Tatendrang aufsprang und losrannte, sodass Crassus nicht einmal mehr etwas erwidern konnte. Aber es sollte ihm echt sein, würde ja nur bedeuten, dass die Sache schneller geklärt war.
    Als dann der Decimer zurückkam hörte sich Crassus alles sehr genau an und warf einen kurzen Blick auf die Rechnung. Wegen nicht einmal 300Sz würde er sicherlich nicht feilschen oder ähnliches wollen:


    Hm, wie lange werden die Arbeiten deiner Einschätzung nach dauern? Der Preis hört sich für mich allerdings durchaus fair an.

  • Ich überschlug einige Kalkulationen im Kopf und machte mir wieder notizen auf einer anderen tabula. Schließlich nickte ich und wandte mich wieder dem Praefekten zu.


    Damit auch wirklich alle Stellen ausgebessert werden und auch etwaige weitere Lecks gefunden werden können, würde ich vier Tage veranschlagen. Wäre das in deinem Interesse?

  • In meinem Interesse liegt vorallem, dass diese Probleme aus der Welt geschafft werden. Wie lange ihr dazu braucht ist mir relativ egal, sollten wir hier danach keine Probleme mehr haben. Wegen mir könnt ihr auch gleich morgen anfangen, solltet ihr dort noch einen Termin frei haben und es auch von den sonstigen Umständen her passend sein. Je eher wieder alles reibungslos funktioniert desto besser.

  • In Ordnung, dann morgen. Ich werde dem curator Bericht erstatten und dann stehen wir morgen früh wieder hier. Ich danke dir für den Auftrag. Vale bene.


    Mit diesen Worten nickte ich ihm zu und verließ die Casa.

  • Balbus liess sich zu Crassus' Officium führen und klopfte an die Tür. Er wartete einen kurzen Moment auf eine Reaktion und trat dann, nach ebendieser, ein.


    "Salve Crassus." grüsste Balbus seinen früheren Vorgesetzten. "Ich hoffe du erinnerst dich noch an mich." Balbus zweifelte daran nicht, aber sicher war sicher.

  • Schon wieder ein Besucher. Bestimmt wieder irgendein Klient, der meinte er müsse Crassus die neusten "Neuigkeiten" erzählen. Meistens lief es darauf hinaus, dass sich anscheinend irgendjemand Unbedeutendes zum Kaiser hat ausrufen lasen. Ungefähr so interessant wie eine aufgeplatze lucanische Wurst im Tiber.
    Doch es kam anders. Anstatt das Gesicht eines Klienten zu sehen, sah er wie ein recht junger Mann sein Officium betrat. Das Gesicht kam ihm sehr gut bekannt vor. Schließlich war der Gast lange Zeit einer seiner Offiziere gewesen:


    Balbus! Crassus erhob sich ziemlich überrascht: Bei den Göttern, was machst du denn hier!? Mit dir hätte ich jetzt ja gar nicht gerechnet.


    Crassus brauchte einen Moment, bis er sich seiner gastgeberischen Pflichten wieder bewusst wurde... aber in letzter Zeit häuften sich die Überraschungen ja regelrecht an. Auch wenn die heutige ausnahmsweise eine angenehme war:


    Setz dich, darf ich dir etwas zu Trinken anbieten?

  • "Sehr gern." war die Erwiderung auf das Angebot eines Getränkes, während jenes eines Sitzplatzes damit quittiert wurde, dass Balbus sich setzte. Es war für ihn immernoch sehr ungewohnt in rein ziviler Kleidung rumzulaufen, daher brauchte er für das Hinsetzen einen kurzen Moment.


    "Ich bin seit neuestem unter die Zivilisten gegangen und spiele jetzt den Rom-Touristen." sagte er dann scherzhaft und lachte ein wenig.


    "Ehrlich gesagt bin ich zurück nach Rom gekommen, weil ich als Praefect der Ala II abgelöst wurde und mich nichts mehr in Germania hielt."

  • Eilig ging der Sklave, der den Prudentier zu Crassus Officium geführt hatte, um Wein, Wasser und Becher zu holen.


    Du wurdest als Präfekt der Ala II abgelöst? Wer wird dein Nachfolger und wer hat überhaupt diese Ablösung veranlasst?


    Tatsächlich hatte Crassus bisher noch nichts von dieser Ablösung gehört gehabt. Er war dementsprechend überrascht und alles andere als darüber erfreut, dass er nur zufällig darüber informiert wurde. Er würde mit seinen Trecenarii wohl mal ein ernsthaftes Gespräch führen müssen. Sonst würde er wahrscheinlich auch erst erfahren, dass die Legio Prima auf dem Weg nach Rom ist, wenn sie vor den Toren ihre Zelte aufschlagen.

  • Balbus nickte. "Ja, ich wurde abgelöst. Mein Nachfolger ist ein gewisser Octavius Sura, bisher Tribunus Angusticlavius bei der Legio II." sagte er.


    "Das ganze war schon ein wenig merkwürdig. Ich wurde nach Mogontiacum in den Palast des Statthalters beordert, wo dieser mir mitteilte, dass ich in den nächsten Tagen abgelöst werden würde und das ich Ala entsprechend vorbereiten sollte. Er sagte mir, dass dies auf Anweisung des Kaisers geschieht, der ihm dies scheinbar in einem Brief geschrieben hat. Ein Brief, den ich allerdings nie gesehen habe."
    Er hatte während der Heimreise mehrfach darüber nachgedacht und mit jedem Mal war ihm die ganze Angelegenheit merkwürdiger vorgekommen.
    "Im gleichen Gespräch informierte er mich auch über den Tod des Kaisers."

  • Hm, sowas ist natürlich tatsächlich ziemlich merkwürdig.


    Crassus schweigte einige Momente und dachte über das Gesagte und den Sachverhalt nach. Eigentlich hatte er ja keinen Grund an seinem Freund Lucianus zu zweifeln. Auf der anderen Seite hatte er ihn aber auch schon lange nicht mehr persönlich gesprochen und kannte ihn deswegen schon lange nicht mehr so gut wie früher noch...
    Erst als der Sklave mit dem Trinken wieder den Raum betrat, wurde Crassus aus seinen Überlegungen gerissen:


    Ich werde mich wohl mal über diese Sache genauer informieren müssen. sagte er dann knapp, während der Sklave die Becher füllte und jedem einem reichte:


    Ja, mit dem Tod des Kaisers sprichst du etwas an, was mir, wie wohl ganz Rom, herbe Kopfschmerzen bereitet. Möge Iulianus gut über den Styx gereist sein und nun wohl behalten im Elysio wandeln. Crassus hob seinen Becher zum Anstoßen:


    Auf Iulianius, einen der besten Kaiser, den Rom je gesehen hat!

  • Balbus hörte schweigend den Kommentaren des Caeciliers zu und nahm dankbar den Becher entgegen, den der Sklave ihm reichte.


    "Auch in Germania sind die Menschen besorgt ob des Kaisers Tod. Doch sie sind zuversichtlicht, dass die Thronfolge geregelt ist." sagte er und hob dann ebenfalls den Becher.


    "Auf Iulianus, der Rom so viele Jahre des Glücks verschaffte."

  • Crassus nahm einen großen Schluck aus seinem Becher und sah dann zu Balbus:


    Du bist mir als kein Mann der Muße und Langeweilse bekannt, deshalb gehe ich davon aus, dass du dir schon ziemlich genau ausgedacht hast, was du nun in Zukunft machen möchtest. Wirst du versuchen wied hier in Rom eine Einstellung zu bekommen? Und bei deiner Präfektur hast du ja beide Seiten kennengelernt: die der Verwaltung und die Militärische. Für welche wirst du dich in Zukunft eher entscheiden?

  • Auch Balbus nahm einen grossen Schluck und musste ein wenig schmunzeln über Crassus direkte Fragen.


    "Ich hatte einen langen Weg von Germania hierher und habe währenddessen in der Tat viel nachgedacht. Ein Leben als Zivilist wäre sicherlich gesund und ich denke mal, dass auch meine Verlobte das gut finden würde." sagte er.


    "Aber wenn ich ehrlich bin, ist das nichts für mich. Ich war Soldat seit ich damals in Tarraco der Legio beigetreten bin. Und das ist doch schon ein Bisschen her." Aber das wusste Crassus natürlich, schliesslich war er damals auch in Tarraco.


    "Vor allem in der aktuellen Situation ist es mein Wunsch dem rechtmässigen Kaiser zu dienen. Wenn du Verwendung für mich hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung."

  • Crassus nickte bei Balbus Worten. Nichts anderes hatte er erwartet. Schon allein, weil das ziemlich genau seiner Einstellung entsprach.


    Ich einen Posten für dich, hm.


    Crassus blickte nachdenklich drein. Die Frage war natürlich absehbar gewesen, aber so auf die schnelle fiel Crassus kein Posten ein, der ihm für seinen alten Kameraden passend erschien. Zumindest fiel ihm so lange keiner ein bis ihm in den Sinn kam, dass er ja auch bei den Prätorianern eventuell eine Stelle zu besetzen hätte.


    Hm, auch wenn du dafür nun überqualifiziert wärst und ich mir damit unter Umständen vielleicht einigen Ärger einhandel, aber... mit meinem derzeitigen Princeps Praetorii kann ich nur bedingt zufrieden sein. Wahrscheinlich wäre das beste, wenn ich ihn ersetze und dich dafür für die neue Stelle einsetze. Wäre für dich wahrscheinlich ein Rückschritt, aber eine bessere Position könnte ich dir derzeit leider nicht anbieten..

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