Tschuldigung. Rom dauerte länger.
Die Truppe betrat die Bühne und stellte sich da auf, wo man sie brauchte. Dann, nach kurzen einleitenden Worten, begann das Stück. Dieses Mal stand eine Komödie auf dem Programm.
Erster Act
Erste Scene
Der Vorhof eine Gehöftes; auf der einen Seite ein Schweintall, worin ein großer Käfter gefüttert wird; zwei Knechte, ämsig beschäftigt, der eine an einem Backtrog, in welchem er Mistkuchen knetet, der andere am Schweinstall, den Käfer darin fütternd.
Der erste Knecht
(bei dem Stalle)
Schnell, reiche schnell dem Käger einen Kuchen her!
Der zweite Knecht
(bei dem Backtroge)
Da! Gib's dem Unhold, den der Henker holen mag,
Und labe seinen Gaumen nie ein süßerer!
Der erste Knecht
Noch einen andern reiche her - aus Eselsmist!
Der zweite Knecht
Da sieh noch einen! Wo gerieth der andre hin?
Den fraß er nicht?
Der erste Knecht
Bewahre, nein, er riß ihn weg,
Und wälzt' ihn umher mit den Füßen, und verschlang ihn ganz.1)
Drum knete hurtig ihrer viel' und dick noch.
Der zweite Knecht
(gegen die Zuschauer)
Helft, helft, ihr Kothaufsammler, wollt ihr anders nicht
Mich im Gestank gleichgültig hier ersticken seh'n!
Der erste Knecht
Noch einen, einen von verliebten Knaben noch!
Denn ihn verlangt nach zartgeriebnen Brocken.
Der zweite Knecht
Hier!
(zu den Zuschauern)
Von Einer Schuld, ihr Männer, denk' ich frei zu sein;
Denn daß ich knetend naschte, sagt wohl Kein's mir nach.2)
Der erste Knecht
He, reiche mehr her; einen noch und einen noch!
Und knete neue!
Der zweite Knecht
Bei'm Apoll, nicht einen mehr!
Nicht länger halt' ich dieses Seegrundwasser aus;
Ich nehm' es samt dem Troge selbst und bringe dir's.
(er schafft den Backtrog nach dem Stalle hin.)
Der erste Knecht
Ei, trage du's zum Geier und dich selbst dazu!
Der zweite Knecht
(zu den Zuschauern)
Ihr, wenn es euer Einer weiß, der sage mir's,
Wo man sich Nasen ohne Löcher kaufen kann.
Denn kein Geschäft auf Erden kann heilloser sein,
Als dieses Futterkneten für den Käger da.
Schwein oder Hund schlingt Alles, was am Wege liegt,
Frischweg hinunter; dieses Thier voll Uebermuths
Beberdet sich gar eckl, mag Nichts kosten, wenn
Ich's nicht gerieben und gerührt den ganzen Tag,
Wie einem Weib sein ausgeknetet Gerstenbrod.
Nun will ich nachseh'n, ob er ausgefressen hat,
(er geht nach dem Stalle)
Und hier die Thür halb öffnen; sonst bemerkt er mich.
(er sieht hinein und spricht zum dem Käfer: )
Nur munter, schling' hinunter, höre nimmer auf,
Bis unverseh'ns am Ende dir der Bauch zerplazt!
Wie der sich vorbückt, einem Ringer gleich, und frißt,
Und seine Kiefern gierig hin und wieder schiebt,
Und noch dazu den Rüssel und die Tazen vorn
So wild herumwirft, Seilern gleich, die angestrengt
Die dicken Taue für ein Schiff zusammendreh'n!
Ein garstig Wesen, stinkend, voll Gefräßigkeit!
Und welchem Gott wohl dieses Plagevieh gehört?
Ich weiß es nicht; der Aphrodite sicher nicht,
Auch nicht den Chariten.
Der erste Knecht
Wenn denn sonst?
Der zweite Knecht
Ich glaube fest
Die Grauen ward vom Niederdonnerer Zeus gesandt.3)
Der erste Knecht
Da meint vielleicht jezt Einer dort im Publikum,
Ein Männchen, das sich weise dünkt: "Wo wills hinaus?
Der Käfer da, was soll er?" Dann erwieder ihm
Ein Mann vom Ionervolke, der ihm nahe sizt:
"Ich glaube, daß auf Kleon hier gestichelt ist,
Weil der den Abgang ohne Scham hinunterschlingt."4)
Doch tränk' ich jezt den Käfer auch und geh' hinein.
(ab.)
Der zweite Knecht
Ich will indeß die Sache noch den Kindelein,
Zugleich den Männlein allen und den Männern dort,
Zugleich den höchsten Männern dort zu wissen thun,
Und jenen noch die Männer Uebermannenden.
(er zeigt, während er diese Worte spricht, immer weiter die Stufen des Theaters hinauf.)
Mein guter Herr hat eine Tollheit neuer Art,
Nicht so wie Ihr, nein, unerhörter neuer Art:
Den ganzen Tag lang hebt erhimmelan den Blick,
Sperrt weit den Mund auf, hadert laut mit Vater Zeus
Und ruft: "o Zeus, was denkst du endlich noch zu thun?
Leg' ab den Besen, fege Hellas nicht hinaus!"