Porta Regiae (Jeder Nicht-Priester, der die Regia betritt, muss hier vorbei)

Schon lange war Avitus nicht mehr hier gewesen und so ging er bedächtig durch die Hallen des Gebäudes auf der Suche nach einem Priester ...

Zwar traf der Tribun keinen Priester, da er sich in der Regia des Cultus Deorum befand, wo die Verwaltung untergebracht war, dafür stieß er jedoch auf Valerius Mercurinus, den Scriba des Rex Sacrorum.

"Salve. Was kann ich für Dich tun?"

"Salve, kannst du mir sagen wer die Aufsicht über den Erhalt der Tempel hat?"

"Klar. Der Curator operum publicorum*. Wieso? Hast Du einen Mangel festgestellt?"

fragte er, da er heute in Plauderstimmung war.

"Man berichtete mir von dem Verfall des Marstempels und nach einer Besichtigung mußte ich feststellen, dass es wirklich nötig ist dort Renovierungen vor zu nehmen.

Nun du weißt, bis die die alten Herren im Senat sich der Sache annehmen, ist er sicherlich völlig verfallen. Daher hat sich meine Familie entschlossen die Renovierung zu finanzieren."

Der Scriba hob eine Augenbraue. Kritik am Zustand der Tempel? Das mochte er nicht. Die Angebote von Bezahlung hingegen schon. Dennoch musste er sagen.

"Von welchem Marstempel sprichst Du? Wenn Du den Tempel des Mars Ultor auf dem Forum Augustum meinst - da bist Du zu spät. Vor einigen Jahren schon haben einige private Träger dafür gespendet. Aber Deine Familie kann sich natürlich gerne ebenfalls beteiligen..."

Gerade noch rechtzeitig war ihm gekommen, dass mehr Geld auch bessere Renovierung bedeutete.

"Man sprach mich auf dem Forum an und berichtete von einem gerade zu verfallenden Tempel, ich hoffte du würdest wissen um welchen es sich handelt. Aber wenn er schon vor Jahren saniert wurde besteht wohl kein Bedarf einer Tempelsanierung. So will ich dir die 6000 Sesterzen für die sicher kommenden Sanierungen geben."

"Nein, nein, er ist noch nicht saniert, wie du sicher sehen konntest. Wir sind..."

Er zögerte etwas. Da war so einiges nicht ganz so gelaufen, wie es das Collegium beabsichtigt hatte...zumindest soweit Mercurinus wusste.

"...genaugenommen auf der Suche nach einem Architekten. Aber mit diesem Budget finden wir sicher etwas."

Er lächelte den Octavier ermunternd an. Ein derartiger Großspender musste schon bei Laune gehalten werden.

"Senator Avarus ist ein sicherlich geeigneter Kandidat für die Umsetzung dieses Vorhaben."

Senator Avarus? Sicher meinte er Senator Germanicus Avarus - zum Glück war Mercurinus gut informiert...

"Sowie ich hörte, ist es Senatoren verboten, ein Architektenbüro zu führen. Daher ist es...nunja...ein wenig schwierig, sein Büro für diese Tätigkeit heranzuziehen."

antwortete er vorsichtig. Natürlich hatte der Senator zur Debatte gestanden, aber wie hieß es so schön: "Lex dura, sed lex"?

"Wer sagt, dass er diese Arbeit mit seinem Büro verrichten soll, er selbst so sagte man mir sei ein begnadeter Architekt, wo bedarf es da ein Büro. Doch möchte ich mich in diese Entscheidung nicht einmischen."

"Nunja, er dürfte ja praktisch kein Geld dafür nehmen - glaubst du, er würde es trotzdem machen?"

fragte Mercurinus etwas vorsichtig. Er kannte Avarus leider nur ob seiner traurigen Berühmtheit wegen des Faux-Pas seines gescheiterten Konsulats. Aber wenn er das ganze umsonst erledigen würde...warum nicht?

"Nun er kann doch nur bestrebt sein, sich positiv hervor zutun.", einem Moment zögerte Avitus dann fuhr er fort, "Mit deiner Erlaubnis werde ich ihn Fragen."

"Natürlich. Gern darfst Du ihn fragen, Octavius. Aus Gerechtigkeitsgründen werde ich jedoch sicherheitshalber einen öffentlichen Anschlag machen - es soll ja niemand denken, der Cultus Deorum bevorzugt gewisse Architekten! Wenn er es allerdings umsonst macht, wird er wohl nicht viel Konkurrenz haben..."

erklärte der Scriba und beschloss, diese Sache sofort auf seine Liste zu setzen. Es wurde wirklich Zeit für den Mars-Tempel...

"Gibt's sonst noch irgendetwas?"

"Nein, ich danke dir sehr, dass du dir die Zeit genommen hast.", Avitus erhob und verschwand nach der Verabschiedung.

Der Scriba sah ihm nach und hoffte, dass der Kerl ihm die Suche nach einem Architekten abnahm.

Tiberius Durus, seineszeichens Augur, betrat am Morgen nach dem Eintreffen von Camilla gemeinsam mit eben jener die Regia, um seine junge Verwandte im Cultus Deorum unterzubringen.

Gemeinsam waren sie gleich nach der Salutatio in Durus' Sänfte aufgebrochen, sodass sie zeitig eingetroffen waren. Während die Sklaven auf dem Forum warteten, gingen die beiden Tiberier hinein zur Anmeldung.

"Salve, ich bin Manius Tiberius Durus und das ist Tiberia Camilla. Sie wünscht, dem Cultus Deorum beizutreten."

erklärte er dem Scriba.

Camilla wurde ungewohnt früh geweckt und hoffte, dass das nciht zur Gewohnheit wurde. Doch immerhin konnte sie in Durus' Sänfte noch etwas dösen. Sie folgte Durus in die Regia, der sie zu einem Scriba führte.
Als sie dem Scriba vorgestellt wurde ncikte sie ihm kurz zu. Sollte ja niemand sagen das Tiberier unhöflich wären. Anbei musste sie ein leichtes Gähnen unterdrücken.

Jemand war noch früher aufgestanden, denn Mercurinus verband seinen Dienstantritt gleich mit dem Klientenbesuch - er war nämlich der Scriba und Klient des Rex Sacrorum. Folglich konnte er sehr früh die Regia betreten und noch einige Dinge regeln, ehe er mit Bittstellern zu tun hatte.

Als der Senator erschien, den er vor kurzem besucht hatte, lächelte er. Es war immer gut, sich mit zukünftigen Pontifices gutzustellen...das Mädchen war wohl eine Tochter? Oder etwa eine Verlobte, die er ins Register eintragen wollte? Aber nein, doch nur eine Verwandte...

"Salve. Sehr gut...dafür darf ich Dich zum Officium des Septemvir Propertius Secundus. Er ist zufällig im Hause...Officium DCCCXVI"

Es war ja selten, dass überhaupt jemand anwesend war, aber heute hatte Fortuna offensichtlich viel für die Tiberier übrig...vor wenigen Minuten war der Septemvir an ihm vorbeigestürmt.

Damit hatte Durus gerechnet. Die Epulonen waren im Augenblick für die Neu-Priester und solche, die es werden wollten, zuständig. Also meinte er zu Camilla.

"Komm, ich glaube, ich weiß in etwa, wo das liegt."

zumindest lag es nicht in nächster Nähe, wie er wusste...