Porta Regiae (Jeder Nicht-Priester, der die Regia betritt, muss hier vorbei)

  • Ein unscheinbarer, unbedeutender Staatsdiener des Cultus Deorum öffnete die Türe, die dabei etwas quietschte. Das Geräusch ignorierend blickte er Quintilius Clemens freundlich entgegen.
    "Salve, wie kann ich dir helfen?"



    [SIZE=7]M'.F.G.[/SIZE]

  • Das Quietschen ließ Lucius etwas zusammenzucken, woraufhin ihm sein Glücksbringer aus der Hand fiel. Wie vom Blitz getroffen schoss er zu Boden, schnappte sich das silberne Stück und ließ es in seinem Geldbeutel verschwinden.


    Als er in gebückter Haltung einen Blick nach oben riskierte, nahm er den Staatsdiener wahr. Es dauerte keine Sekunde, bis der geschockte Lucius kerzengerade vor dem Neuankömmling stand.


    "Wunderbar, jetzt kann ich Fortuna gleich nochmal um Hilfe anhauen..." dachte er, als langsam die Wirkung ins Bewusstsein geriert, die sein Verhalten wohl auf das Gegenüber haben dürfte.


    Ein genauerer Blick auf den Diener ließ ihn allerdings etwas entspannter werden. Die sehen irgendwie alle gleich aus. Im Großen und Ganzen wirkte der Diener auf Lucius nicht so, als wollte er ihm blöd kommen. Doch das kann täuschen. Ein falsches Wort und man hat schnell Ärger; zumindest war es in seinem alten Leben so. Daher will Lucius sich lieber nicht noch mehr Blöße geben.
    Nach einem tiefen Atemzug ergreift er das Wort.


    "Salve!


    Ich bin hierher gekommen, um den Göttern meine Dienste anzubieten. Ich fühle mich der Fortuna besonders verbunden und möchte mich daher ihr am ehesten widmen. lch kann jedoch schwer den übrigen Göttern meine Folgschaft verweigern, sollten sie meiner eher bedürfen.
    Mein Wissen über Riten ist leider nicht mehr das, was es früher einmal war. Ich dachte mir daher, dass ein Einstieg als discipulus für den Anfang am besten wäre. Wären allerdings noch andere Positionen denkbar, die man mit entsprechendem Vorwissen als Einstieg für eine Person meines bescheidenen Ansehens erreichbar wären, könnte ich das auch auffrischen. Ich würde mich dann auf diese bewerben, sobald ich die nötigen Kenntnisse nachweisen kann.


    Du kennst die Bedürfnisse von Staat und Göttern besser als ich. Welche der Möglichkeiten würde ihnen eher gerecht werden?"

  • Ein wenig verwirrt über das Gebaren des vor der Tür stehenden, der gewissermaßen erst einmal von unten emportauchte, runzelte der Bedienstete des Cultus Deorum die Stirn. Als Quintilius jedoch sein Anliegen vorbrachte, erhellte sich seine Miene wieder.

    "Ah, sehr schön, sehr schön! Gute Leute können wir immer gebrauchen. Tatsächlich gibt es derzeit wohl mehr Tempel als wir Aeditui haben. Ich weiß gar nicht, wie das gekommen ist", verfiel er sodann ein wenig ins Plaudern. "Wahrscheinlich leben wir schon zu lange in friedlichen Zeiten, da werden die Bewohner unserer schönen Stadt immer ein bisschen träge und ... ja, man könnte fast sagen leichtfertig. Da wollen die jungen Männer lieber in irgendeine Verwaltung in einem gut geheizten Officium oder sich gleich in der Politik versuchen. Oder Wagenlenker werden! Wagenlenker! Als wäre das eine vernünftige Aufgabe! Aber die Frauen stehen wohl mehr darauf als auf einen Tempeldiener. Versteh mich nicht falsch, es gibt wohl kaum eine weniger ehrenhafte Aufgabe als den Göttern zu dienen! Aber derzeit ist es einfach nicht so populär. Nun ja, du hast ja noch einige Jahre vor dir, was? Da gibt es sicher noch die ein oder andere Krise und schon stehen wieder alle Schlange!"


    Er zuckt die Schultern und schien erst nun wieder zu realisieren, dass er Quintilius die eigentliche Antwort auf seine Frage schuldig geblieben war. "Ah so, also ein Einstieg als Discipulus, das ist natürlich möglich. Aber wenn du nicht gerade hinter dem Mond aufgewachsen bist und dir dein Vater ein paar Traditionen mitgegeben hat, dann wäre auch die Anstellung als Aedituus direkt möglich. Hast du vielleicht ein Referenzschreiben*?"



    M'.F.G.


    [simoff]*Es reicht reicht ein fiktives NSC-Referenzschreiben.[/simoff]

  • Lucius zwang sich zu einem verunsicherten Lächeln, allerdings war sein Unbehagen deutlich erkennbar. Sein Versuch, durch übertriebene Schmeichelei bei einem seiner Meinung nach immer unter Minderwertigkeitskomplexen leidenden Beamten Eindruck zu schinden, war krachend gescheitert.


    Trotz allem schien er doch irgendwie gekriegt zu haben, was er sich erhoffte. Eigentlich sogar noch mehr. Der Gedanke gab ihm die Kraft, seinen holprigen ersten Auftritt sowie alle Gedanken daran mit einem Lächeln und einem Nicken zu begraben.

    Vermutlich ist es am besten, den Beamten einfach wie einen Menschen zu behandeln, dachte er sich. Sein hoffentlich ehemaliges "Kerngeschäft", das ihm eine weit vom Sport losgelöste Liebe zu solchen Rennen gab, behält er allerdings wohl besser für sich.


    "Wahre Worte! Die Stimmung in der Arena ist als Zuschauer aber wirklich atemberaubend. Es macht Spaß, wenn man jemanden hat, dem man zujubeln kann. Aber die Rennen selbst... Ich habe kein Talent für sowas und irgendwie ist mir das auch etwas brutal. Politik ist noch schlimmer. Wenn ich an das denke, was manch einem unserer Kaiser oder dem Senat früher schon blühte... Als gesunder Mensch sollte man sowas nicht machen. Der Ruhm kann schön sein, ja. Aber ein Wink von Fortuna reicht, um auch den größten Menschen zu stürzen. Mit dem Hochmut, den man für ein hohes Amt braucht, fordert man sie sogar noch heraus. Ich glaube, es ist besser, denen nahe zu sein, die das letzte Wort haben."


    Mit diesen Worten reichte Lucius dem Beamten das Schreiben eines Aedituus, das ihn mit wärmsten Worten für einen Tempel der Fortuna empfahl. Gut, dass Papier geduldig ist. Hätte er sich weiter so fromm wie seine Mutter verhalten, hätte er wohl keine Probleme gehabt, auf dem üblichen Weg die Empfehlung zu bekommen. Allerdings war der gewiefte Lucius mit anderen Mitteln gesegnet. Jedes Mal, wenn er das Papier vor sich sah, spielte es sich wieder vor seinem inneren Auge ab: Eine taberna, ein einsamer Tisch und ein aufgelöster, ziemlich sicher betrunkener älterer Mann...

    "Das soll natürlich kein konkreter Vorschlag sein, aber WENN du mir eine Empfehlung schreiben würdest, wäre es gut möglich, dass ich das ganze von dir geliehene Geld vergesse. ...Und meine Freunde in der Arena sicherlich auch. Ihr Gedächtnis ist manchmal SEHR schlecht und das leider auch zu den ungünstigsten Zeitpunkten..." Das Ganze war mit dem übertriebenen Achselzucken, Zwinkereien und Betonungen untermauert, die man bei schlecht verhehlten, halb-legalen "Bitten" erwarten kann.

    Der Gesprächspartner war ein Priester, der etwas über seine Verhältnisse lebte und mit dem sich Lucius schon seit Kindesbeinen prächtig verstand: Anfangs aus Begeisterung über die Götter, später wegen Wettgemeinschaften und "Bürgschaften" für die Schulden des jeweils anderen. In letzter Zeit wurden die Bilanz jedoch etwas einseitig... Der arme Tropf hätte sich vermutlich seinen linken Arm abgehauen, wenn er dafür auch nur die Hälfte seines Geldes behalten könnte.


    Er wusste nicht genau wieso, aber irgendwo fühlte sich Lucius erleichtert, als das Blatt seinen Besitzer wechselte.

  • Bei der Erwähnung früherer Zeiten im Senat nickte der Beamte energisch, ganz so als hätte er diese Zeit selbst erlebt - was selbstredend nicht der Fall war, da er weder alt genug war, noch jemals auch nur einen Fuß in die Nähe der Politik, geschweige denn den Senat hatte gesetzt.

    "Wahr gesprochen, wahr gesprochen, mein Freund! Und der Ruhm", er winkte ab. "Der Ruhm macht dich im Zweifelsfall auch nicht satt!"

    Es war kaum zu verhehlen, dass er ein Mensch ohne Ambitionen war, dem es genügte tagein, tagaus seinen einfachen Dienst in der Regia zu tun im Wissen, dass dies ihm jeden Tag einen nahrhafte Schüssel Puls am Morgen und ein ordentliches Mahl am Abend bescherte, manchesmal gar ein saftiges Stück Fleisch von einem der großen Staatsopfer.


    Er nahm das Schreiben an sich und las geflissentlich, murmelte dabei 'Aha' und 'Mhm', bevor er nickte. "Das ist eine gute Referenz." Einem Zauberer gleich zog er eine Tabula hinter seinem Rücken hervor - sie hatte dort in seinem Gürtel gesteckt - und zückte den Griffel, der mit einem ledernen Band am Holz befestigt war. "Und du bist römischer Bürger, ja? Wie ist dein Name?"


    M'.F.G.

  • Das Leben und die Energie, die der Beamte auf Lucius Aussage zeigte, haben ihn stark überrascht. Vermutlich war es einfach schön für ihn zu hören, dass sein einfacher Lebensstil so eine Form von Anerkennung erfuhr, die ihm seine Mitbürger verwehrten.

    Für einen Moment fühlte sich Lucius jedoch irgendwie verbunden mit seinem einfach gestrickten Gesprächspartner. Als sein Vater sich noch von der Front meldete, hätte er seinen Sohn am liebsten auch auf dem Schlachtfeld Roms "Größe und Überlegenheit" mit dem Rest der Welt teilen sehen. Seine Mutter trug diesen Geist seit Beginn seiner Kindheit noch an ihn heran und wollte, dass Lucius sich zumindest spielerisch mit dem Schwert vertraut machte und regelmäßig Laufübungen zu machen hatte. Er bemühte sich, war aber weitaus schlechter als seine Altersgenossen und war nach ein paar hundert Metern schon vollständig fertig. Damals hatte er noch nicht das Herz, das seiner Mutter zu beichten. Allerdings säte genau das die ersten Samen für die Abneigung und spätere Geringschätzung von Kriegsdienst, Sport und staatlichem Stolz und Ehre. Ob es dem Beamten ähnlich ging?

    Das, und das Verhalten (oder Schicksal?) seines Vaters. Der Gedanke, den die Antwort des Beamten hervorrief, stimmte ihn leicht reumütig und überwand sogar die Vorurteile des faulen Staatsdieners, die sich für Lucius sonst hier wieder einmal bestätigt hätten. Lucius wendet seinen Blick gen Himmel und sprach in einem Tonfall, den man unbefangen wohl entweder als träumerisch oder melancholisch einordnen würde:


    "Nein, das macht er wirklich nicht... Weder den Bauch, noch die Seele. Es gibt wirklich bessere Möglichkeiten, um sich und denen, die auf den Erfolg der Ehrgeizigen wetten, Geld zu besorgen."


    Leider hat Lucius das Schauspiel seines Gegenüber mit tabula und Griffel nicht mitverfolgt und konnte sich deshalb nicht erklären, wie sich bei Senken seines Blickes plötzlich beide Gegenstände beide Schreibmittel in den Händen des Beamten landeten.


    Die Worte des Beamten leiteten seine Aufmerksamkeit schnell weg davon. Hatte er sich wirklich noch nicht vorgestellt? Lucius blieb diesmal jedoch gelassen. Bei den turbulenten Momenten ist es wohl eher überraschend, wenn etwas nicht nachgeholt werden müsste.


    "Ja. Ich bin civis der Stadt Rom und heiße Lucius Quintilius Clemens."

  • Die Überprüfung der Korrektheit der Referenz war zugegebenermaßen ein bisschen platt. Aber Quintilius Clemens nannte seinen Namen so schnell und ohne Zögern, dass er entweder ein sehr gewiefter Betrüger war, der sich seit Wochen in eine falsche Identität gestürzt hatte, oder eben tatsächlich Lucius Quintilius Clemens. Dem Kultbeamten reichte die Übereinstimmung von Name der Person und Name in der Referenz in jedem Falle aus - er war schließlich kein Prätorianer. Eifrig notierte er sich den Namen und dazu auch den des empfehlenden Priesters.


    "Ich werde dein Anliegen den entsprechenden Stellen vorlegen. Falls noch Zweifel an deiner Eignung besteht wird man noch einmal auf dich zukommen." Er grinste ein wenig. "Aber ganz ehrlich, bei deiner Empfehlung wird das nicht der Fall sein. Wo können wir dir eine Nachricht hinsenden?"


    M.F.G.

  • Dieses Grinsen des Beamten hatte zusammen mit dem Satz etwas... Enigmatisches. Dieses fallende Gefühl in der Magengrube, das kurz vor dem Fall kommt, machte sich in Lucius breit. Wissen? Nein, was gäbe es zu wissen? Der Alte war ja tatsächlich Priester, also war es ja kein Betrug. ...Vermutlich.


    Fortuna würde es wohl Schicksal nennen, also wird es laufen, dachte sich Lucius und erwiderte das Lächeln.


    "Falls es Rückfragen geben sollte, erreicht man mich über die casa Quinitilia. Es sind nicht mehr so viele wie früher da, aber es sind genug, um eine Nachricht entgegen nehmen zu können. Ich kümmere mich dann so schnell es geht darum. Weder Staat noch Götter lässt man schließlich warten."


    Sein Innerstes sträubte sich beim Gedanken an den kommenden Satz aber leider hat Höflichkeit eine zwanglose Macht, derer Lucius auch jetzt noch bedürfen könnte.


    "Ah... Danke für die Chance!"

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