Casa Prudentia ~Mogontiacum~

  • Als Türe endlich auf ging stand ein alter Mann vor ihm. Aus dem Bauch heraus ging Gaius einmal nicht davon aus, dass es sich hier um einen Prudentier handeln konnte. Vielleicht ein Sklave? Etwas verunsichert fragte er daher nach "Ähm... Salve. Ich bin der Subpräfekt der Ala und ich habe gehört dies hier soll die Casa Prudentia sein? Ist das wahr?" Gespannt wartete er auf die Antwort auf seine Frage. Seinen eigenen Namen wollte er vorerst noch nicht Preis geben.

  • Der Alte beäugte den jungen Mann einen Moment lang, ehe er auf dessen Frage einging, denn es war schon eine halbe Ewigkeit her, dass das letzte Mal Soldaten in diesem Haus waren. Doch natürlich blieb er freundlich und erwiderte: "In der Tat ist dies die Casa Prudentia und dies schon seit den Tagen des ehrwürdigen Senators Prudentius Commodus."
    Es irritierte den Sklaven ein wenig, dass der junge Mann dies nicht wusste, denn eigentlich war den Einwohnern der Stadt bekannt, welcher Familie dieses Haus gehörte. Für sich dachte der Alte, dass nun doch langsam die Zeit erreicht war, da der Ruhm der Prudentier all zu sehr hinfort geweht war.

  • Seit den Tagen des ehrwürdigen Prudentius Commodus? Das war interessant. Eine Casa seines Großvaters hier in Mogontiacum und der junge Gaius wusste nichts davon. Andererseits wenn er sich diesen Iuanitor so ansah, dann diente der hier wohl auch schon seit den Tagen seines ehrwürdigen Opas und war sozusagen ein Zeitzeuge. Doch nun war der junge Prudentier neugierig zu erfahren wer hier zur Zeit wohnte, denn sein Großvater war ja nun schon längere Zeit verstorben. "Ich verstehe. Und wer bewohnt die Casa derzeit, wenn ich fragen darf?"

  • In der Tat hatte der Türwächter den alten Senator noch kennengelernt, auch wenn er damals selbst noch sehr jung war und noch nicht die Tür, sondern lediglich ein Blumenbeet im Garten hüten durfte.
    "Zur Zeit beherbergt dieses Haus den jungen Herren Prudentius Burrus." beantwortete der Türwächter freundlich die Frage des Soldaten, denn er hatte in all den Jahren gelernt, dass es immer besser war den Streitern Roms mit einer guten Portion Freundlichkeit zu begegnen und sie so milde zu stimmen.
    Eines konnte er jedoch nicht unterlassen: "Wenn du mir deinen Namen nennst, so kann ich dich gerne dem jungen Herren als Besuch anmelden. Sofern dies dein Begehr ist."
    Erwartungsvoll schaute er sein Gegenüber ab.

  • Prudentius Burrus? Nein, denn kannte Gaius nicht. Allerdings hatte sich den Gens im Laufe der Jahrzehnte so im ganzen Reich verstreut, dass es durchaus möglich sein konnte, dass hier ein ihm unbekannter Verwandter wohnte. Gleichzeitig ärgerte er sich über selbst, dass er sich aufgrund seiner Jugendjahre in der Casa Decima wohl mehr im Stammbaum der Decimer auskannte, als in seinem eigenen. Es war wohl auch nicht besonders zielführend diese Ratespiel noch lange aufrecht zu erhalten, sondern es wurde Zeit dem armen Ianitor endlich reinen Wein einzuschenken. "Ich würde ihn sehr gerne Kennen lernen. Wenn du mich bitte anmeldest. Ich bin Gaius Prudentius Primus, der Enkelsohn jenes besagten Senator Prudentius Commodus." Gespannt wartete er auf die Reaktion des Sklaven, der allen Grund gehabt hätte sich über diese Heimlichtuerei zu ärgern. Doch Gaius war es wichtig einmal möglichst viel Informationen heraus zu holen. Nicht das hier irgendjemand Fremder unter dem Namen Prudentius lebte.

  • Jetzt horchte der Ianitor auf. Den Namen hatte er tatsächlich schon einmal gehört, denn auch wenn sie hier im tiefsten Germanien waren, so hatte es zwischen den verschiedenen Häusern der Prudentier - oder besser gesagt zwischen den jeweiligen sklavischen Hausverwaltern - immer einen regen Austausch gegeben. Und so hatte man natürlich auch hier vor all den Jahren von der Geburt des kleinen Gaius, des Hoffnungsträgers der Familie, erfahren. Nach dem Tod des Vaters und in all den Wirren der vielen Jahre seither, hatte es jedoch immer weniger Informationen aus Rom gegeben, die hier angekommen waren, so dass der junge Spross ein wenig in Vergessenheit geraten war.
    Der Ianitor öffnete die Tür des Hauses nun ein ganzes Stück weiter, so dass der junge Mann eintreten konnte.
    "Nun denn, werter Prudentius Primus, bitte trete ein und folge mir in das bescheidene Haus deiner Familie." Er deutete mit einer einladenden Gester auf die offene Tür und nachdem Primus eingetreten und die Tür wieder verschlossen war, führte er den jungen Prudentier in das Innere des Hauses und parkte ihn im Atrium.
    "Bitte warte hier." sagte er, liess den jungen Mann dort alleine stehen und eilte davon.


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    Titus war, wie so oft in letzter Zeit, in der kleinen Bibliothek des Hauses, als der Ianitor ihn fand. Er lag mit dem Kopf auf dem Schreibtisch und schlief auf einem Papyrus auf dem irgendein alter literarischer Erguss von fast epischer Länge niedergeschrieben war, den er erst für wahnsinnig interessant gehalten hatte, der ihm aber an diesem Tag einfach nur eingeschläfert hatte. Das dies möglicherweise daran lag, dass die Handschrift äusserst unsauber und die Sprache so unglücklich griechisch war, dass es ihn sehr viel Kraft kostete dies mit seinen eher begrenzten Kenntnissen der griechischen Sprache zu verstehen, hatte er lediglich sich selbst gegenüber zugegeben, kurz bevor er eingeschlafen war.
    In dieser Situation fand ihn nun der Ianitor vor und erzählte ihm, nachdem er ihn aufgeweckt und weitestgehend klar gerüttelt hatte, von dem Besucher. Die Neugierde des jungen Titus wirkten daraufhin wie ein Aufputschmittel und vertrieben den letzten Rest Müdigkeit.


    Nachdem er die schlichte Tunika, die er im Haus meist trug, zurechtgerückt hatte, betrat er auch nur einige Minuten nachdem der Ianitor den Besucher geparkt hatte, das Atrium. In seinem Gesicht eine Mischung aus Freundlichkeit und Neugierde, ging er auf den Besucher zu und grüßte ihn: "Salve. Ich bin Prudentius Burrus."

  • Als Gaius endlich dem Hausherren hier gegenüberstand wurde er sichtlich überrascht, da er den Jungen kannte. Das war doch dieser Typ, der bei der Besprechungbei der Legio kurz im Zimmer des Tribuns aufgetaucht war und irgendwas vorbeigebracht hatte. Diese Roten Haare! Er war es ganz sicher. Dieser Burrus war wohl kaum Älter als er selbst und irgendwie hatte diese ganze Situation doch etwas merkwürdiges an sich. Dennoch versuchte er einen möglichst freundlichen, wenn auch sehr skeptischen, ersten Eindruck zu hinterlassen. "Salve. Ich bin Gaius Primus, ebenfalls aus der Gens Prudentia. Ich wurde vor kurzem von Rom hier her nach Mogontiacum versetzt und habe erfahren, dass es hier noch Prudentier geben soll. Anscheinend habe ich einen gefunden." soviel einmal zur Einleitung und Vorstellung. Nun hieß es diesem Prudentier auf den Zahn zu fühlen, ob er tatsächlich der war, für den er sich ausgab. Schließlich konnte bald jemand sagen, dass er ein Prudentier war. Es gab ja nicht viel, womit man dies auch beweisen konnte. "Ich bin der Sohn des Balbus und Enkelsohn des Commodus. Und woher stammst du bzw. wer sind deine Eltern?" Vielleicht konnte ihm ja die Nennung der Eltern oder Großeltern dieses jungen Mannes dabei helfen herauszufinden, in welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zueinander standen. Oder unter umständen kannte Burrus seinen Verwandtschaftsgrad zu Gaius Vater oder Großvater und es konnte daher abgeleitet werden. Gespannt musterte er das angebliche Familienmitglied und war auf dessen Antwort gespannt.

  • Im Gegensatz zu Gaius hatte Titus seinen Verwandten im Officium des Legionstribuns zwar wahrgenommen, jedoch hatte er sich das Aussehen nicht weiter eingeprägt, so dass er in diesem Moment kein Gefühl des Wiedererkennens hatte. Während Gaius sich selbst vorstellte und dann verständlicherweise damit begann etwas über Titus zu erfahren, deutete dieser auf eine kleine Sitzgruppe, die am Rand des Atriums stand und bewegte sich selbst bereits langsam darauf zu.
    "Bitte, nimm doch Platz." sagte er, nahm selbst aber noch nicht Platz, sondern wartete ab, ob sein Gegenüber das Angebot annehmen würde.
    "Ich bin der Sohn von Viola, Tochter des Fabianus und der Drusilla." beantwortete er die gestellte Frage und fügte dann noch hinzu: "Ich bin selbst auch erst vor gar nicht mal so langer Zeit hierher nach Mogontiacum gekommen. Ich bin auf dem großen Landgut deines Großvaters, bei Colonia Agrippinensium aufgewachsen. Commodus war einer der Onkel meiner Mutter und hat sie dort wohnen lassen."

  • Aufmerksam hörte Gaius dem rothaarigen jungen Mann zu und nahm dabei auch bei der angebotenen Sitzgruppe platz. Fabius und Drusilla, das sagte ihm was. Sein Großvater war also der Onkel der Mutter.... dann war er also.... sein Großcousin? Ja, das konnte hinkommen. Großcousin Burrus also und kein Hochstapler. Wobei diese roten Haare seines Wissens nach schon eher untypisch für die Prudentier waren. Aber vielleicht war es nur eine Laune der Götter gewesen, den jungen Verwandten damit auszustatten. "Dann bist du also mein Großcousin, wenn ich mich nicht vertan habe. Es freut mich dich kennenzulernen.... ähm.." Ja wie war den nun eigentlich sein Cognomen gewesen? Hatte Gaius ihn überhört oder hatte er ihn noch nicht gesagt. "Ja... wobei ich dich schon einmal gesehen habe. Im Officium eines Tribuns bei der Legio. Da bist du kurz vorbei gekommen und hast etwas gebracht. Bist du bei der Legio?" Wobei er keine Rüstung getragen hatte. Er war doch nicht etwa ein Botenjunge? Vielleicht war er auch ein Schreiber? Aber hey! Er war ein Prudentier! Da hätte ihn sein Vater doch gewiss einen besseren Job verschaffen können. Oder stand es tatsächlich so schlimm um das Ansehen der Familie? Hatte Gaius seinen Posten nun erhalten weil er der Sohn des Prudentius Balbus war oder nur aufgrund der guten Kontakte des alten Decimers. Bisher war er von Ersterem ausgegangen, doch nun stellte er dies doch ein wenig in Frage. Gespannt wartete Gaius daher auf die Antwort des Rotschopfs.

  • "Titus." sagte er kurz und nahm dann ebenfalls Platz. "Ja, Großcousin erscheint mir korrekt. Es freut mich ebenfalls dich kennenzulernen, Gaius." Titus lächelte seinen Verwandten an. "Ich hatte nicht erwartet so bald einen meiner Verwandten aus Rom zu treffen. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass ich dieses Vergnügen erst haben würde, wenn ich irgendwann einmal nach Rom reise."


    An die Situation im Officium des Legionstribuns, die Gaius erwähnte, erinnerte sich Titus natürlich, auch wenn er tatsächlich nicht sicher sagen konnte, ob er sein Gegenüber dort gesehen hatte oder nicht. "Nein, ich bin nicht bei der Legio. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass es besser ist, wenn ich nicht mit Waffen hantiere. Zumindest solange es nicht unbedingt notwendig ist. Nein, ich arbeite seit einiger Zeit in der Provinzverwaltung." beantwortete er dann die Frage seines Verwandten. "Duccius Marsus, ein alter Freund deines Vaters, hat mich dort untergebracht, damit ich die Gelegenheit habe erstmal Erfahrung zu sammeln, während ich versuche herauszufinden, welchen Weg die Götter für mich bereitgelegt haben."


    Neugierig blickte Titus dann Gaius an und fragte: "Und du bist Subprefectus der Ala? Meinen Glückwunsch dazu. Dein Vater war doch auch bei dieser Einheit, oder?" Titus wusste natürlich über die wichtigsten Familienmitglieder und ihre Karrieren zumindest im Groben Bescheid, denn er hatte in seiner Jugend auf dem Landgut immer wieder Gelegenheit gehabt Geschichten über sie zu hören.

  • Die Verwunderung war wohl beiderseitig, denn auch Gaius hatte nicht ausgerechnet gedacht hier in Germanien auf einen Verwandten zu treffen. Dennoch freute er sich über diese Tatsache und folgte aufmerksam den Ausführungen des Rotschopfs. In der Provinzverwaltung arbeitete er bei einem gewissen Duccius Marsus, der noch dazu ein Freund seines Vaters gewesen sein soll. Da er sich an seinen Vater kaum noch erinnern konnte, wusste er natürlich auch nichts über dessen Freude. Dennoch wollte er diesen Namen und die damit verbundene Information im Hinterkopf behalten. Vielleicht würde sich ja einmal ein aufeinandertreffen mit dem Duccier ergeben, der aus einer wichtigen und angesehenen Familie hier in Germanien stammte. Soviel zumindest wusste Gaius von den Ducciern, die hier auch den letzten Statthalter gestellt hatten. "Ja, in der Tat war mein Vater hier einige Zeit Praefectus, nachdem er sich ex caligae in den Ritterstand gearbeitet hatte. Du scheinst dich gut mit unserer Familiengeschichte auszukennen." freute sich der junge Prudentier über das Wissen seines Verwandten. "Und nun bin auch ich hier, wenn auch nur als Subpraefectus. Aber ich denke es ist ein guter Einstieg in die Militia Equestris und mit Iunius Seneca als Kommandeur scheine ich es gut erwischt zu haben. Lediglich meine Unterkunft in der Castra lässt sehr zu wünschen übrig. Aber auch das werde ich überstehen. Dir scheint es hier ja sehr gut zu gehen." stellte er fest und ließ seinen Blick dabei über das nett eingerichtete Atrium schweifen.

  • "In meiner Kindheit auf dem Landgut waren Geschichten über die großen Männer der Familie ein fester Bestandteil meiner Erziehung und Ausbildung." erzählte Titus. "Und zwischen den Stunden die ich mit dem Lehrer gelernt habe, waren das auch die spannendsten Zeiten."


    Er hörte sich an, was Gaius über seinen Posten, seine Pläne und auch seine Unterkunft zu erzählen hatte und nickte leicht. "Du planst also eher dem Weg deines Vaters zu folgen statt deinem Großvater nachzustreben." stellte er fest, denn auch Balbus hatte ja in der Vergangenheit die ritterliche Laufbahn eingeschlagen und war in ihr bis in die höchsten Höhen aufgestiegen.


    Der Punkt über die Unterkunft brachte Burrus etwas zum Schmunzeln. "Das ist natürlich der Nachteil am Leben eines Soldaten. Meine Mutter hat mir früher erzählt, dass auch mein Vater darüber manchmal geklagt hatte." Auch Titus ließ den Blick durch den Raum schweifen. "Das Haus ist als Wohnstatt auf jeden Fall recht angenehm, auch wenn ich noch nicht dazu gekommen habe es in einen wirklich ordentlichen und vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Die Jahre ohne einen Hausherren haben definitiv Spuren hinterlassen." Das war ein Thema, über das Titus sich sowieso schon ein paar Gedanken gemacht hatte und das er beizeiten würde angehen müssen. "Aber falls dir deine Unterkunft in der Castra nicht zusagt und du die Möglichkeit hast, bist du mir herzlich willkommen. Das Haus ist ist zwar von der Größe sicherlich nicht vergleichbar mit dem, was du aus Rom gewohnt bist, aber Platz für zwei von uns haben wir hier auf jeden Fall."

  • "So ist es!" bestätigte Gaius die Feststellung seines Verwandten. "Ich glaube nicht, dass die Arbeit im Senat mich auf Dauer Glücklich gemacht hätte, auch wenn es meinem Ziehvater Consular Decimus Livianus lieber gewesen wäre, wenn ich den Cursus Honorum beschritten hätte." Vielleicht war ja auch genau das der eigentliche Grund dafür gewesen, warum sich Gaius gegen eine Karriere im Senat entschieden hatte. Doch wie auch immer, war er mit seiner Entscheidung so bisher sehr zufrieden. Als Burrus schließlich auch auf die Sache mit der Unterkunft einging, schmunzelte auch Gaius erfreut. "Ich danke dir für dieses großzügige Angebot. Das ist in der Tat noch ein Nachteil, der sich spätestens bei meinem nächsten Posten wieder ändern sollte. Denn als Tribunus bei der Legio bekommt man auch ein stattliches Haus in Kastell. Aber bis dahin ist ja noch ein Weilchen hin und so freue ich mich, wenn ich mich zumindest ab und an hierher retten kann, wenn mir in der Castra die Decke auf den Kopf fällt. Natürlich werde ich mich auch gerne bei etwaigen Renovierungskosten beteiligen. Mein Sold als Subpräfekt macht mich zwar nicht reich, aber da ich so gut wie keine Ausgaben habe, bleibt auch einiges über, dass hier sicher gut investiert ist. Natürlich nur wenn dir das recht ist." fügte er noch rasch hinzu. Schließlich wollte er ja den jetzigen Eigentümer dieses Hauses nicht übergehen, auch wenn es genaugenommen sein Haus.... ach egal. Burrus machte eine netten Eindruck. Warum also kleinlich sein. Man konnte froh sein, dass es überhaupt einen Prudentier gab, der sich um dieses Haus im fernen Germanien gekümmert hatte.

  • Titus konnte die Einstellung seines Verwandten nur bedingt nachvollziehen, denn er selbst stellte sich die Arbeit im Senat auch auf Dauer durchaus spannend und erfüllend vor. Wahrscheinlich lag das jedoch schlicht daran, dass die beiden in doch recht unterschiedlichen Welten aufgewachsen waren. Doch im Grunde genommen war das für Titus auch recht egal, denn er hatte schon immer die Einstellung gehabt, dass jeder seinen eigenen Weg finden musste.


    "Sei dir gewiss, dass du hier stets willkommen bist. Ich freue mich auch immer über Gesellschaft. Vor allem bietest du mir ja auch die Gelegenheit etwas über meine Familie zu erfahren. Es ist tatsächlich eine Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal einen Verwandten getroffen habe." sagte Titus lächelnd und ehrlich, denn er freute sich sehr darauf, etwas mehr zu erfahren, auch wenn er natürlich nicht wusste, ob Gaius, aufgrund seines auch recht geringen Alters, da wirklich vieles beitragen konnte.


    "Ich werde mich sicherlich nicht wehren, wenn du dich an den Kosten für die notwendigen Renovierung beteiligen möchtest. Meine Vergütung bei der Provinzverwaltung reicht ehrlich gesagt für keine großen Sprünge. Und das Geld, das ich aus Colonia Agrippinensium für meinen Start hier mitgebracht habe, reichte leider auch nicht für viel mehr als die erste Zeit." Er blickte seinen Verwandten etwas betroffen an und fügte dann noch hinzu: "Du sollst dich aber auf keinen Fall zu irgendetwas verpflichtet fühlen. Das soll jetzt auch nicht rüberkommen, als würde ich mich über meine Situation beklagen." Denn Titus war mit seinem Leben äusserst zufrieden und wollte definitiv keinen anderen Anschein erwecken.

  • "Aber... das ist doch kein Thema" winkte Gaius die Bedenken seines Verwandten ab. Er selbst war zwar als Subpräfekt keinesfalls ein Großverdiener, aber er verdiente in jedem Fall genug um sich hier auch beteiligen zu können. Und es war ja ohnehin in seinem Interesse. Beim Gedanken daran fiel ihm auf, dass er Burrus gar nicht gefragt hatte, was er genau in der Provinzverwaltung machte. Vielleicht Leiter einer Abteilung oder irgend ein anderes wichtiges Amt? Gaius hatte wenig Erfahrung mit der Hierarchie in den Verwaltungsapparaten der Provinzen und so kam er nicht umher einfach danach zu fragen. "Ich habe vorhin gar nicht gefragt, aber was ist eigentlich deine Aufgabe in der Provinzverwaltung?"

  • Titus lächelte etwas, als seine Gedanken kurz abschweiften und er darüber nachsann, zu welchem Glanz man das Haus wieder bringen konnte, wenn man ausreichend Geld in die Hand nahm. Die Gedanken kehrten jedoch schnell wieder in die Realtität zurück, als Gaius ihn nach seiner Aufgabe in der Verwaltung fragte.


    "Ich gehöre zu den Scribae in der Regia. Eine feste Aufgabe habe ich eigentlich gar nicht. Das ändert sich sehr oft entsprechend der situativen Anforderungen." sagte er. "An manchen Tagen kümmere ich mich um ankommende Korrespondenz und an anderen beaufsichtige ich die Gehilfen und Sklaven der Verwaltung bei anfallenden größeren Aufgaben. Es hängt immer davon ab, womit mich der Princeps Praetorii beauftragt." Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich weiss, dass ist bei weitem nicht so spannend oder bedeutsam wie dein Posten bei der Ala, aber ich bin ja noch nicht allzu lange in den Diensten der Administratio."


    Es war nicht so, dass er sich für seine Arbeit schämte, aber er befürchtete ein wenig, dass Gaius mehr erwartete, da der Name der Familie in Rom offenbar noch immer ein gewisses Ansehen genoss, dass er hier nur noch sehr bruchstückhaft hatte.

  • "Oh..." entfleuchte es dem jungen Prudentier mit einer Mischung aus Überraschung und Enttäuschung, als er hörte welcher Arbeit sein Verwandter nachging. Ein Schreiber? Doch gleich darauf erkannte er diesen Fehler und wollte keinesfalls unhöflich sein. Zumindest nicht gleich beim ersten Aufeinandertreffen und nach dieser freundlichen Einladung in dessen... ihren... wie auch immer... das Haus. Er setzte daher gleich wieder ein Lächeln auf und schob hinterher "Nun es ist eine ordentliche Aufgabe und ein guter Einstieg in die Administratio. Man lernt dort gewiss viele wichtige Leute kennen und kann so gute Kontakte knüpfen. Du scheinst mir recht hell zu sein und wirst deinen Weg schon machen." Irgendwie klang er dabei fast wie sein Ziehvater Livianus was irgendwie merkwürdig wirkte, da er weder so sein wollte, noch der Altersunterschied zwischen den beiden jungen Männern so groß war, als das er hier weise Ratschläge von sich geben konnte. Gaius entschied lieber rasch wieder das Thema zu wechseln. "Und was tut sich hier sonst so in Mogontiacum. Gibt es hier hübsche junge Frauen oder schmeißt irgendwer regelmäßig gute Feiern zu denen man eingeladen werden sollte?"

  • Wie erwartet war Gaius offenbar ein wenig enttäuscht, denn seine erste Reaktion war sehr eindeutig, auch wenn er sich schnell fasste und versuchte Titus Position doch etwas gutes abzugewinnen. Titus störte das im Grunde genommen nur sehr wenig, denn er war mit seiner Situation grundsätzlich zufrieden. Er war aber dennoch froh, dass Gaius das Thema wechselte, statt näher darauf einzugehen.


    "Nun ja, du bist hier in einer Stadt voller Germanen." begann Titus seine Antwort. "Was das Feiern angeht, hat dieses Völkchen den Römern, die ich kenne, einiges voraus. Wobei es auf den richtigen Feiern teilweise ziemlich rau zugehen kann. Wenn man das nicht gewohnt ist, mag das befremdlich wirken." Er musste etwas schmunzeln, als er an einige Feiern zurückdachte, an denen er teilgenommen hatte, als er noch in der niedergermanischen Heimat war. In Mogontiacum hatte er es bisher noch nicht so oft geschafft wilde Feiern zu besuchen, da seine Arbeit ihn schon ziemlich einspannte.


    "Und was die Frauen angeht, so gibt es hier ausreichend Angebote für junge Männer. Vor allem Soldaten laufen die Germaninnen gerne nach." Er hatte das schon mehr als einmal gesehen, wenn er in der Stadt unterwegs war. Vor allem wie die Soldaten ihren Sold erhalten hatten und den in die Tavernen trugen, konnten die Frauen sehr aufdringlich werden. Er selbst hatte weniger Erfolg bei den Frauen, da er einerseits durch seine Haarfarbe nicht unbedingt wie ein echter Römer aussah und daher offenbar weniger interessant war, er aber andererseits auch eher schüchtern und gehemmt war.


    "Und natürlich gibt es die städtische Oberschicht, deren Feiern dann doch etwas gesitteter vor sich gehen, weil sie ja gerne nach dem richten, was sie glauben was in Rom so vor sich geht." Das war zumindest die Erfahrung, die Titus bisher gemacht hatte, wenn er mit der städitschen Oberschicht zu tun hatte, wobei es egal war, ob es sich um die in Mogontiacum oder die in Colonia Agrippinensium handelte.

  • Soldaten war gut, schließlich war Gaius ja Soldat - mehr oder weniger. War da bei Titus vielleicht ein etwas neidischer Unterton herauszuhören, als er dies berichtete? Vermutlich deutete der junge Prudentier das nur falsch. Als sein Verwandter die Feiern in der städtischen Oberschicht erwähnte, wurde er dann ohnehin wieder davon abgelenkt. "Städtische Oberschicht... soso. Dazu gehören wir nun ja jetzt auch oder? Vielleicht wäre es eine gute Idee selbst eine Feier zu schmeißen, um uns hier ein wenig einen Namen und auf uns aufmerksam zu machen." Und natürlich um Frauen kennenzulernen, die dann praktischerweise zu ihnen kamen. Doch diesen Gedanken ließ er bei seinen Ausführungen weg. "Was hältst du davon? Und wenn es gut geht, dann könnten wir das ja öfter machen. Rauschende Feste in der Casa Prudentier!" sagte er fast ankündigend und machte dabei eine Handgäste, die es wie einen Titel oder eine Überschrift wirken ließ. "Und alle werden sich darum reißen hier bei uns Gast sein zu dürfen." Ja, das würde wohl ziemlich seinen Geschmack treffen. Begeistert von seiner eigenen Idee wartete Gaius die Reaktion seines Gegenübers ab.

  • Titus folgte den Ausführungen seines Verwandten zu dessen Plänen und Überlegungen aufmerksam und nickte abschliessend leicht. Die Ideen die Gaius da hatte waren durchaus interessant und vermochten es auch Titus zu verlocken.


    Folgend schmiedeten die beiden jungen Männer noch Pläne für eine Renovierung des Hauses, ihr erstes rauschendes Fest und all das, was daraus resultieren würde.


    Und so neigte sich der Tag dem Ende zu.

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