"Vater? Hah!" Vic lacht laut auf. "Das zählt überhaupt nichts in diesem Reich, Helena! Ich bin wegen dieser Kinder zur Ala, ich hab sie seitdem nichtmehr gesehen. Ich wollte, dass sie mal bessere Chancen als ihr Vater haben! Ich hab geglaubt, wenn ich meinen Arsch für sie hinhalte, dann haben sie mehr Rechte, dann können sie sich für ihre Heimat einsetzen, als Bürger, als Legionäre, im Cultus Deorum oder meinetwegen auch in der Verwaltung. Aber so läuft das nicht." Entäuschung spiegelt sich in Vics Augen. "Sie sind nicht mehr als an dem Tag, als ich sie verlassen habe. Sie müssen ihren eigenen Weg gehen, sich ihre eigenen Rechte selbst verdienen. Und wenn sie schlau sind, dann machen sie das anders als ihr Vater und tun es, bevor sie Kinder in die Welt setzen." Er macht eine wegwerfende Handbewegung. "Ich war sicher kein guter Vater für sie, aber es macht keinen Unterschied, wer ihre Mutter ist und ob ich mit ihr verheiratet bin. Wenn sie nach Rom kommen, dann werde ich für sie tun, was ich kann, auch wenn das sicher nicht viel ist. Und Vio ..." Er lässt die Schultern sinken, obwohl vielleicht tatsächlich diese gewisse Wärme in seiner Stimme liegt, wenn er von ihr spricht. "Sie ist nicht hier, oder? Seit dem Zeitpunkt in meinem Officium, als du ... ich frag mich immer, ob ich richtig gehandelt habe. Ich hab dich zurückgewiesen, wegen ihr. Ich hab mir nie groß Gedanken deswegen gemacht, irgendwie war es immer normal, aber seitdem frage ich mich ständig, was der wahre Grund ist, warum sie nicht hier ist. Die Frau, die ich in meiner Erinnerung trage, gibt es wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr. Aber dich, Helena, dich gibt es, hier und jetzt."
Ein Patrizier also. Dagegen kann Vic nicht mithalten. Damit ist wohl alles zuende, im Prinzip noch bevor es irgendwie begonnen hat. "Eine Verlobung ist nur dann etwas wert, wenn ..." Victor zögert. Hat er nicht immer Amatia eine Liebeshochzeit ausgeredet? Hat er nicht selbt schon einmal erfahren, dass soetwas nur Schwierigkeiten bringt? Aber jetzt ist sowieso alles egal. Helena würde einen Patrizier heiraten, in einem goldenen Käfig gefangen sein. Wenn er die Möglichkeit hat, sie davor zu retten, indem er seine Prinzipien über Bord wirft, dann muss diese Möglichkeit genutzt werden. "... wenn sie aus Liebe geschieht."