[Officium] Aedilis Curulis

  • Bei den Worten "Cursus Iuris" verstand Furianus sofort, kommentierte dies mit einem kurzen Lächeln, welches er sofort zu unterbinden versuchte.
    Sein Kollege würde sicherlich den Cursus Honorum weiter bestreiten wollen und er, er müsste sich überlegen, ob er sich nicht anderen Pflichten widmen sollte, denn die Konkurenz schien stark, er sich nicht siegessicher.


    "Du, Senator Macer, hast dir Entspannung redlich verdient, besieht man sich deinen Lebenslauf. Und dieser strotzt nur von hohen und ehrenvollen Ämtern."


    Furianus hoffte inständig solch ein Prestigeträchtiges Leben einmal führen zu können.


    "Ich versuche meinen Bildungsstand auch zu erweitern, nutze jede Möglichkeit von Weiterbildung. Wer weiß schon, ob Rom nicht dieses Wissens bedarf, welches ich dem Reiche gerne zur Verfügung stellen würde. Damit lässt sich auch mein Interesse an den Examen der Militärakademie erklären. Den Cursus Iuris habe ich glücklicherweise bestehen können."


    Sagte er lächelnd und trank noch ein wenig.


    "Verfolgst du die jetzigen Wahlen, Senator? Es sind vielversprechende Kandidaten und die Politik kann wirklich nicht über mangelndes Interesse klagen."


    So versuchte er seinen Ausführungen zu seiner Zukunft zu entrinnen, welche den Senator wohl interessierten.

  • Macer schüttelte den Kopf. "Da bin ich leider anderer Meinung. Sicher gibt es einige vielversprechende Kandidaten, aber ich kann mich an Wahlen erinnern, bei denen die Beiteiligung noch deutlich höher lag. Ich möchte da nicht von Desinteresse sprechen, aber viele Kandidaturen werden auch recht spät bekannt gegeben, geradeso, als scheuten die Menschen einen langen Wahlkampf oder hofften darauf, dass erst einmal andere kandidieren."


    Wirklich erklären konnte sich Macer ein solches Verhalten nicht, aber vielleicht war es auch nur eine zeitweilige Erscheinung.


    "Und auch die heiß diskutierten Themen sind für meinen Geschmack ein wenig einseitig."

  • "Ein langer Wahlkampf erfordert bedachte Worte, ein gutes Durchhaltevermögen und einen wachen Geist. Dies macht Angst und ist sehr anstrengend, darum kann man auch verstehen, dass die Leute dem lieber ein kurzes Ende bereiten wollen."


    Furianus erinnerte sich selbst an seine Wahlkämpfe, die doch nervernzermürbend waren, doch er diese nicht missen wollen würde.


    "Nun, das Thema bewegt Rom derzeit. Ich würde auch fürchten ein anderes Thema anzusprechen, wenn das Volk lieber über das vielseitig diskutierte reden will. Man bekommt recht schnell den Vorwurf dies brisante Thema umgehen zu wollen, sich davor zu drücken. Dies ist nicht förderlich, nicht für den Namen, nicht für den Wahlkampf."

  • "Ja erwarte ja auch gar nicht, dass das Thema umgangen wird. Nein, ein engagierter Politiker sollte sich schon an der Diskussion beteiligen. Aber dass nun jeder Kandidat als erstes gefragt wird, wie er zu dem Thema steht und man dann lautstark über ihn herfällt, sobald er seinen Standpunkt genannt hat, das ist schon etwas albern. Rom hat mehrere Themen und es können sich ohnehin nicht alle um eine Sache kümmern.


    Kann man einen Kandidaten für die Quaestur, der seine Amtszeit möglicherweise ohnehin ohne Einfluss in Rom in der Provinz verbringen wird wirklich nichts klügeres Fragen, als ob er die rechte der Frauen beschneiden will, was er ohnehin nicht zu entscheiden hat?"


    Macer schüttelte abweisend den Kopf. Sicher war das Thema wichtig, sicher musste man dazu Stellung beziehen, aber ihm wurde es entschieden zu plakativ behandelt.

  • Furianus stimmte dem Kollegen in allen Sachen bei, was auch an seinem regen Nicken zu sehen war.


    "Ja, wohl wahr, Senator. Doch ich kann mir diese Konzentration nur damit erklären, dass man die jetzigen Kandidaten des Cursus Honorum schon als zukünftige Senatoren sieht. Man ist bestrebt einen andersdenkenden Senat nicht erst entstehen zu lassen, sondern die Reihen mit richtig gesinnten Männern zu füllen. Eine Auslese, würde ich vorsichtig sagen."


    Furianus war stets bemüht so neutral in seinen Aussagen zu sein, wie ihm nur möglich.


    "Und das ist nachvollziehbar, schließlich würde man einen bekennenden Republikaner ja auch nicht in den Senat aufnehmen wollen, man würde ihm Steine auf den Weg legen. Dies ist natürlich, eine Präventivmaßnahme, um Andersdenkende nicht erst zu einem gewissen Status kommen zu lassen."

  • Nach einem weiteren Schluck aus seinem Becher musste Macer in etwas ungehaltenem Ton antworten.


    "Der Kaiser entscheidet über die Erhebung in den Senat. Dass er sich dabei vom Consilium Principis beraten lässt ist eine große Ehre, aber letztlich muss er das nicht mal zulassen. Das Volk entscheidet nicht über die Besetzung des Senates. Weder direkt noch indirekt. Es ist aufgerufen, diejenigen Kandidaten zu wählen, die die geeignetsten für das angestrebte Amt sind. Und wenn ich mir anschaue, was für Fragen den Kandidaten zum Teil gestellt werden, dann scheinen manche schon damit überfordert."


    Macer musste sich zwar eingestehen, in diesem Wahlkampf bisher auch nicht mit voller Aufmerksamkeit an der Rostra gewesen zu sein, aber das wollte er noch nachholen.


    "Wenn das Volk kein Interesse daran hat, Kandidaten nach diesen Maßstäben zu beurteilen, dann können wir die Wahlen ganz abschaffen."


    Gespannt wartete er ab, wie der junge Patrizier auf diese provokante These reagieren würde.

  • Furianus musste sich zusammenreissen, um seinen Gedanken nicht Ausdruck, in Form seines Mienenspiels, zu geben. Er dachte nach und formte langsam die Worte, Worte, die seinen Bezug zum Senat nicht offenbaren sollten.


    "Dieser Aussage mag ich nicht ganz zustimmen, denn es ist das Volk, welches die Senatoren schmiedet. Wie du es sagtest, der Kaiser entscheidet, doch das Volk macht aufmerksam. Es wäre nicht klug, würde der Kaiser einen vom Volke geliebten und hoch honorierten Magistrat nicht in seinen verdienten Status erheben. Ich würde um Unruhen fürchten."


    Gezielt griff er nach der Karaffe und schenkte beiden ein. Fast hätte er diese aus der Hand gleiten lassen, bei den Worten seines Kollegen. Nein, er musste nun bedacht handeln.


    "Ich gaube den Grund zu wissen. Scheinbar bedarf es anderer Fragen seitens des Volkes nicht, da es mit der Arbeit vorangegangener Magistrate zufrieden zu sein scheint. Das Volk sieht es als obligatorisch, dass die Neuen an diese Leistungen anknüpfen, darum auch diese einheitlichen Fragen zur Einstellung der Frauen gegenüber. Ein gar positives Zeichen für Rom, wenn es nicht klagt. Aber ich bin in solch Dingen zu naiv, denn es wird immer Unzufriedenheit geben, mag man noch solch göttliche Arbeit verrichten."

  • "Du sagst es, das Volk schmiedet die Senatoren. Doch, wirklich ein gelungener bildlicher Vergleich. Aber man schmiedet eisen nicht, indem man beständig nur auf einer Stelle herumklopft. Das führt dazu, dass das Eisen an dieser Stelle zu dünn wird, während andere Teile unbearbeitet bleiben."


    Das war zwar schon fast alles, was macer über die Schmiedekunst wusste, aber für das Beispiel reichte es.


    "Und eben deshalb finde ich, dass das Volk die Kandidaten mehr fordern muss. Der Weg von der Kandidatur zum Quaestor bis zur ersten großen Rede im Senat ist lang und bietet viele Themen. Mir ist es wichtiger, ob ein Quaestor sachlich und neutral schreiben kann und ob sich ein Aedil auf den Märkten auskennt, als ob sie die Frauenrechte beschneiden wollen."


    Wieder griff er zu seinem Becher und nahm einen Schluck.

  • Ein vortrefflicher Vergleich, den der Senator machte, so dass Furianus lächelte.


    "Wir sind stest Diener Roms, Senator, von uns wird dies stets verlangt. Doch vielleicht sind diese Dinge nicht mehr relevant, eher Standart, man verlangt eben mehr vom heutigen Kandidaten. Früher musste ein Quaestor schreiben können, doch heute wird zusätzlich nach seiner Sichtweise und Einstellung gefragt. Man könnte dies als positiven Schritt in die Zukunft deuten, denn die Politik scheint nun mehr zu fördern und nur mutige, kompetente, Kandidaten stellen sich der Herausforderung."


    Furianus war nun doch ein wenig mehr an einem Thema interessiert, schließlich sprachen sie den Senat an.


    "Sag, Senator, kannst du dich an deine erste Rede im Senat erinnern? Schließlich sagt man sich, dass man diesen Moment nicht vergisst."


    Vielleicht klang das naiv, doch Furianus war noch stets dem Jugendalter näher, als sich alter Mann schimpfen zu lassen.

  • "Dass man die Kandidaten fordern muss sehe ich im grundsatz genauso, wie ich bereits ausführte. Doch man darf den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Jeder Lehrling im Handwerk fängt erst einmal mit den kleinen Dingen an, bevor er sein Meisterstück macht und jeder Soldat ist erst einem nur ein Mann in der Reihe, bevor er die Spitze bilden darf."


    Letzteres einem Patrizier zu erzählen war vielleicht etwas unpassend, da sich diese nicht selten gleich höhere Einstiegsränge im Militär erkauften, aber in der Praxis hielt Macer davon nicht besonders viel.


    "Und was in Handwerk und Militär gilt, kann in der Politik kaum schlecht sein. Was nützt mir ein Mann, der möglicherweise lautstark genau meine Meinung vertritt, wenn er nicht in der Lage ist, drei Ereignisse in chronologischer Reihenfolge zu notieren?


    Und nein, ich kann mich nicht an meine erste Rede im Senat erinnern."

  • "Wie ich schon erläuterte, scheint das Volk das gekonnte Schreiben als grundlegende Fähigkeit zu verstehen, derer alle Kandidaten mächtig sind. Man verlangt eben mehr, anderweitiges Können, als nur das Schreiben und das Wissen um die Märkte."


    Der Senator erinnerte sich nicht seiner Rede, zu schade, würde Furianus doch gerne erfahren, welch gewichtige Themen es wert waren seine erste Rede zu halten. Schließlich wollte man ja nicht mit einer unbedeutenden Rede anfangen, einer Rede zu irgendwelchen unbedeutenden Themen. Doch der Senat schien unbedeutende Themen wohl ganz auszuschließen, schließlich befasste man sich in der Halle der Basislica Iulia doch nur mit Themen, die das Reich bewegten, von größter Bedeutung waren.


    "Ich hoffe, dass mir das Privileg einer Rede im Senat noch zuteil wird. Mein Vater erzählte mir vie, besser gesagt, er erweckte das Interesse und Bewunderung in diese Institution."

  • "Aber wird auf der Rostra denn wirklich nach Können gefragt?" warf Macer ein. "Es wird nach Meinungen gefragt, nach Plänen, nach Standpunkten und Visionen.


    Wenn ein Candidatus von sich aus seine Taten nennt, dann wird er belächelt. Kaum jemand fragt nach. Wie kann sich ein Matinius Metellus mit Gesetzentwürfen brüsten, die er verfasst hat, wenn diese regelmäßig vom Senat als unzureichend zurückgewiesen wurden? Glaubt ihm das Volk einfach, was er sagt oder interessiert es niemanden, dass seine Formulierungen lückenhaft sind? Bei den aktuellen Quaestoren, die sich jetzt um das Amt des Aedils bewerben, kam doch auch keine echte Diskussion darüber auf, wie sie ihre Arbeit gemacht haben und ob sie in der Lage waren, sorgfältig zusammen zu arbeiten, so wie sie das sollten."


    Macer nahm nicht an, dass seinem Kollegen all dies entgangen war.


    "Und bei denen, die keine Taten nannten, fragt kaum einmal jemand nach."

  • "Du sorgst dich um die Zukunft des Reiches, Senator?"


    Fragte er sicherheitshalber schonmal nach und nahm einen Schluck.


    "Bei einem Kandidaten wie Matinius Metellus muss man sich nicht wundern, dass keiner nachfragt. Er hat ein wichtiges Amt inne gehabt, für lange Zeit, sein Vater ein ehemaliger Censor und Proconsul einer Provinz. Man wird von daher voraussetzen, dass er das Handwerk beherrscht, gut unterrichtet und nicht unfähig ist. Was die Wahrheit seiner Aussagen betrifft, so ist man wohl zu gutgläubig und naiv die Kandidaten betreffend."


    Sprach er und unterstrich dies mit einem leichten Schulterzucken.


    "Über die Aedilskandidaten kann ich nur annehmen, dass man auf die Res Gestae wartet, welche die ehemaligen Quaestoren sowieso ablegen müssten."

  • Bisher hatte Macer immer den Eindruck gehabt, dass Furianus ein engagierter junger Mann war, der eines Tages ein großer Politiker werden wollte. Langsam kamen ihm Zweifel, ob der Patrizier sich das Leben nicht vielleicht ein wenig zu einfach vorstellte. Sein Schulterzucken überraschte Macer jedenfalls.


    "Du sprichst so gleichgültig, das verwundert mich. Selbst ein gut erzogenes Kind wüsste schon, dass die Res Gestae der Quaestoren meist erst nach der Wahl und dem erst dann feststehenden Ende der Amtszeit abgelegt werden. Sie können also keine Grundlage sein.


    Was den Matiniere betrifft, so kenne ich seinen Vater aus unserer gemeinsamen Amtszeit als Quaestor. Auch daran, dass er Proconsul in Hispania ist und bisher blieb war nicht als Senator natürlich beteiligt. Ich rechne auch mit der Wahl seines Sohnes und es gab sicher schon schlechtere Kandidaten, aber das völlig blinde Vertrauen in die Erblichkeit politischer Fähigkeiten finde ich schon erstaunlich. Man kennt sie ja noch aus dem Gesichtsunterricht, aber das Volk hat sich nicht umsonst einige Rechte erstritten."


    Während er sprach, wurde ihm aber durchaus klar, dass seinem Kollege eine gewisse Gleichgültigkeit womöglich nutzen würde. Ein undefiniertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.


    "Aber ich sehe natürlich ein, dass es dir nur recht sein kann, wenn das Volk unkritisch ist und mehr nach großen Worten dann nach Taten verlangt. Großes angekündigt hast du schon häufiger und ein Vater im Senat, der einst Statthalter war, ist kein schlechtes Zugpferd..."


    Er lehnte sich zurück.


    "Aber um deine Frage zu beantworten: nein, um die Zukunft des Reiches sorge ich mich deswegen nicht. Der Kaiser ist die Zukunft, nicht die Wahl der Magistrate des Cursus Honorum."

  • Furianus, über die Worte des Senators verwundert, lehnte sich ein wenig nach vorne und das Lächeln wich dem Ernst.


    "Nach Worten folgen Taten, Senator. Meinen Worten folgten sie immer oder versprach ich einst zu viel und hielt dies nicht ein?"


    Das Gespräch nahm Züge an, die Furianus nicht sonderlich erfreuten, zumindest nicht ab dem Punkt.


    "Ich spreche nicht aus Gleichgültigkeit, ich versuche nur zu ergründen warum das Volk so handelt. Mein Schulternzucken war auf diese Gründe bezogen, die ich mir selbst nicht so recht und sinnig erklären kann. Es sind nicht viel mehr als Vermutungen."


    Er musste sich wieder einmal, schon viel zu viel, beherrschen, als er auf die Zukunft zu sprechen kam.


    "Unfähige Männer im Senat, davor schützt auch der Kaiser durch seine Omnipotenz nicht. Ist es doch der Senat, der sich um die Feinheiten kümmert und dem Kaiser eine große Hilfe ist. Ist dies nicht gegeben, so könnte der Kaiser in manch Entscheidung nicht alle Gesichtspunkte beachten, da sie ihm nicht vorgelegt."

  • Macer überlegte kurz, ob er sich auf eine detailierte Auseinandersetzung mit dem jungen Patrizier einlassen sollte, entschied sich dann aber dagegen.


    "Deine Kandidatur zum Quaestor fiel in meine Zeit in Germania und deine Arbeit als Aedil möchte ich erst kommentieren, wenn deine Amtszeit vorbei ist. Insofern kann ich dich nicht an Versprechen an das Volk messen.


    Ich kenne jedoch deinen Werdegang beim Militär und deine Leistungen an der Academia."


    Auch hier beließ er es bei dieser Feststellung, denn der morgentliche Kurzbesuch im Büro des Kollegen war wirklich nicht der geeignete Ort, das Thema weiter auszubreiten.


    "Sicher kümmert sich der Senat um die Feinheiten und ist dem Kaiser eine Hilfe. Aber so, wie ein Schuster einen abgelaufenen Sohlennagel durch einen neuen ersetzt, kann der Kaiser unfähige Senatoren jederzeit ersetzen. Nicht jeden wird er sofort entdecken, aber das ist nicht entscheidend. Es wird ja auch nicht jeder ernannt, sobald er die formalen Voraussetzungen erfüllt."


    Macer war sich selber mal wieder das beste Beispiel, das der Kaiser machen konnte, was er wollte. Schon lange war er Senator, obwohl er erst jetzt das Aedilat absolvierte.

  • "Dazu muss man erst einmal feststellen, was einen unfähigen Senator auszeichnet. Ist es die fehlende Beteiligung an brisanten Themen oder ist es eine andere, den Kaiser störende, Sichtweise und Einstellung. Man muss dort differenzieren und ich hoffe zum Wohle Roms, dass der Kaiser die ersteren Kriterien erwählt hat. Denn es ist immer zum Wohle, wenn auch die andere Seite gehört wird und nicht nur die Schmeichler und Zustimmer. Ich unterstelle dies nicht dem Senat, nicht einigen Senatoren, doch wird es diese Personen immer geben, da bin ich mir sicher."


    Er konnte sich nicht anmaßen darüber zu entscheiden, ob Macer zu der Fraktion der Zustimmer und Schmeichler gehörte, doch aufgrund seiner Ernennung zum Senator - ohne die formalen Voraussetzungen erfüllt zu haben - wäre es durchaus möglich. Aber über dies wollte und konnte er nicht urteilen, kannte er den Kaiser doch nicht, wusste nicht, welch Privilegien mit der Sympathie des Kaisers zugestanden wurden.


    "Wie schon gesagt, auch die andere Seite - auch wenn sie noch so verabscheut wird - sollte gehört werden. Letztendlich entscheidet sowieso der Kaiser und es wäre Rom zum Nachteil, würden nicht alle Facetten dargestellt, sondern nur die, die dem Kaiser gefallen würden, seiner Meinung entsprechen."


    Ein sehr provokanter Satz, doch er traute sich dies zu, schien Macer doch kaisertreu zu sein.


    "Ist es so, Senator, werden im Senat auch gegensätzliche Sichtweisen dargelegt?"

  • "Sicher, die meisten Debatten bestehen aus Rede und Gegenrede, wenn ein Senator anderer Meinung ist als sein Vorredner. Zumindest die meisten spannende Debatten. Die, wo sich der Senat einig ist, sind eher die langweiligeren."


    Bevor er weiter sprach, nahm er erst einmal wieder einen Schluck aus dem Becher.


    "Ich komme aber gerade nicht ganz mit, warum du nun gerade so darauf bestehst, dass gegensätzliche Meinungen gehört währen, während du eben noch sagtest, dass das Volk so frühzeitig nach allgemeinen Themen fragt, um Andersdenkende erst gar nicht in den Senat zu lassen.


    Ich hatte dich eben so verstanden, als ob du dieses Verhalten befürwortest, nun scheint dir eine derartige Filterung der Meinungen im Senat nicht zu behagen."

  • Furianus lächelte ob der Tatsache, dass der Senat doch nicht um die Sympathie des Imperators rang und nickte.
    Auf seine weiteren Ausführungen hin schüttelte er leicht lächelnd den Kopf.


    "Senator, du hast dich gefragt warum das Volk so handelt, ich habe versucht die Gründe und Ursachen dieses Verhaltens zu ergründen, sie darzulegen. Ich habe niemals erwähnt, dass ich dies befürworte oder nicht. Aber mit deinem letzten Satze hast du Recht, denn es behagt mir nicht, wenn der Senat nur mit nickenden Köpfen arbeitet, anstatt sie auch mal zu schütteln. Wie gesagt, es sollen alle Meinungen gehört werden. Auch wenn mir diese Meinungen selbst missfallen, möchte ich sie doch nicht missen."


    Natürlich war es einfacher ohne Gegenmeinungen und Argumente zu agieren, doch das machte erst den Reiz an der Politik aus - die Fähigkeit zu beweisen, dass man im Recht ist.

  • Als die Sprache auf nickende und schütteldne Köpfe der Senatoren kam, überlegte Macer kurz, ob er den alten Senatorenwitz zum Besten geben sollte, dass die Senatoren immer dann nicken, wenn der Kaiser fragt ob alle zustimmen und immer dann mit den Köpfen schüttelten, wenn der Kaiser fragte, ob jemand anderer Meinung wäre. Aber er ließ es dann doch bleiben, da er nicht den Eindruck gewonnen hatte, das der jungen Patrizier diese Art von Humor schätzen würde.


    "Nun, dann habe ich deine Spekulationen eben wohl missverstanden", antwortete er stattdessen. "Ich nahm an, dass du zu diesem Thema eine Meinung hättest und diese äußern wolltest, was zumindest zu dem Zeitpunkt offenbar nicht der Fall war.


    Aber jetzt sind wir ja doch auf einen gemeinsamen Satz gekommen."


    Was auch ganz gut war, denn sein Becher war leer und die Arbeit des Tages lag noch vor ihm.

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