Arbeitsplatz des Scriba

  • Ein Sklave brachte neben einem Stapel von Dokumenten die der Schreiber kopieren sollte auch eine Nachricht des Duumvir. Er
    grüßte den Stadtschreiber kurz legte den Stapel ab auf dem auch die Botschaft lag und ohne ein weiteres Wort, verschwand er
    auch schon wieder, denn es gab noch einige andere Stapel für andere Schreiber.



    Salve Varus.


    Ich hätte wieder eine Aufgabe für dich. Wie du vieleicht schon weißt, wird in Mantua bald ein Tempel Merkurs errichtet. Deshalb möchte ich, dass du dich mit dem Bauunternehmer Manius Salienus Calvisius triffst und ein Angebot von ihm einholst. Erkundige dich auch bei ihm über die Qualität seiner Baumaterialen und deren Quelle, über seine Arbeitskräfte und über sonstige Qualitäten die ihn hervorheben. Für den Fall, dass du seine Villa nicht kennst, nimm Chion mit. Du wirst ihn in meinem Officium oder in der Casa finden. Ich selbst werde mich die nächsten Tage in Rom aufhalten. Falls du irgendwelche Probleme hast, kannst du dich an meinen Kollegen Hortensius Aegrotus wenden. Er wird dir sicher weiterhelfen.


    gez. Kaeso Annaeus Modestus

  • Nach der gewonnen Wahl packte ein Sklave auf Anweisung von Modestus die Sachen von Varus zusammen und packten
    sie wie schon so oft vorher in einige Bastkörbe und trugen sie in das neue Officium. Da zur Zeit alle anderen Scribae ein
    Officium hatten würde es in den nächstene Wochen wohl unbesetzt bleiben. Deshalb hingen die Sklaven auch ein Schild
    an die Tür.


    Dieses Officium ist zur Zeit nicht besetzt.

  • Modestus öffnete die Tür und betrat das Officium. Der Raum war zwar die letzten Wochen nicht mehr benutzt worden, doch weder schmutzig noch staubig. Ein einfacher Holztisch samt Stuhl dominierte das Officium und wurde von einem großen hölzernen Regal ergänzt.


    >Das ist dein neuer Arbeitsplatz. Es müssten noch einige Wachstafeln und Papyri vorhanden sein, aber wenn du dennoch etwas benötigst schreib einfach eine List und gib sie einem der städtischen Sklaven. Er wird sie für dich besorgen. Hast du nun noch irgendwelche Fragen ?<


    stellte Modestus die Frage erneut.

  • Sofort erfasste er den Inhalt des kargen officiums. Ein Tisch, ein Stuhl, zwei Regale. Aber eigentlich schade, dass er nicht mit den anderen scribae in einem Raum arbeitete. Langweilige Arbeitstage konnten mit etwas Gesellschaft gleich interessant und lustig werden.


    „ Ähm ... Ja, genau. Und zwar was denn meine ersten Aufgaben sein werden?! “

    Er umrundete den schlichten Schreibtisch halb und blieb hinter dem Stuhl stehen.

  • >Deine erste Aufgabe ist es dich bei dem Magistratus Annaeus Varus zu melden. Er soll dir erstmal alles zeigen und mit dir einige leichtere Arbeiten erledigen. Ich denke für den Anfang könntet ihr die Marktgebühren eintreiben.<


    sagte Modestus und schaute sich selbst das Officium nocheinmal kurz an. Vor vielen Monaten und wenigen Jahren hatte er hier selbst angefangen. Ob es der Purgitier auch zum Duumvir bringen würde ? Bei Varus war er sich sicher, doch bei dem Apicius würde es sich wohl in den nächsten Tagen zeigen ob er etwas taugte oder ob er nur ein verzogener Bursche, der sich so wichtig nahm als wäre er ein Patrizier, war.

  • „ In Ordnung, duumvir.“


    Statt sich also auf dem unbequemen Stuhl niederzulassen, blieb er stehen, und blickte fragend den duumvir an, ob dieser noch etwas zu sagen hatte. Er selber hatte es nämlich nicht mehr vor. Er war begierig darauf sich voller Tatendrang in seine Arbeit zu stürzen.8)

  • Da Apicius soweit alles verstanden hatte machte sich Modestus auch schon bereit wieder zu seinem eigenen Officium zu gehen.


    >Gut. Vale Apicius.<


    verabschiedete sich Modestus noch bevor er sich von Apicius abwendete und das Officium des Scribas verließ.

  • Chio blieb kurz vor der Tür stehen. Zweifel gingen ihr durch den Kopf, dass sie fast umgekehrt wäre. Was, wenn man sie nur auslachen würde? Was, wenn sie keine Genehmigung bekam, weil sie eine Frau war? Noch dazu eine einfache.... Achwas, mehr als ein Nein konnte sie nicht bekommen. Entschlossen streckte sie die Hand aus und klopfte an die Tür.

  • Es war ein entschieden klingendes „Herein!“ von innen zu hören. Fast schon ein wenig ungeduldig, auf jeden Fall aber mit einem Tonfall, der befehlsgewohnt klang. Als sei derjenige hinter der Tür jemand Wichtiges, der nur in äußerst dringenden Fällen gestört werden durfte. Ob sie sich nicht am Ende in der Tür geirrt hatte?

  • Doch wieder umkehren? Niemals. Sie war zwar einmal eine Sklavin gewesen, aber durchaus eine wichtige Person. So sah sie sich zumindest. Dass sie nun arbeiten musste, um zu überleben, war fast schon ein Rückschritt. Andererseits, was sie in der kurzen Zeit gelernt hatte, machte sie stolz, und das sah man ihr an. Als sie sich dessen wieder bewußt wurde, waren die Zweifel von vorhin wie weggeblasen. Deshalb zögerte sie auch keine Sekunde, öffnete entschlossen die Türe und trat ein. "Salve. Ich möchte eine Genehmigung für ein Geschäft. Man hat mir gesagt, die bekäme ich hier." Ohne Umschweife kam sie zur Sache, und um das Gesagte zu unterstreichen, stellte sie den Korb in Riechweite ihres Gegenübers.

  • „Salve.“ Der Mann hinter der Schreibtisch musterte sie von oben nach unten. Und von unten nach oben. Er war wichtig. Er hatte nicht nur einen eigenen Schreibtisch, sondern sogar ein eigenes kleines Officium. Er war der einzige Scriba in der Curia, der das von sich sagen konnte, die anderen arbeiteten in großen Räumen alle zusammen. Gut, er hatte diesen Umstand der Seuche zu verdanken, aber daran dachte ohnehin niemand mehr. Also war er wichtig und sonnte sich darin. „Du kannst einen Antrag stellen. Ob Du eine Genehmigung bekommst, werden wir sehen.“ Der Tonfall war selbstgefällig und ziemlich von oben herab. „Wer bist Du überhaupt? Und um was für eine Art von Geschäft handelt es sich?“ Der Duft, der ihm in die Nase stieg, war durchaus angenehm. Er hatte schon seit Stunden nichts gegessen. Das Hungergefühl wurde durch den appetitlichen Geruch drängend, was seine Laune nicht gerade verbesserte.

  • Gut, dann eben erst einmal einen Antrag stellen. Chio hatte damit kein Problem. Glücklicherweise durfte sie damals mit ihrer Domina zusammen lernen und konnte lesen und schreiben. "Mein Name ist Lucilla und ich würde gerne Backwaren verkaufen. Hier." Mit Schwung wuchtete sie den Korb auf den Schreibtisch, direkt unter seine Nase. Der Duft alleine sollte genügen, doch um ihm noch mehr Appetit darauf zu machen, zog sie auch noch das Tuch weg. Ein Korb gefüllt mit Gebäck und alles gelungen. Chio (Lucilla) stand stolz vor ihm und wartete erst einmal, dass er ihre Ware ausgiebig begutachten konnte. "Wenn es für den Antrag wichtig ist, darfst du gerne davon kosten." Für sie bestand kein Zweifel, dass die Teilchen seinen Ansprüchen genügen würden. Allerdings wußte sie nicht, ob sie damit nicht zu weit gegangen war und er sie nun aus seinem Büro werfen würde.

  • „Lucilla.“ Ein Name eben. „Stammst Du aus Mantua, Lucilla?“ Er nahm sich ganz selbstverständlich ein Stück Was-auch-immer aus dem Korb und betrachtete es eingehend. Dann schnupperte er daran. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen und so biß er ab und kaute mit bemüht zweifelndem Gesichtsausdruck, obwohl es einfach lecker war. „Es ist gut, daß Du diese Proben mitgebracht hast für die erste Qualitätskontrolle. Das erleichtert die Sache schon ein wenig.“ Ein deutliches Signal, daß er für Gaben empfänglich war und das Verfahren durchaus beschleunigen konnte. Wenn er wirklich wollte.

  • "Nein, ich stamme nicht von hier. Die Verwandtschaft meines Verlobten lebte in Mantua, deshalb zogen wir hierher. Und, schmeckt es?" Ihr war der genießerische Blick nicht entgangen, auch wenn er sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Um bei seiner Sachlichkeit zu bleiben, beeilte sie sich, noch hinzuzufügen: "Ich meine, ist die Qualität meiner Ware gut genug, um Aussicht auf eine Genehmigung zu haben?" Chio (Lucilla) wartete einen Moment ab, um ihm Zeit zu geben, war dann aber doch zu ungeduldig. "Ich kann die Proben gerne hier lassen, wenn es bei der Entscheidungsfindung hilft." Da fiel ihr ein, dass nicht nur die Genehmigung wichtig war. "Wie sieht das denn mit den Kosten aus? Ich weiß, dass man für den Verkauf auf dem Markt etwas bezahlen muss. Gilt das auch für eine Ladengeschäft?"





    Sim-Off:

    Ups... total verbummelt, sorry

  • „Dein Verlobter. Soso. Wie heißt er denn, Dein Verlobter? Und seine Familie?“ Es schmeckte wirklich gut. So gut, daß er gleich noch ein zweites Mal zugriff. „Ich denke, die Qualität ist in Ordnung. Soweit ich das bisher beurteilen kann. Ja, laß das mal hier zu einer zweiten, ausgiebigen Prüfung.“ Er nahm den Korb und stellte ihn neben sich auf den Boden. „Ich denke, ich werde Deinen Antrag befürworten. Es kann natürlich nicht schaden, wenn Du hin und wieder weitere Warenproben bringen würdest. Ja, alles kostet Gebühren, Du weißt ja, wie das ist. Die Stadt braucht Geld, der Staat braucht Geld, der Kaiser braucht Geld, wer auch immer das in Zukunft sein wird. Aber für Deine Backwaren werden sich die Abgaben in Grenzen halten. Ein Ladenlokal willst Du mieten? Kannst Du Dir das leisten?“ Vielleicht konnte man dieses Schaf noch ein wenig mehr melken? Wenn da mehr Geld hinter steckte, als man ihr auf Anhieb ansah?

  • "Mein Verlobter ist Servius Obsidius Antias. Die Familie seines Onkels, der hier lebte, ist leider bei der Seuche umgekommen. " Dass er so beherzt zugriff und ihren Antrag befürworten wollte, freute sie natürlich. Noch mehr, dass die Abgaben nicht sehr hoch ausfallen würden. Immer mehr fand sie, dass ihre Entscheidung, als Bäcker zu arbeiten, richtig war. Dieses zufriedene Lächeln, wenn jemandem ihr Gebäck schmeckte, war allein schon Lohn genug. Nur davon konnte sie natürlich nicht leben. "Einen Laden hätte ich schon. Dafür habe ich einen Raum in unserer Casa umbauen lassen. Mieten könnte ich mir niemals leisten." Das Geld, das Servius ihr gab, reichte gerade zum Leben und für ein paar Arbeiten am Haus. Wäre sie reich, würde sie sicher nicht arbeiten, sondern lieber ein paar Sklaven kaufen und sich verwöhnen lassen. Lucilla wollte nicht ungeduldig erscheinen, aber sie wollte natürlich wissen, wie es weiterging. "Wie lange dauert das mit der Genehmigung und wie, wann und wo müsste ich die Gebühren bezahlen? Die Proben, reicht das einmal monatlich?" Fragen über Fragen, als Geschäftsfrau fehlte ihr leider die Erfahrung.

  • Sehr tragisch. Die Familie war also der Seuche zum Opfer gefallen. Konnte kein großer Verlust sein, der Name sagte dem Scriba so gar nichts. Er aß noch eins von diesen köstlichen Stückchen und ließ sich Zeit dabei. Erst danach beantwortete er die ungeduldigen Fragen der jungen Frau. „Die Gebühren sind wöchentlich zu entrichten. Die Genehmigung kannst Du in drei Tagen abholen. Und ja, ich denke monatlich reicht durchaus aus. Gib die Proben einfach bei mir hier ab.“

  • Diese Hürde war geschafft. Ein Korb Gebäck im Monat war auch kein Problem, sie hatte schon mit mehr gerechnet. Lucilla musste sich zusammenreißen, ihre Freude nicht zu überschwänglich zum Ausdruck zu bringen. Freundlich lächelnd stand sie deshalb auf. "Gut, dann komme ich in drei Tagen wieder. Den Korb lasse ich solange hier." Den konnte sie zusammen mit der Genehmigung abholen. Chio (Lucilla) verabschiedete sich und beeilte sich, den Scriba nicht länger von der Arbeit abzuhalten.

  • Wie geheißen, kam sie nach drei Tagen wieder zu dem Büro, um ihre Genehmigung abzuholen. Diesmal war sie um einiges sicherer, schließlich musste sie heute nicht bitten, sondern nur abholen. Vorsichtshalber brachte sie ein paar kleine Kuchen mit, schaden konnte es sicher nicht. Energisch klopfte sie an die Tür.

  • Wer so energisch klopfte, mußte wohl wichtig sein. Sofort erscholl die Aufforderung zum Eintreten. Die Füße waren bis dahin vom Tisch und alles sah nach schwerer Beschäftigung aus. Vom gerade noch gemachten angenehmen Schläfchen war nichts mehr zu merken.

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