• Um die Blässe der Schiffsfahrt loszuwerden, dafür gab es nur ein richtiges Mittel: Die Thermen. Über die kolossalen Thermen Roms habe ich schon so einige gehört, und nun da ich da bin, kann ich mir den Erzählungen selbst Richtigkeit verschaffen.
    Am Eingang gebe ich meine Sachen an den Sklaven, der mir ein Handtuch reicht. Nachdem ich mich im Umkleideraum ausgezogen habe, begebe ich mich in das überwältigende Bad. Und obwohl der Hand der Römer, oft zu übertreiben weit bekannt ist, muss ich feststellen, dass hier überhaupt nicht übertrieben worden ist. Die Decken und Böden sind von Mosaiken gesäumt, die auf allererste Qualität deuten. Die fantastischen Säulen stützen das Gewölbte dach, und wie schon so oft, finde ich bestätigt, dass Römer geniale Architekten sind.


    Wieso wir jedoch zuerst ins kalte Bad springen, um unseren Gliedern einen bitteren Schock zu verpassen, das ist mir nicht klar. Manche sagen, es sei gesund, ich halte es aber für eine der vielen überflüssigen römischen Sitten, ohne die man sich trotzdem das Leben nicht vorstellen könnte. Also nehme ich meinen unerschöpflichen Wagemut zusammen und springe ins kalte Becken. Ich war noch nie ein Anhänger dieses ungemütlichen kalten Wassers, weshalb ich schnell zum warmen Becken eile um dort die sehnsüchtig erwartete Entspannung zu finden. Es ist eine wahre Wohltat!
    Der Grund, weshalb ich das Bad aufsuchte, um mich zu entspannen, steht jedoch nicht alleine, denn ebenso suche ich erste Kontakte hier in Rom; und soweit ich Karriere machen will, sind Kontakte das wichtigste, dass es gibt. Also warte ich gelangweilt, etwas über die Reise nachdenkend, ob sich denn nicht ein anderer, dessen Tag schwer war, hierhin verirrt, um mir Gesellschaft zu leisten.

  • Das Pferd habe ich nun in einer Schenke untergebracht. Höchste Zeit also, den Pferdegeruch abzuwaschen und sich ein bisschen zu entspannen. Von zwei Sklaven werde ich empfangen. Ich überreiche ihnen meine Kleidung, nicht ohne ihnen eingebläut zu haben, dass ich sie unversehrt zurückhaben wolle. Diese Toga war sündhaft teure und ich würde nicht zulassen, dass sie auch nur einen kleinen Riss haben würde.


    Langsam schlendere ich dann durch das Bad und schau umher um vielleicht eine bekannte Persönlichkeit zu treffen. Bisher fällt mir keine auf, nur Säulen Mosaike und anderes fällt mir auf. Manche konservative Stoiker haben ja noch immer das Gefühl, dass solcher Luxus Rom einst vernichten werde. Ich finde das aber alles lächerlich. Das Kaisertum hat einige Annehmlichkeiten mit sich gebracht, wie zum Beispiel diese prächtigen Thermen. Und diese als Schrecken des Staates darzustellen war schlichtweg lächerlich.
    Nach einem kurzen Sprung ins kalte Wasser und dem damit verbundenen Zähneklappern, mache ich mich auf den Weg ins schön warme Bad.
    Hier ist glücklicherweise Gesellschaft zugegen. Allerdings nur ein einziger Mann, der den Eindruck eines gelangweillten Menschens macht. Dann geht es ihm ja ähnlich wie mir. Also gehe ich zu ihm und begrüsse ihn.
    "Sei mir gegrüsst. Ich bin Aulus Tiberius Celus und bin eben erst nach Rom gekommen. Hast du etwas dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?"

  • Ich wollte mich soeben erheben, um mir im Massageraum von eingen Nubiern die Knochen zermatschen zu lassen, als ein Herr meine Gesellschaft aufsucht, auf die ich sehnsüchtig gewartet habe. Ich kannte ihn bis jetzt nicht, auch gesehen habe ich ihn derweilen noch nie, er scheint aber einen soliden Eindruck zu machen, für das er eben agekommen war.


    "Ave, Aulus Tiberius Celus. Ich bin hocherfreut deine Bekanntschaft zu machen und überdies überaus froh, endlich eine lebende Gestalt hier zu erblicken, ich wäre vom ständigen Anblick der leblosen Marmorstatuen beinahe eingeschlafen. Ich bin Marcus Octavius Metellus, ebenfalls soeben hier eingeschifft worden."
    Nachdem sich Celus zu mir ins Bad begeben hat, werde ich neugierig.
    "Ist dein Besuch Roms geschäftlicher Art, oder vergnügst du dich hier, wie viele dieser, die nichts besseres zu erledigen haben?"
    Ich weiss sehrwohl, dass eine solche Frage äusserst frech ist, aber etwas Auflockerung kann nicht schaden, auch wenn sie eben nach hinten losgeht. Ausserdem hatte ich nicht das Gefühl, dass dieser Mann über eine gewisse Autorität verfüge, ihm für sein Verhalten zu rügen, wo doch die hochwohlgeborenen sowieso die schlimmsten sind.

  • Ein Octavius! Warum musste ich ausgerechnet auf einen dieser plebejischen Lümel treffen. Mit Jahrhunderte alter patrizischer Arrgoganz mustere ich Metellus eingehender. Sein alter ist nicht so leicht einzuschätzen, besser ich lasse es sein. Wichtiger ist es da, dass Metellus kaum Narben auf seinem Oberkörper hatte. Metellus scheint also, genau wie ich auch, ein Mann zu sein, der für die Armee nicht viel übrig hatte.


    "Oh, ich hatte nicht erwartet einen Octavius in einem Bad zu sehen, das zur Verherrlichung seiner Gottheit, des Kaisers erbaut wurde", sage ich etwas spöttisch und arrogant zu Metellus. Schliesslich ist es kein Geheimniss, dass die Gens Octavia eine der wichtigeren Anhänger der Factio Russata ist. Für mich ist dies eine Partei die nichts anderes als Verachtung verdient hat. Wer ernsthaft daran glaubt, dass die Republik noch zu retten gewesen wäre, der war schlichtweg dumm. Ein Octavier eben!
    "Nun ich denke nicht, dass mein Besuch rein geschäftlicher Natur ist. natürlich bin ich auch da um etwas Geld zu verdienen, doch vorallem bin ich hier um meinen Vetter Publius Tiberius Lucidus und meine Familie zu unterstützen. Er wurde zum Quästor gewählt, wie du vielleicht weist. Weshalb aber bist du hier?"

  • Es gibt Patrizier, für welche ich eine überaus grosszügige Sympathie hege, aber alles hat doch seine Grenzen; dieser hier gehört bestimmt nicht zu der Sorte, für die ich mich sonderlich begeistern kann.
    Sein prüfender, herablassender Blick tadelt mich im tiefsten. Er scheint einer dieser Menschen zu sein, die bloss wegen ihrer hohen Geburt glauben, etwas besseres zu sein. Ich erwidere seinen Blick kühl. Und ich bin ein Genie, wenn es darum geht, ironische Bemerkungen aufzuspüren.


    "Dann mein lieber, werdet ihr wohl nie einen Senator!", meine ich abschätzend. Ich ziehe bereits in erwägung, das kühle Becken abermals aufzusuchen, um meine Glut dort abzukühlen.
    "Zum Quästor? Sehr gut...", ... dann habt ihr ja endlich jemanden in euren Reihen, der es zu etwas gebracht hat. Ganz im Vergleich zu diesem Exemplar. Ich behalte meine Gedanken lieber für mich, weshalb ich ihn nicht auf sein Verhalten hinweise, das nur ein Idiot an den Tag legen könnte.
    "Die Familie unterstützen? Soso...", ich muss mich zusammenreisen nicht laut loszulachen. Ich weiss, das die Familie recht zu recht kommt, wieso bedürfte sie Hilfe von diesem Schwachkopf?
    "Ich bin hier um eine Karriere zu starten, ich welche Richtung die auch immer verlaufen mag. Jedenfalls kann ich im Alter mal behaupten, etwas für mein Geld getan zu haben."

  • Warum soll ich nie Senator werden? Für mich ist doch praktisch ein Platz reserviert. Patrizier haben seit tausend Jahren die wichtigsten Posten innegehabt. In der Republik und auch unter dem Kaiser haben wir wichtige Positionen innegehabt. Schliesslich ist Lucidus auch noch Prokonsul von Hispania und Pater der Factio Prasina. Das soll erstmal auch einer von diesen Octaviern zustande bringen.


    "Ob ich Senator werde oder nicht wird sich zeigen", sage ich mit völliger Überzeugung, dass früher oder später der Tag kommen wird an dem ich mit wallender Toga in die Curia einmarschiere. Diese altmodischen Octavier sollte man besser alle rausschmeissen. Wären sie nicht so zahlreich, dann wären sie sowieso schon lange in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Schliesslich gibt es kaum einen der etwas grösseres vollbracht hat ausser ein Mosaik zusammenzusetzen.


    "Nun ich denke, mit Hilfe der Gens Octavia wirst du bestimmt eine erfolgreiche Karriere verzeichnen können", sage ich grinsend. Ich mache mir schon lange nicht mehr die Mühe äusserlich meinen Hohn zu verbergen. Bewusst betone ich die Wörter 'Gens Octavia', denn dieser Familei anzugehören ist wohl eher ein Fluch als ein Segen. Da kann man ja gleich Barbar sein.
    "Vorausgesetzt du erreichst ein hohes Alter, oder?", sage ich dann noch zu seiner Bemerkung über Geldverdienen. Die ehrlichsten Arten Geld zu verdienen waren immer noch Barbaren zu unterwerfen und ihren Besitz zu plündern, oder Provinzen zu reformiern und etwas abzusahnen. So wie es Lucidus wohl gerade in Hispania tut.

  • Nach einer harten Arbeitswoche kam ich endlich mal wieder dazu ein ausführliches Bad zu nehmen. Dann sh ich Metellus zusammen mit einem anderen Mann stehen, ich begrüßte ihn:


    "Salve amicus Metellus! Ich freue mich sehr, dass du wieder an Land bist. Wie hat dich die Familie doch vermisst. Hattest du eine angenehme Reise?"


    Dann wandte ich mich an den zweiten Mann, der anscheinend über alle Maße aufgeregt war. Die Nase hocherhoben würdigte er mich erst eines Blickes, als ich ihn ansprach.


    "Salve! Worüber habt ihr euch denn unterhalten? Ihr seht ein bisschen erregt aus."

  • Noch ehe Metellus einen Versuch starten kann, sich irgendwie zu rechtfertigen oder etwas in der Art kommt eine neuer Mann ins Bad. Anscheinend kennt er sich aus, denn er verschwendet nicht viel Zeit damit sich ein Bild vom prächtigen Raum zu verschaffen. Schade für ihn, es gibt doch einiges das Sehenswert ist in diesem Raum, aber Leute die mit Octaviern verkehren haben wohl keinen Sinn für Ästhetik.


    Der Neue spricht Metellus dann als Amicus an, und sagt ihm dass die Familie ihn vermisst habe. Wirklich interessant. Wenn die Famielie der Octavier, denn um diese muss es sich ja handeln, solche Kreaturen wie Decius Octavius Metellus vermisst, dann müssen sie ja noch schlimmer dran sein als es die Gerüchte sagen.


    "Ach findest du.. öhm wie ist dein Name?", entgegne ich Paratus ziemlich amüsiert, das Spiel noch etwas weiter treiben zu können. "Ich muss gestehen, dass ich dich nicht kenne. Bist du der Pater Familias?"
    Ich weiss natürlich genau, dass er das nicht ist, denn Cicero Octavius Anton kenne ich sehrwohl vom Hörensagen, doch es macht doch Spass eine bemittleidenswerte Gens etwas zu verspotten. Den Seitenhieb auf die Führung der Gens Octavia, sollte selbst diesen beiden Idioten nicht entgangen sein.


    "Nun ich wüsste nicht warum ich erregt sein sollte. Ich habe ein sachliches Gespräch mit deinem Verwandten Metellus geführt, über Ambitionen und die Möglichkeiten sie zu erreichen. Dabei gingen unsere Meinungen etwas auseinander. Doch dies sollte doch kein Grund sein, dass wir uns deshalb aufregen. Gelegentlich findet man auch bei den Anhängern der Factio Russata einen interessanten Menschen", sage ich weiterhin grinsend. Zur Entspannung lege ich meine Arme auf meine Hinterkopf und lehne mich zurück. Ich bin gespannt darauf was die nächste Reaktion sein soll.

  • Es gibt doch immer wieder Leute, denen ich zu gerne einen Sica zwischen die Rippen schieben würde. Es gibt bei allem eine gewisse Toleranzgrenze, aber dieser hier hatte sie gerade überschritten, als er unsere Factio durch den Dreck zieht.
    Wäre nicht eben mein Verwandter eingetrudelt hätte ich wohl seinen Kopf so lange unter Wasser getaucht, bis er erstickt wäre...


    "Tiberius Octavius Paratus", begrüsse ich ihn erfreut, "Ave, ave, euch hät ich nun wirklich nicht hier erwartet."
    Vielleicht können wir diesen eingebildeten Lackaffen auch zu zweit vermöbeln. Dieser Gedanke kostet mich ein Grinsen in Richtung Paratus.
    "Ja, danke, die Reise hatte so ihre Tücken, an die man sich auf einem Schiff wohl gewöhnen muss, aber ansonsten ganz gut. Bis jetzt..."
    Ein entschuldigendes Lächeln streift meine Lippen.


    "Keineswegs sind wir erregt, jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Aber vielleicht hat unser neuer Familienfreund anderweitige Erregungen, die auf die Anwesenheit uns zwei Männer zurückzuführen ist.", stelle ich fachmännisch fest.
    Vermutlich ist Aulus einer dieser Männer, die den griechischen Sitten folgen, und sich sogenannte Lustknaben halten. Er macht den schwer den Eindruck, als könnte er einer dieser sein.
    Also nein, eigentlich machte er einen recht seriösen Eindruck, aber meine Abneigung verhilft mir nunmal zu solchen widerwertigen Gedankengänge.


    "Ich überlege mir gerade, ob ich vielleicht nicht den Masseur aufsuchen soll, der meine Knochen etwas durchknetet? Jedenfalls ertrage ich die Gesellschaft eines Sklaven lieber, als die einiger anderen Männer." Aulus weiss vermutlich, dass damit er gemeint ist, aber ich sprach absichtlich keine Namen aus, des Anstands halber. "Kommst du mit, Paratus? Oder wollt ihr, lieber Aulus, noch etwas länger unsere Zeit in Anrspruch nehmen?"

  • Oh, die Tücken eines Schiffes. Nunja, die gibt es ja in der Tat, wie ich selber weiss, doch ein wahrer Römer sollte nicht öffentlich über seine Wehwehchen klagen. Wahrscheinlich eine weitere Eigenschaft der Octavier.


    Die Anspielung bezüglich Erregungen entgeht mir natürlich nicht, doch beleidigt sie mich nicht im Geringsten. "Würde es euch gefallen wenn der Grund meiner Erregung, der von euch erwähnte wäre, verehrter Metellus?", spreche ich zu ihm mit einem triumphierenden Grinsen.
    Dass Metellus nun weggehen will scheint wohl ein weiteres Zeichen der Schwäche zu sein. Kaum wird es etwas schwieriger ziehen diese Würstchen den Schwanz ein. Tolle Nobilitas heutzutage, aber was will man von einem dahergelaufenen Plebejer erwarten.
    Anscheinend können sich diese ärmlichen Leute nicht mal anständige Hauslehrer leisten, spricht doch Metellus davon sich die Knochen durchkneten zu lassen.
    Nicht die schlechteste Idee, vielleicht könnte man bei den Ludii ein tolles Spektakel daraus machen.


    "Leider stehe ich auch nicht weiter zur Verfügung. Ich denke ich sollte mich mal aufmachen und einigen Persönlichkeiten meine Aufwartung machen. Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei deiner Karriere Metellus, und viel Spass beim Knochen kneten lassen"

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