[Officium I] Comes - Manius Matinius Fuscus

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Der Scriba Rechus überlegte gerade, ob es schon wieder Zeit für eine Pause war, als es wieder mal an die Tür klopfte.
"Also eher nicht...", murmelte er und rief ein lautes "Herein."
Als die Dame eingetreten war, nickte er freundlich - soweit ihm das mit seiner eingeschränkten Mimik möglich war.
"Wie kann ich dir helfen?"

Ich betrat das Büro, wo ich ziemlich barsch begrüsst wurde. So konnte ich auch und trat mit der uns Patriziern anerzogenen Gravitas das Büro. Hocherhobenen Hauptes trat ich ein und schaute den Beamten mit gelangweilter Miene an.
"Salve, ich bin die Sacerdos Aurelia Antonia und möchte den Comes sprechen."

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Mit der Bitte, einen Moment zu warten, verschwand Rechus kurz im Officium der Comes, von wo er kurze Zeit später wieder auftauchte.
"Hier entlang.", verkündete er und deutete auf die Tür.

Neugierig betrat ich das nächste Officium.

Erwartungsfroh sah ich zur Türe. Und tatsächlich, eine Priesterin. Hier in CCAA. Ich hatte schon geglaubt mein Scriba wolle mich veralbern.
"Salve. Aurelia Antonia? Ich bin Germanica Aelia, der Comes von Inferior.", begrüßte ich sie und wies auf einen freien Stuhl.
"Nimm Platz. Was führt dich zu mir?"

Ich setzte mich hin und begrüsste die Comes.
"Salve, ich bin Aurelia Antonia. Ich bin die neue Iunopriesterin im Capitolinium. Ich wollte mich den Honorationen der Stadt vorstellen."

"Es freut mich sehr, jemanden vom Cultus Deorum hier oben zu sehen. Bislang haben die sich eher versteckt gehalten.", erklärte ich schmunzelnd.
"Hast du schon eine Bleibe? Oder kann man dir sonst irgendwie unter die Arme greifen?"

"Danke, mein Cousin hat mich mit genug Mitteln hergeschickt, dass ich mich gleich einrichten konnte. Ausserdem habe ich die Tempel in Coloniae Claudiae Arae Agrippinensum bereits inspiziert und kann bereits einen ersten Bericht an das Collegium Pontificium schicken. Was mich jetzt ausserdem interessiert ist, wie sehr sich die hiesige römische Gemeinde an unsere Riten und Gebräuche hält. Was ist zum Beisspiel für die anstehenden Cerealien geplant?"

"Soweit ich weiß, zelebrieren die römischen Bürger die Riten nur in ihren Privathäusern, schlicht und einfach deshalb, weil zu wenige Priester hier sind, um die Aufmerksamkeit der Bürger mehr auf den Cultus Deorum zu lenken. Meines Wissens nach ist für die Cerealien nichts in Vorbereitung.", seufzte ich.
Wer wie ich aus Rom kam, fühlte sich hier geradezu wie in einer Wüste. Zumindest was den CD anging.

"Das ist sehr bedenklich. Ich werde gerne helfen und öffentlich der Ceres opfern. Gibt es neben dem Castellum und der Legion überhaupt ein privates Leben in Coloniae Claudiae Arae Agrippinensum ?"

"Nunja, vermutlich nicht so viel wie in Rom, aber es gibt schon ein paar Bürger hier.", erwiderte ich grinsend. "Zumindest hier im Praetorium geistern ab und an welche herum."

"Dann werde ich gespannt warten, welche ich im Zuge meiner religiösen Pflichten kennenlernen werde. Ich möchte dich dann nicht weiter aufhalten. Gibt es sonst noch Instanzen in der Stadt, wo ich vorstellig werden sollte?"

"Ich bin sicher, der ein oder andere wird sich jetzt, da wir eine neue Priesterin aus Rom haben, im Tempel einfinden um den Göttern etwas zu opfern."
Zumindest hoffte ich das. Wenn nun endlich die Möglichkeit dazu gegeben war, sollten die Bürger es auch nutzen
"Ansonsten...hm...nein, im Moment ist hier in der Stadt alles recht dünn besiedelt. Es gibt weder einen Duumvir, noch einen Magistratus."

"Gut, dann will ich dich nicht weiter aufhalten. Es hat mich gefreut dich kennenzulernen."

"Gleichfalls.", schmunzelte ich und erhob mich. "Ich wünsche dir viel Glück hier."

"Danke." Ich verabschiedete mich und verliess das Büro.

Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte, schrieb ich noch etwas auf und hängte es an meine Tür.

Home sweet home...wie die Griechen so schön sagten
Einigermaßen gut gelaunt - vor allem, da ich Rechus´ aussagekräftiges Gesicht wieder sah - kam ich zu meinem Officium, nahm die Nachricht von der Tür und trat ein.
Jössas, was da nicht alles an Post hereinkam. Seufz.
Na gut, Verzögerungstaktik half wohl nichts, also pflanzte ich mich an meinen Tisch und begann zu lesen.
Ah, zuerst mal wieder ein Brief von meinem Zwilling. Mit zunehmend breiterem Grinsen las ich ihn durch und schüttelte schließlich den Kopf. Typisch Aemilia. Im Geiste machte ich mir noch die Notiz 'Livianus grüßen und ausrichten, dass die arme Irre ihn lieb hat', ehe ich das Papyrus beiseite legte.
Als nächstes...jej, noch ein Brief von Aemilia. Schreibwütiges Wesen. Naja, was sollte sie auch anderes machen, wenn sie das Bett hüten musste.
'In Rom war alles besser. Findest du nicht?', schrieb sie. Seufzend lehnte ich mich zurück. Ja, damals war alles irgendwie schöner.
Trotz meiner aufkeimenden Sorge, wegen Aemilias Krankheit, brachten mich die letzten Zeilen einmal mehr zum Schmunzeln.
Oha, kein Brief von Aemilia, stellte ich fest, als ich den Nächsten in Händen hielt.
Ahja, Fuscus...naja, da würde ich wohl noch ein Weilchen ohne ihn auskommen müssen. Ooooh, dafür würde er später leiden
Nach einigen weiteren eher uninteressanten Werbebriefchen, fiel mir schließlich der letzte Brief des Stapels in die Finger.
Aus Britannien...herrje, also noch ein Brief von Aemilia. Hätte ich gewusst, dass mein Schwesterchen so mitteilsam war, hätte ich Rechus gesagt, er solle mir die Briefe nachschicken.
Moment...'Liebe Tochter' ? Ein Brief von meinen Eltern? Die Stirn in tiefe Falten gelegt las ich schnell weiter. Doch schon beim zweiten Satz hielt ich inne. Tot? Aemilia tot? Das konnte doch nicht sein. Niemals...
Ich merkte, wie meine Hände zu zittern begannen. Nicht Aemilia...
Unfähig, mich auch nur einen Zentimeter zu rühren, starrte ich weiterhin auf die Nachricht, während mir Tränen in die Augen schossen und schließlich auf das Papier tropften. Nicht Aemilia...

Er war recht bald nach Ankunft in seinem Officium auch hier erschienen. "Salve," grüßte er den Scriba freundlich. "Falls die Comes Zeit hat, sei so gut und melde mich bei ihr."

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Rechus nickte, brummte irgendetwas und verschwand kurze Zeit.
Als er wieder erschien, winkte er den Mag Scrin durch.
"Immer rein in die gute Stube. Aber vorsicht, sie ist in letzter Zeit nicht so guter Laune. Weiber."
Ein Augenverdrehen später saß er wieder an seinem Platz.