CURSUS: die Kaiser und das Militär

  • Prüfungsfragen zum Cursus
    "Die Kaiser und das Militär"
    (Examen Tertium)


    1. Welche wichtigen Ereignisse beim Militär und mit dem Militär erlebte Augustus, bevor er Kaiser wurde?
    2. Benennen und beschreiben Sie die Reformen der Armee, die Augustus in seiner Regierungszeit durchgeführt hat.
    3. Wodurch wurde Tiberius militärisch auf seine Rolle als Kaiser vorbereitet?
    4. Welcher Kaiser wurde als erster von Prätorianern ermordet?
    5. Welche besonderen Leistungen vollbrachte Claudius und wieso überrascht dies gerade bei ihm?
    6. Was geschah in den Jahren vor dem sogenannten Vier-Kaiser-Jahr 69 n.Chr.?
    7. Vergleichen Sie kurz die wichtigsten Merkmale der drei erfolglosen Kaiser des Vier-Kaiser-Jahres. Wem vertraute die Armee? Wer musste sich Vertrauen mit Geld erkaufen? Wer führte seine Truppen persönlich? Usw.
    8. Warum scheiterte Vitellius militärisch?
    9. Wie ordnete Vespasian die Truppen nach dem Vier-Kaiser-Jahr neu?
    10. Welche militärischen Erfahrungen machte Titus vor seinem Amtsantritt?
    11. Unter welchen Kaisern erfolgte die Eroberung und Sicherung des "agri decumates"?
    12. Unter welchen Kaisern gewannen die Prätorianer einen stärkeren Einfluss und wie wirkte sich dieser aus?


    Täuschungsversuche werden mit dauerhaftem Ausschluß von der Academia bestraft!


    Die Antworten sind bis zum ANTE DIEM XII KAL OCT DCCCLV A.U.C. (20.9.2005/102 n.Chr.) beim Legaten schriftlich einzureichen. Zum Bestehen des Examens müssen zehn der zwölf Fragen korrekt beantwortet werden.


    Ferner steht im Rahmen der Prüfung die folgende Fragestellung im Kolloquium zur Diskussion:


    Vergleichen Sie den Werdegang eines Kaisers, der vor seinem Amtsantritt militärische Ämter ausübte und die operative Verantwortung mit seinem Amtsantritt in die Hände seiner Generäle legte mit dem Werdegang eines Kaisers, dessen militärischen Betätigung erst mit dem Amtsantritt einsetzte.
    Finden Sie für beide Seiten ein Beispiel und begründen Sie, welchen Karriereweg Sie als sinnvoller empfinden.


    Die Diskussion wird ebenfalls bis zum oben genannten Datum geführt. Von jedem Teilnehmer wird mindestens ein sinnvoller Beitrag erwartet.

  • Ich stand auf und trat vor….


    „Salvete, mein Name ist Primus Decimus Magnus, Tribun der Legio IX“


    Soviel zur Vorstellung, dachte ich, nun mal los.


    „Ich denke, als bestes Beispiel für einen Kaiser, der vor seinem Amtsantritt militärische Ämter ausführte, zählt Augustus.
    Schon mit dem Alter von 18, begleitete er Iulius Caesar bei dessen Kämpfen in Spanien und konnte so erste Erfahrungen mit den Truppen sammeln.
    44 v. Chr., nach der Ermordung seines Adoptivvaters, führte er selbst die Truppen zum Schlachtfeld und konnte seinen ersten militärischen Erfolg gegen Antonius verzeichnen.
    Auch die folgenden Jahre wurden von innenpolitischen Kriegen geprägt, wo er weitere Siege in Belagerungsschlachten verzeichnen konnte.
    Nachdem 36v. Chr. Sein Admiral Agrippa die Flotte des Sextus Pompeius besiegt und Octavius seinen Widersacher Lepidus abgesetzt hatte, widmete sich Augustus in den darauf folgenden Jahren der Sicherung des Reiches.
    Er verzeichnete Erfolge an der Nordgrenze, in Illyrien und Dalmatien.
    Nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte zog er sich allerdings immer mehr aus dem Feldherren-Dasein zurück und übergab immer mehr Kompetenzen an geeignete, vertraute Personen, wie z.B. Agrippa oder Tiberius, seinem Stiefsohn.“


    Ich machte eine kurze Pause….


    „Augustus hingegen stellen möchte ich Claudius, der vor seinem Amtsantritt keinerlei politische Ämter besetzte, noch jegliche militärische Ausbildung genoss. Er wurde von den Prätorianern zum Kaiser ausgerufen, was wohl mehr an der Beliebtheit seines verstorbenen Bruders Germanicus, als an seiner Person lag.
    Trotzdem erreichte Claudius einen großen, militärischen Sieg in Britannien erringen, weil ihm die Armee vertraute und nicht zuletzt deswegen, weil er selbst an den Schauplätzen anwesend war“


    Wieder machte ich eine Pause und trank einen Schluck Wasser


    „Die Werdegänge der beiden Kaiser sind sehr unterschiedlich! Augustus, der viel Erfahrung im militärischen Bereich sammelte und Claudius, der bis zu seinem Amtsantritt kaum in Erscheinung trat.
    Sie hatten beide Erfolge erzielt, trotzdem denke ich, dass Augustus Werdegang und seine starke Bindung zu den Truppen, sowie das Abgeben von Kompetenzen an geeignete Personen, der bessere Weg ist, um das Imperium zu führen.
    Meiner Meinung nach hängt aber alles mit dem Vertrauen und der Unterstützung der Truppen ab, egal, ob der Kaiser eine militärische Vorgeschichte hat, oder nicht.
    Wichtig ist auch, wie wir aus der Geschichte wissen, die Anwesenheit des Heerführers bei den Truppen, im Kampf“


    Eine letzte Pause und ein Schluck Wasser mussten noch sein.


    „Abschließend möchte ich noch anmerken, dass meiner Meinung nach die Karriere mit einer militärischen Ausbildung sinnvoller wäre, weil die Bindung zu den Truppen schon früher geschieht und auch die Truppen sicher mehr Bindung zu einem Kaiser haben, wenn sie das Gefühl haben, dass er selbst, am eigenen Leibe weiß, was es heißt, in den Krieg zu ziehen!“


    „Ich danke euch, für eure Aufmerksamkeit!“

  • Ich lauschte dem Vortrag und stand dann selbst auf, um auch etwas zu sagen.


    „Salvete, ich bin Marcus Vinicius Lucianus, Praefectus Castrorum der Cohortes Urbanae“


    Ich war etwas nervös, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.



    „Ich möchte nun Vespasian und Domitianus vergleichen!
    Vespasian, der sich voll auf die Armee stütze und dem die Armee vollkommen vertraute und im Gegensatz dazu, Domitianus, der keinerlei militärische Ausbildung genoss.
    Unter Claudius hatte Vespasian schon im Britannienfeldzug ein Legionskommando und wurde unter Nero Statthalter von Judäa, um den jüdischen Aufstand niederzuschlagen.
    Nach dem Tod Neros erkannte er zunächst Galba als Kaiser an, entwickelte aber eigene Pläne. Die Osttruppen und die Donaulegionen standen voll hinter ihm und siegten in Rom. Dann zog er in Rom ein und nahm seinen Platz als Kaiser ein.


    Domitianus hingegen hatte keinerlei militärisches Vorleben, trotzdem konnte er die Eroberung des "agri decumates" konsequent fortsetzten.
    Mit einer Mischung aus gezielten militärischen Operationen und dem konsequenten Bau von Befestigungen und Kontrollposten gab er dem Limes seine heutige Gestalt.
    Domitianus machte seine nicht vorhandene militärische Ausbildung mit dauernder Präsenz auf den Schlachtschauplätzen und durch seine Gründlichkeit, Härte und Klarheit weg und erlange so das vertrauen der Armee. Trotzdem wurde er Opfer einer Verschwörung und war wieder einmal ein Kaiser, der den Prätorianern zum Opfer fiel.“


    Auch ich nahm einen Schluck Wasser


    „Meine Meinung zu dem Ganzen, und da muss ich meinem Vorredner recht geben, es ist schwer zu sagen, welche Karriere besser oder sinnvoller ist! Wichtig ist vor allem, das vertrauen der Truppen und die Anwesenheit bei großen Feldzügen. Die Männer brauchen einen Kaiser zum sehen und Anfassen! Aber ich bin der Meinung, dass auch ein Kaiser, der keine militärische Ausbildung genossen hat, durch ebensolche Aktivitäten, wie sie Domitianus gemacht hat, auch nach der Thronbesteigung das Vertrauen der Truppen erlangen kann!
    Danke“

  • Corvus trat vor und räusperte sich.


    “Ich möchte Kaiser Gaius Caesar Augustus Germanicus, genannt Caligula, mit dem kurzzeitigen Kaiser Galba, sein voller Namen war Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba, vergleichen.


    Caligula war der Urenkel des großen Augustus und Sohn des Nero Claudius Germanicus, des von seinen Soldaten sehr verehrten Feldherrn, der auch der Adoptivsohn des Kaisers Tiberius und zu dessen Nachfolge vorgesehen war.
    Caligula verbrachte seine Kindheit in verschiedenen Heerlagern und wurde dort zum Liebling der Legionen. Schon als Kind zog man ihm Legionärsausrüstungen an, aber eine wirkliche militärische Ausbildung genoss er letztendlich nie. Seine spätere Jugend verbrachte er in Rom und auf Capri in höfischer Umgebung.
    Er kannte also das Lager- und Legionärsleben aus eigener Anschauung, hatte aber, als er mit 25 Jahren Kaiser wurde, nie ein Kommando inne gehabt.
    Seine Regentschaft begann mit großen Hoffnungen und Erwartungen. Er eiferte seinem Vater nach und begann eine auf Expansion ausgerichtete Politik gegen das unabhängige Germanien. Dem Unternehmen war jedoch kein Erfolg beschieden, wohl auch, weil es an Weitsicht, Durchhaltewillen und Geduld mangelte.
    Mit zunehmender Regierungszeit wurde seine Regentschaft immer kritischer gesehen und endete schließlich mit seiner Ermordung durch die Prätorianergarde im Jahre 794.
    Heute gilt uns Caligula nicht als vorbildlicher Kaiser und seine Regentschaft als keine glückliche Zeit für Rom.


    Galbas Werdegang war ganz anders. Er hatte eine ausgezeichnete Ausbildung in politischer, wie auch in militärischer Hinsicht genossen. Er galt als vorbildlicher Römer und war bereits Militärbefehlshaber in Obergermanien gewesen, als er mit 71 Jahren Kaiser wurde.
    Aber all das war nicht genug, um ihm eine lange, fruchtbare Regentschaft zu bescheren. Sie dauerte nur rund sechs Monate. Das geschah, weil er sich aufgrund der miserablen finanziellen Situation des Imperiums nicht in der Lage sah, oder sehen wollte, die Soldaten, die ihm zur Kaiserwürde verholfen hatten, zu beschenken. Mehr noch, er forderte bereits früher gemachte Geschenke zurück. Dadurch verlor er die Unterstützung in weiten Teilen der Armee und konnte sich nicht behaupten, als es wegen der Regelung seiner Nachfolge zu Schwierigkeiten kam. Marcus Salvius Otho, der anders als erhofft, nicht den Vorzug vor Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinanius erhalten hatte, revoltierte und ließ ihn töten.


    Welche Rückschlüsse kann man daraus ziehen?
    Beide sind auf ihre Art gescheitert. Sowohl Caligula, der kein Militär war, wie auch Galba, der eine fundierte römische Militärlaufbahn absolviert hatte.
    Es sagt uns, dass es nicht nur darauf ankommt, sich als militärischer Anführer verdient gemacht zu haben.
    Eine gute Regentschaft bedarf vor allem eines fähigen Mannes, der im richtigen Moment das Richtige zu tun versteht und dem die Fortuna ihr Lächeln schenkt.


    Aber natürlich ist es auch so, dass man von einem namenlosen Zivilist gar nichts über seine Fähigkeiten und Erfolgsaussichten weiß. Ein siegreicher Feldherr, der Ruhm angehäuft hat, bietet hingegen zumindest Anlass zu berechtigter Hoffnung auf eine fähige Anführerschaft.


    Ich danke für eure Aufmerksamkeit.“

  • Nun stand Seneca auf und trat vor.
    Salvete. Ich bin Caius Iulius Seneca, Centurio der Legio IX. Hispania.


    Ich möchte die beiden Kaiser Tiberius und Nero vergleichen.


    Schon lange Zeit bevor Tiberius Kaiser wurde, nahm er aktiv an den militärischen Handlungen des Augustus teil, später auch selbst als Oberbefehlshaber.
    Zunächst einmal begleitete er Augustus in den Osten, um mit den Parthern um die Auslieferung eines römischen Feldzeichens zu verhandeln. Danach begann er mit Feldzügen in Pannonien und Germanien.
    Als Augustus’ Nachfolger starb, wurde Tiberius adoptiert und bekam das Oberkommando über die Sicherung der Rheingrenze. Dort führte er zwei Jahre lang verschiedene Feldzüge durch.
    Drei Jahre musste er sich nun um Aufstände in Pannonien und Illyrien kümmern.
    Nach der Schlacht im Teutoburger Wald kehrte er an den Rhein zurück.


    Dies alles geschah bevor Tiberius Kaiser wurde. Von Neros’ militärischen Laufbahn vor der Kaiserwürde kann man nicht sprechen, denn er hatte keine. Anders als Tiberius hatte er weder jeglichen Bezug zum Militär, noch eine militärische Ausbildung. Er hatte kein Interesse an den militärischen Handlungen.
    Tiberius hatte also im militärischen Bereich vor seinem Kaisertitel ganzes geleistet, Nero hatte vor seiner Kaiserwürde keinerlei Bindungen zur Armee.
    Als Tiberius schließlich Kaiser wurde, kam es bei den Rhein- und Donauarmeen sofort zu Meutereien-, da Tiberius ihnen weniger Sold gab, als es ihnen Augustus versprochen hatte, –die aber befriedigt wurden.
    Da sich Tiberius nun als Kaiser nur noch um die Regierungsgeschäfte kümmerte, übernahmen Drusus und Germanicus die Leitung der Armee.
    Erst als Nero Kaiser wurde, betätigte er sich im militärischen Bereich.
    Sein Feldherr Paulinus setzte die Eroberung Britanniens gemäßigt fort, Corbulo führte Krieg in Armenien und konnte es schließlich in das Imperium eingliedern.
    Nero ließ jedoch Corbulos und zwei weitere Feldherrn hinrichten, was höchsten Unmut beim Militär auslöste. Auch über seine Verweichlichung sprach man beim Militär nicht gut.
    Dadurch erhoben sich im Jahre 68 n. Chr. ein gallischer und ein afrikanischer Statthalter. Den gallischen konnte die Rheinarmee schlagen, sie fiel aber wenig später selbst von ihm ab. Auch die Praetorianer wendeten sich nun von ihm ab, bis sich Nero schließlich umbrachte. Nero wurde durch das Militär zu Fall gebracht. Er hatte sich nie dafür interessiert, sich nie darum gekümmert. Er hatte ganz einfach keinerlei Bezug zu ihm.
    Tiberius’s Untergang war um einiges anders. Er wurde umgebracht. Die Armee fiel nicht von ihm ab, da er sich persönlich um sie gekümmert hatte, ihnen als Feldherr gedient hatte.
    Tiberius hatte 9 Cohorten der Praetorianer in Rom stationiert. Der Praetorianerpraefekt Seianus hatte ein enges Verhältnis zu ihm. Dies war vielleicht auch ein Grund warum die Praetorianer Tiberius nicht wie Nero stürzten.


    Meiner Meinung nach hatte Tiberius den besseren Karriereweg gewählt. Er hatte sich bei der Armee nicht unbeliebt gemacht und Seite an Seite mit ihnen gekämpft. Dadurch hatte der die Armee fast immer gestärkt im Rücken und konnte sich somit behaupten. Er war einer von ihnen.
    Nero hingegen hatte mit dem Militär nie etwas am Hut, er hat es durch die Tötung seiner Generäle eher verärgert. Nicht verwunderlich, dass die Soldaten ihn stürzten.


    Ich bedanke mich für Ihre aufmerksamkeit.


    Seneca setzte sich wieder zu den Anderen.

  • Macer nickte anerkennend zu den bisher abgegebenen Diskussionsbeiträgen. Mit kurzen Gesten und fragenden Blicken ermutigte er die Anwesenden, noch mehr auf einander einzugehen und miteinander ins Gespräch oder zu einer Diskussion zu kommen.

  • Ich stand nochmals auf


    "Interessante Beiträge.... Doch ich muss Corvus recht geben, nicht immer ist nur die militärische Ausbildung für den Erfolg verantwortlich.
    Wenn wir z.B. Vitellius und Vespasian vergleichen, haben beide eine fundierte militärische Ausbildung genossen, wobei der eine aber sehr bald gescheitert ist und der andere aber sich viel längere Zeit an der Macht hielt und sogar eine Erweiterung des Reiches vornahm!"


    Ich liess diese Thematik einfach mal so im Raume stehen und setzte mich....

  • Ich erhob mich


    "Vollkommen richtig, Lucianus!
    Un genau hier haben wir wieder ein Beispiel dafür, wie wichtig die Anwesenheit des Heerführers bei den grossen Schlachten ist.


    Während sich Vitellius nach Amtsantritt vollkommen von seiner Armee zurück zog und sich in Rom 'verkroch', sogar auch seine beiden Feldherren nicht zu den Truppen schickte, kümmerte sich Vespasian um seine Armeen, reorganisierte und versorgte auch die Veteranen."


    "Aber um nochmal auf Corvus Schlusswort zu kommen.... er hat schon recht, nicht unbedingt muss ein Kaiser eine militärische Vorgeschichte haben, wenn er nach seinem Amtsantritt Kompetenz und Stärke beweist und auf seine Truppen eingeht!
    Trotzdem bin ich immer noch der Meinung, dass es ein Kaiser, der vorher schon eine Bindung zu seiner Armee hatte, es leichter hat, zu regieren, sofern er seine Truppen dann nicht sich selbst überlässt!"

  • Crassus erhob sich:


    Nehmen wir nochmal Augustus vor. Er hat zwar selbst eine militärische Ausbildung genoßen, allerdings immer Führungen der Einheiten abgegeben, wenn es einen geeigneteren Kandidaten gab. Ich führe mal als Beispiel Admiral Aggrippa an.
    Wie könnte man das bewerten?
    Er hatte selbst eine Ausbildung genoßen, allerdings die Verantwortung jemand anderem Übertragen. Kann man das als Zweifel an den eigenen Qualitäten werten oder viel mehr als weise Entscheidung?
    Immerhin konnte er sich so auf die anderen wichtigen Reichsgeschäfte konzentrieren und musste seine Aufmerksamkeit nicht aufteilen und so vielleicht etwas vernachlässigen.


    Wäre es ähnlich ausgegangen, hätte Augustus diese militärische Ausbildung so nicht gehabt?
    Nun, diese Antwortmöglichkeit ist zwar sehr aus der Luft gegriffen, da seine Ausbildung wahrlich nicht unbedeutend für sein Leben ist und man nur vermuten kann wie es anders hätte sein können, doch ich versuche es:
    Ich denke es wäre trotzdem durchaus möglich gewesen, dass die Truppen sich ebenso ihm gegenüber verhalten hätten wie sie es getan haben und er ähnliche Erfolge erringen hät können. Denn so sehr der Kaiser wichtig in großen Schlachten ist, so sehr ist es der Kommandeur auch. Und viele Legionäre kennen ihren Kommandeur schon länger und besser als den Kaiser. Deshalb wissen sie, sie können sich auf ihren 'Chef' verlassen, die Legionäre wissen was er kann und eben nicht kann.
    Es hätte sich also nicht viel geändert, im Vergleich zu den letzten Amtsjahren von Augustus. Denn da gab er ja auch die wichtigen Kommandos an fähige Kommandeure ab und zog sich etwas zurück.


    Also ist es nicht unbeding wichtig, dass man eine militärische Ausbildung hat. Viel mehr, dass man Kommandeure richtig einschätzen kann und ihre Stärken richtig einsetzt. Und vorallem nicht darauf besteht alles selber zu machen sondern fähigere Personen darauf ansetzt. So kann man auch seine Ahnung die man in anderen, wichtigen Geschäften hat besser einsetzen da man schlicht mehr Zeit dafür hat. Eine gewisse Bindung zu dem Militär sollte selbstverständlich trotzdem gegeben sein, aber man sollte nicht versuchen diese mit allen Mitteln, darunter auch Zeit, zu verbessern und auszubauen.
    Doch trotzdem ist eine militärische Ausbildung selbsverständlich von Vorteil, wenn man sich nicht überschätzt und diese richtig einsetzt.

  • Zitat

    Nehmen wir nochmal Augustus vor. Er hat zwar selbst eine militärische Ausbildung genoßen, allerdings immer Führungen der Einheiten abgegeben, wenn es einen geeigneteren Kandidaten gab. Ich führe mal als Beispiel Admiral Aggrippa an.
    Wie könnte man das bewerten?


    "Ich halte es für eine weise Entscheidung, Kompentenzen dann abzutreten, wenn es einerseits einen geeigneteren Mann dafür gibt und andererseits weil der Kaiser selbst sich auch um viele andere Dinge kümmern muss"


    Zitat

    Nun, diese Antwortmöglichkeit ist zwar sehr aus der Luft gegriffen, da seine Ausbildung wahrlich nicht unbedeutend für sein Leben ist und man nur vermuten kann wie es anders hätte sein können, doch ich versuche es:
    Ich denke es wäre trotzdem durchaus möglich gewesen, dass die Truppen sich ebenso ihm gegenüber verhalten hätten wie sie es getan haben und er ähnliche Erfolge erringen hät können. Denn so sehr der Kaiser wichtig in großen Schlachten ist, so sehr ist es der Kommandeur auch. Und viele Legionäre kennen ihren Kommandeur schon länger und besser als den Kaiser. Deshalb wissen sie, sie können sich auf ihren 'Chef' verlassen, die Legionäre wissen was er kann und eben nicht kann
    Es hätte sich also nicht viel geändert, im Vergleich zu den letzten Amtsjahren von Augustus. Denn da gab er ja auch die wichtigen Kommandos an fähige Kommandeure ab und zog sich etwas zurück


    "Das ist durchaus möglich, Crassus, andererseits hätte es aber durchaus so sein können, dass ihm seine Kommandeure und somit auch die Truppen, nicht vertraut hätten, hätten sie nicht gewusst, wie er selbst als Befehlshaber agiert hat, so wie wir es bei Nero gesehen haben, der keinerlei militärische Ausbildung noch jeglichen Bezug zum Militär hatte!"


    Zitat

    Also ist es nicht unbeding wichtig, dass man eine militärische Ausbildung hat. Viel mehr, dass man Kommandeure richtig einschätzen kann und ihre Stärken richtig einsetzt.


    "Vollkommen richtig, allerdings auch, dass die Kommandeure einem Kaiser vertrauen und hinter ihm stehen!"


    Zitat

    Doch trotzdem ist eine militärische Ausbildung selbsverständlich von Vorteil, wenn man sich nicht überschätzt und diese richtig einsetzt.


    "Genau meine Meinung! Es kann nur von Vorteil sein, zu Wissen worüber man waltet und welche Konsequenzen die eigenen Befehle haben!"

  • Meiner Meinung nach sind die besten Vorraussetzungen für einen Kaiser erstmal wie bei Tiberius eine militärische Ausbildung und viel Erfahrung im militärischen Bereich.
    Weiter sollte man seine Truppe nicht umbedingt durch Geld, sondern vielmehr durch Kameradschaftlichkeit für sich gewinnen.
    Man muss den Soldaten das Zeichen geben, das man einer von ihnen ist, dass man sich genau wie sie als Kaiser buchstäblich im Dreck welzet.
    Die Soldaten sind nun mal meistens die, die entscheiden wer Kaiser wird.

  • "Egal, wohin wir sehen - sei es nun zu Zeiten der Könige oder der Republik: Ein starker Militär hatte immer auch viel politische Macht.
    Aus Sicht des Kaisers, der sein Handeln in der Regel auf diesen Machterhalt auslegen muss und idealerweise, wie mein Vorredner Iulius Seneca bereits treffend bemerkt hat, das Vertrauen der Armee besitzt, ist es ratsam, die Kontrolle über diesen Machtapparat nicht leichtfertig und ohne Not aus den Händen gleiten zu lassen oder - wie es Kaiser Nero tat - sich selbst durch unangemessenes Auftreten zu nehmen, obwohl besagter Politiker durchaus militärische Erfolge zu verbuchen hatte, welche übrigens daraus resultierten, dass er militärische Kompetenzen klug auf die Schultern fähiger Generale legte.
    Hierin ist meiner Meinung nach die Rolle des idealen Kaisers zu finden: Ein starker Mann an der Spitze des Reiches kann durchaus auch ohne militärischen Vorkenntnisse Kompetenzen an Militärs abgeben. Wir dürfen hierbei nicht vergessen, dass eine zentrale Stütze seiner Herrschaft die Loyalität der römischen Aristokratie sein muss. Ein Kaiser wie Nero ist NICHT ohne Grund vom Militär gestürzt worden - dieses nahm sicher eine wichtige Rolle ein -, sondern vielmehr ermangelte es ihm an Vertrauen im Volk, an Klugheit, Adel und politische Eliten auf seine Seite zu ziehen. Kaiser Nero ist eher als Politiker gescheitert, weniger als militärischer Führer.


    Natürlich muss ein Herrscher - im Gegensatz zu Vitellius - für seine Truppen sorgen, doch scheint mir in dieser Runde die Bedeutung sonstiger Faktoren, beispielsweise der politischen Situation im Senat, der Stimmung im Volk etc. unterschätzt zu werden.


    Die Geschichte lehrt uns, dass es sowohl möglich ist, aus direktem Umfeld der Armee aufzusteigen, als auch das Wagnis, ohne militärische Vorkenntnisse die Regentschaft zu übernehmen, wenngleich in diesem Falle eine zumindest wohlwollende Neutralität zwischen Kaiser und Militär für den Herrscher erstrebenswert erscheinen müsste. Prinzipiell kann ein guter Politiker (aber unfähiger Militär) eine erfolgreiche Amtszeit erleben.


    Letztlich ist es unmöglich, zu einem klaren Ergebnis zu kommen, denn zu viele unberechenbare Faktoren spielen bei Beantwortung dieser Frage eine Rolle."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer hatte schon erwartet, dass die Prätorianer ein wenig ihren Ruf verteidigen wollten.


    "In der Tat gab es häufig Fälle von Legionen, die ihre Kommandeure als Kaiser ausgerufen haben. Trotzdem müssen wir zwei sehr wichtige Unterschiede festhalten:
    Erstens hat es keinen Kaiser gegeben, der erfolgreich von einer Legion auf deren Betreiben hin ausgerufen wurde und der nicht wenig später seiner eigenen Truppe zum Opfer fiel. Wenn es einem Mann wie Vespasian gelungen ist, Kaiser zu werden, dann sicherlich gestützt auf die Armee, aber nicht erhoben von der Armee. Anders verhielt es sich beispielsweise bei Claudius, der von den Prätorianern erhoben wurde.
    Zweitens machten sich die Prätorianer nicht nur als Kaisermacher, sondern auch oder vor allem als Kaisermörder einen zweifelhaften Namen. In dieser Rolle treten die Legionen nicht auf."


    Da mus ich doch wiederspechen mit aller Respeckt...

    Zitat

    Elagabalus became emperor in a coup, supported by rebel legionaries Legionären also ....kein Prätoreaner..


    Not surprisingly Elagabalus had rivals, the foremost being his cousin Bassianus, who later became the emperor Alexander Severus. When he ordered a proscription against Bassianus, and his supporters, his soldiers refused. Instead, on March 11, 222, they had Elagabalus, along with his mother murdered and thrown in the Tiber. Alexander Severus was declared emperor in his place.
    *His Soldier refused*...also auch Legionären und kein Prätorianer..

  • Zitat

    Original von Flavius Aurelius Sophus


    Letztlich ist es unmöglich, zu einem klaren Ergebnis zu kommen, denn zu viele unberechenbare Faktoren spielen bei Beantwortung dieser Frage eine Rolle."


    "So ist es! Zuviele Faktoren, die neben dem Militär eine ebenso wichtige Rolle spielen, nehmen Einfluss auf das Wirken und Walten eines Kaisers.
    Fakt ist für mich allerdings nur Eines: Eine militärische Ausbildung wird nicht von Nachteil für einen angehenden Kaiser sein!"

  • “Es gibt zwei Eigenschaften, die ich für noch wichtiger als eigene militärische Erfahrung erachte. Das sind Urteilsvermögen und die Fähigkeit, dass Kommando an fähige und verlässliche Männer zu delegieren und sich von ihnen beraten zu lassen.
    Das Problem, welches dabei allerdings in der Vergangenheit aufgetaucht ist – Galba und Vitellius bieten dafür ein Beispiel – besteht aus den eigenen Ambitionen eines solchen Heerführers. Denn kaum war Vitellius die Führung über die germanischen Legionen übertragen worden, strebte er ja selbst die Kaiserwürde an.“

  • Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Ich möchte Kaiser Gaius Caesar Augustus Germanicus, genannt Caligula, mit dem kurzzeitigen Kaiser Galba, sein voller Namen war Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba, vergleichen.


    Ich war erstaunt, hiess doch die Aufgabe, einen Kaiser mit und einen ohne militärische Erfahrung vor seinem Amtsantritt zu vergleichen. Doch es war nicht an mir, der sich bis jetzt ohnehin zurückgehalten hatte, solche Dinge anzuprangern.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Meiner Meinung nach ist die ganze Frage, militärische Ausbildung ja oder nein eigentlich zweitrangig. Es geht nicht sosehr darum, ob ein Befehlshaber eine Ausbildung hat, sondern darum, ob er in der Lage ist, seine Leute, und damit meine ich nicht nur die Offiziere, sondern auch die Soldaten, richtig einzuschätzen.


    Nehmen wir als Beispiel einmal Vitellius und Otho. Vitellius als einer, der von klein auf immer mit dem Militär zu tun gehabt hatte, einer der eine ausgezeichnete Karriere in der Legion hinter sich hatte, im Vergleich zu Otho, der nichts, aber auch gar nichts mit dem Militär zu tun gehabt hatte.


    Beide haben versagt, und zwar kläglich, denn beiden fehlte der wichtigste Teil einer Ausbildung, die ein Kaiser braucht. Er muss wissen, wie er sich auf wen verlassen kann. Er muss verstehen, dass er das Militär braucht und nicht umgekehrt. Das Militär braucht keinen Kaiser, sondern Feldherren, der Kaiser jedoch braucht Soldaten. Wenn er das versteht, und entsprechend handeln kann, dann hat er gewonnen, militärische Ausbildung hin oder her.


    Vitellius hatte die Ausbildung. Er war ein guter Kommandant, ein sehr guter vielleicht sogar, aber sobald er zum Kaiser ausgerufen wurde, schien er das Gefühl zu haben, nun die Armee nicht länger nötig zu haben. Im entscheidenden Moment vergass er, dass er als Kaiser die Armee führen müsste oder ihr mindestens jemanden Kompetentes voranstellen müsste. Daher verlor er alles.


    Otho wiederum versuchte genau das, sah aber nicht, dass er als Kommandant absolut untauglich war. Er war nicht in der Lage zu sehen, dass seine politische Ausbildung auf dem Schlachtfeld wertlos war. Dass ihm sein ganzes politisches Ansehen bei den Truppen nichts half.


    Wie gesagt ist meine Meinung, dass es nicht einen besseren oder schlechteren Werdegang gibt, wenn der betreffende Auserwählte nicht in der Lage ist zu begreiffen, dass er für eine dauernde Regierung auf die GUNST seiner Truppen angewiesen ist.

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    CIVIS

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