Weihung des Bauplatzes [Amphitheater]

  • Ich legte nun auch die mitgebrachte Palla über mein Haupt und verfolgte gespannt die weitere Zeremonie. Als sich dicker Rauch entwickelte und man noch nicht absehen konnte, ob er wohl aufsteigen würde oder nicht, hielt ich vor Aufregung die Luft an.

  • Wie die anderen bedeckte ich mein Haupt - und legte eine Hülle auf mein Gesicht als Sinnbild der Trennung und Transzendenz der Götter -, wozu ich den Zipfel meiner Toga benützte.


    Dann wartete ich ab und betrachtete - wie alle anderen, so schien es mir, - die Rauchsäulen..

  • Ich atme den Duft von Weihrauch tief ein und schließe kurz die Augen. Ich nehme das Brot, dass ich mitgebracht habe und lasse es zu den anderen Opfergaben ins Feuer.
    Der dunkle Rauch nimmt mir für einen kurzen Augenblick den Atem. Dann trete ich zurück und lasse die anderen ihre opfergaben überbringen.

  • Lange zeichnete sich keine Richtung ab, in die diese unglaublich dicke Rauchwolke entschweben wollte. Es schien, als wären die ehemals hier Lebenden selbst unschlüssig, ob dieser Anfrage und Bitte der hier Versammelten. Doch dann, endlich, lösten sich erste Rauchfetzen und zogen gen Himmel. Weitere folgten und schließlich stiegen die Schwaden in einer leicht gekräuselten Säule nach oben. Sie wurde von der nachfolgenden Rauchbildung weiter genährt und bald konnten alle Anwesenden eine beeindruckend große Rauchsäule bewundern.


    Erleichtert blies ich Luft aus und schickte aus Dankbarkeit noch ein stilles Gebet hinterher.


    Ohne Worte zu verlieren, machte ich mich an die Vorbereitungen für die Opferung an die Göttertrias, die uns als Zeuge für die Weihe des Bauplatzes und die gegebene Zustimmung der Genii Loki dienten. In jede der drei kleineren Opferschalen gab ich Getreide und Mola Salsa. Anschließend richtete ich mich auf.


    Die erneute Rauchentwicklung wurde durch meine Worte an die Göttertrias begleitet …

  • Erleichtert sah ich zu Crispina, als der Rauch die gewünschte Form und Richtung bei seinem Abzug einnahm.
    Erstaunt und erfreut bemerkte ich, wie viele Bürger Mantua inzwischen aufwies und dabei waren noch nicht einmal alle erschienen, weil sie vermutlich beruflich in Anspruch genommen waren. Einen freundlichen Blick sandte ich der jungen Frau, die ich noch nie zuvor in Mantua gesehen hatte. Sie musste wohl zu den Neubürgern gehören.

  • Interessiert achtete ich auf die Rituale, hatte meine Augen aber mehr auf die vielen Anwesenden gerichtet. Ich konnte 2 Wachen ausmachen und diese standen möglicherweise nicht ohne Grund hier. Das veranlaßte mich noch aufmerksamer auf die Menge zu achten. Als dann der Rauch aufstieg achtete ich auf jedes Detail. Möglicherweise würde diese Ablenkung ausgenutzt werden.

  • „Entspann dich, Assindius“, flüsterte ich meinem Sklaven zu.


    Mir fiel auf, wie unruhig er wirkte. Nun wusste ich zwar nicht wieso, aber ich sah keinen Grund für Besorgnis. Es sei denn, er bekam Probleme mit den römischen Riten. Als Germane kannte er diese nicht.


    Ich legte meinen Zeigefinger auf die Lippen, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich auch weiterhin schweigsam verhalten sollte.

  • Entspannen? Sollte meine Wachsamkeit derart auffällig sein? Nun gut, ich werde entspannter sein, dachte ich.


    Dann nickte ich schweigend der Herrin zu, um zu zeigen das ich verstanden hatte.

  • Macer verfolgte die Zeremonie auf der Tribüne gemeinsam mit einigen Stabsoffizieren der Legion ebenso schweigend wie die anderen Zuschauer. Heute waren sie nur Gast auf dem Platz, an dem schon in wenigen Tagen viele Soldaten seiner Einheit emsig ihrer Arbeit nachgehen würden.

  • Andächtig schaute ich mir die Zeremonie an, die die Götter besänftigen sollten. Alle Menschen schwiegen und starrten den Rauch an, wie er sich seinen Weg in den Himmel bahnte. Für einen Augenblick schien es so, als wäre die sonst so lebhafte Stadt Mantua für ein paar Sekunden eingefroren. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der Zeremonie. Viele waren gekommen, Bürger der Stadt Mantua aber auch welche aus anderen Städten. Soldaten waren ebenso anwesend wie ein Sklave, der mit seiner Herrin sprach. Er wirkte ein wenig angespannt, versuchte es aber zu vertuschen.

  • Im Vorfeld musste ich klären, welche Göttertrias ich als Zeuge anrufen wollte. Da war einmal die alte römische – Iupiter, Quirinus und Mars. Dem gegenüber stand die an das Griechische angelehnte – Iupiter, Iuno und Minerva. Sicher war keine wirklich falsch, aber ich war ein überzeugtes Mitglied der konservativen Factio Albata. Ich trat im entheiligten Imperium entschieden für den Erhalt der alten Werte ein. Was lag da näher, als die alten römischen Gottheiten zu wählen, denn sie hatten jene Wurzeln, zu denen ich wieder zurück wollte. Jenen Ursprung, den ich versuchte, in Mantua zu manifestieren – allen Widerständen zum Trotz.


    Während der Rauch der drei kleineren Opferschalen an diesem windstillen Tag in gerader Säule gen Himmel zog, sprach ich die Götter an.


    „Mit diesen Opfergaben rufen wir Iupiter, den Göttervater, Mars und Quirinius als Zeugen für die Besänftigung der Genii Loki dieses Platzes, der schon bald das städtische Amphitheater tragen wird.


    Iupiter – Vater der Götter und Menschen, Regent des Weltalls. Du, der die höchste Macht, Weisheit und Gerechtigkeit besitzt. Du ordnest den Wechsel von Tag und Nacht und den der Jahreszeiten an, dir gehorchen die Winde, du sammelst und zerstreust die Wolken und lässt den fruchtbaren Saatregen auf die Felder und Fluren herabströmen. Doch du bist nicht allein höchster Herrscher im Donnergewölk, du nimmt dich aller Menschen an, auch des ärmsten und verlassensten.


    Mars – Schutzgott unseres Staates neben Iupiter. Wir, Söhne des Mars, rufen heute auch dich an. Nicht, weil wir in eine Schlacht ziehen und deine Wachsamkeit über unser Leben begehren. Auch nicht, weil wir dir Kriegsbeute darbringen wollen. Zeuge sollst du sein bei diesem unblutigem Akt der Besänftigung der Genii Loki.


    Quirinius – Anverwandter des Mars, sein alter Ego, als der du gesehen wirst. Auch dich bitten wir als Zeuge.“


    Die Opfergaben schmolzen in den Schalen dahin, dünner und dünner wurden die Rauchsäulen. Manch Funken sprang aus dem Kohlebecken, manch Russpartikel flog durch die Luft, doch unbeirrt stieg der Rauch gerade auf. Das Opfer wurde angenommen, die ehemals hier lebenden Wesen zeigten sich dem Vorhaben gegenüber geneigt, die Göttertrias kam unserer Bitte nach Bezeugung nach.



    Ich trat vom Podest zurück. Die feierliche Weihung des Bauplatzes hatte das erhoffte Ende genommen.

  • Es kam mir unglaublich vor, das Cadior sprach was er auf dem Herzen hatte, aber es waren die passenden Worte. Unsere Götter sind stark und weise, gerecht und gütig, streng und über alles blickend.


    Die Weihung war eine unglaubliche Zeremonie, voll Ehrfurcht, Glaube und auch Hoffnung.


    Allein die Zeit fehlte mir um sich in Mantua auf eine Bank zu setzen und die Stadt einfach nur zu sehen. Mit den Segen der Götter würde diese Stadt nicht nur eine gute Ernte haben, sondern weiter wachsen und gedeihen.

  • Aufgeregt verfolgte ich jedes einzelne Wort und versuchte mir sie einzuprägen. Ehrfürchtig betrachte ich den Rauch und die Funken die in die Höhe stiegen.
    Was für ein Aufregender Tag! dachte ich bei mir und schaute mich um. Viele Bewohner Mantuas waren gekommen um bei dieser Zeremonie beizuwohnen.
    Mantua blühte auf und das gefiel mir.

  • Langsam verstreute sich die Menge von Menschen wieder in alle Richtungen.


    Die Götter hatten uns ihre Unterstützung gegeben.
    So stand nun den Bauarbeiten am Amphitheater nichts mehr im Wege.


    Ich verteilte an einige Stadtangestellte noch Befehle betreffend der sich bewegenden Massen.
    Aber nach einer so gelungenen Weihe würde es, wie auch schon im Vorfeld, keine Zwischenfälle geben.


    Ich wartete noch etwas ab und beobachtete die Lage.
    Dann machte ich mich wieder auf den Weg in die Kurie.

  • Zufrieden registrierte Macer das glückliche Ende der Zeremonie. Insgeheim hätte es ihn schon geärgert, wenn die Vorbereitungen alle umsonst gewesen wären, weil die Götter den bauplatz abgelehnt hätten. Aber nun, mit dem Wohlwollen der Götter und der Schutzgeister des Ortes konnte das Bauvorhaben wir geplant und sicherlich erfolgreich durchgeführt werden.

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