Die Küche & die Felder und Beete

  • "Nein, pass damit auf, Merkur! Schüttel sie nicht so." Der junge Gehilfe von Apollonius kommt langsamen Schrittes in den Kräutergarten.


    Apollonius steht dort und mustert die Ankunft seines Gehilfens, der eine schwere Kiste zu schleppen scheint. Schnellen Schrittes geht Apollonius auf ihn zu und nimmt ihm die Kister selber ab. Aus der Kiste summt es kräftig und Apollonius hält sie wie eine rohes Ei.


    "Wo hin damit?" Er dreht sich um und läuft auf die Außenmauer zu. Vorsichtig stellt er die Kiste in Halbschatten und mustert sie kurz. Vergnügt reibt er sich die Hände und richtet sich dabei wieder auf.


    "Hervorragend, hervorragend!" Nachdenklich sieht er auf die Kiste. "Wir sollten etwas warten, bis sie sich beruhigt haben. Hah...!" Er macht einen Schritt zurück. "4 Sesterzen für den Topf wollte der Händler. Wucher nenn ich das! Halsabschneider! Nur weil er weiß, dass ich für meine Rezepturen auf diesen Nektar angewiesen bin."


    Triumphierend hebt er einen Finger. "Aber wie Du siehst, hab ich ihm ein Schnippchen geschlagen? Vielleicht stell ich sogar noch zwei, drei Kisten auf. Je nach dem wie es läuft!"

  • Apollonius blickt von der Betrachtung seines Kastens auf.


    "Nun, meine kleine Bienenzucht!" Er deutet auf den Kasten. "Ich war gestern auf dem Markt und der Händler will ganze 4 Sesterzen für einen Topf mit Honig haben. Ein Wucherer ist das."


    Er wedelt geistesabwesend mit der Hand in Richtung der Bienen. "Da hab ich mir gedacht, dass es auch billiger geht." Zu Pollux gewandt fügt er an. "Du musst wissen, Honig ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arzneien und auch für die Wundversorgung sehr wichtig. So kriegen wir den Honig sehr viel billiger!" Er nickt zufrieden. "Wenn es gut läuft, stell ich vielleicht noch einen Kasten auf!"

  • "Solange du keinen Bienenstock in der Küche aufstellst oder die Küche betrittst und vom Kohl und dem anderen Gemüse fort bleibst ist es mir egal. Du kannst auch noch Bienenstöcke bei den Obstbäumen und bei den Obsthecken aufstellen. Außerdem gibt es noch bei der Casa Horatia einen riesigen Garten mit vielen Blumen. Callidus steht auf Gartenarbeit. Sie inspiriert ihn, wenn er über etwas nachdenkt.


    4 Sesterzen? Bei welchem Wegelager hast du da denn angefragt? Hast du gesagt, daß du der Medicus der Schule bist? "

  • "Gartenarbeit? Tatsächlich!" Verblüfft blinzelt Apollonius. "Hat er auch einen Fischteich? Da soll bei den Römern ja recht beliebt sein! Man denke da doch an Lucullus..."


    Er schüttelt den Kopf. "Es gibt nur einen Honighändler auf dem Markt. Ich konnte es ja auch nicht glauben..." Er kratzt sich unwillig am Bart. "..aber daß ich der Medicus der Gladiatorenschule bin, hat eher zum Gegenteil gewirkt. Mir schien, er wollte glatt noch mehr verlangen. Der weiß ganz bestimmt, dass ich auf den Honig angewiesen bin!" Er grummelt etwas ärgerlich und lächelt im nächsten Moment.


    "Aber die Bienenstöcke haben auch noch einen anderen Sinn. So kann ich meinem Interesse in der Naturphilosophie folgen. Weißt Du, dass die Bienen von einer Königin regiert werden, die die kleinen männlichen Bienen zur Arbeit anschickt. Sie hält sich tausende von kleinen Ehemännern! Wobei ich auch einen Gelehrten gesprochen habe, der der Meinung ist, dass es ein König ist, der Eier legen kann." Er nickt mit leuchtenden Augen. "Er meint, es wäre wie mit den Hyänen, die zwei Geschlechter haben!"


    Er reibt sich die Hände und sieht gut gelaunt zu dem summenden Kasten. "Ich habe mir sogar überlegt, noch einen Bienensklaven zu kaufen. Mal sehen!"

  • Sica hatte den Tagesablauf des Kochs und des Arztes über längere Zeit genau im Auge behalten und die Gespräche der ihnen unterstehenden Sklaven belauscht, so weit es ihm möglich war. Schließlich fand er einen Zeitpunkt heraus, zu dem sich keiner von beiden in der Küche befand. Lediglich einige niedere Küchensklaven kümmerten sich um die Reinigung des gallischen Terrains. Selbstbewusst durchquerte Sica den großen Raum und ging zielstrebig zu den gut sortierten Gerätschaften. Nur kurz ließ er den Blick über die zahlreichen blank geputzten Messer schweifen. Dieser pedantische Koch zählte sie sicher täglich, und das -so musste Sica zugeben- mit Recht. Ein handliches Exemplar davon nahm er nun zur Hand, sah es sich kurz an und befand es für geeignet. Er ließ es auf den Boden fallen und brach unter Zuhilfenahme seines Fußes die Klinge von ihrem Griff ab. Das Ganze ließ er wie es war auf dem Fußboden liegen, wandte sich wieder ab und ging wie selbstverständlich wieder hinaus. Bevor er die Tür erreichte, warf er einem aufblickenden Küchenjungen noch einen äußerst drohenden Blick gepaart mit einer eindeutigen Geste zu. Nun musste er nur noch den Küchensklaven weiter im Auge behalten, der für die Entsorgung des Abfalls zuständig war...

  • Lucidus von Tarraco, der häßlichste Hund des ganzen Imperiums, streunerte durch den Garten und suchte die 2 Katzen, welche sich gestern auf das Schulgelände getraut hatten. Eine hatte er erwischt und ordentlich gebeutelt, aber dann war die andere von einem Fass aus auf seinen Rücken gesprungen und hatte die Krallen ausgefahren. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Heute waren die Viecher in seinem Garten, morgen klauten sie ihm dann die Knochen und übermorgen waren sie dann die Lieblinge des dicken Fürsorgers. Das mußte verhindert werden. Also lief Lucidus zusammen mit einem der Kampfhunde, der eigentlich den Eingang zur Küche bewachen sollte, Streife!

  • Gerade als Sica aus der Küche wieder herauskam, lief ihm endlich wieder der hässliche kleine Hund über den Weg. Er beschloss die Gelegeneheit zu nutzen und holte das gesammelte Stück Fleisch hervor. Vorsichtig näherte sich Sica dem streunenden Tier, ging leicht in die Hocke und legte das Fleisch ein kleines Stück vor sich auf den Boden. Dann wartete er.

  • Lucidus von Tarraco, der hässlichste Hund des Imperiums, fixierte zusammen mit dem anderen Kampfhund Sica.


    „Waff! Wau! Wau!“ gab Lucidus von sich und wandte sich dabei an den Kampfhund, der an Sica vorbei lief und wieder seinen Posten an der Küchentür in den Garten einnahm.


    Mißtrauisch musterte Lucidus von Tarraco den Mann, der erst vor Kurzem seinen Knochen hatte klauen wollen. Er legte die Ohren und und senkte die Rute.


    „GRRRRRRRR!“


    Lucidus schielte auf das Fleisch. Vermutlich wollte sich der Mann bei ihm entschuldigen, weil er den Knochen zu stehlen versucht hatte. Daher auch die Demutshaltung in der Hocke und das Fleisch. Na gut, Lucidus hatte seinen freundlichen Tag und wollte nicht nachtragend sein, wenn der Mann schon kapiert hatte, dass er der berühmte Lucidus von Tarraco war. Er schnüffelte am Fleisch. Es war nicht vergiftet. Na gut. Der Hund verschlang das Fleisch, wedelte ganz kurz mit dem verbogenen Schwanz und legte dann wieder Rute und Ohren an. Nur nicht zu freundlich sein, dann gab es bestimmt noch mehr die Tage. Schließlich war er kein Hund, dessen Freundschaft man sich mit dem ersten Fressen erkaufen konnte.


    „Wau! Grrrrrrrrrr!“

  • Ein dünnes Lächeln umspielte Sicas Lippen als sein Plan zu funktionieren schien. Er beobachtete den Hund beim Fressen und wartete ab. Als dieser jedoch wieder zu knurren meinte, verschwand das Lächeln so schnell wie es gekommen war. Das Vieh würde also weiterer Bearbeitung bedürfen. Sica registrierte diese Tatsache und machte sich eine mentale Notiz weiteres Fleisch zu organisieren. Er stand wieder auf und ging langsam fort. Erst auf einigen Metern Distanz riskierte er es, dem unberechenbaren Tier den Rücken zuzudrehen und setzte seinen Weg zurück in die Unterkünfte fort.

  • Der da war es, Herr! Der da hat das Messer kaputt gemacht!" rief der Küchensklave und zeigte mit dem Arm auf Sica. Neben dem Küchensklaven stand Pollux und hatte den Sklaven am Ohr gepackt. In der anderen hand hielt Pollux das kaputte Messer. Wütend watschelte Pollux auf Sica zu und zog den Küchensklaven hinter sich her.

  • Ohne eine einzige äußere Gefühlregung wandte sich Sica um und sah den beiden auf ihn zu Kommenden entgegen. Das Gesicht des Küchenjungen merkte er sich bei dieser Gelegenheit genau, um ihm die Rechnung für diesen Fehler später präsentieren zu können. Mit ruhiger und neutraler Miene wartete Sica gelassen ab, bis die beiden bei ihm angekommen waren.


    Herr?


    Er sah den Koch fragend und abwartend, ohne eine Spur von Schuldbewusstsein, an.

  • “Sica? Ja, richtig, der Sklave des Patriziers Flavius Felix. Der neue Sklave hier, Strullus Asinus, hat mir gesagt, daß du dich am Kampfhund vorbei in die Küche eingedrungen bist und dort ein Küchenmesser zerbrochen hast. Und ihn bedroht hast. Was hast du dazu zu sagen und lüg mich nicht an, Bursche, sonst reisse ich dir die Eier ab und verfüttere sie an hungrige Ratten, die dich danach auch erst mal annagen dürfen, bevor ich dich kreuzigen lasse.” gab Pollux in scharfem Ton von sich.

  • Sica wirft dem Sklaven einen kurzen, abfälligen Blick zu. Dann sah er wieder den Koch an und log, wie er es gewohnt war, ohne mit der Wimper zu zucken.


    Er lügt. Wahrscheinlich will er seine eigene Ungeschicktheit kaschieren. Die Geschichte ist absurd. Ich habe besseres zu tun als herumzulaufen und das Inventar der Schule zu zerstören.

  • Pollux ließ das Ohr des Küchensklaven los und wandte sich an diesen.


    "Aha, das habe ich mir doch gleich gedacht. Der Sica hier ist der persönliche Leibsklave eines Patriziers. Der weiß gar nicht, wie eine Küche von Innen aussieht. Und der soll sich an dem Hund vorbei schleichen? Die Küche betreten, meinen Zorn riskieren und ein Messer kaputt machen? Horatius Callidus will Sica seinem Herrn abkaufen, weil er ihn für talentiert hält. Er kann sich einen Holzlöffel als Waffe besorgen oder den Herrn um einen Dolch bitten und ihn sich aus der Waffenkammer abholen oder schlicht und einfach mit dem Körper agieren. Pack deine Sachen, Asinus, ich wußte von Anfang an, daß du nichts taugst, als man dich zu mir in die Küche steckte, weil du für alle anderen Arbeiten zu doof warst. Du kommst auf den Bauernhof zu den Schweinehirten. Beim Teutates!"


    Pollux fleischige Hand zuckte hoch und gab dem Sklaven eine Ohrfeige, daß dieser einen Salto schlug und schwer auf den Rücken fiel. Benommen und stöhnend blieb der Sklave liegen.


    "Oh Teutates, ich sagte Dir doch, daß dieser Versager keine 3 Tage in meiner Küche bleiben würde. Gutes Personal ist heute so schwer zu bekommen."


    Pollux wandte sich wieder an Sica.
    "Hier, entsorge das kaputte Messer in der Schmiede und sage dem Schmied, daß ich ein neues Messer haben will. So schnell wie möglich. Ach ja, was lungerst du hier eigentlich im Garten herum. Hast du sonst nichts zu tun? Ist dein Training etwa schon vorbei?"

  • Sica ließ sich seinen Triumph nicht anmerken. Stumm verfolgte er die Standpauke für den Sklaven und beobachtete mit innerer Genugtuung die gesalzene Ohrfeige. Er wartete bis Pollux sich wieder an ihn wandte und antwortete dann.


    Ja, Herr. Nein, Herr. Ja, Herr.


    Sica wartete geduldig ab bis man ihm das Messer geben würde, damit er seinen Auftrag ausführen konnte.

  • Nichts zu tun? Wo gab es denn so etwas. Andererseits fiel Sica ja nicht in seinen Zuständigkeitsbereich.


    "Hier ist das kaputte Messer. Genau so eines will ich noch einmal haben. Aber mal eine andere Sache. Du isst mir nicht genug, sondern gehst immer so zaghaft ans Essen heran. Sorg mal dafür, daß du was auf die Rippen bekommst. Wenn du nur so eine Hungergestalt, wie ein afrikanischer Rennhund bist, dann hast du ja gar keine Kraft für das Training. Also scheiss auf deine Bescheidenheit, die Dir dein Herr vermutlich eingeprügelt hat, und iss soviel und solange du willst."


    Pollux packte den Sklaven am Ohr, zog ihn wieder auf die Füße und verschwand mit ihm und Lucidus von Tarraco in der Küche.

  • Sica nahm das Messer ohne äußere Regung entgegen und nickte dem Koch bestätigend zu.


    Ja, Herr.


    Er wartete, bis dieser wieder in der Küche verschwunden war, steckte das Messer dann ein und begab sich zur Schmiede.

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