Officium - Tribunus Cohortis Urbanae Gaius Vinicius Marcellus

  • Medeia nickte schließlich und stand auf. Sie lächelte Dierna aufmunternd zu und verließ den Raum, geführt von dem Soldaten.


    Im anderen Raum angekommen, setzte sie sich müde und vollkommen erledigt von den Ereignissen. Sie lehnte sich gegen die Wand, schloss die Augen. Dabei betete sie zu Hermes, dass das Mädchen bei ihrer Geschichte blieb und nicht wieder ein Geständnissanfall bekam. Einige Sekunden später war sie erschöpft eingeschlafen.

  • Als Medeia nun den Raum verließ wurde mir doch ein wenig mulmig. Bei dem zuschlagen der Türe wandte ich mich langsam wieder dem Manne zu, der mit einem Mal weit bedrohlicher wirkte als eben, wo meine 'Tante' noch hier gewesen war. Doch er schien ein 'lockeres Gespräch' führen zu wollen, denn mit einem Mal schien er recht respektlos zu werden - jetzt, wo Medeia fort war. Er setzte sich auf den Tisch.

    "Sechzehn!"


    erwiderte ich wahrheitsgemäß und fragte mich wieder einmal, ob ich die gesamte Wahrheit sagte, die Teilwahrheit, gar nichts oder log. Ich konnte nicht lügen, hatte Angst Widersprüchlichkeiten aufzuwerfen. Doch ich konnte auch nicht schweigen. Die Wahrheit sagen? Dann würde ich Medeia in Schwierigkeiten bringen. Also die Teilwahrheit. Ich hielt seinem Blick stand.

  • Marcellus seufzte und nickte mit dem Kopf.


    „Sechzehn also! Du und deine Tante habt euch da in eine ganz schön missliche Lage gebracht. Als Hofdame am Palast geniest sie natürlich Privilegien die ich respektieren werde. Du hast wirklich glück, dass sie deine Tante ist. Anders als der Optio, der eben hier war, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass zwei Damen aus feinem Hause etwas mit einer nächtlichen Messerstecherei zu tun haben……“


    Er sah ihr in die Augen und versuchte sie einzuschätzen. Verbarg sie etwas?


    „…. aber was würde passieren, wenn ich dich wirklich durchsuchen ließe?

  • Ich konnte nicht anders als einen Hauch von Ironie in meinen Blick zu legen. Scheinbar schienen diese Römer in höheren Positionen grundsätzlich ziemlich hinterhältige Biester zu sein. Warum eigentlich glaubte uns niemand? Vermutlich würde Medeia sehr böse...


    "Ich weiß nicht, was dann geschehen würde. Ich meine, natürlich wüsste ich was ihr finden oder auch nicht finden würdet, aber was geschieht...?"


    Ich zuckte mit den Schultern und setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf.


    "Ich habe nur eine Bitte und zwar jene, dass man Medeia nirgendwo mit reinzieht. Sie ist wirklich ehrbar und hat wohl noch nie in ihrem Leben etwas... gemacht was man nicht tun sollte."


    Die Schnüffler nach Falcos Schlag schienen mir schon jetzt weitaus sympathischer zu sein. Sie fragten nicht nur nach dem was geschehen war, sondern auch danach warum. So bei mir zumindest.

  • "Hmmm.... das glaube ich dir aufs Wort! Aber in was sollte Artoria Mediea denn hineingezogen werden?"


    Marcellus musterte die Kleine.


    "Also! Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann sag es jetzt. Wenn nicht, dann beantworte mir die Frage wie es nun weitergehen soll? Soll ich eine Durchsuchung anordnen, auf die dieser Optio so wehement bestanden hat?"

  • Der schien ja noch weniger Spaß zu verstehen als dieser seltsame Kerl von vorhin. Und doch schmunzelte ich. Jetzt, da mir niemand mehr über den Mund fuhr konnte ich wieder ein wenig meines alten Selbstvertrauens zurückgewinnen.


    "Hm wie es weiter gehen soll? Wie wäre es mit folgender Variante: Du lässt mich gehen und über die Geschehnisse dieser Nacht wird geschwiegen? Nein, ich vergaß. Soetwas ist bei euch nicht möglich."


    Leichter Spott schwang in meiner Stimme mit und ich ermahnte mich selbst zu etwas mehr Respekt - vergeblich. Meine spitze Zunge setzte sich gegen meinen Verstand durch.


    "Aber mal ehrlich: Ich bin mir durchaus bewusst dass ich keine Forderungen stellen kann. Aber ich möchte dich dennoch bitten, dass, gleich was hier geschieht, die Gens Artoria in nichts hineingezogen wird."


    Ich sah mit einem ernsten Blick zu ihm auf.

  • "Das wird schwer gehen, nachdem du dieser Gens ja angehörst. Und wenn ich dir so zuhöre, dann macht es mir doch den Anschein, als ob du etwas mehr über den Vorfall heute Nacht weißt, als du bisher zugegeben hast."


    Marcellus verschenkte die Arme.


    „Kleine! Ich hab keine Zeit für deine Spielchen. Es liegt an dir wie es weitergeht.“

  • "Ja ich weiß einiges mehr, aber ich bin nicht bereit mehr zu sagen, solange ich mir nicht sicher bin, dass Medeia nichts geschieht. Sie hat mit der ganzen Sache nämlich nichts zu tun."


    Ich stand auf und schob dabei den Schmel nach hinten. Ich machte ein paar Schritte im Raum hin und her und blieb schließlich ein paar Schritte seitlich von ihm stehen.


    "Habe ich dein Wort?"

  • "Gut..."


    Ich seufzte. Mir wurde schlecht, ich glaubte zu wissen dass es die Angst war, die dieses Übelkeitsgefühl in mir wachrief.


    "Kläre ich erst einmal zu Medeia auf: Sie hat wohl bemerkt dass etwas nicht stimmte und noch ehe ich irgendetwas einwenden konnte hatte sie meine Partei ergriffen, da sie glaubt ich habe damit nichts zu tun. Nur konnte ich es nie sagen ohne sie gleich mit in Schwierigkeiten zu bringen, weil sie mich ja eben verteidigt hat. Mein Fehler war, ich gab vor Artoria Iustina zu heißen..."

  • "Genau, es schien für sie so auszuesehen als ob ich dringend Hilfe benötigte. Naja, eigentlich war das ja auch der Fall. Angefangen hat eigentlich alles vor gut einem Jahr, aber das wird dich wahrscheinlich genausowenig interessieren, wie all die anderen, die ich um Schutz ersuchte."


    Ich zog eine Grimasse und tätigte wieder ein paar Schritte, ehe ich mich ihm zuwandte.


    "Ja, ich habe zugestochen, dies aber war reine Notwehr. Ich werde verfolgt, seit langem schon und als mir jemand mitten in der Nacht an die Schulter griff, habe ich halt voreilig zugestochen. Ich hatte Angst!"


    Ich musste an Germanien denken...

  • Ich bemerkte, dass er ziemlich ... vermutlich genervt war und verdrehte ebenfalls die Augen. Ich war müde und eigentlich wollte ich nur noch hier raus. Sicher würde bald die Morgendämmerung beginnen. Ich zog den Dolch aus meinem Mantel und bewegte mich langsam auf Marcellus zu.


    "Ja, ich werde verfolgt und während meiner Reise durch das beinahe ganze römische Imperium hat mir niemand von euch Römern, aber auch niemand geholfen. Nur in der gewöhnlichen Schicht, da hat man mich aufgenommen. Aber meinen Problemen zugehört, jemand von den dafür zuständigen Leuten? Nein..."


    ich sprach in einem beinahe verächtlichen Ton während ich mit dem Dolch in meiner Rechten direkt vor ihm stehenblieb.

  • Marcellus sah ihr in die Augen. Es war kein böser oder ängstlicher Blick. Es war mehr ein Ausdruck von Mitleid. Er nahm ihr langsam den Dolch aus der Hand und legte ihn nach hinten auf seinen Tisch.


    „Du hast dich wirklich in ganz schöne Schwierigkeiten gebracht!“


    Er schüttelte den Kopf und wusste nicht recht was er mit dem Mädchen anstellen sollte. Würde er sie verhaften, dann würde er sie jeglicher Zukunft berauben. Er sah sie an und wartete, ob sie noch etwas zu sagen hatte.

  • "Warum ich?"


    ich spürte Wut in mir aufsteigen. Schon allein die Gelassenheit mit welcher er mir den Dolch aus der Hand genommen hatte, hatte mich provoziert. Was dachte er sich eigentlich? Er wäre nicht der erste Mann den ich getötet hätte und ich musste schwer an mich halten um ihm dies nicht ins Gesicht zu schmettern.


    "Ich habe mich in keine Schwierigkeiten gebracht. Das sind nur diese Schweine. Und die Römer, immer haben sie mich spottend fortgeschickt. Wie soll ich denn dann aus dem Milieu wieder rauskommen? Sag mir das!"


    Ich bemerkte, ich hatte mich im Ton vergriffen. Noch immer äusserst wütend wandte ich mich von ihm ab und ging auf die Tür zu.

  • "Wenn ich es besser machen könnte? Bis zu dem Tag war mein Leben einfach nur gut. Ich hatte meine Familie, meine Freunde und all die anderen Leute mit denen ich gemeinsam lebte. Und jetzt sitze ich hier, eigentlich ohne alle Schuld und muss mir soetwas anhören. Was soll ich aus meinem Leben machen? Ich habe gelernt in den drei Richtungen "Überleben", "Fliehen" und "Das beste draus machen" zu denken. Mir blieb keine Zeit für Träume wie ich es ändern könnte."


    Ich sah mit einem verächtlichen Blick direkt in seine Augen und dies war ein Moment wo ich wünschte größer zu sein. Ich sah auf ihn herab. Was dachten die Römer sich? Dass sie über anderer Leute Leben urteilen konnten? Glaubten sie, sie wären Götter? Nein, ich wollte nicht über mich richten lassen, doch scheinbar blieb mir kein anderer Weg.

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