Conventus

"Aber sicher doch, mein Kaiser!"

Ich räusperte mich.

"Didia Sinona ist schon seit sehr langer Zeit eine bekannte und engagierte Bürgerin unseres Imperiums.

Sie begann ihre Karriere im Cultus Deorum, wo sie von der Camilla bis zur Popa aufstieg um dann in den Vestalinnenorden einzutreten. Hier wurde sie erst Amata Prior und später Sacerdos Vestalis, erkannte dann aber mit der Politik ihre wahre Berufung und wurde zum Quaestor Principi gewählt. Nach Ende ihrer Legislaturperiode kehrte sie als Sacrificula in die Arme des Cultus Deorum zurück und beschloss ihr Leben der Göttin Venus zu widmen, deren erste Sacerdos sie wurde.

Inzwischen hat der Venuskult dank Sinonas Wirken einen wahren Aufschwung im Imperium erlebt und ist eine der tragenden Säulen des Cultus Deorum. Didia Sinona wurde vom Imperator inzwischen zur Flaminca Veneris des Venuskultes befördert und ist Mitglied des Collegium Pontificium.

Mit hohem persönlichen Einsatz nahm Didia Sinona das Tempelbauprojekt 'Templum Veneris et Romae' in Angriff. Von der Idee, über die Planung und Finanzierung bis hin zur Umsetzung war und ist Sinona an allen Schritten der Realisierung an verantwortlicher Stelle mit großem Engagement und beispielhaftem Fleiß dabei. "

Ich dachte daran zurück, wie sie sämtliche einflussreichen Bürger der Stadt besucht hatte, um Spenden für den Tempel aufzutreiben. Besonders ihr Vortrag des Satyricons war eindrucksvoll gewesen.

"Dieser neue Tempel, den wir nach seiner Fertigstellung in naher Zukunft bestaunen werden dürfen, wird ein wahres Juwel in unserem Pantheon der Götterverehrung darstellen.

Ein weiteres Verdienst von Didia Sinona ist der Aufbau und die Einrichtung der 'Columbae Veneris'. Dabei handelt es sich um eine unter der Obhut der Sacerdotes Veneris stehenden Briefpost.

Didia Sinonas Initiative ist die Gründung der Societas Veneris zu verdanken, welche sich die Verbreitung des Kultes der Venus und die Mehrung der Liebe unter den Menschen zum Ziele gesetzt hat, und ist die Magistra dieser Societas.

Sinona ist Mitglied der Curia Provincialis von Italia und der Societas Aureata.

Auf Grund ihrer Verdienste insbesondere um den Cultus Deorum sowie ihrem aktiven und schöpferischen Einsatz für die Stärkung des Imperiums schlage ich Didia Sinona zur Erhebung in den Ordo Senatorius vor. Auch wenn sie bisher nicht die zweite Stufe des Cursus Honorum erklommen hat, machen ihre umfangreichen Aktivitäten eine Ausnahmeregelung sinnvoll, zumal insbesondere ihre jüngere Entwicklung eine konstruktive und schöpferische Mitarbeit im Senat und eine deutliche Bereicherung dieses Gremiums erwarten lassen."

'Da hat er wohl die Aufforderung des Kaisers sehr wörtlich genommen und wirklich nur Gutes berichtet', dachte sich Macer. Aber es war eine gelungenen Rede, das musste man ihm lassen. Er sollte öfters Reden halten.

"Nun, das hört sich für mich durchaus überzeugend an. Was hat es mit ihrer Arbeit an der Chronik auf sich?"

"Ihr Pater Familias und mein Pater Factionis, Didius Falco, gab mir sein Ehrenwort dass besagte Arbeit baldigst abgeschlossen sein wird."

"Das letzte Mal, als ich deinem Rat blind gefolgt bin, Felix, erlebte Rom einen Aufstand. Was könnten diesesmal die möglichen.. negativen Folgen sein? Was meint ihr, worauf muß man sich gefasst machen?"

"Das Übliche. Neid, Unzufriedenheit, ...
Ich bezweifle jedoch dass diese aus den Reihen meiner Klienten kommen wird, daher kann ich keine weiteren Details nennen."

Ich weiß nicht. Überzeugt hat mich Senator Felix noch immer nicht. Außerdem hat Felix nicht die gesamte Bevölkerung des Imperiums als Klientel hinter sich. Es wird also auf alle Fälle Probleme geben, sollte sie in den Stand der Senatoren erhoben werden.

Was für eine Situation... Ein Abgrund zwischen den Parteien ob für oder gegen Sinona als Senatorin...

Vielleicht gäbe es einen Mittelweg: Nämlich Didia Sinona zur Beisitzerin zu ernennen, zuständig für den Cultus Deorum und nur für diesen. Dann kann sie sich im Senat beweisen, und das Volk wäre vielleicht nicht vor den Kopf gestoßen.

*hust* *hust* *räusper* *hust*

Der Kaiser dachte lange, sehr lange über das eben Gehörte nach. Er erkannte, daß die Arbeit der Priesterin nicht unbelohnt bleiben sollte, war aber auch der Meinung, daß eine Ernennung in den Ordo Senatorius großen Unmut herbeiführen könnte.

"Mir scheint, daß eine Entscheidung in diesem Fall so oder so unliebsame Folgen mit sich bringen wird. Schwierig, in Anbetracht dieser Aussichten, sich festzulegen.
Ich werde wohl auf den Rat des Prätorianerpräfekten hören. Ihr nahelegen, es bei der nächsten Wahl erneut zu versuchen und sie in der Zwischenzeit als Beisitzerin in den Senat aufnehmen.

So, sollte nun niemand mehr etwas zu sagen haben in Ermangelung diskussionswürdiger Themen.. können wir diese Zusammenkunft beenden."

Macer fand kein diskussionswürdiges Thema in seinem Kopf und auch keine leckeren Oliven mehr in der Schale auf dem Tisch vor, so dass er schwieg, um das Ende der Zusammenkunft nicht in Gefahr zu bringen.

Hungi raschelte etwas umständlich mit seinen Papyri herum, wie die Schüler, die das Ende des Unterrichts herbeisehnten...

Felix wollte gerade noch ein langweiliges und unendlich langwieriges Thema ansprechen, doch ein Blick auf Hungaricus umd Macer ließ ihn sicherheitshalber schweigen.