• Er wartete, bis man ihm Thunor brachte, der ziemlich störrisch war. Mißbilligend sah er dem Jungen entgegen, der auf das Pferd einschlagen wollte, wofür er, als er ankam eine saftige Ohrfeige kassierte.
    "Wage es nie wieder ein Pferd zu schlagen,"
    zischte Ancius und der Junge zog den Kopf ein und verschwand nach einem Wink. Er hingegen ging zu Thunor, griff ihm in die Zügel und sprach beruhigend auf ihn ein. Dann band er ihn an das Seil, streichelte und klopfte ihm beruhigend den Hals und liess ihn dann los. Er führte ihn ein wenig hinter sich her, machte ihn mit dem Trainingsbereich vertraut, hielt den Großteils des Seiles in der rechten Hand und führte ihn mit der Linken.
    Er ging schneller, begann dann zu laufen. Das Pferd immer hinter sich. Er lief im Zickzack und wurde noch schneller. Dann nach einer ganzen Weile verlangsamte er den Schritt wieder und liess dem Pferd mehr Seil. Er kam in der Mitte an und während Thunor weiter trabte, führte er ihn um sich rum mit dem Seil. So ging es mehrere Runden und dem Pferd schien es zu gefallen.

  • Dann führte er ihn an der Trense schneller im Kreis, machte mit dem Ende des Seils entsprechende Geräusche, die es antrieben, indem er damit in der Luft schlug. Der Hengst galoppierte so Runde um Runde, musste hin und wieder auf der Hinterhand wechseln und galoppierte in die andere Richtung. Die Sonne stand schon am mittaglichen Himmel, als er das Pferd langsam austraben liess und es schnaufend stehen blieb. Er winkte einem der beiden Jungen und drückte ihm das Seil in die Hand.
    "Bring ihn in den Stall, reibe ihn gut ab und bürste ihn. Er wird Dir nichts tun. Und dann komm zu Ziu."

  • Er hatte eine kleine, kräftige Stute im Schlepp, die er einmal beim geführten Laufen beobachten wollte. Ihr Name war Finnja und sie war hübsch, aber er wusste sie noch nicht so recht einzuschätzen.
    Langsam liess er sie antraben und beobachtete ihren erstaunlich lockeren und beinahe grazilen Gang. Damit hätte er nun am Allerwenigsten gerechnet.
    Er beobachtete die Stute eine ganze Weile und liess sie zwischendurch auch in leichtem und gestreckten Galopp laufen, machte Schrittwechsel und Richtungswechsel.
    Als die Sonne fast hinterm Horizont verschwunden war, liess er sie austraben und untersuchte sie. Oh ja, sie war besonders geeignet für seine Idee. Nicht so perfekt wie die Andere, aber sehr grazil, stark, robust und irgendwie keck, wie sie ihn gerade sanft wegstupste mit dem Maul. Er grinste und klopfte sachte ihren Hals.
    "Bist ein feines Mädchen!"
    Dann winkte er einem der beiden Stalljungen und liess ihn sie wieder in den Stall bringen. Er war sehr zufrieden und beschloss am nächsten Tag mit Hergen und Venusia zu reden.

  • Er war zur Koppel gegangen, wollte seine Ruhe und musste nachdenken. Sie war also wieder zurück. Eigentlich sollte er sich freuen. Eigentlich tat er es auch, aber er hatte sich so verändert. Er war nicht mehr der, den sie kennen und lieben gelernt hatte. Konnte er ihr überhaupt noch was bieten?
    Er war zu einer ruhelosen Seele geworden, zu einer kalten Seele.
    Er wusste nicht mehr, wie er ihr begegnen sollte. Er traute sich selber nicht mehr.
    Nachdenklich starrte er auf die leere Koppel hinaus und trat nachdenklich mit der Fußspitze auf dem Boden herum.

  • Er hatte die ganze Zeit vor sich hingestarrt und nachgedacht. NUn spürte er, dass da noch jemand war und er wusste fast, wer es war.
    Er schwieg, aber irgendwann konnte er das Schweigen nicht mehr halten. Ohne sich zu ihr zu wenden, sagte er leise:
    "Du hast Dir Deine Rückkehr anders vorgestellt, oder?"
    Er war nicht unfreundlich, klang aber ein wenig bitter, traurig und alt.

  • "Ich weiß nicht wie ich sie mir vorgestellt habe...ich hatte eigentlich mit allem gerechnet...nur nicht...damit...."


    Sie sah ihn an,konnte seinen Blick nicht sehen,nicht sehen wie er sich wohl fühlen mochte, doch vorstellen konnte sie es sich.
    Wo er sie wohl am meisten gebraucht hatte war sie nicht dagewesen...
    Sie hatte ihn im Stich gelassen und machte sich deshalb große Schuldgefühle


    "Valentin......" sie sprach nicht weiter, trat nur einen Schritt auf ihn zu.
    Mehr traute sie sich nicht

  • "Es ist nicht Deine Schuld," sagte er leise. Sein Blick immer noch auf die Koppel gerichtet. "Du hast versucht mit allem klar zu kommen, in der ganzen Zeit, auch als es bei mir auf Messers Schneide stand. Ich verübele es Dir nicht, das Du gegangen bist, als es besser war. Ich weiss, dass ich nicht mehr der war, den Du kennen gelernt hast, und ich weiss, dass ich es auch jetzt noch nicht bin und wahrscheinlich auch nie wieder sein werde."
    Er wandte sich nicht um, konnte nicht. Er war bleich und sah eingefallener aus als in letzter Zeit üblich.
    "Es tut mir leid, ich denke, ich bin derjenige, der enttäuscht. Und ich werde es Dir nicht verübeln, wenn Du deshalb beschliesst nach Hause zurück zu kehren. Aber ich würde mich auch freuen, wenn Du bleibst, auch wenn... wenn vieles anders ist."

  • "Ich musste wissen was es mit meinen Visionen auf sich hatte und da wusste ich nur das meine Tante mir helfen konnte...."


    Sie ging langsam auf ihn zu.


    "Dann werd ich dich neu kennen und lieben lernen, denn nicht nochmal werd ich dich alleine lassen....egal wohin oder worum es geht."


    Sie stand nun direkt hinter ihm.Zaghaft legte sie ihre Arme um ihn und lehnte sich an seinen Rücken.


    "Ich bin doch deine Frau...." sagte sie leise,fast flüsternd.

  • Er spürte ihre Berührung und auch wenn sie einerseits weh tat und nicht den Weg fand, den er sich vielleicht auch erhofft hatte, tat sie irgendwie doch gut.
    Nach einer Weile drehte er sich in ihrer Umarmung um und legte seine Arme leicht um sie.
    "Gib mir Zeit. Das ist alles, um das ich Dich bitte!"

  • Er drückte sie einen Moment weg und musterte sie.
    "Möchtest Du die Wahrheit wissen, Desi?"
    Er sah zum Himmel hoch und wieder auf sie.
    "Ich weiss es nicht. Die letzten Monate, es war einfach zu viel. Erst die Entführung, dann die Ereignisse vor Ort, die Verletzung, der Verlust von Leif und Alrun, dann das Sextus auch mit ging, Du, die Zeit der Rast- und Ruhelosigkeit, alles was fern von hier geschah.
    Desi, ich kann nicht einfach mit dem Finger schnippen und da weiter machen, wo alles geendet hat. Das geht nicht. Dazu bin ich nicht mehr ich selbst genug. Ich weiss nicht einmal, wer ich bin. Verstehst Du?
    Alles was ich weiss, ist, wer ich sein sollte, aber ich weiss nicht, wer ich bin.
    Da drinnen," er deutete auf seine Brust. "Hier drinnen ist nichts mehr, was mir das sagen könnte. Es ist alles leer! Und genauso fühle ich mich! Leer, hohl, ausgelaugt, nicht mehr vorhanden!"
    Er drehte sich um und schlug mit der geballten Faust auf den Koppelzaun.
    "Ich bin nicht mehr ich, denn ich bin unvollkommen! Nicht auf die Art, die Du ändern könntest, so sehr Du Dir auch Mühe geben würdest. Nicht auf die Art die irgendjemand ändern könnte.
    Ich bin unvollkommen ohne sie beide, nur noch ein Teil meiner selbst und nicht einmal mehr das. Wir waren stets unzertrennlich, auch in der Zeit, in der sie fort war und ich in Rom. Doch nun, nunhabe ich das Gefühl, dass sie in einer ganz anderen Welt leben und das tun sie.
    In der Nacht, in dieser einen verdammten Nacht ist alles, was uns je verbunden hat gerissen. Hat sich einfach in Luft aufgelöst. In dieser einen Nacht! Und es ist meine Schuld!"
    Er stand da, aufrecht und doch am Boden. Und er liess sie nicht an sich ran, weil er es nicht ertragen konnte.
    "Desi, ich liebe Dich auch, aber solange ich mich selber nicht gefunden habe, kann ich nichts für andere finden.
    Wenn Du eine Antwort auf all Deine Fragen willst, dann lass mir die Zeit, die ich brauche."

  • Er nickte nur und wusste nicht, ob er es gut fand, dass sie einfach nur das sagte oder enttäuscht war, weil sie auf nichts einging. Und dann merkte er, dass es ihm sogar in diesem Moment völlig egal war.
    Er starrte wieder auf die Koppel hinaus und sein Blick ging doch um so vieles weiter darüber hinaus.

  • Sie traten an das Gatter heran und am anderen Ende der Koppel konnten sie zwei der Hengste sich balgen sehen.
    [Blockierte Grafik: http://img420.imageshack.us/img420/204/20030625064an.jpg]
    Ancius betrachtete die Beiden einen Moment, ehe er auf eine dunkle Stute deutete, die mit einer anderen Stute über die Koppel galoppierte.
    [Blockierte Grafik: http://img415.imageshack.us/img415/572/galoppb2cu.jpg]
    "Das ist Alisha, eine dreijährige Stute, einerseits sehr temperamentvoll, aber eine ganz Sanfte beim Reiten und sehr Ausdauernd."

  • "Ich muss gestehen, dass ich das nicht weiss. Dieses Pferd war schon hier, ehe ich hierher kam. Den Namen hat sie von einer Freundin meines... von Flavius Duccius Germanicus erhalten.
    Sie wurde hier geboren. Ihr Vater ist ein Vollblütler, ihre Mutter ein Tier, welches Duccius Germanicus aus Divodorum mitgebracht hatte."

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