[Forum Nervae] Templum Minervae

  • Erleichterung machte sich auf Valerians Miene breit, als er das Nicken des Priesters sah. Er schien es einigermaßen gut gemacht zu haben. Blieb zu hoffen, daß die Göttin dies auch so empfand und sein Gebet erhörte. Er wünschte sich dies zutiefst und hoffte, daß das nun folgende Opfer diesem Wunsch entsprechend Nachdruck verleihen würde.


    Mit würdevollen Schritten folgte Valerian dem Priester nach draußen. Das Lamm war bereits da, es war ein wunderschönes Tier. Von makellosem Schneeweiß, mit dunklen, samtigen Augen und wunderschön geschmückt. Doch es schien keine Angst zu haben. Ganz ruhig blickte es die Menschen an, als könnte ihm kein Leid geschehen. Für einen winzigen Augenblick tat das hübsche Tierchen ihm leid, doch dann wurde ihm bewußt, daß es doch gar keinen schöneren Tod geben konnte, als einer Göttin gegeben zu werden. Noch während er darüber nachdachte, wurde er mit Wasser bespritzt, was er ohne das geringste Wimpernzucken über sich ergehen ließ.


    Die Flötenspieler gaben der ganzen Szene etwas mystisches. Die uralten Weisen trugen die Zeremonie, umschmeichelten die Worte des Priesters. Schließlich erklang die Frage "Agone?" Und Valerian straffte seine Haltung, bevor er deutlich und mit fester Stimme antwortete: "Age"

  • Sacerdos Aufidius Lurco:


    Es ging alles gut. Das Lamm hielt still und der Schnitt, den der Victimarius auf das "Age" hin vollzog war tief und es floss eine erquickliche, wenn auch nicht besonders große Menge Blut. Das Opfer war sofort tot. Der Victimarius entfernte die Vitalia und reichte sie dem alten Priester der sie sich genau anschaute. Lurco hatte die Angewohnheit die Leber als letztes anzuschauen, nicht nur weil sich oft die Makel an der Leber fanden, sondern auch weil sie seiner Meinung nach das wichtigste Organ bei der Frage nach der Litatio war. Beovr er die Leber in die Hand nahm hatte er noch keinen Makel finden können. Also schaute er jetzt umso genauer auf - und unter - die Leber.

  • Minerva wehte sich mit einem Ölzweig etwas Luft zu, als sie vom Opfer erfuhr und erfreut hinunterblickte.


    "Oh, ein Opfer! Sehr hübsch, sehr hübsch. Weitermachen."


    Die Leber war fehlerfrei.

  • Mit gebanntem Blick sah Valerian zu, wie das Opfer vollzogen wurde. Das tiefrote Blut tränkte das schneeweiße Fell des Lammes und der starke Kontrast war schon tief berührend. Der alte Priester war sehr gründlich und besah sich alles auf das genauste. Zum Schluß die Leber. Valerian hielt unwillkürlich den Atem an. War es nicht so, daß es sich meistens an der Leber zeigte, ob ein Opfer angenommen war? Gespannt wartete er auf das Urteil des Priesters, gab es einen Makel?

  • Sacerdos Aufidius Lurco:


    Er musste genau hinschauen, doch kein Makel war zu finden, weder an der Leber noch an sonst einem Organ. So legte Lurco die Leber beiseite. Die Opferdiener sollten sich um den Rest kuemmern. Er schaute den Quintilier an nickte ihm zu und sprach, waehrend er sich auf ihn zu bewegte. "Dein Opfer ist angenommen worden."

  • Die Erleichterung und die Freude waren Valerian durchaus anzusehen. Natürlich hieß das immer noch nicht, daß sein Wunsch erfüllt wurde. Doch es war ein guter Anfang und er hoffte, hoffte sehr, daß die Göttin den Kaiser retten konnte. "Ich danke Dir, Aufidius Lurco, für Deine Hilfe und Führung. Und vor allem für Deine Geduld. Habe ich nun noch etwas zu tun?" Er glaubte das zwar nicht, doch ganz sicher war er sich da nicht.

  • Sacerdos Aufidius Lurco:


    Auch Lurco war durchaus erleichtert, es hätte ihn nicht gefreut, wenn das Opfer dieses nette junge Prätorianer nicht angenommen geworden wäre. "Nein. Es ist alles erledigt. Du hattest ja bestimmt, dass das Opferfleisch an den Tempel geht. Dann kümmern wir uns darum. Möge Minerva Dir weiterhin gnädig sein - und möge Sie Dir und uns allen Deinen guten Wunsch erfüllen., sagte Lurco zum Quintilier. Dann verneigte er sich leicht - um sich zu verabschieden. Vale, Quintilius!, sagte er noch und verschwand dann in den Tiefen des Tempels, während sich die Tempeldiener ans Aufräumen machten.



  • Gut, dann blieb tatäschlich nur noch zu hoffen, daß die Göttin seine Bitte erfüllte. Er wollte noch heute beginnen, für ein großes Opfer zu sparen. Ein Versprechen sollte man schließlich halten. Schon gerade ein Versprechen einer Göttin gegenüber.


    Als der Priester sich verneigte, machte auch Valerian eine kleine Verbeugung. "Vale, Aufidius Lurco", erwiderte er den freundlichen Abschiedsgruß des Priesters, dann machte er sich auf den Weg zurück zur Castra. Immerhin mit dem guten Gefühl, das richtige getan zu haben. Alles weitere lag nun bei den Göttern.

  • Nach einem langen und aufgrund der wachsenden Menge an Paketen, Körben und Amphoren zunehmend beschwerlichen Fußmarsch kamen Sedulus und Serrana, in Begleitug ihrer beiden Sklaven Teutus und Adula schließlich beim Tempel der Minerva auf dem Forum Nervae an, das ein wenig eingezwängt zwischen dem Forum des Augustus, dem Caesarforum, dem Forum Romanum und dem Templum Pacis Vespasians lag.
    Kaum hatten sie das Heiligtum durch die hohe Tür betreten, da schlüpfte Serrana bereits aus ihren Sandalen, öffnete ihr Haar und wies dann auf die steinernen Wasserbecken direkt am Eingang. "Wir müssen uns hier die Hände und die Arme ganz gründlich waschen, damit unser Opfer nicht durch irgendetwas verunreinigt wird." erklärte sie Sedulus kurz, bevor sie es vormachte, und die Hände in das kalte Wasser eintauchte. Danach wartete Serrana geduldig, bis er es ihr gleich getan hatte und richtete ihren Blick dann auf das große Kultbild der Minerva, das das gesamte Innere des Tempels zu beherrschen schien.


    "Ist sie nicht wunderschön? Ich könnte stundenlang hier stehen und sie ansehen." sagte sie andächtig und vollkommen ernst. "Hier ist es so friedlich, findest du nicht? Vielleicht weist man mich ja diesem Tempel zu, dann wäre ich wirklich überglücklich." Erst einen Tag zuvor hatte Serrana ihre Prüfung zur Aeditua erfolgreich abgeschlossen und die endgültige Zuweisung durch den Pontifex Corvinus würde wohl noch ein oder zwei Tage auf sich warten lassen.

  • So, da waren sie also. Als Serrana meinte er müsse sich die Hände und die Arme waschen sah Sedulus sie fragend an. Er wußte warum er von dem Ganzen Zeugs nicht sehr viel hielt. Aber um Serranas Willen tat er ihr es gleich, obwohl er ja erst vor kurzem seine Hände gewaschen hatte. Sei`s drum.


    Also ich finde es gibt Schöneres.


    Bemerkte Sedulus ganz ehrlich. Dazu zählte er natürlich auch seine Verlobte die er nur selten mit offnem Haar zu Gesicht bekommen hatte. Um so verblüffter sah er drein.


    Wenn du es sagst...


    Er konnte halt mit all dem nicht viel anfangen.


    Es würde mich für dich freuen...


    Er lächelte Serrana bei seinen Worten an. Er meinte es auch ehrlich.

  • Es gab Schöneres? Mit einer Mischung aus Überraschung und Unglauben löste Serrana den Blick von ihrer Lieblingsgöttin und sah stattdessen Sedulus an, doch als sie bemerkte, auf welche Weise er seinerseits sie musterte, fühlte sie sich schon fast wieder besänftigt und lächelte ihn ein wenig verlegen an.


    "Was meinst du? Wollen wir anfangen?"

  • Sedulus nickte.


    Gerne doch. Du weißt ja, dass wir noch einen Tempel besuchen müssen.


    Und da Sedulus ja nicht wußte wie lange dieses Opfer in etwa dauern würde, war er dafür langsam aber sicher damit anzufangen.


    Dann bin ich mal gespannt was du so gelernt hast.


    Meinte er dann noch ruhig. Er hatte Serrana ja noch nie in Aktion erlebt.

  • Hätte Sedulus sie nicht daran erinnert, dass sie an diesem Tag noch weitere Pläne hatten, dann wäre das Serrana in den nächsten Minuten oder vielleicht auch Stunden gar nicht mehr eingefallen, so hin und weg war sie von der schönen Atmossphäre im Minerva-Heiligtum. Offenbar war ihr Verlobter da doch ein wenig praktischer veranlagt und so riss sich Serrana ein unwillig von ihren Betrachtungen los und begann, die erst an diesem Tag gemeinsam erworbenen Gaben für die Opferung vorzubereiten. Da sie gerade erst ihre Priesterinnen-Prüfung abgelegt hatte, saßen alle Handgriffe für ein gut gelungenes Opfer immer noch wie blind, und so zwinkerte Serrana ihrem Verlobten nur kurz zu, bevor sie sich dem Altar zuwandte und ein wenig von den frisch erworbenen Benzoe-Körnern in die Glut vor dem Kultbild warf. Kaum war der erste Rauch emporgestiegen und hatte begonnen, den Tempel mit balsamischem Wohlgeruch zu erfüllen, da trat sie mit nach oben gedrehten Handflächen nach vorn und legte den Kopf in den Nacken, um ihre Lieblingsgottheit anzurufen und deren Segen für ihre und Sedulus' zukünftige Ehe zu erbitten. Dann brachte sie Minerva nacheinander den Kuchen, die Früchte und den Wein als Opfer dar und blieb danach noch einen kleinen Moment in stillem Gebet vor dem Altar stehen, bevor sie das Ritual mit einer Rechtsdrehung beendete und langsam zu Sedulus zurückging. Hoffentlich waren ihre Gaben der Göttin wohlgefällig gewesen, Serrana hatte sich bewusst nur für ein unblutiges Opfer entschieden, da ja spätestens am Tag der Hochzeit noch ein Tier geopfert werden würde.

  • Neugierig betrachtete Sedulus die Zeremonie und er mußte obacht geben, dass er nicht zu niesen begann als der Weihrauch ihm in die Nase stieg. Dabei verzog er leicht sein Gesicht und rümpfte dabei die Nase. Er hatte schon gewußt warum er kein Priester werden wollte. 8)


    Als Serrana dann anfing die Beschwörungsformeln bzw. ihr Gebet zu sprechen war Sedulus schon ein klein wenig angetan. Auch sah Serrana in ihrem Priesterinnengewand recht ansehnlich aus, es passte irgendwie zu ihr.


    Allerdings wußte er noch nicht genau was er dabei sollte. Er war ja mehr oder weniger nur ein "Zaungast". Aber davon abgesehen, er hätte es eh nicht so hingebracht und wohl auch nicht so hingebungsvoll wie es Serrana tat.


    Von daher konnte er schon stolz auf seine zukünftige Ehefrau sein.

  • "Meinst du, die Göttin wird unser Opfer und unsere Gebete annehmen?" fragte sie leise, nachdem sie wieder bei ihrem Verlobten angekommen war und legte leicht die Hand auf seinen Arm. Besonders ergriffen oder verklärt sah Sedulus ja nicht gerade aus, aber immerhin grinste er zur Abwechslung auch nicht über das ganze Gesicht.
    "Es ist mir einfach wichtig, dass die Götter uns ihren Segen geben, kannst du das ein bisschen verstehen?" Eine besondere Frömmigkeit erwartete Serrana gar nicht von ihrem künftigen Ehemann, aber der Gedanke, dass er vielleicht nur mit zu den Heiligtümern kam, um ihr einen Gefallen zu tun, gefiel ihr auch nicht besonders.

  • Sagen wir ruhig dein Gebet. Wir wollen ja bei der Wahrheit bleiben wenn wir schon an einem solchen Ort verweilen.


    Stellte Sedulus sachlich fest.


    Ich bin mir sicher dass Minerva ihrer Priesterin bzw. zukünftigen Gehör schenkt.


    Ihm war schon bewußt wie sehr Serrana daran lag und so nickte er.


    Ja, ich denke schon und ich will dir in dieser Hinsicht auch gar nicht drein reden.


    Vor nicht all zu langer Zeit war er ja auch noch halbwegs gläubig, aber die Zeiten änderten sich eben.

  • "Naja, ich hab vielleicht das Gebet gesprochen, aber das Opfer ist schließlich von uns beiden." beharrte Serrana und griff dann nach Sedulus' Hand. "Wollen wir dann jetzt zum Tempel der Venus gehen? Es gibt einen auf dem Aventin, da müssen wir allerdings nochmal ein Stück laufen."

  • Sedulus nahm die Hand seiner Verlobten und lächelte dieser zu.


    Ich werde mich hüten dir zu widersprechen. Aber du hast ja recht, es war von uns Beiden.


    Nickte er bekräftigend.


    Gut, lass uns gehen.


    Die Sklaven machten auch schon einen erleichterten Eindruck, hatten sie doch ein Gutteil ihrer Last welche sie zu tragen hatten eben abgegeben.

  • Serrana unterdrückte mit Mühe ein Kichern, als Sedulus versicherte, er würde ihr nicht widersprechen. Normalerweise hätte sie sich fragen müssen, ob sie vielleicht eine etwas einschüchternde Wirkung hatte, aber er lächelte ja, also war seine Bemerkung wohl kaum ernst gemeint.


    "Fein, dann wollen wir mal." Hand in Hand und gefolgt von Adula und Teutus verließen Sedulus und Serrana den Tempel der Minerva wieder und machten sich auf den Weg zum Aventin.

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    Nuha


    Zuerst war Nuha aus dem Wagen gestiegen und hielt dann Romana ihre Hand entgegen, um ihr dabei zu helfen. Als diese zugriff, war ein leichtes Zittern ihrer Finger zu spüren, was die Ältere mit einem feundlichen Lächeln zu überspielen versuchte. Es ist alles in Ordnung meine Kleine, schau her, selbst die Lilien sehen aus wie der frische Morgen. Tatsächlich war ihnen der Transport kaum anzusehen, so frisch und blütenweiß sahen sie aus, gerade Recht, um die Jungfräulichkeit ihres Schützlinges auszudrücken. Du kannst damit Minerva huldigen und bei einem Priester nachfragen, wann du das Opfer darbringen darfst.
    Mit der einen Hand wurde der Strauß aus den Händen des Kutschers gegriffen und mit der anderen die Jüngere geführt. Gemeinsam und angemessenen Schrittes näherten sich beide Frauen dem Portal, zogen davor ihre Schuhe aus und betraten den Tempel sich erst einmal umsehend.

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