• Er folgte ihm in das Triclinium und nahm dort ebenfalls Platz.
    "Nein, ich hab noch nicht gegessen. Die Flavier waren nicht sonderlich gastfreundlich." sagte er grinsend.
    Er schaute auf den Auflauf.
    "Das sieht gut aus. Wenn du wirklich etwas davon abgeben würdest, würde ich nicht nein sagen. Allerdings würde ich mich auch mit etwas Wein zufrieden geben."










    .

  • "Greif einfach zu."


    Ich überreichte ihm einen Becher und schenkte ihm ein.


    "Du warst also bei den Flaviern. Und wie war es? Das Haus steht leer, wie ich mich entsinne. Nunja, weitgehend leer. Erst neulich war jemand bei mir, der mich bat, hin und wieder nach dem Anwesen zu sehen, bevor es jemand Stein für Stein abträgt und auf dem Forum verkauft..."


    Ich lachte.


    "Hast Du etwas herausgefunden?"

  • Er nahm den Becher dankend an und als er gefüllt war, trank er einen Schluck.


    "Mhh.. Der ist so viel besser als das Gesöff, das einem in Roma vorgesetzt wird."


    Er nahm etwas von dem Auflauf und verputzte es.


    "Das die Villa leersteht würde ich aber nicht sagen. Es sind nicht sonderlich viele Flavier dort, aber es gibt dort Leben." sagte er grinsend.


    "Leider waren sie nicht sonderlich mitteilsam. Aber ich werde noch etwas Zeit in diese Familie investieren, da ich mir sicher bin, dass es dort noch etwas gibt. Naja, etwas Positives hat es ja, wenn mein Auftrag hier nicht so schnell erledigt ist: Ich kann noch etwas länger die hispanischen Freuden geniessen." Er lachte.


    "Und, hast du eine Unterkunft für mich gefunden?" fragte er dann direkt heraus.










    .

  • Es war schön, dass es meinem Bruder schmeckte. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann wir das letztemal miteinander an einem Tisch gespeist hatten.


    "Mmm, ja, ich hab etwas passendes gefunden..."


    Ich kaute, schluckte den Bissen runter und fuhr dann fort.


    "Es dürfte perfekt sein. Eine Insula gleich in der Nähe zum Forum in einer Seitenstrasse. Ich hatte dort vor ein paar Monaten eine Razzia gegen das organisierte Verbrechen. Es gab Tote und Verwundete, das übliche, ich habe das Gebäude versiegeln lassen, es wohnt dort kein Mensch mehr, die andere Hälfte ist Lagerraum und der Keller ist ziemlich massiv. Falls Du also jemanden verschwinden lassen musst..."

  • Er nahm einen weiteren Bissen zu sich und hörte sich die Beschreibung seines Bruders an.


    "Das klingt wirklich nahezu perfekt. Aber sag Bruder, was denkst du von mir? Ich und jemanden verschwinden lassen?" Er lachte.


    "Mal im Ernst, wenn das so ist, wie du es beschreibst, dann denke ich sollte es für meine Zwecke wirklich genau das Richtige sein. Ich nehme an, dass nicht geplant ist das Haus in den nächsten Monaten wieder mit Menschen zu belegen? Weil wenn dort jemand verschwinden sollte..."
    Er sprach nicht weiter.










    .

  • Ich lachte.


    "Das Siegel werde ich am Haupteingang lassen. Du kannst mit Deinen Männern den Hintereingang benutzen. Wenn ihr die Fensterläden zulasst und Nachts keine Orgien veranstaltet, dürfte kein Mensch mitbekommen, dass ihr überhaupt da seid. Nur lasst es mich wissen, wen ihr zum Verhör wegschleppt, und wer verschwinden soll. Ich will den Kerl nachher nicht suchen müssen."


    Ich nahm einen Schluck von dem Rotwein.


    "Egal was ihr tut, ich muss nachher den Kopf hinhalten. Und wenn ihr es übertreibt, wird Rom einen schönen Brief erhalten. Verwandtschaft hin oder her..."

  • "Ich habe nicht vor dort Orgien zu feiern. Dafür gehe ich lieber, wenn mein Auftrag erledigt ist, in einen guten Lupanar."


    "Falls wirklich jemand 'verschwinden' sollte, so wirst du natürlich darüber informiert. Allerdings hatte ich nicht unbedingt vor hier irgendjemanden 'verschwinden' zu lassen.


    Er nahm noch einen Bissen und spülte ihn mit Wein herunter.


    "Ich werde es schon nicht übertreiben, dafür gibt es bei uns andere." Er musste schmunzeln.


    "Erinnerst du dich an einen Soldaten aus der Legio IX namens Caecilius Crassus?"










    .

  • Ich leerte meinen Becher und schenkte nach. Fragend sah ich zu meinem Bruder, ob ich ihm auch nachschenken sollte.


    "Caecilius Crassus. Ja, lass mich überlegen. Der Name ist mir noch ein Begriff. Er war ein pflichtbewusster Soldat, hat Befehl gründlich und ohne zu Fragen durchgeführt. Ich glaube der Legatus hatte ihn das eine und andere mal auch mit Sonderaufgaben betraut. Ich hab ihm nie getraut.


    Was ist mit ihm?"

  • Er hielt den Becher hin und liess ihn von seinem Bruder neu befüllen.


    "Ja, pflichtbewusst war er immer und ist er auch immer noch." Er dachte schmunzelnd an die eine oder andere Begegnung und Reiberei im Palast und in der Castra zurück.


    "Ich hatte damals nach Numantia gehofft, dass ich ihm nie wieder begegnen würde oder zumindest nicht mehr unter ihm dienen müsste. Und kurz nachdem ich nach Rom kam, wurde er dann mein direkter Vorgesetzter. Ich hätte damals ja am Liebsten den Dienst niedergelegt um zurück nach Tarraco zu gehen. Aber mittlerweile muss ich sagen, dass ich manchmal sogar froh bin, dass ich wenigstens einen bekannten Menschen in Rom habe."










    .

  • Ich musste schmunzeln. Caecilius Crassus als einziger Mensch, den man in Rom kannte. Ein bedrohlicher Gedanke.


    "Nunja, eigentlich müsstest Du ja von berufswegen viele Leute kennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man an dem Riesenpalast zu kurz kommen kann."


    Ich legte mich auf der Kline etwas zurück.


    "Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich dabei bin, hier in Tarraco einige Fäden zusammenzuführen? Ich hab mir ein paar gute Geschäfte ausgekuckt..."

  • "Natürlich kennt man viele Leute, aber die meisten nur, weil man sie durch die Arbeit zwangsweise kennenlernt wenn man sie einsperrt oder so. Aber jemanden, den man schon länger kennt und mit dem man vielleicht auch schon was durchgestanden hat, hat man da weniger."
    Er musste völlig ohne Vorwarnung an Aelia denken und nahm sich vor sie, wenn er wieder in Roma war, mal aufzusuchen und sie zum Essen einzuladen oder etwas Ähnliches.


    "Nein, du hattest es nicht erwähnt. Willst du etwa das große Geld machen? So spät im Leben doch noch in die Fussstapfen der Familie treten und ein einfacher Händler und Geschäftsmann werden?"
    Bei dem Gedanken musste er Lachen. Sein Bruder als Geschäftsmann war das letzte, was er sich vorstellen konnte.










    .

  • Ich musste nun ebenfalls schmunzeln.


    "Nein, es ist ein wenig anders. Ich erzähl es Dir ein anderes mal."


    Ich atmete aus. Das Essen war vorzüglich gewesen.


    "Sag mal, Du sprachst vorhin von einem Lupanar. Ich kenne eines, ich hab Beziehungen, fantastische Frauen, ich kann Dir die zwei besten vermitteln, wenn Du willst. Such Dir eine aus, oder nimm beide..."

  • "Ah, ich hatte schon Befürchtungen." sagte er, noch immer lachend.


    "Das mit dem Lupanar werde ich verschieben, bis ich hier fertig bin und meinen Bericht nach Roma gesendet hab. Dann werde ich gerne auf dein Angebot zurückkommen." sagte er mit einem Zwinkern.


    "Wo du gerade von deinen Beziehungen sprichst.. Du hattest nicht zufällig schon die Gelegenheit bei einem deiner Kontakte die Fühler in Richtung der Dinge auszustrecken, wegen der ich hier bin?"










    .

  • "Nein, ich habe meine Fühler noch nicht ausgestreckt. Meine zeit reichte gerade um die Unterkunft aufzutreiben..."


    Ich sah meinen Bruder an.


    "Das heißt, halt... Messalina ist wieder in Hispania. Anscheinend hat sie sich in Corduba niedergelassen. Und ein Mann der Stadtwache erkannte sie vor dem Palast des Proconsuls."

  • Er hatte gerade den Becher zum Mund geführt um einen Schluck zu trinken als sein Bruder ihm die Information über Messalina mitteilte. Er liess den Becher vor Schreck fallen.


    "Sie ist in Hispania? Und sie war hier in Tarraco? Bist du dir sicher?"


    Er war verwundert, denn bei seiner Abreise aus Roma sass sie noch in einer kuscheligen Zelle in der Castra Praetoria. Sollte er diese Information in seinen Bericht schreiben? Sicherlich. Sollte er vielleicht nach Corduba reisen um sie zu befragen? Sicherlich nicht, denn dies wurde in Roma sicher ausführlichst getan.










    .

  • Eine rote Lache Wein breitete sich auf dem Tischchen aus.


    "Du solltest weniger schreckhaft sein, Bruder. Mich wundert, wie Du es zu den Cohortes schaffen konntest..."


    Ich zwinkerte ihm zu und legte eine Serviette auf die Lache.


    "Ich selbst habe sie noch nicht gesehen. Was den Informaten in Corduba betrifft, kann er sich vielleicht irren, aber der Mann von der Stadtwache irrt sich nicht. Messalina war zu lange Statthalter von Tarraco, als dass er sich täuschen könnte.


    Vielleicht solltest Du sie beschatten lassen...
    Nur so als Vorschlag..."

  • "Ich bin nicht schreckhaft! Jedenfalls sonst nicht. Aber wenn es um diese Angelegenheit geht..."


    Er schaute auf die Weinlache und die Serviette.


    "Ja, das sollte ich tun. Vielleicht führt sie mich ja geradewegs..." sagte er murmelnd zu sich selbst und wurde immer leiser.


    Gedankenverloren begann er mit der Serviette den Wein aufzuwischen.










    .

  • "Sich rauszuhalten wird wohl wirklich das beste sein. Würde ich vermutlich auch tun, wenn ich nicht mitten drin stecken würde." sagte er und legte die triefende Serviette zur Seite.


    "Ich sollte aufbrechen. Wo sagtest du befindet sich das Haus?"








    .

  • "Ja, sicher."


    Ich nickte mit dem Kopf und erhob mich. Es war schön gewesen, dass mein Bruder mal wieder zu Besuch war. Allzu oft sah man sich ja nicht.


    "Du kannst sie nicht verfehlen. Frag einfach auf der Strasse nach dem Sandalenmacher Titus. Ihn kennt jeder und die Insula befindet sich gleich gegenüber. Du wirst sie gleich erkennen, ist die einzige, die zur Zeit nicht bewohnt wird."

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