[Insula] Insula Magna

Sie war ziemlich direkt. Probelauf... Mir wurde etwas heiß.

"Sicher. Ich bin kein Unmensch. Ich zwinge keine Frau dazu mit mir zu schlafen. Hatte ich bisher nicht nötig und werde ich auch nie tun..."

Ich blickte sie an und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück.

"Würdest Du alles tun?"

fragte ich und räusperte mich.

Entweder wollte sie mir einheizen, weil sie scharf auf den Arbeitsplatz war, oder aber sie war sexbessesen. Egal welches von beidem zutraf, für das Lupanar wäre sie damit geeignet. Ich traute ihr sofort zu, jeden Mann im Imperium schwach zu machen, eine Kostprobe dessen wäre eigentlich nicht mehr nötig gewesen.

Ich blickte zu ihr hinunter, hatte mich nicht von meinem Platz bewegt.

"Fellatio?"

fragte ich sie und schloß meine Augen...

Ich hatte meine Augen geschlossen und spürte, wie sie langsam näher kam und das Verlangen in mir stieg. Dann hatte sie ihr Ziel erreicht und begann es zu liebkosen.

Meine Gedanken kreisten wirr in meinem Kopf umher.

"Oh ja, das ist gut so..."

flüsterte ich eher zu mir selbst, als zu ihr und meine Hand griff nach ihrem Kopf. Ich begann ihren Nacken zu streicheln.

Sie hatte aufgehört. Genau in dem Moment. Ich öffnete meine Augen und blickte in ihr Gesicht. Sie sollte weitermachen, es zu Ende bringen...

"Mach weiter, bitte..."

Ich blickte sie an, dachte schon daran, es selbst zu Ende zu bringen und schalt mich dann selbst. Ich hätte dieses Lupanar niemals übernehmen sollen. Doch hier und heute kam diese Erkenntnis zu spät. Mein altes Leben schien mich wieder einzuholen, und nichts und niemand konnte etwas daran ändern.

Als es soweit war, zitterte ich. Es ging ganz schnell und all die Anspannung entlud sich. Ich öffnete meine Augen und blickte sie an. Es schien ihr nichts ausgemacht zu haben. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt erhob sie sich und lächelte mich an. Ich war überrascht und verwirrt...

"Ich bin gleich wieder da..."

Ich erhob mich und verschwand in dem Balneum um mich zu reinigen. Bei Iupiter, dachte ich, mir der Frau konnte es ja etwas geben. Wenn sie in dem Lupanar ebenso zur Sache ginge, hätte ich eine Goldgrube erworben. Vor dem Spiegel stehend blickte ich mich an und grinste. Der alte Balbus war zurück.

Ich nahm den Becher entgegen und leerte ihn in einem Zug. Dann stellte ich ihn ab und trat zu einem Tisch.

"Du wirst also in dem Lupanar arbeiten?"

Irgendwo mussten doch die verdammten Pergamente sein. Wie sollte ich einen Arbeitsvertrag aufsetzen, wenn keine Pergamente da waren? Endlich hatte ich gefunden was ich suchte.

"Wann fängst Du an? Und fünfzig Prozent waren doch in Ordnung, oder?"

Ich wollte die Sache hinter mich bringen, bevor ich mich elend fühlen würde und sich mein Gewissen wieder meldete.

Irgendwie hatte sie es auf mich abgesehen. Ich ging jedoch nicht darauf ein. Als sie mich jedoch anpustete, griff ich sie am Handgelenk und blickte sie an.

"Sag mal, hat Dich jemand auf mich angesetzt? Hat Dich jemand geschickt? Welcher Boss hat Dich vorbeigeschickt? Ich lass mich ungern verarschen..."

Meine Stimmung war plötzlich gereizt.
Dann ließ ich sie los.

"Entschuldige. Doch wenn Du die Arbeit willst, sollte ich es JETZT wissen, damit ich Dich melden kann."

Ich räusperte mich. Für eine Pregrina sprang sie mit mir schon um, als wäre sie meine Gebieterin. Dabei war ich Römer und Regionarius.

Ihre Augen funkelten mich an. Sie war stolz und das gefiel mir. Auch wenn ich es im selben Augenblick hasste. Was bildete sie sich ein? Wer war hierher gekommen um einen Arbeitsplatz zu bekommen? Wer wollte sich als Lupa verdingen? Ich oder sie? Ich blickte ihr nach und zerknüllte das Dokument.

"Wie Du willst!" schrie ich.

"Doch dann brauchst Du kein zweites mal wiederzukommen!
Versuch es erst gar nicht!"

Ich war auf 180, und auch wenn sie vorhin wirklich gut gewesen war, würde ich mir nicht von einer Lupa vorschreiben lassen, was ich zu tun und zu lassen hatte.

Ich rührte mich nicht von der Stelle und sagte kein Ton. Der Schlag hatte gesessen und schmerzte. Erst als sie sich gesetzt hatte und an dem Weinbecher nippte, trat ich wieder zu dem Tisch und zog ein neues Pergament hervor.

"Also fünfzig Prozent."

Mir fiel ein, dass ich nichtmal wusste, wie sie hieß und wie alt sie war.
Ich richtete mich auf und blickte sie an.

"Wie heißt Du eigentlich?
Und wie alt bist Du?"

Es interessierte mich. Ich wollte wissen, wie die Frau hieß, deren Augen pures Feuer waren und die mich ohrfeigen konnte, ohne dass ich mich wehrte.

Ich hatte es mir schon gedacht. Sie war jung und dennoch schon verdorben. Ich nickte mit dem Kopf und lächelte sie dann an.

"Freut mich, Paulina."

Dann schrieb ich einen Angestelltenvertrag und unterzeichnete. Siebzehn Jahre, dachte ich mir...

"Sag mal, Paulina, ich will Dir nicht zu nahe treten,
aber bist Du Dir sicher, dass Du das machen willst?"

Noch zögerte ich.