Avitus war in den frühen Morgenstunden zum Volkstribun ernannt worden, nun machte er schlenderte er demütig durch die ehrwürdigen Hallen des Senates, hier wurde einst die Geschicke des Reiches gelenkt dachte er sich, hier war einst das Zentrum der Macht. Er ging weiter entlang der Sitzreihen der Senatoren, sie waren verwaist, wie meist in den Morgenstunden …vielleicht würde auch er, einst die diesen Hallen Reden schwingen, wie sein Onkel, sein Cousin, sein Vater.
In den Ehrwürdigen Hallen
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Zum ersten Mal in meinem Leben betrat ich nun den Geschichtsträchtigen Senat. Es war ein wirklich wohltuendes Gefühl durch diese Hallen zu wandern, denn niemals hätte ich es auch nur im Entferntesten für möglich gehalten bei den Entscheidungen, die das Reich verändern konnten, hautnah dabei zu sein. Auch wenn in meiner Familie was dies anging eine relativ junge Tradition vorherrschte.
Ich setzte mich gemütlich auf meinen Platz, die Arme nach hinten gelehnt und die Füße ein wenig ausgestreckt, so beobachtete ich das Geschehen und lauschte den Reden der ehrwürdigen Senatoren...
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Mit einer besonders ansehnlichen Toga begleitet, hatte Avarus den Senat aufgesucht. Ansich war ihm entfallen, ob es heute eine Anhörung geben sollte oder nicht. Doch so lange wie er auf Reisen gewesen war, gehörte es sich mal auf einen Sprung vorbei zu schauen.
Tja wie konnte es anders sein, die Curie war leer. Aber nicht sein Weg umsonst. Denn wie es sich für ein Mitglied des Senats gehörte, hatte auch Avarus immer auf dem Laufenden zu sein. Also ging er in die benachbarten Schreibstuben und ließ sich die letzten Versammlungsmitschriften aushändigen. Mit jener recht stattlichen Tabula begab er sich in die Curie und setzte sich dahin, wo er auch sonst zu sitzen pflegte und schlug die erste Tafel auf...
"Beunruhigende Zustände in Hispania" hieß der Titel und schien amüsanten Inhalt zu haben. Er las es gänzlich... und zog ab und zu eine Augenbraue nach oben oder drückte durch komische Mundbewegungen seine Unterstützung aus. Dann wieder war er verblüfft, um schließlich umzublättern und den zweiten Teil zu lesen.
>Crassus ist also garnicht in Rom?< grübelte er danach und klappte die nächste Tafel auf. "Eine Rede des Volkstribuns" vor dem Senat, na wieder etwas intressantes, doch Äußerungen und Tadel des Geschiebenen ließen vernehmen, das jener Tribun nicht vor hatte in die Reihen wichtiger, wie mächtiger Männer aufgenommen werden zu wollen. Tja ein Schmunzeln konnte Avarus sich dabei trotzdem nicht verkneifen. Warum auch, er war allein mit den Tabulas, sie würden sicher nicht petzen.
Dann blätterte er über unwichtige Zweckvermerke drüber, bis er schließlich mit dem "Thema in Tylus" landete. Ein Antrag, eine Diskussion, die keine Ziele erkennen ließ iund schließlich die Abschmetterung durch eine Senatsmehrheit. >hm< dachte Germanicus Avarus, er hätte wohlmöglich ebenfalls mit >nein< gestimmt. Wenig danach, war auch dieses Thema durch Schrift und Verfahren beendet, er widmete sich dem Glücksspiel.
Schnell war es überflogen, doch er fragte sich immernoch, warum es hatte so einen langen Verwaltugsweg nehmen müssen, wo der Senat doch deutlich mehr Einfluss auf die römische Politik nehmen sollte, als eine Provinzcurie. Naja egal... weiter gings zu den Magistraten.
Auch hier nichts wirklich Neues oder jemand besonders Wichtiges, den man sich merken müßte.
Mit der letzten Tafel blickte Avarus mürrisch drein, das Thema gefiel ihm garnicht und sogleich drängte er seine Blicke tief in die Materie. Was gab dem Senat von Rom nur die Triebkraft ein Thema wie "Abwesenheit der Senatoren" zu diskutieren.
"Ahja das war ja klar..." entfuhr es ihm recht laut, während er weiter laß.
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Es war Abend in Rom. Und auch in den Hallen des Senates war es Abend. Die langen Reihen der Sitzbänke, auf denen sich an guten Tagen die dreihundert Senatoren der römischen Curie tummelten, lagen verwaist im diffusen Licht der nur spärlich erleuchteten Halle. Auch auf den Plätzen der Consuln herrschte gähnende Leere. So war es nun einmal im Senat, wenn die Senatoren ihren wohlverdienten Feierabend antraten und allesamt aus dem Gebäude hinausströmten.
Doch an diesem Abend war etwas anders. Denn obwohl all die Sitzplätze offensichtlich leer waren, konnte man von irgendwoher Stimmen vernehmen. Zu wem diese Stimmen gehörten, wurde klar als zwei Personen aus einer sehr dunklen Ecke des Saales ins Licht hervortraten."Wer hat das überbringen lassen?" fragte der eine den anderen.
Ich weiss es nicht, Herr. Es ist irgendwie auf dem Stapel mit den Schreiben gelandet, die hier täglich zugestellt werden. antwortete der andere.
"Hmm.. Mit der Post kam es sicherlich nicht. Immerhin gibt es nichtmal eine korrekte Adresse und sowas würden die vom Cursus Publicus nicht zustellen."
Vielleicht hat es einer der Senatoren abgegeben?
"Versuch das rauszufinden. Und nun lass mich allein." sagte der erste, der auch der ältere der beiden war.
Jawohl Consul. erwiderte der zweite und entfernte sich schnell.Der Consul, namentlich Prudentius Commodus, ging auf die Sitzreihe der Consulare zu und nahm auf der Bank Platz. In seinen Händen hielt er ein kleines Schriftstück, dass er nun erneut betrachtete.
Dem ehrenwerten Consul Commodus.
Zum Einlenken ist es nicht zu spät. Ehrenhaftigkeit allein reicht in dieser Stadt nicht mehr. Hüte dich vor jedem Tag und denk an den ersten der ersten.
Er las die kurze Nachricht immer wieder, bis er irgendwann genug davon hatte und nur noch gehen wollte. Er erhob sich und eilte zum Ausgang. Die Nachricht, die er in der Zwischenzeit neben sich gelegt hatte, vergaß er bei seinem Abgang.
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Nach einer Senatssitzung, die sich mit der Bewilligung von Geldern für ein unbedeutendes Projekt innerhalb Roms beschäftigt hatte, erhob sich Durus von seinem Platz und ging die Stufe hinab, auf der weitere Aediliciae saßen (beispielsweise Senator Macer). In diesem Augenblick erblickte er Quintus Fabius Vibulanus, der sich gerade von einem anderen Senatoren verabschiedete. Man konnte deutlich erkennen, dass der Fabier diese Senatsferien auf einem seiner Landgüter verbracht hatte (eine gesunde Bräune verbarg seine sonst eher helle Haut) und so beschloss Durus, ihn darauf anzusprechen - Kontakte pflegen war wohl eines der wichtigsten Dinge für einen Politiker.
"Salve, Fabius! Ich habe Dich ja schon lange nicht mehr gesprochen!"
sprach er Vibulanus daher an. Der Senator drehte sich um und sah Durus erst überrascht, dann freundlich an.
"Oh, Tiberius - was für eine Überraschung!"
"Wie ich sehe, sind Dir die Senatsferien gut bekommen?"
"Ja, ich war auf meinem Landgut in Sardinia - sehr schöne Lage. Ich war ein paar Wochen mit meiner Familia...Du weißt ja - nach dem Rechten sehen eben."
Durus nickte. Er selbst hatte ja seine Neu-Erwerbung in Baiae besucht.
"Ich war in Baiae. Mein neues Landgut dort ist ganz nett, wenn auch nicht übermäßig groß."
Für Vibulanus, den Spross einer derartig alten und mächtigen Gens war es vermutlich nicht viel mehr als ein Bauernhaus, aber das waren auch keine Maßstäbe...
"Tatsächlich? Die Augusta soll ja ebenfalls dort gewesen sein...wie ich hörte."
Da Durus keine Ahnung hatte, wo die Augusta den Sommer verbracht hatte, also kommentierte er dies nicht, sondern lächelte einfach.
"Ich bin ihr jedenfalls nicht begegnet."
Der Fabier lachte kurz auf.
"Sie wird sicher auch nicht übermäßig viel in der Gegend herumspaziert sein."
Während Durus in das Lachen einstimmte, kam ihm ein spontaner Gedanke.
"Fabius, hast Du eigentlich heute Abend schon etwas vor?"
Das Lächeln des Senators erstarb und er schien einen Augenblick nachzudenken. Dann meinte er schließlich.
"Nein, durchaus nicht. - warum?"
"Ich würde Dich und Deine Frau gern zu mir nach Hause einladen - ein wenig essen, ein wenig plaudern..."
"Oh, gern. So um die 11. Stunde? Ich muss nämlich heute noch etwas wichtiges erledigen."
Durus war mit dieser Zeit mehr als zufrieden - nicht zu früh, aber auch nicht übermäßig spät.
"Gut, dann zur 11. Stunde."
Die beiden Senatoren verabschiedeten sich, Durus plauderte noch mit dem ein oder anderen Senator und ging dann nach Hause.
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Langsam und bedächtig setzte Gracchus einen Fuß vor den anderen, sog jeden Herzschlag verrinnender Zeit dieses so bedeutsamen Augenblickes tief in sich ein. Der Himmel über Rom war ein wenig getrübt durch gräuliche Wolken, hinter Gracchus lärmte die Stadt, tausend Geräusche, tausend Worte wehten vom Forum zur Curia Iulia hinüber und tauchten ihn in ein Gewirr aus alltäglichem Leben, aus buntem Treiben der ewigen Stadt. Doch nichts war alltäglich an diesem Tage, gleichsam wie der Himmel nicht graufarben genug hätte sein können, um Gracchus in seiner Euphorie nicht das erhabene Strahlen eines erhebenden Tages vorgaukeln zu können, denn dies war es, was der Tag war, erhebend, beinahe indefinibel erhabend. Ein wenig submiss trat er über jene Schwelle, über welche vor ihm bereits so viele große Männer waren getreten, denn sub specie aeternitatis war er nur ein kleiner, unwichtiger Funken am Leuchten des Himmels, und obwohl er nun hier war, hatte er noch immer klandestine Bedenken, ob er dem gewachsen würde sein, was in dieser Halle würde folgen, ob er den Ansprüchen des Imperium Romanum würde genügen können. Dennoch konnte nichts verhindern, dass ein Gefühl des Stolzes jedes noch so feine Härchen auf seinem Körper aufrichtete, nicht die an ihm vorbeieilenden Senatoren, nicht die laute Beschimpfung eines Boten, der sich seinen Weg über das belebte Forum kämpfte, nicht alle Befürchtungen in Gracchus' Innerem. Obwohl dies nur ein kleiner Schritt war für die Menschheit, so war es doch ein großer Schritt für Gracchus, ein großer Schritt auf jenem Weg, für welchen er geschaffen worden, auf jenem Weg, welcher ihm von Anfang an bestimmt gewesen war, und ein großer Schritt in Richtung jener Ziele, welche noch vor ihm lagen. Endlich in seinem Leben hatte Gracchus das Gefühl, seine Ahnen mit Stolz zu erfüllen, den Ansprüchen seines verstorbenen Vaters zu genügen, und dies war ein äußerst erbauliches Gefühl. Jener Augenblick, in welchem er die Schwelle der Tür über- und in die heilige Halle des Senates hinein trat, jener Augenblick hätte nicht lange genug andauern können, doch obwohl er sich in Gracchus' Empfinden bereits aufgrund der überproportionalen Bedeutung hinsichtlich seines Lebens ein wenig länger zog als üblich, so verging er doch wie jeder andere Augenblick und tauchte letztlich unter im Strom der Zeit. Aufmerksam sondierte Gracchus die Sitzreihen der bereits anwesenden Senatores, verschaffte sich einen ersten Überblick über augenscheinliche Gruppierungen. Er hatte immer gehofft, an diesem ersten Tag in den Reihen hinter seinem Vetter Platz nehmen zu können, zuletzt auch hinter seinem Vetter, welcher eigentlich sein Neffe war, doch beide weilten fern der Hauptstadt und des Senates. So suchte er denn letztlich die Nähe einiger anderer ihm bekannter Patrizier, denn für das erste war es sicherlich nicht verkehrt, seinen Platz nahe des eigenen Standes zu suchen, denn für das erste kam sich Gracchus trotz allem vor wie ein Eindringling, wie ein Junge, welcher heimlich vom süßen Nachtisch aus der Küche stahl - obgleich ihm jene Erfahrung fremd war, denn mit süßem Nachtisch hatte Gracchus noch nie viel anfangen können.
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