Sella Curulis des Praetor Urbanus [alt]

Ein Bote der Kanzlei huschte in das Officium und gab einen Brief für den Praetor ab:

Gleich danach war er wieder weg.

Nachdem er den Brief durchgelesen hatte, musste Victor schmunzeln. Da hatte das mit dem Standard-Text in der kaiserlichen Verwaltung wohl jemand zu genau genommen, wenn er schon von Rom nach Rom kommen sollte. Der Brief zumindest landete zuoberst auf einem Stapel mit wirklich wichtigen Dokumenten, bevor sich der Praetor wieder den üblichen Streitereien der Bürger widmete.

Sebastianus nickte.

Gut. Dann weiß ich was ich machen muss. Ich danke euch vielmals. Ich werde dann gerne wieder kommen und euch um Rat fragen. Habt dank.

Mit diesen Worten verabschiedete sich Sebastianus und verließ das Officum!

"Nichts zu danken, das ist meine Aufgabe hier. Vale!"

Victor schaute Sebastianus hinterher, bis dieser den Raum verlassen hat, dann widmete er sich wieder der Rechtsstreitbeilegung.

Ein Sklave betrat die Aula und reichte einem Scriba des amtierenden Praetors ein Schriftstück.

In Begleitung ihrer Liktoren betritt die neue Praetrix Urbanae die Basilica Ulpia. An die stetige Begleitung durch die Männer mit den fasces hat sie sich noch nicht ganz gewöhnt, doch nach dem bisherigen Eindruck scheinen es pflichtbewusste und loyale Männer zu sein. Einer von ihnen eilt voraus, mit dem Auftrag den Aufenthaltsort des Amtsvorgängers ausfindig zu machen. Derweilen sieht Livia sich aufmerksam um und erinnert sich an ihren letzten Besuch im Gerichtsgebäude.

Nachdem die Wahlen nun gelaufen waren und Victor nicht mehr Praetor Urbanus war hatte er seine letzten Sachen auf dem Schreibtsich in der Basilica von einem Sklaven zusammenräumen lassen und stand nun neben dem curulischen Amtsstuhl. Tiberia Livia kannte er zwar nur flüchtig aus der Curia Iulia, aber die Liktoren waren bei ihrer Ankunft nicht zu übersehen. Zu winken unterliess er in seiner Toga besser, aber die mussten ja sowieso wissen, wie man zum Raum des Praetors fand.

Nachdem man ihr von der tatsächlichen Anwesenheit des ehemaligen Praetors berichtet hat, lässt Livia sich von ihren Liktoren direkt an ihre neue Wirkungsstätte führen. Sie grüßt den Octavier mit einem freundlichen Lächeln.

"Salve, Senator. Es ist mir eine Ehre deine Nachfolge antreten zu dürfen. Verzeih, dass ich dich schon jetzt hier aufsuche, doch mir liegt eine reibungslose Amtsübernahme sehr am Herzen. Gibt es noch offene, laufende Verfahren, auf die ich ein Auge haben sollte oder hast du noch weitere Hinweise für mich?"

"Salve Praetrix! Ich hoffe ich darf dir erstmal herzlich zu deiner Wahl gratulieren."

Leicht lächelte Victor ihr zu, dann fing er aber auch gleich mit dem Ernst des Amtes an und reichte ihr ein Dokument.

"Tatsächlich müsstest du demnächst eine Hauptverhandlung vor dem Iudicium Minor verhandeln. ich war so frei sie für den PRIDIE ID APR DCCCLVI A.U.C. (12.4.2006/103 n.Chr.) festzusetzen, vielelicht ist dir das ein bischen zu kurzfristig? Ein Iudex müsste da auch noch bestimmt werden, das Amt des Praetor Peregrinus bleibt ja auch dies Amtszeit mal wieder unbesetzt. Dieses Schriftstück ist ein Protokoll der Ersten Anhörung.

Ansonsten ist keine Verhandlung offen, es läuft keine Anhörung und zur Zeit nichts ausser den üblichen Beschwerden. Aber wenn du Fragen hast, bin ich jederzeit in der Casa Octavia zu erreichen."

Erfreut bedankt sich Livia für die Glückwünsche. Seinen Ausführungen hört sie aufmerksam zu, nimmt das Dokument entgegen und nickt schließlich nachdenklich.

"Oh, das ist in der Tat recht kurzfristig."

Ihr Blick fällt sorgenvoll auf die umfangreich wirkende Schriftrolle des Protokolls, doch sie lächelt tapfer.

"Ich werde sehen, was sich machen lässt. Wie es aussieht, wird es heute noch ein langer Abend für mich. Mal sehen, ob sich so schnell noch ein geeigneter Iudex findet. Ich danke dir für deine Mühen. Falls notwendig werde ich gerne auf dein Angebot zurückkommen. Doch ich hoffe, dass ich mich hier schon bald einigermaßen zurechtfinden werde..."

Sie hält kurz inne, als ihr plötzlich eine Idee kommt. Mit einem leicht verschmitzten Lächeln blickt Livia den ehemaligen Praetor an.

"Wie ist es mit dir? Wäre es möglich, dass du mir bei diesem Prozess als Iudex zur Seite stehst? Da du mit diesem Sachverhalt bereits vertraut bist, erscheinst du mir geradezu optimal geeignet..."

Mit einem milden Lächeln auf dem Gesicht zuckte Victor mit den Achseln.

"Ich dachte schon ich, dass ich dieser Aufgabe entgehen könnte, aber natürlich würde ich als Iudex dir gerne zur Seite stehen wollen."

"Ich danke dir."

Erleitert atmet Livia auf, dass dieses erste kleine Problem zumindest schon gelöst zu sein scheint. Sie wirft einen kurzen Blick auf die ersten Zeilen des Protokolls und entdeckt nur unzählige Worter und allerlei Zahlen. Einen Seufzer kann sie sich jedoch verkneifen und leicht fällt es ihr, das Dokument wieder zusammenzurollen und dessen Studium auf den späteren Abend und den nächsten frühen Morgen zu verschieben.

"Wenn es sonst nichts weiter anzumerken gibt, dann möchte ich dich auch nicht länger aufhalten. Mir steht noch ein arbeitsreicher Tag bevor und du möchtest sicher die ersten Stunden deiner Freizeit genießen."

"Dann genieß du auch deinen ersten Arbeitstag und keine Sorge; die Arbeit ist halb so schlimm wie sie aussieht. Vale!"

Zum Abschied hob Victor die Hand und schenkte dem unbequemen Amtsstuhl einen letzten nur bedingt wehmütigen blick, bevor er die Gerichtshalle verliess.

Furianus erreichte in seiner Sänfte den Sitz des Preator Urbanus und klopfte an dessen Officium.

*KlopfKlopf*

Ein Scriba öffnet die Tür und bittet den Besucher ins Vorzimmer.

"Salve. Was kann ich für dich tun?"

Furianus ließ die Sklaven draußen stehen und trat ein.

"Salve, ich bin hier, um zu erfragen wie es über den Verlauf meiner Klage steht."

Verwundert mustert ihn der Scriba, denkt nach, kann sich jedoch nicht entsinnen.

"Verzeih, doch wer bist du und um was für eine Klage handelt es sich?"

"Entschuldige, Lucius Flavius Furianus mein Name. Es handelt sich um eine Klage gegen Medicus Germanicus Avarus, welche ich schon vor Monaten einreichte, sie aber aufgrund der Immunität des Angeklagten nicht durchsetzbar war. Nun ist es anders und der Consul seines Amtes enthoben."

Der Scriba erinnert sich vage an derartige Vorfälle.

"Eine formelle Anklage ist in diesen Belangen noch nicht erhoben worden. Handelt es sich um ein Verbrechen oder Schwerverbrechen? In dem Fall ist der zugehörige Antrag durch die Advocatio Imperialis zu stellen."

Furianus seufzte und merkte schon, dass diese Angelegenheit mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.

"Eine formelle Anklage nicht, doch dacht ich der letzte Praetor hat sich um jene gekümmert."

Er senkte sein Stimme und schien mehr mit sich zu sprechen.

"Aber dem scheint nicht so...enttäuschend."

Nun fuhr er wieder hoch und blickte sich um.

"So gib mir ein Blatt und Feder, ich werde es sogleich hier tun. Und nein, kein Verbrechen solcher Art, lediglich eines der üblen Nachrede."